18.50 (CS), 19.55, 21.05, 22.15 BOB WAYNE & THE OUTLAW CARNIES

Howdyho Friends And Neighbours! In vier umjubelten Blöcken bot Meister Bob Wayne (in Bikerkutte und mit Stirnband) lupenreinen Country. Musikalisch gabs da nicht viel Anknüpfungspunkte zum Restprogramm des Festivals aber auf dem rechten Unterarm des Fronters prangte ein riesengrofler NEUROSIS-Schriftzug und zudem hat er vor ein paar Monaten eine Splitsingle mit EXODUS veröffentlicht (kein Witz jetzt!), so falsch war der Mann hier also gar nicht. Seine vierköpfige Band bestand aus einem Mann am Kontrabass, einem an der Gitarre, einem Drummer und einem am Banjo. Die Herren waren aber gar nicht seine übliche Begleitband (Zitat Bob: „My Band Got Deported To The States After The End Of The Tour!“) sondern bestand aus deutschen Muckern die auf dem SUMMER BREEZE ihr Debüt mit Master Wayne gaben, was man ihrem souveränen Spiel zu keiner Zeit anmerkte. Zwischen den Songs unterhielt der ehemalige ZEKE-Mercher mit lustigen Stories und reagierte auch mehrfach auf Publikumswünsche – die beigefügte Setlist also nur unter Vorbehalt.

02.15 (PZ) NOCTE OBDUCTA

Zum Abschluss des Freitags war Kontrastprogramm angesagt – und zwar nicht nur in dem Sinne, dass NOCTE OBDUCTA einen ganz anderen Ansatz der Black Metal-Tonkunst verfolgen als das die Schweden von MARDUK taten. Nein, auch innerhalb des Auftritts der Deutschen konnten die Kontraste nicht deutlicher ans Licht treten: Neben epischen Songs der „Nektar“-Phase oder dem Opener „Leere“ vom aktuellen Album „Umbriel (Das Schweigen Zwischen Den Sternen)“ fanden mit „Waldrand“ und „Braineaters“ auch zwei zackig-knackige Kracher den Weg ins Programm des Sechsers. Besonders schönes Detail des Auftritts war wohl der Song „Kinder“, den NOCTE OBDUCTA der Ansage von Gitarrist Marcel Va. Traumschänder zu Folge bereits vor acht Jahren auf dem Summer Breeze dargeboten hatten, danach aber nie auf Platte bannen konnten. Dies soll nun im Rahmen der kommenden beiden Alben nachgeholt werden, weshalb der Song vollkommen zu Recht ausgiebig bejubelt wurde. Mit „November / Pan“ boten NOCTE OBDUCTA, die zeitweise mit vier Sängern gleichzeitig aktiv waren, genau das richtige Gehör-Futter, um die dankbaren Fans um kurz nach drei Uhr in den wohlverdienten Schlaf zu schicken.

01.00 (PZ) MARDUK

Nach den Metalcorelern von EVERGREEN TERRACE wurde es wieder finster im Partyzelt – und das lag nur zum Teil an der fortgeschrittenen Stunde, sondern vor allem an der Bühnenpräsenz MARDUKs, die ihre gesamte Routine ausspielten und ihr Publikum von der ersten Sekunde an fesselten. Die Auswahl der Songs erstreckte sich vom 1998er Knaller „Nightwing“ über „Panzerdivision Marduk“ bis hin zum aktuellen Album „Serpent Sermon“, dessen Vertreter „Temple Of Decay“ den Vierer in ungewohnt getragener Manier zeigt, dabei aber nichts von der rohen Gewalt einbüßt, die dem schwedisch-schwarzen Schwermetall von Håkansson & Co. innewohnt. War „Temple Of Decay“ vergleichsweise gedrosselt, schienen MARDUK diese „Verzögerung“ direkt aufholen zu wollen und schoben mit „Christraping Black Metal“ einen durchgängig in Blastbeats gehaltenen Song hinterher. Dabei demonstrierte Sänger Mortuus in seiner Interaktion mit den Zuschauern einmal mehr, dass er mittlerweile zur echten Frontsau gereift ist. MARDUK scheinen dabei nicht nur gegen den Zahn der Zeit immun zu sein – wie „Serpent Sermon“ eindrucksvoll beweist -, auch Widrigkeiten auf der Bühne machen der Band offenbar keinerlei Schwierigkeiten: Sei das die streikende Gitarre Morgans oder ein übereifriger Fan, der gegen Ende des Gigs die Bühne stürmte und sein Hinterteil entblößte; als er das ein weiteres Mal versuchte, machte er unsanfte Bekanntschaft mit einer elanvoll geschwungenen Gitarre. MARDUK demonstrierten in den 55 Minuten einmal mehr, welche Macht sie live sind, und hinterließen ein feierndes Publikum, das wohl zu Recht eine Zugabe forderte.

00.00 (PS) FINNTROLL

Als am Freitagabend pünktlich um Mitternacht ein dunkles Hämmern begleitet von einer atmosphärischen Lichtshow von der Pain Stage ertönte, hatten sich zahlreiche Fans mit Methörnern und Fellen bewaffnet vor der Bühne eingefunden, um mit den Trollfreunden aus Helsinki zu feiern. FINNTROLL waren gleich zu siebt angereist, und hatten neben ihren alten Klassikern natürlich auch das neuste Werk „Blodsvept“ im Gepäck. Mit dem Titeltrack wurde dann auch gleich kräftig losgehämmert, Humppa-Klänge trafen auf Black und Death Metal alter finnischer Schule, die Crowdsurfer ließen sich nicht lange bitten und auch ein ordentlicher Pit hatte sich bereits nach wenigen Minuten unmittelbar vor der Stage gebildet. Da spritzte das ein oder andere Bier, oder in diesem Fall wohl eher Met durch die Luft, bei den Refrains gaben sich die Zuschauer trotz den rein schwedischen Lyrics textsicher (trotz ihrer finnischen Herkunft singen FINNTROLL auf schwedisch, da es „verdammt trollisch“ klingt), und Fronter und Guttural-Spezialist Mathias „Vreth“ Lillmåns heizte das Publikum mit seinen amüsant klingenden Zurufen ordentlich an. Seine Deutschkenntnisse, die sich eigentlich nur auf Schimpfwörter beschränkten, sorgten für genauso gute Laune wie die beiden äußerst aktiven Gitarristen Skrymer und Routa, die von einer Seite der Stage zur anderen hetzten. Die Setlist war sehr zur Freude vieler Fans nicht nur auf neuere Songs beschränkt, die sich spätestens seit dem letzten Album von der Trollthematik abgewandt haben, sondern hatte am Ende mit „Trollhammaren“ und „Jaktens Tid“ noch zwei echte „Evergreens“ der Band im Programm. Ein würdiger Abschluss für die Party auf dem Infield, den die Zuschauer mit minutenlangen Jubelschreien nochmal ordentlich feierten.

23.45 (PZ) Evergreen Terrace

Wer nach MADBALL auf die Bühne muss, hat es erfahrungsgemäß immer schwer und so zeigten sich bei EVERGREEN TERRACE schon leichte Auflösungserscheinungen beim Publikum. Nichtsdestotrotz startete die Band aus Jacksonville gewohnt bewegungsfreudig mit “Enemy Sex“. Mit mehr als sieben Platten zur Auswahl hat die Combo natürlich mit der Zeit einige Hits angehäuft, die das Set ganz automatisch zu einem starken Best-Of verdichteten. Auch kamen gleich zwei Cover-Songs (“Mad World“ von TEARS FOR FEARS und “Sunday Bloody Sunday“ von U2) zum Zug, die lauthals mitgesungen wurden und den Ruf von EVERGREEN TERRACE als hervorragende Party-Band zusätzlich untermauerten. Klar durfte da auch “Chaney Can’t Quite Riff Like Helmet’s Page Hamilton“ nicht fehlen, das frenetisch bejubelt wurde. Alles in allem sicher ein sehr guter Auftritt der Amis, der wohl nur dem offensichtlich auf MARDUK wartenden und mit Corpse-Paint bemalten, absolut emotionslosen jungen Herr in der ersten Reihe nicht gefallen haben dürfte.

23.25 (CS), 00.40, 01.55 GASMAC GILMORE

Man kann sich sicher sein, dass diese Band in vielen Nachberichten positiv hervorgehoben und wohl auch als eine der Überraschungen des Festivals genannt werden wird. Vorher hatten die wohl die wenigsten auf dem Zettel, aber bereits bei ihrem ersten Block sprang die Energie, die die Band rüberbrachte, direkt aufs Publikum über – auch wenn „Mayonnaise“ und „Sunkist“ rein kulinarisch sonst nicht so die optimale Kombination sind. Auch optisch präsentierte sich die Band als tighte Einheit, erschienen sie doch in einer Art Tracht. Musikalisch war’s ein wilder Mix aus SYSTEM OF A DOWN, Balkansounds und Klezmer, den ihnen so leicht keiner nachmacht. Mit jedem Set wuchs der Andrang vor der Camel Stage und die Mucker genossen die Zeit mit dem Publikum sichtlich. Das nennt man dann wohl eine klassische Win-Win-Situation!

22.35 (PZ) MADBALL

Neben AGNOSTIC FRONT war mit MADBALL eine weitere soundprägende Hardcore-Band aus New-York auf dem SUMMER BREEZE vertreten. Außerdem ist MADBALL-Sänger Freddy Cricien der Halbbruder von AGNOSTIC FRONT-Sänger Roger Miret. Da LAMB OF GOD zeitgleich auf der Mainstage spielten, war das Zelt nicht ganz gut gefüllt, aber die Leute, die sich eingefunden hatten, konnten sich auf ein mit Hits gespicktes Set freuen. Schlechte Shows der schwergewichtigen New Yorker muss man ohnehin mit der Lupe suchen und auch an diesem Freitagabend gab es nur eine Marschrichtung: mit voller Kraft voraus! Wie immer rannte und sprang Freddy Cricien wie ein Derwisch über die Bühne und scheute auch den direkten Kontakt mit dem Publikum nicht. Trotzdem dauerte es einige Songs bis auch das Publikum die Steilvorlage aufnahm und für mehr Action zu haben war. Nachdem man sich aber aufeinander eingegroovt hatte, kam man dem gewohnten Prädikat Abriss erneut sehr nahe.

Mehr Infos zu Madball

22.25 (MS) LAMB OF GOD

Gemütlich haben sie es sich ja gemacht, die Lämmer Gottes. Für ihren Headliner-Slot, der zeitgleich ihren ersten Gig überhaupt beim SUMMER BREEZE bedeutete, entrollten LAMB OF GOD heimelige Teppiche mit Bandlogo und -schriftzug auf dem Bühnenboden und auch die Backline aus Marshall-Türmen lud zum Verweilen vor der Main Stage ein – wenn man denn noch einen Platz fand. Proppenvoll war es, als mit „Desolation“ sowohl Fans als auch Band regelrecht explodierten und die nächsten eineinhalb Stunden genau das machten, was Fronter Randy Blythe immer wieder forderte: „Fuck The Place Up!“ Natürlich gingen er selbst und die Instrumentalfraktion mit gutem Beispiel voran. Während Monster-Drummer Chris Adler relativ ruhig aber präzise sein Kit zu Klump schlug und die Gesichter der Saitenhexer beim Dauerbangen kaum zu sehen waren, fegte Blythe von Beginn an wie ein Derwisch von links nach rechts und wieder zurück, brüllte sich die Lunge aus dem Leib und animierte das Publikum zum Mitsingen, Moshen und Durchdrehen. Fast müßig zu erwähnen, dass im Pit der Punk abging. Die Security im Graben hatten fast keine ruhige Minute. Ständig kamen Wellen neuer Crowdsurfer über die Köpfe der Fanmassen nach vorne, wenn nicht gerade mal wieder gewaltige Circle Pits den Raum vor der Bühne einnahmen – bei „Omerta“ und „Redneck“ gar über die gesamte Bühnenbreite! So viel Aktion schlaucht. Ab und zu nahmen sich LAMB OF GOD also ein kleines Päuschen und Blythe die Zeit, sich ausgiebig beim Publikum für den Support zu bedanken und Späße über die deutsche Faszination für David Hasselhoff zu reißen. Schade nur, dass LAMB OF GOD etwa fünfzehn Minuten früher als geplant mit ihrem Set durch waren und auch keine Zugabe nachschoben. Dennoch erwiesen sie sich bei ihrer Dinkelsbühl-Premiere als absolut würdige Headliner, der hoffentlich bald wieder beim SUMMER BREEZE mitmischt.

21:25 (PZ) WHITECHAPEL

Der Mann mit der wohl unscheinbarsten Statur auf dem Festival, Phil Bozeman, und seine Jungs von WHITECHAPEL waren der perfekte Act, um kurz nach neun die vorwiegend jungen Zuschauer in das kuschlig warme Zelt zu treiben. Deathcore der härtesten Sorte sollte es geben, der spätestens seit dem Deal mit Metal Blade Records und vier groflartigen Alben auch über Szenegrenzen hinaus geschätzt wird. Ein angsteinflößendes Grunzen und schnelle Blasts lieferten dann einen knallharten Einstieg für die Party, die in der Folge vor der Bühne steigen sollte: Moshpits, Crowdsurfer, Headbanger, hier war einfach alles dabei, und gerade bei den Breakdowns und den Zurufen des Sängers ging im Pit gehörig die Post ab. Mit „Make It Bleed“ oder „Section 8“ gab es viele neuere Songs der Band zu hören, die inzwischen deutlich näher am Death Metal rangiert als noch auf dem Debüt. Abgeschreckt wurde dadurch aber niemand, ganz im Gegenteil: Je mehr Titel die Fünf zockten, desto mehr Interessierte füllten mit fortschreitender Spielzeit das Zelt. Ohne Gnade und nennenswerte Pausen zockten die Amis ihr Set runter, bedankten sich am Ende freundlich und verlieflen dann beinahe so erschöpft wie die feiernde Meute das Zelt.

Mehr Infos zu Whitechapel

21.20 (PS) TIAMAT

Magische Momente sind durchaus rar. Diese emotionale Stimmung mit einem Festivalauftritt von TIAMAT in Verbindung bringen zu wollen, gleicht schon fast einem Lottogewinn. Aber genau das war heute mit der hereinbrechenden Nacht der Fall. Johan Edlund war auf den Punkt präsent und zündete mit dem Opener „The Scarred People“ ein Hit-Feuerwerk. Unerwartet, aber umso schöner war der Platz vor der Bühne anzusehen. Soweit das Auge reichte, drängten sich die Festivalbesucher vor der Bühne, um dem Auftritt der Schweden beizuwohnen. Unerwartet deshalb, weil Edlund bei den letzten Veröffentlichungen nicht durchgängig seine Talente als begnadeter Songwriter zur Geltung bringen konnte. Trotzdem war es schön zu sehen, welche Anziehungskraft noch immer von dieser Ausnahmeformation ausgeht. Auch Edlund und seine Mannen schienen zu spüren, dass dieser Abend ein ganz besonderer werden könnte. Unterstützt wurde dieser legendäre Auftritt von einem kristallklaren Bühnensound. Zwar war die Laustärke zu Beginn nahe der Schmerzgrenze, nach zwei Songs hatte sich allerdings eine perfekt balancierte Soundwand eingepegelt, die die eindrückliche Wirkung der Songs zudem unterstrich. Edlund ist bekanntermaßen kein Entertainer und tat an diesem Abend auch optisch nichts dazu, dies zu fördern. Barfuß und mit ausgewaschenen Klamotten, präsentierte sich der Schwede und hielt sich auch mit Ansagen dezent zurück. Dies war allerdings zu keiner Zeit störend. Der Fokus lag von Beginn an auf den Songs und Edlund ist das Zentrum eben dieser. An der Saiten- und Rhythmusfraktion gab es Individualisten zu sehen, die versunken und verloren in der Musik genau das taten, was sie sollten. Sie legten einen pompösen Soundteepich unter Edlunds Organ. Was bleibt am Ende dieses Sets? TIAMAT haben es mit ihrer Musik geschafft, tausende zu magnetisieren und in ein Zentrum purer Magie zu ziehen. Perfekt!

20.15 (PZ) ORPHANED LAND

ORPHANED LAND haben mit ihren orientalisch angehauchten und progressiven Kompositionen in den letzten zwanzig Jahren garantiert mehr für die Völkerverständigung im Nahen Osten getan als jeder Politiker. So interpretierte Sänger Kobi Farhi den Titel ihres neuen Albums „All Is One“ als Symbol für das vorbildliche Miteinander und die gelebte Toleranz innerhalb der Metal-Szene. Der Sänger, der komplett barfuß über die Bühne turnte, erinnerte optisch an Jesus, seine Message blieb aber nicht mehr als die des einfachen Mannes, der in Frieden leben und sich mit seinen Nachbarn vertragen will. Und obwohl der Sound nicht jede der vielen Klangfacetten zum Strahlen bringen konnte, kam die Botschaft bei der großen Zuschauerschar an, die die Israelis von der ersten gespielten Note an gemeinsam bejubelte. Den unbedarften Hörer konnte die Musik in ihrer Vielschichtigkeit geradezu erschlagen, wer sich jedoch auf die anspruchsvollen Kompositionen einließ, der erfreute sich an der Erhabenheit der Songs und ihrem Tiefgang. Für „Norra El Norra“ holte Kobi Farhi TRISTANIA-Frontlady Mariangela Demurtas als Duettpartnerin zu sich auf die Bühne, die in ihrem kurzen roten Kleid und den hohen weiflen Stiefeln auch optisch eine gute Figur machte. Die abschließenden Zugabe-Rufe galten hingegen gänzlich dieser auflergewöhnlichen israelischen Band, die allen politischen Implikationen zum Trotz in erster Linie doch einfach fantastische Musik ablieferte.

20.00 (MS) ANTHRAX

Es war mal wieder an der Zeit, auf der Main Stage den imaginären roten Teppich auszurollen, der den Legenden vorbehalten ist. Ladies And Gentlemen, We Proudly Present, One Of The Famous Big Four: ANTHRAX! Im Bühnenhintergrund prangte ein riesiges Backdrop im Design ihres 2011er-Albums „Worship Music“, neben dem Drumkit standen vor der Backline jeweils grofle Aufsteller mit den bekannten A-Pentagrammen (später wurden dort dann Dimebag-Gedenk-Motive aufgezogen) und die Band lief einheitlich mit schwarzen identisch bedruckten Hemden auf. Wobei die Band – da mag sich der ein oder andere verwundert die Augen gerieben haben – wartete mit ein paar neuen Gesichtern auf. An der Lead-Gitarre rifft ja bekanntlich seit dem Abgang seines Vorgängers gen VOLBEAT Jonathan Donais (Ex-SHADOWS FALL) aber auch hinterm Schlagzeug saß heute nicht Charlie Benante. Der hatte sich nämlich an der Hand verletzt und wurde durch den Metal-Söldner Jon Dette ersetzt, der in seiner langen Karriere u.a. auch schon für TESTAMENT, SLAYER und EVILDEAD die Kessel gerührt hat. Mit dem Doppelpack aus „Among The Living“ und „Caught In A Mosh“ starteten die New Yorker fulminant in ihr Set. Der gertenschlanke Frontmann Joey Belladonna zeigte sich sehr bewegungsfreudig und gut gelaunt, schonte sich trotz seiner 52 Jahre in keinster Weise und kommunizierte genausoviel mit dem Publikum wie die Gaillionsfigur der Band, Scott Ian. Der kündigte in der Mitte des Sets dann auch eine Coverversion seiner Lieblingsband an und es folgte tatsächlich „TNT“ von AC/DC. Kann man machen! Das Publikum tickte jedenfalls total aus und selbst die drei am Ende des Sets positionierten Klassiker „I Am The Law“, „Madhouse“ und „Antisocial“ wurden später nicht mehr gefeiert. Die Band konzentrierte sich natürlich hauptsächlich auf die allseits bekannten Klassiker, aber auch groflartige Songs jüngeren Datums wie „In The End“ fanden ihren Weg ins Set.

19.10 (PZ) FIREWIND

Der Gig von FIREWIND begann eher unspektakulär. Doch die Band um den griechischen Gitarren-Wunderknaben Gus G., der inzwischen auch bei OZZY OSBOURNE in die Saiten haut, gab sich redlich Mühe, konnte sich genauso rasch steigern wie der anfangs eher suboptimale Sound und das Publikum bald aus seiner frühabendlichen Lethargie reiflen. Natürlich durfte Gus G. seine Künste auch in einem Solo unter Beweis stellen, das nahtlos in das starke Instrumentalstück „The Fire And The Fury“ überleitete. Bei den übrigen Stücken stand ADAGIO-Sänger Kelly Sundown Carpenter hinter dem Mikro, der in diesem Sommer den ausgestiegenen Apollo Papathanasio vertrat, da die Band bislang noch keine Zeit für die Suche nach einem vollwertigen Nachfolger gefunden hatte. In seinem langen Lodenmantel dürfte der Frontmann ordentlich ins Schwitzen gekommen sein, seiner starken Gesangsperformance tat dies jedoch keinen Abbruch. Für „Breaking The Silence“ bekam der Däne Unterstützung durch LEAVES‘ EYES-Frontelfe Liv Kristine. Ihr gemeinsames Duett entpuppte sich als der Höhepunkt des Sets und wurde bis in die hintersten Reihen des Zeltes ausgiebigst beklatscht. Die Menge war somit endgültig aus ihrer Lethargie gerissen und stimmte nach dem abschlieflenden „Falling To Pieces“ laute „Zugabe“-Rufe an, die indes aufgrund des straffen Zeitplans unerfüllt bleiben mussten.

18.55 (PS) WALLS OF JERICHO

Lange haben sich WALLS OF JERICHO rar gemacht. Die Schwangerschaft von Front-Frau Candace Kucsulain leitete eine fast zwei Jahre andauernde Pause ein, die erst letzten Sommer beendet wurde. Und wieder ein Jahr später durften wir die Band aus Detroit nun endlich auch wieder auf dem SUMMER BREEZE begrüßen. Bei strahlendem Sonnenschein wartete bereits lange vor Beginn des Sets eine riesige Menge vor der Pain Stage auf den Fünfer, der sich mit Chris Rawson einen Gitarrist mit STICK TO YOUR GUNS teilt. Dabei war die Show auf dem Summer Breeze der erste Tag der Europa-Tour von WALLS OF JERICHO. Dementsprechend gut aufgelegt zeigte sich die Band und als Candace den ersten Schrei bei „Another Day, Another Idiot“ los ließ, gab es kein Halten mehr. Die Grabensecurity hatte alle Hände voll mit Stagedivern zu tun und der riesige Pit wirbelte ordentlich Staub auf. Was folgte, waren knappe 40 Minuten am oberen Energielevel, die ihren Höhepunkt bei „Revival Never Goes Out Of Style“ erreichten, als sich Candace in den Graben begab und einen der fettesten Sing-Alongs des Festivals in Gang brachte. Gänsehaut pur! Einzig in der B-Note mussten Abz¸üe gemacht werden, denn die angedachte volle Stunde Spielzeit wurde leider nicht ausgereizt.

12.00 (PS) PSYCHOPUNCH

Leider mussten SISTER SIN ihren Auftritt auf dem SUMMER BREEZE kurzfristig absagen, dafür konnten die Veranstalter mit PSYCHOPUNCH aber einen mindestens ebenso starken Ersatz finden. Die Band gehört schon seit Jahren quasi zum Inventar des Festivals und ist ein immer wieder gern gesehener Gast. Und so hatten sich trotz der recht frühen Stunde doch schon einige vor der Bühne versammelt, um gemeinsam mit den alten Bekannten zu feiern. Mit fett bratzenden, eingängig knackigen Punkrock-Songs zeigten die saucoolen und sympathischen Schweden souverän, wie man von der ersten Minute an für richtig gute, ausgelassene Stimmung sorgt. PSYCHOPUNCH rockten mit sichtlich viel Spafl in den Backen und enormer Spielfreude bei ihrem Quasi-Heimspiel mit schmissigen Songs der Marke „Last Night“ und „Overrated“. Und so gestaltete sich der Auftritt in eine wirklich willkommene musikalische Abwechslung, welche vom Publikum dankbar angenommen wurde, was sich nicht nur daran zeigte, dass hier schon die ersten Crowdsurfer Richtung Fotograben getragen wurden, sondern auch ein Fan der Band ein paar Bier spendierte. PSYCHOPUNCH waren genau das richtige Mittel, um den Kater zu bekämpfen.

18.05 (PZ) DER WEG EINER FREIHEIT

Bei ihrem Auftritt auf dem SUMMER BREEZE vor zwei Jahren galten die Jungs von DER WEG EINER FREIHEIT noch als waschechte Newcomer. Etliche Auftritte und Touren später, unter anderem mit AGRYPNIE, kam vergangenes Jahr dann das Debüt „Unstille“ und schlug in der Szene ein wie eine Bombe. Spätestens seit diesem Zeitpunkt war jedem klar, dass die Mannen rund um Mastermind Nikita Kamprad noch Grofles vor sich hatten. Um kurz nach sechs hatte sich deshalb, ganz im Gegensatz zu 2011, eine riesige Menge an Fans eingefunden, um dem modernen, kühlen Black Metal zu lauschen, der auch prompt mit dem Opener „Ewigkeit“ eingeläutet wurde. DER WEG EINER FREIHEIT stehen für eine dunkle, kalte Atmosphäre zwischen Melancholie und schneidenden Riffs, und dies wurde beim diesjährigen Auftritt perfekt umgesetzt. Die erste Reihe gab sich hierbei sogar erstaunlich textsicher, während bei den rein instrumentalen Parts die Matten geschwungen wurden. Die Blasts von Drummer Tobi kamen dabei auf den Punkt genau, während Fronter Nikita scheinbar mühelos Gitarre und Mikrofon gleichzeitig bearbeitete. Mit „Der Stille Fluss“, „Nachtsam“ und „Ruhe“ gab es ein bunt gemischtes Set aus neueren und alten Tracks, wobei „Unstille“ natürlich im Vordergrund stand. Die knappe Stunde Spielzeit wurde optimal genutzt, und um kurz vor sieben verließ man, nach etlichen Dankes-Bekundungen, sichtlich erschöpft die Bühne. DER WEG EINER FREIHEIT sind längst dem Untergrund entwachsen und dort gelandet wo sie hingehören, auf den groflen (Festival-)Bühnen.

17.50 (MS) EISBRECHER

Eiszeit? Keineswegs! EISBRECHER waren gekommen um einzuheizen. Und genau das taten sie. Die Band um Alexx Wesselsky kam, sah und siegte. Bereits mit dem Opener „Exzess“ tobte das Rund und beförderte die stetig mehr werdenden Crowdsurfer in die Arme der Grabensecurity. Eingängige Songs mit Mitgröhlgarantie waren die beste Voraussetzung für eine Megasause. Allen voran Sänger Alexx, der es einmal mehr verstand, die Leute perfekt zu unterhalten. EISBRECHER auf einem Metal-Festival ist eine Kombination, die erstaunlich gut funktioniert und selbst eingefleischten Metalheads ein Mitwippen abringen kann. Die Band hat sich mittlerweile zur perfekten Shownummer entwickelt, die einfach nur rocken und unterhalten will. Egal ob der energetische Gesang von Wesselsky, oder das tighte Gitarrenspiel von Jochen „Noel Pix“ Seibert, alles passte am frühen Abend und ließ keine Zweifel aufkommen, dass die Herren genau auf diese Bühne gehörten. Auch der Spaß kam nicht zu kurz, als man die Titelmelodie der Biena Maja intonierte. Ein starkes Finale markierte einmal mehr der Megahit „Miststück“, der eigentlich von Alexx‘ ehemaliger Band MEGAHERZ stammt. Wesselsky stieg dazu hinab in den Graben und animierte die ersten Reihen zum Mitsingen, was mehr oder weniger gut funktionierte. Zurück auf der Bühne war dann ein weiterer starker Auftritt der Band Summer Breeze-Geschichte. Für die Fans gab es zum Abschluss noch von jedem Bandmitglied einen Plüscheisbären, den man gekonnt ins Publikum beförderte.

17.00 (PZ) ROTTEN SOUND

Nach dem technisch recht anspruchsvollen Set von MISANTHROPE wurde es mit ROTTEN SOUND deutlich straighter. Die finnischen Großmeister des Grind um Sänger und Tausendsassa Keijo Niinimaa, der neben ROTTEN SOUND unter anderem bei MEDEIA aktiv ist und die letzte NASUM-Tour bestritten hat, legten ohne Umschweife direkt mit dem Doppelpack „Slay“ und „Western Cancer“ los. Dabei präsentierten sich besonders die Instrumentalisten an der Gitarre Mika Aalto und am Bass Kristian Toivainen als Aktivposten, während Schlagzeuger Sami Latva hinter den Kesseln Unmenschliches leistete und die Blast-Beats extrem präzise aus dem Handgelenk schüttelte. Viel Gerede oder anderen Schnick-Schnack gab es nicht, stattdessen ballerten ROTTEN SOUND satte 19 Songs in 35 Minuten raus. Einmal quer durch die umfangreiche Discografie. Kurz, schnell, hart, dreckig und ohne Kompromisse. So wie man es von ROTTEN SOUND eben gewohnt ist.

16.55 (PS) END OF GREEN

END OF GREEN halten den Festival-Rekord: bereits zum neunten Mal standen die Süddeutschen Düsterrocker mittlerweile auf den Brettern des SUMMER BREEZE und hatten mit „The Painstream“ gleich eine brandneue Scheibe im Gepäck. Damit aber nicht genug. Bereits vor drei Jahren hatten END OF GREEN mit dem Sohn von Albumproduzent Corni Bartels einen kleinen Gastmusiker auf der Bühne. Damals noch mit niedlicher Kindergitarre „bewaffnet“, hatte der kleine Herr mittlerweile aufgerüstet und begleitete das gesamte Set mit einer echten Gitarre um den Hals geschnallt. Aber zurück zu den Hauptakteuren von END OF GREEN. Optisch markant, präsentierte sich der Fünfer um Sänger Michelle Darkness an diesem Nachmittag. Hatte sich die Damenwelt bei AGNOSTIC FRONT noch kaum vor die Bühne verirrt, drängte man sich nun bei END OF GREEN nach vorne. Los ging es mit dem rockingen „Highway 69“, was treffender nicht hätte gewählt werden können. Das Publikum war somit bereits mit dem ersten Song auf Betriebstemperatur und ließ auch bis zum Ende des Sets nicht mehr nach. Ganz im Gegenteil, gepaart mit dem energetischen Stageacting von Gitarrist und Dreadlock-König Sad Sir steigerte sich die Stimmung immer weiter. Die superbe Songauswahl tat ein Übriges. END OF GREEN hatten die Meute im Griff und die zeigte sich selbst bei den neuen Nummern „Hangman’s Joke“ und „De(ad)-Generation“ erstaunlich textsicher und war somit eine perfekte gesangliche Ergänzung zu Michelle Darkness. END OF GREEN sind und bleiben ein Phänomen. Über 20 Jahre im Business und kein Stück müde. Erneut ein großartiger Auftritt der Düsterrocker, die im Herbst mit UNDERTOW auf Tour sind.

16.00 (PZ) MISANTHROPE

In ihrer französischen Heimat besitzen sie Kultstatus, in unseren Breitengraden sind MISANTHROPE dagegen leider noch eher Geheimtipp. Denn leider spielt die seit 1988 bestehende Band nicht gerade häufig in unseren Breitengraden, der Festivalauftritt 2008 auf dem SUMMER BREEZE war da eine löbliche Ausnahme und damals sogar ihr erstes Deutschlandkonzert. Sechs Jahre später war das Partyzelt verglichen mit damals deutlich besser besucht, es zahlt sich eben doch aus, solche Auftrittsmöglichkeiten wahrzunehmen. Wer die Exoten noch nicht kannte, wurde überrascht, denn weder spielten die Franzosen den landestypischen Black Metal, noch standen sie wie verwurzelt da, sondern zeigten sich in Sachen Stageacting enorm quirlig. Musikalisch gab es schwere, enorm vielschichtige Kost, ein eigenständiger Mix aus progressivem Melodic Death Metal, Hard Rock, Jazz und Klassik, was sicherlich den einen oder anderen im Publikum überforderte. Das lag nicht nur an den vielen Stilen, welche hier zu einem Konglomerat verschmolzen, auch die häufigen Tempowechsel und viele sehr gut gespielte Soli forderten die volle Aufmerksamkeit. Die verschachtelten Songs wurden von den engagiert auftretenden, sehr bewegungsfreudigen MISANTHROPE aber sehr präzise dargeboten, zudem war der Sound glasklar und messerscharf, so dass es für die Fans eine wahre Freude war, diesem Erlebnis beizuwohnen.

16.00 (MS) AGNOSTIC FRONT

Wer an Hardcore denkt, denkt automatisch an AGNOSTIC FRONT, denn die New Yorker Veteranen gehören, was die NYHC-Szene betrifft, nach über 30 (!) Jahren Bandgeschichte zu DEN Aushängeschildern schlechthin. Fronter Roger Miret (dessen Halbruder und Sänger von MADBALL übrigens am gleichen Tag mit seiner Band auf der Bühne stand) begrüßte bestens gelaunt die Massen, die sich vor der Main Stage eingefunden hatten um die Klassiker der Hardcore-Geschichte mitzugröhlen. Der Moshpit, der sich über fast die komplette Zuschauerfläche erstreckte, war beachtlich, die starken Männer vor der Bühne mussten die Crowdsurfer am Fließband von den Köpfen des Publikums pflücken. „For My Family“ und „My Life My Way“ fehlten natürlich genauso wenig wie das obligatorische „Gotta Go“, das inzwischen weit über die Szene bekannt sein dürfte. Vieler Worte bedurfe es gar nicht, Stigma und Miret versprühten schlicht die pure Energie und waren sich trotz ihres hohen Alters nicht zu schade, auf der Bühne hin und her zu hetzen, um das Publikum zu animieren. Mit „Blitzkrieg Bop“ gab es zum Abschluss noch ein Cover zum mitsingen. Wie immer ganz großes Kino.

15.40, 16.40, 17.45 (CS) DAS NIVEAU

Um sich als Duo nur mit einer Akustik-Gitarre bewaffnet vor eine wilde Festival-Meute zu wagen, benötigt man zweifellos Mut. An diesem mangelte es Martin Spieß und Sören Vogelsang sicherlich nicht, als sie am Nachmittag für ihren dreigeteilten Set unter dem vielsagenden Namen DAS NIVEAU die Camel Stage enterten. Was im ersten Moment wie plumper Klamauk mit exzessivem Gebrauch von Wörtern wie „ficken“, „Titten“ oder „Arsch“ anmutete, entpuppte sich bei genauerer Betrachtung indes als hintersinnig, gewitzt – und sogar ziemlich niveauvoll! Wo die Texte vor Wortwitz sprühten, verkam die Musik zur harmlosen Hintergrundbegleitung, ohne dass dies ernstlich gestört hätte. Die selbstironischen Wortakrobaten ließen ihre Berliner Schnauze ungebremst auf die beachtliche Zuschauermenge los und animierten damit nicht wenige Passanten zum Stehenbleiben. Dabei waren sich sich auch nicht zu schade, Witze auf ihre eigenen Kosten zu machen und einander gehörig durch den Kakao zu ziehen. Und auch ihr Improvisationstalent zeichnet die beiden Künstler, die sich ursprünglich bei einem Live-Rollenspiel-Event kennengelernt hatten, aus. Die Setlist wurde spontan ausdiskutiert und dabei auch auf die Zurufe des Publikums reagiert. Und wer bei den pointierten Parodien typischer Metal- und HipHop-Klischees nicht schmunzeln musste, war wohl vollkommen humorfrei. Da konnte man auch allzu leicht die satirischen und sozialkritischen Untertöne überhören, die das Werk von DAS NIVEAU – als harmloser Klamauk getarnt – durchzogen und gerade auch vor organisierten Religionen und anderen Horten der Intoleranz keinen Halt machte.

15.05 (PS) LEAVES' EYES

Hatten die Jungs von Psychopunch am Morgen noch mit etwas Zuschauermangel vor der Pain Stage zu kämpfen, was wahrscheinlich auch an den Schlafgewohnheiten der Festivalbesucher lag, hatte sich um kurz nach drei eine ansehnliche Menge an Zuschauern vor der Bühne eingefunden. Einige waren noch zu geplättet von der vorangegangenen NEAERA Show, um LEAVES‘ EYES, der Truppe rund um die schöne Frontsängerin Liv Kristine und ihrem hochmelodischen Symphonic Metal zu lauschen. Sie waren sichtlich gut gelaunt und starteten gleich mal kraftvoll in ihr Set: Dicke Riffs, verschnörkelte Keyboard-Sounds und die engelsgleiche Stimme von Frontfrau Liv, die einigen noch von ihrer alten Band THEATRE OF TRAGEDY bekannt sein dürfte. Nach einer eher kühlen Nacht drehte die Sonne gen Mittag dann auch richtig auf, und die Ordner sorgten mittels Wasserschlauch mehrfach für eine willkommene Abkühlung. Die Songs kamen offenbar gut an, denn das bunt gemischte Publikum war sich nicht zu schade die Refrains im Chor mitzusingen, die 50 Minuten Spielzeit waren dann auch viel zu schnell vorbei. Nach einer sympathischen Verabschiedung wurden noch schnell Pleks und Drumsticks verteilt und es waren sogar vereinzelte „Zugabe“-Rufe zu hören. Schöne Frau, schöner Auftritt, schöne Musik!

15.00 (PZ) MERRIMACK

Angesichts hochsommerlicher Temperaturen und strahlendem Sonnenschein standen MERRIMACK als eröffnende Band auf der Party Stage vor der Aufgabe, für Gegenmaßnahmen zu sorgen: Kälte und Dunkelheit, die den langsam mehr werdenden Zuschauern im langsam stickiger werdenden Schatten des Zeltes sicher sehr gelegen käme. Entsprechend fackelten die Franzosen nicht lange und gingen mit „Arousing Wombs In Nine Angles Pleroma“ vom 2012er Output „The Acausal Mass“ gleich in die Vollen. Sänger Vestal kreischte sich zum recht orthodox vorgetragenen Black Metal seiner vier Mitmusiker die Seele aus dem Leib und animierte das Publikum von Beginn an zu Sympathie-Bezeugungen in Form von Pommesgabeln und heftigem Headbanging. Dazu boten die sieben Songs ausreichend Gelegenheit, denn MERRIMACK sind ohne Zweifel eine der wenigen Bands, denen es gelingt, ihre schwarzmetallische Kunst zugleich geradlinig-klassisch und unheimlich dynamisch zu gestalten: Drummer Blastum machte seinem Namen natürlich immer wieder durch triolische Blastbeats alle Ehre, doch langsame, zum Teil mit Doublebass unterlegte Groove-Passagen durchzogen die nordisch anmutende Musik MERRIMACKs wie der sprichwörtliche rote Faden: So gelang es der Band nicht nur, einen beeindruckend abwechslungsreichen und dynamischen Auftritt hinzulegen, sondern auch, die gefühlte Temperatur im Partyzelt um mehrere Grad zu senken.

14.15 (MS) NEAERA

Drei Mal beackerten NEAERA auf dem Summer Breeze bereits die Party Stage, heute durften sie zum ersten Mal auf der Main Stage ran. Eine absolut richtige Entscheidung, denn die Münsteraner zerlegten die Hauptbühne nach allen Regeln der Kunst. Schon bei den ersten Takten von „Ours Is The Storm“ zettelte die hungrige Meute eine Wall Of Death an – und stand bis zum Ende des Gigs nicht mehr still. Der ganze Bereich zwischen den Wellenbrechern drehte eine Dreiviertelstunde lang komplett am Rad. Nur die Wasserschläuche sorgten zwischendurch für Abkühlung, ansonsten hieß die Devise auf und vor der Bühne: vollstes Vollgas. Die Instrumentalfraktion gab sich tight wie eh und je und Fronter Benny hüpfte wie gewohnt als menschlicher Flummi über die Bühne. Wie man selbst in der Nachmittagshitze Party macht und sich völlig verausgabt, zeigten NEAERA gleich mehrfach: „Armamentarium“ wurde von je einer Wall Of Death vor und hinter dem Wellenbrecher begleitet; vor „I Loathe“ forderte der Sänger zwei Circle-Pits und wurde mit gleich dreien beschenkt. Es flogen Menschen, Sonnebrillen, Schuhe und Unterhosen durch die Luft, zu „Through Treacherous Flames“ wurden Crowdsurfer auf Bennys Anweisung scharenweise nach vorne getragen, während selbiger sich gleich zwei Bäder in der Menge gönnte. Von so viel Zuspruch geplättet, bedankte er sich mehrfach im Namen der Band. Zum Abschluss gönnten NEAERA sich und ihren Fans noch die Abrissbirne und BOLT THROWER-Hommage „Spearheading The Spawn“. Ganz starker Auftritt einer der sympathischsten und bodenständigsten Bands auf dem SUMMER BREEZE.

Mehr Infos zu Neaera

13.30 (PS) LETZTE INSTANZ

LETZTE INSTANZ sind eine Bank. Mit ihren Alben konnten sie über die Jahre stetig an Bekanntheit zulegen, so erreichte das aktuelle Album „Ewig“ sogar Platz elf in den deutschen Albumcharts, und ihre Konzerte wurden auch immer größer. Wie auch auf dem SUMMER BREEZE: Direkt nach dem vielumjubelten Auftritt von FEUERSCHWANZ bewegten sich die Anhänger gesammelt in Richtung Pain Stage. Die Dresdener schafften während ihres Auftritts das schier Unmögliche, nämlich das Stimmungslevel zu halten. Großen Anteil daran hatten sicherlich die lustigen Ansagen des sowohl charismatischen wie sympathischen Sängers Holly Loose, der zum Beispiel das bisherige Geheimnis preisgab, als Jugendlicher unsagbar in Nena verliebt gewesen zu sein. Aus den an sie geschriebenen Liebesliedern haben sich angeblich LETZTE INSTANZ entwickelt. Auch ansonsten war der Fronter stets um viel Interaktion mit dem Publikum bemüht, wodurch er dieses noch richtig zum Kochen brachte. Der Fokus der gespielten Stücke lag auf den Alben „Ewig“ und „Schuldig“, wobei zusätzlich auch einige alte Klassiker eingestreut wurden.

12.45 (MS) FEUERSCHWANZ

Die bajuwarischen Mittelalter-Comedy-Folkloristen FEUERSCHWANZ sind mit ihrem Motto „Met, Weib und Gesang“ live immer wieder ein Garant für ausgelassene Stimmung. Denn ihre mitreißende Mischung aus Mittelalter und schrägem Humor bringen die Spielleute stets mit viel Spaß in den Backen auf die Bühne. Angesichts der Uhrzeit hatte sich eine wahrlich gewaltige Menge vor der mit Säulen dekorierten Bühne eingefunden, und von Anfang an stand das SUMMER BREEZE-Publikum Kopf. Alles sprang, sang, tanzte und freute sich einfach über die dargebotenen Lieder mit den teils herrlich sinnfreien Texten. FEUERSCHWANZ selbst, in verschiedenen Gewändern auftretend und verstärkt um zwei als Katzen verkleidete Tänzerinnen, genoss sichtlich die hohe Aufmerksamkeit und spielte in bester Laune mit breitem Grinsen im Gesicht. Nach jedem Stück brandete ein wahrer Jubelsturm auf. Und anstatt einer Wall Of Death führten die Spielleute den Graben der Leidenschaft ein, welcher sich schnell zu einer umtriebigen Tanzfläche entwickelte. Höhepunkt des Auftritts war ein im Batman-Kostüm verkleideter Fan, welcher auf die Bühne gebeten wurde. Mit rosafarbenen Elfenflügeln durfte er zusammen mit FEUERSCHWANZ während „Wunsch ist Wunsch“ auf der Bühne feiern. Die Spielzeit verging wie im Fluge und das feierwütige Publikum wollte „des Hauptmanns geilen Haufen“ gar nicht mehr von der Bühne lassen.

Mehr Infos zu Feuerschwanz