18.40 (PZ) HELRUNAR

Ohne richtiges Banner im Rücken begannen HELRUNAR ihren Set und stiegen souverän mit „Kollapsar“ ihres aktuellen Doppelalbums „Sol“ ein. Der Sound war erstaunlich gut. Man hörte jedes Instrument sauber heraus, es wurde viel Energie transportiert und die Menge geriet entsprechend schnell in Bewegung und gestaltete aus dem Gig eine kleine Black Metal-Feier. Die Gitarren peitschten ihre Riffs ins Zelt, das Schlagzeug schleppte und hämmerte seine Beats dazu und der Gesang keifte und kreischte jeglichen Anflug von Zweifel an der Band davon. HELRUNAR traten absolut sicher auf und hielten das Publikum immer fester in ihrem Griff, der sich von Song zu Song stärker aufbaute und in dem sicherlich von Vielen geforderten Bandhit „Älter als das Kreuz“ vom „Frostnacht“-Album gipfelte. Dabei ließ ihr Sänger Skald Draugir die Menge schön die „Älter als das Kreuz“-Zeile jedes Mal mitsingen, was eine besondere Nähe der Band zum Publikum versprüht hat. Am Ende waren sicherlich einige etwas baff, dass nach nur fünf Liedern schon wieder Sense war, aber in Anbetracht der Dauer der einzelnen Songs war einfach nicht mehr Spielzeit drin. Sehr schade, denn den Reaktionen des Publikums konnte man unschwer entnehmen, dass sie gerne noch viel länger der derzeit vielleicht besten deutschen Black Metal-Band zugehört hätten. Ein rundum gelungener Auftritt, der viel Lust auf mehr von HELRUNAR macht.

03.20 (PS) IMPERIUM DEKADENZ

Nach dem etwas missglückten Auftritt von SECRETS OF THE MOON lag es nun an IMPERIUM DEKADENZ, die Kohlen für die Schwarzwurzel-Fraktion aus dem Feuer zu holen. Erstaunlicherweise verließen in diesen späten Nachtstunden nur wenige das Partyzelt, sodass sich die Zahl der Köpfe vor der Bühne nicht merklich reduzierte. Mit „Ocean, Mountain’s Mirror“ stieg die letzte Band des Tages in ein Set ein, das sich ausschließlich auf die beiden letzten Alben „Procella Vadens“ und „Dämmerung der Szenarien“ konzentrierte. Die Sessionmusiker an den Saiteninstrumenten zelebrierten die späte Stunde fortwährend mit synchronem Banging, Frontmann Horaz bereicherte den atmosphärischen Black Metal mit variablen Vocals zwischen Growlen und Gekreische und insgesamt zeigten sich die Schwarzwälder gut aufgelegt. Highlight war das zehnminütige „A Million Moons“, an dessen Ende leider das Mikro von Horaz komplett streikte und der Song als Instrumental zu Ende gebracht wurde. Ein versöhnlicher, schwarzer Abschluss des dritten SUMMER BREEZE-Tages.

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02.15 (PS) SECRETS OF THE MOON

Mit Black Metal fing es an und mit Black Metal hörte es auf. Nachdem der Tag auf der Party Stage mit REV 16:8 begonnen hatte, lag es an SECRETS OF THE MOON, erneut die Schwarzmetaller ins das Zelt zu locken. Die erschienen, trotz später Stunde, auch recht zahlreich. Doch SECRETS OF THE MOON selbst ließen sich etwas bitten. Erst ganze 15 Minuten später als geplant gingen die Osnabrücker auf die Bühne, nahtlos und ohne Ansage ging die Stille in den Gig über. Wenn sich die Band auch gut eingespielt präsentierte, so wollte doch irgendwie keine richtige Stimmung aufkommen. Bei etwas verwaschenem Sound brauchte es lange, bis spürbare Resonanz aus dem Publikum kam. Durch die Verzögerung zu Anfang musste die Band auch leider ihr Set um entsprechende 15 Minuten kürzen, so dass sie mit kurzer Entschuldigung etwas enttäuschend nach einer knappen halben Stunde wieder hinter der Bühne verschwanden.

01.10 (PZ) EINHERJER

Dass sie unter Kennern einen gewissen Kultstatus besitzen, ist nicht zu leugnen. Dass sie sich 2009 wieder zusammengetan haben, macht die Sache gut und dass sie heute auf dem SUMMER BREEZE spielen macht sie noch besser! Es ist kurz nach ein Uhr, die Power Metal-Fans sind alle im Bett, und jetzt wird es nordisch. Wikingerhelme sind zwar keine sichtbar, aber mit geschlossenen Augen kann man durchaus das eine oder andere Drachenschiff am Horizont kreuzen sehen. Eines davon kommt immer näher und wird von gefallenen Kriegern manövriert. Das Intro ist noch nicht verhallt, da stehen die Mannen von EINHERJER gänzlich ohne Kettenhemd oder Ähnlichem auf der Bühne um das zu tun, was sie am besten können. Nachdem die Technik, sprich Gesang und Gitarren sich eingependelt hat, nehmen sie die Anwesenden mit auf eine Reise quer durch die ferne Welten, Sagen und Mythen. Ohne großes Stage-Acting, dafür aber um so konzentrierter und fokussierter auf die Musik an sich. Ihre Stücke und Lieder werden entsprechend dankbar angenommen. Vom bereits angekündigten neuen Album „Nørrøn“, was nun nach acht(!) Jahren im September 2011 erscheinen wird, gibt es ebenfalls erste Kostproben in Form von „Norrøn Kraft“ und „Balladen Om Bifrost“. Die Norweger verstehen es, die Menge und nicht zuletzt sich selbst mit ihrem Sound hochzuschaukeln und mitzureißen. Wehmütig nehmen die Fans die Ansage des letzten Songs „Ironbound“ zur Kenntnis, in freudiger Erwartung, dass dies sicherlich nicht der letzte Auftritt von EINHERJER war.

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00.00 (PZ) POWERWOLF

Die Meute vor der Partystage wächst langsam aber sicher signifikant an und auch die Umbaupause dauert etwas länger (was aber hauptsächlich mit der von MAD SIN verschleppten Verzögerung zu tun hat). Pyros werden bereit gemacht, Kameras installiert, Altar und Kelch: POWERWOLF sind dran. Ein Rundum-Blick offenbart, dass die Wölfe es wieder einmal geschafft haben, jede Menge Beute anzulocken, denn die Location ist bis in die hinteren Reihen gefüllt. „Attila“-Schilder werden in die Höhe gereckt und der Jubel ist groß, als die Messe um kurz nach Mitternacht beginnt. Die Partystage wurde von Zeremonienmeister Attila Dorn höchstpersönlich kurzerhand in Ronnie James Dio Stage umbenannt und passend dazu auch noch mit Weihrauch gesegnet. POWERWOLF sind bekannt für ihre eingängigen Songs sowie Refrains und so ist es kein Wunder, dass jeder, selbst wenn er die Band bis dato nicht so gut kannte, spätestens beim zweiten Stück „Prayer In The Dark“ laushals mitgröhlt. Zwischendurch zerlegt der neue Drummer Roel van Helden sein Schlagzeug und wird schwerstens ausgepfiffen. Allerdings wurde die Menge von Attila Dorn auch eingeladen exakt dies zu tun. Dass sich POWERWOLF selbst nicht ganz so ernst nehmen ist weitläufig bekannt. So ist es auch dieses Mal eine Freude zuzusehen, mit welcher Leichtigkeit und musikalischem Können sie die Fans für sich begeistern können. Es werden Songs für alle gespielt, wie „We Drink Your Blood“ und laut Aussage Attila Dorns, auch Songs nur für Männer. Man nehme hierzu „Resurrection By Erection“. Im Endeffekt ist es völlig gleich, welches Stück nun für wen bestimmt ist, denn nach der abschließenden Segnung war wohl jeder weidlich bedient. Schee wars!

00.00 (PS) KATAKLYSM

Die Stunde Null war heute eine ganz besondere. Denn auf den Tag genau heute vor zwanzig Jahren hatten ein paar „Fucking Retards“ (O-Ton Maurizio Iacono) nichts Besseres zu tun, als eine Band namens KATAKLYSM zu gründen. Was gibt es also besseres, als den Geburtstag mit einer Menge Fans auf dem SUMMER BREEZE zu feiern? Die Rahmenbedingungen für eine Party der besonderen Art stimmten: der Platz vor der Party Stage war bis zum Bersten gefüllt, die Luft war mild, das Publikum verlangte lautstark nach der Band. Und die hatte heute ein paar Überraschungen in Petto. Zum Ehrentag präsentierten die Kanadier nämlich eine Songauswahl, die es in dieser Form sonst nicht gab: mindestens ein Song von jedem Album wurde gespielt, von den frühen Anfängen mit „Feeling The Neverworld“ vom „Sorcery“-Album bis hin zum Titeltrack des aktuellen „Push The Venom“. Auch wenn dadurch so einige der sonst gesetzten Dauerbrenner wegfielen und die alten Schinken einigen Anwesenden nicht ganz so geläufig schienen: heiß wurde es nicht nur durch die zahlreichen Pyroeffekte, denn KATAYKLSM verstanden es, den Fans mit brachialem Sound richtig Feuer unterm Popo zu machen. Und als Iacono noch schließlich den Security-Stress-Test ausrief, brach sich die Begeisterung endgültig Bahn. Auf seinen Geheiß bekamen die Ordner im Bühnengraben richtig zu tun, Crowdsurfer nach Crowdsurfer schwamm nach vorne und bescherte dem Personal einen arbeitsintensiven Abend. Beim Rausschmeißer „Push The Venom“ wurde dann schließlich das Backdrop gegen eine riesige 20 ausgetauscht, die bei den letzten Klängen in roten und weißen Wunderkerzen erstrahlte. Zum Schluss gab es noch ein Erinnerungsfoto vor tausenden in die Höhe gereckten Pommesgabeln. Herzlichen Glückwunsch! Und die gute Nachricht zum Schluss, die Show wurde für eine DVD mitgeschnitten, dieser denkwürdige Auftritt wurde also angemessen dokumentiert.

22.50 (PZ) VICIOUS RUMORS

Nachdem der Circlepit für beendet erklärt wurde und die Massen aus dem unübersehbaren Partyzelt herausströmen, ist Zeit für die Umbaupause für die nächste Band gekommen. Ursprünglich angekündigt waren ja die Florida-Deather von ATHEIST, doch es ist nun einmal nichts so konstant wie der Wandel. Dementsprechend spielt genau diese Band nach einer kurzfristigen Absage nämlich nicht. Für Ersatz ist jedoch schnell in Form von VICIOUS RUMORS gesorgt. Die 1979 in den USA gegründeten Power Metaller sind zwar stilistisch nicht unbedingt ein Trost für ATHEIST Fans, allerdings geben sie trotzdem Alles, um so viele Leute wie möglich abzuholen. Während HAMMERFALL zeitgleich spielen, finden sich die Zuschauer vor der Partystage nicht ganz so zahlreich ein und das ein oder andere überraschte Gesicht, aufgrund des vielen Platzes rund herum ist nicht zu übersehen. Metal ist, wenn man trotzdem spielt und so steigen Geoff Thorpe und seine Kumpanen mit dem Klassiker „Digital Dictator“ in ihr Set ein. Posing ohne Ende, Leder und Kutte auf der Bühne, die Jungs fliegen musikalisch quer durch ihren Backkatalog und zeigen, wie man Party macht. Sänger Brian Allen ist sich nicht zu schade, stagedivend ein Bad in der doch recht überschaubaren Menge zu nehmen und ihre dreiviertel Stunde Spielzeit wird vollends ausgenutzt.

22.40 (MS) HAMMERFALL

Nach dem Triumphzug der Kriegsmaschinerie BOLT THROWER war es nun Zeit, den Hammer fallen zu lassen. Die Bedenken, ob die Headliner-Position nicht doch an den Todesmörtel aus Coventry, England hätte gehen sollen, dürften sich relativ schnell zerstreut haben. Auch wenn das Lautstärkeniveau etwas unter dem BOLT THROWERs lag, hatten HAMMERFALL die Menge ab den ersten Funkenflügen beim Opener „Patient Zero“ absolut fest im Griff. In bester Poser-Manier zog die Instrumentalfraktion um Oscar Dronjak die Fans in ihren Bann, es folgten Mitsingchöre auf HAMMERFALL-Skandierungen, als die Schweden mit reichlich Pyroeffekten einen ausgewogenen Querschnitt über alle Phasen ihres Schaffens präsentierten. Joacim Cans, in schmissige Denim and Leather-Kluft gekleidet, zeigte nicht nur seine Qualitäten als tonsicherer Sänger, sondern auch als Erzähler. Immer wieder gab er zwischen den Songs Geschichten von Damals zum Besten, wie es war, als HAMMERFALL diesen oder jenen Song schrieben und wie er nie gedacht hatte, sie vor so einer großen Menge zu spielen. Natürlich mit dem obligatorischen Heavy Metal-Pathos aber wer den bei HAMMERFALL bemängelt, war sowieso fehl am Platz. Nach nur einer knappen Stunde war die erste Runde vorbei, bevor die Band für die Zugabe aus „One More Time“, dem Mitsing-Knaller „Hearts On Fire“ und dem unausweichlichen „Let The Hammer Fall“ zurückkam. HAMMERFALL kamen, um den Platz von vorne bis hinten, von links nach rechts in eine bierselige Partylaune zu versetzen. Mission erfüllt, kann man nur sagen!

21.45 (PZ) NEAERA

Der Pokal für den beeindruckendsten Abriss im Partyzelt ging am Freitag, mit (deutlichem!) Abstand vor der Konkurrenz, an die Melo-Deather von NEAERA. Schon vor dem Auftritt wurden die Münsteraner vom zahlreich erschienenen Publikum – das Zelt platze regelrecht aus allen Nähten – mit Sprechchören auf die Bühne geschrieen. Und als das Intro auslief und die ersten Töne von „Heaven’s Descent“ erklangen, brachen alle Dämme. Wo man hinsah tobte der Pit oder die Leute zerstörten sich inbrünstig die Nackenmuskeln. Auch die erste Wall of Death ließ nicht lange auf sich warten. Doch der wahre Höhepunkt kam, als Sänger Benny Hilleke erfolgreich einen massiven Circlepit um die Wellenbrecher und um den FOH-Stand herum forderte und dirigierte. So etwas hat das Summer Breeze noch nicht gesehen! Die Entertainer-Qualitäten des Sängers waren ohnehin sehr beeindruckend. Vom ersten bis zum letzten Song fraß ihm die Meute willenlos aus der Hand – er schonte sich selbst im Gegenzug aber auch nicht und gab wirklich alles und ließ sich einmal sogar von der Meute auf Händen tragen. Das Publikum wurde gegen Ende dann verdientermaßen mit einigen Shirts der Band belohnt, die mit einer Druckluftkanone ins Publikum gefeuert wurden. NEAERA kamen, sahen und siegten und als sie gingen, blieb nichts als verbrannte Erde und ein verwüstetes Partyzelt zurück. Unglaublich!

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21.35 (PS) AMORPHIS

Trotz verschiedenster gegenteiliger Ansagen blieb es an diesem Abend trocken und der Platz füllte sich nach dem grandiosen Gig von BOLT THROWER bis weit nach hinten. AMORPHIS sind live stets ein Garant für technisch und musikalisch perfekt ausgefeilte Shows und so weiß man inzwischen einfach, was man an ihnen hat. Die Finnen erwischten einen hervorragenden Start und hatten beim willigen Publikum leichtes Spiel. Musikalisch luden sie zu einer Reise quer durch ihren umfangreichen Backkatalog und fanden damit schnell Anhänger aus allen Schaffensphasen, wobei der Schwerpunkt auf dem aktuell gefeierten Longplayer „The Beginning of Times“ lag. Trotzdem blieb der Eindruck, dass die Fans mehr Gefallen an den alten Songs fanden. Dies tat der Show allerdings keinen Abbruch. Dafür verstand der charismatische Fronter Tomi Joutsen an diesem Abend sein Handwerk als Entertainer viel zu gut, als dass die Stimmung hätte kippen können. Es war eine Pracht, wie Joutsen seine Dreadsmähne wirbeln ließ und so im Gegenlicht skurrile Bilder zeichnete. Einzig seine Mitstreiter wirkten zuweilen sehr zurückhaltend und hielten sich arg im Hintergrund. Das mittlerweile oft fehlende „Black Winter Day“ hätte dem ohnehin grandiosen Auftritt wohl vollends die Krönung verpasst, wurde aber leider nicht gespielt. Nichtsdestotrotz gab es mit „House Of Sleep“ einen krachenden Rausschmeißer, der der ohnehin schon schwer geforderten Graben-Security nochmals alles abverlangte. AMORPHIS bewiesen mit diesem Auftritt wieder einmal ihr Stärke, allen voran ein stimmlich in allen Lagen überzeugender Tomi Joutsen.

20.40 (PZ) GRAVEYARD

Eigentlich musste man ja eine Grundsatzentscheidung treffen – soll man nun zur Death Metal-Legende BOLT THROWER gehen, oder zur neuen Rocksensation aus Schweden? Den Besuch der Partystage dürfte jedenfalls niemand bereut haben, denn GRAVEYARD legten einen Auftritt hin, den man locker unter die Top-10 der besten BREEZE-Performances einordnen kann. Stark Retro-angehauchter Hard Rock mit Spurenelementen aus Doom und Stoner geben sich bei den verspielten Schweden die Klinke in die Hand. Das erst kürzlich von Nuclear Blast neu aufgelegte Album „Hisingen Blues“ schien schon im Vorfeld viele Liebhaber gewonnen zu haben, denn die Reaktionen der Masse sprachen Bände. Begeisterter Jubel, klatschende Hände und ein mächtiger Pulk vor der Bühne, der nahezu zwei Drittel des Zeltes einnahm. Das Faszinierende an der Band war aber nicht nur der warme, analoge Rocksound, sondern die Tatsache, dass sich GRAVEYARD sozusagen live das Set aus dem Ärmel schüttelten. Nichts geplant, alles ist möglich. Geradezu mitreißend, wie die Musiker bei „Thin Line“ im Song schwelgen und daraus eine ausladende Nummer von fast 10 Minuten machen. Kann man ihnen da böse sein, dass sie ein bisschen überzogen haben? Es hätte gut und gerne noch zwei Stunden so weiter gehen können!

20.20 (MS) BOLT THROWER

Als das britische Death-Metal-Flaggschiff nach ihrem majestätischen Intro die Bühne betrat und die ersten Töne erklangen, war sofort alles klar: BOLT THROWER würden regieren, aber sowas von. Nach dem Opener „The IVth Crusade“ begrüßte Karl Willets das SUMMER BREEZE-Publikum mit wenigen aber dafür gezielten und anheizenden Worten. Die Menge dankte dies mit geschlossener Antwort in Form von Jubel und brandendem Applaus nach jedem Stück. Egal, ob „When Glory Beckons“, „Where Next To Conquer“, das schleppende „Silent Demise“ oder “No Guts, No Glory”, BOLT THROWER wussten zu jeder Sekunde was sie tun und die johlende Meute nahm dies gebührend zur Kenntnis. Nicht einmal die mäßige Bewegung der Band-Mitglieder störte das Publikum, sondern machte einen eher erhabenen Eindruck. Wenn sich eine Band erlauben kann, die meiste Zeit wie festgenagelt auf der Bühne zu stehen und dafür trotzdem bejubelt zu werden, dann kann sie nur wahrhaft groß sein. Und zudem wirkte die Art der Performance auch zu keiner Zeit langweilig sondern ihrem Status entsprechend fast schon majestätisch. Der komplette Platz vor der Mainstage war rappelvoll, was einmal mehr den Status der Band bestätigt, die sich sonst live (und besonders in Sachen Festivals) extrem rar macht. BOLT THROWER sind die Kaiser des Old School Death Metal und das sogar, obwohl sie seit rund sechs Jahren nichts Neues veröffentlicht haben. Das letzte Stück „Where Cannons Fade“ beschloss einen rundum gelungenen Auftritt und lässt eigentlich nur noch darauf hoffen, dass die Kanonen noch nicht komplett verstummt sind und die Briten doch bald ein neues Album veröffentlichen. Absolut genialer Gig einer Kultband.

19.40 (PZ) MAD SIN

MAD SIN gehörten heute sicherlich zu den Bands mit der längsten Tradition. Nach fast 25 Jahre und dem 13ten Album im Gepäck, merkte man den Herren um Sänger Köfte einmal mehr ihre Routine an. Diese nutze man am heutigen Abend zum absoluten Vorteil, was sich in perfekt arrangierten Songs manifestierte. Getragen von Köftes Charakterstimme, sog das Publikum die Psychobilly-Hymnen förmlich in sich auf. Von links nach rechts, von hinten nach vorne tanzten und hüpften die Besucher im gut gefüllten Zelt. Eine Augenweide war Stand-Up Basser Valle, der sein mächtiges Instrument in angsteinflößender Präzision drehte und wirbelte, wie es unsereins wohl nicht einmal mit einer Ukulele bewerkstelligen könnte – geschweige denn mit einem mannshohen Kontrabass. MAD SIN waren nach HELRUNAR zwar drastisches Kontrastprogramm nutzen aber genau diesen Exotenstatus, ohne allerdings auf metallische Publikumsspielchen verzichten zu wollen. So trieb Köfte kurz vor Ende des Sets die grölende Masse zu einer Wall Of Death an, die sich gewaschen hatte und von einem netten Pyro-Effekt am Bass begleitet wurde. Trotz der bereits überzogenen Spielzeit genehmigten sich die Billies mit „Psychtic Night“ eine Zugabe und trieben der Bühnencrew den Schweiß auf die Stirn. Das Publikum bekam dafür die satte Vollbedienung und freute sich über einen ganz besonderen Gig.

19.20 (CS) WEISSGLUT

Mit ihrer ausgeklügelten Setlist aus RAMMSTEIN-Cover konnten WEISSGLUT schnell nahezu jeden einfangen und binden, der sich entweder vor die Camel Stage wissentlich aufgebaut hat oder zufällig dran vorbei lief. RAMMSTEIN ziehen halt und WEISSGLUT sind Spezialisten darin, ihre Brüder im Geiste zu kopieren. Stücke wie „Asche zu Asche“, „Du Riechst so gut“, „Mein Teil“, „Du Hast“, „Sonne“, „Ramstein“ und den Hit „Engel“ können einfach nur auf einem Festival wie dem SUMMER BREEZE funktionieren und so fiel es WEISSGLUT sichtbar leicht, ordentlich loszulegen und gleichzeitig abzuräumen. Selbst wenn die Camelstage nur eine kleine Bühne ist, der Platz davor ist bei jeder Etappe von WEISSGLUT amtlich gefüllt gewesen und von mitrockenden Metallern belagert worden. Mitgesungen wurde selbstverständlich auch lauthals und die jubelnde Menge bestätigte die Richtigkeit der Songauswahl die WEISSGLUT getroffen hat. Sehr gut.

19.15 (PS) TURISAS

Es ist kurz nach sieben Uhr und vor der Pain Stage hat sich eine mehr als beachtliche Menge Menschen angesammelt. Bei genauer Betrachtung sogar einige mit rot-schwarzer Kriegsbemalung. Ein deutliches Anzeichen, dass der Auftritt von TURISAS bevorsteht. Und genau so ist es auch. Nachdem die Bühne mit übergroßem Backdrop und Side-Bannern ausstaffiert wurde, lassen die Krieger aus Finnland nicht lange auf sich warten. Rot-schwarz ist aktuell die Farbe der Stunde und einzig die Dame am Akkordeon bleibt nackt – im Gesicht! TURSIAS legen fulminant mit „To Holmgard And Beyond“ los, um mit „One More“ den Fans direkt den nächsten Kracher entgegen zu schmettern. Sänger Mathias „Warlord“ Nygård feuert die Leute an was das Zeug hält und erinnert während seiner „Reden“ teilweise durchaus an Dee Snider von TWISTED SISTER. Inflationär ist der Gebrauch des „F-Worts“ anzusehen, was die „Heringe“, wie die Menge von Nygård genannt wurde, allerdings nicht stört. Spielerisch einwandfrei, auch wenn man an manchen Stellen gerne eine zweite Gitarre hören würde, kommen sie jedoch mit ihren Mathematikkenntnissen zu keinem Ruhm, denn die Setlist ist zu kurz. Aber getreu dem Motto „Live Is Live“ wird improvisiert und letzten Endes sind alle Anwesenden rundum zufrieden ob der dargebotenen Leistung.

11.00 (PS) TRIGGER THE BLOODSHED

Nach dem nächtlichen Gewitter luden TRIGGER THE BLOODSHED zu früher Stunde vor die Bühne, um der noch recht überschaubaren Menge an Musikhungrigen den Kater ordentlich aus den Ohren zu blas(t)en. Für die Brachial-Prügler aus England war es auch kein Problem, mit ihrem wütenden Brutal-Death-Metal, der fast durchgehend gnadenlos voll auf die Zwölf ging, und der aggressiven Performance konnten die Briten nicht nur alle Aufmerksamkeit des Festivalgeländes auf sich ziehen, sie sorgten auch schon für ein wenig Bewegung vor der Bühne. Erste Moshpits und sogar ein kleiner Circle-Pit sorgten für erste Stimmungshochs am dritten Festivaltag, Respekt! Gepaart mit hochmodernen Moshparts, fettem Doublebass-Groove und ordentlich vielen Blast-Beats, zeigte sich das amtliche Klanggewitter nicht nur erbarmungslos, sondern auch recht abwechslungsreich, lediglich der Brüll-Grunz-Gesang wirkte auf Dauer ein wenig eintönig. Mit ihrer gnadenlos präzisen Darbietung versetzten TRIGGER THE BLOODSHED allen Morgenmuffeln einen mächtigen Tritt in den Allerwertesten.

18.05 (MS) J.B.O.

Man mag es kaum glauben, aber kurz nach 18 Uhr ging in diesem Jahr bereits der erste Headliner auf der Main Stage an die Arbeit – zumindest gemessen an den Publikumsreaktionen während der Show der Franken. Ganz nach dem Motto ihres Openers „I Don’t Like Metal (I Love It!)“ sollten die folgenden 65 Minuten ihres Auftritts eine einzige Huldigung an unser aller Lieblingsmusik werden – nicht zu vergessen natürlich jede Menge Spaß und Albereien. Das ging schon los mit dem coolsten Backdrop des Festivals, die Herren hatten sich einfach für einen komplett pinken Bühnenhintergrund entschieden! Für den „Dr. met.“ warf sich Vito in pinke Medizinerkluft, bei „Glaubensbeknntnis“ gab er den pinken Priester hinter dem prompt drei Leute der Crew in pink-weißen Ministrantenkutten synchron (!) rumturnten und bei “ Bimber Bumber“ kreiselte ein völlig schräges Dirndl-Trachten-Pärchen über die Bühne. Im Publikum waren tausende kleiner pinke Fähnchen zu sehen, die die Band aus Anlass der Veröffentlichung ihres neuen Werks „Killeralbum“ vorher hatte verteilen lassen – ein Bild für die Götter. Die gegen Ende in sPublikum geworfenen vier Riesenluftballons schafften es leider nicht an den für sie vorhergesehenen Ort in Mitten des Publikums, da machte der Band der Wind einen Strich durch die Rechnung – aber sonst lief alles wie am Schnürchen für J.B.O. – die dürfen gerne wiederkommen! Detail am Rande: im Seitenflügel der Hauptbühne verfolgten mehrere BOLT THROWER-Mucker mehr oder weniger verwirrt die Show der Franken. In Unkenntnis der Sprache war das für sie wohl deutlich zu viel Pink auf der Bühne!

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17.45 (PS) FACEBREAKER

Wenn auch FACEBREAKER heuer zum ersten Mal in ihrer Geschichte auf dem SUMMER BREEZE aufspielten, so standen da beileibe keine Unbekannten um viertel vor Sechs auf den Brettern. Vor allem Fronter Roberth „Robban“ Karlsson hat unter anderem mit SCAR SYMMETRY und EDGE OF SANITY schon einige Meriten gesammelt. Dennoch versammelten sich nur wenige, als die ersten Klänge von „Cannibalistic“ und „Torn To Shreds“ über den Holzboden des Partyzeltes hinwegwalzten. Dabei wurde für Fans des gutturalen Death Metals viel geboten: eine blendend eingespielte Band, brachialer Sound, Songs, die wie Planierraupen alles dem Erdboden gleichmachten und die über allem thronenden Growls von Robban. Auch Klampfer Mika Lagrén präsentierte sich in Spiellaune und konnte vor allem durch feine Soli überzeugen. Ein guter Gig einer guten Band, der sollten sie in den nächsten Jahren nach Dinkelsbühl zurückkehren, ein bisschen mehr Zuspruch zu wünschen ist.

17.10 (PS) ENSLAVED

Es war schon ein klein wenig ein Spiel mit dem Feuer, denn Musik wie die von ENSLAVED hört man am Besten in der Dämmerung oder noch besser bei Nacht, damit sich die transportierte Atmosphäre so richtig entfalten kann. Doch bereits nach dem ersten Stück wurde deutlich, dass ENSLAVED tatsächlich auch bei Sonnenlicht funktionieren, selbst wenn die Wirkung der Musik weniger magisch rüberkommt und eher zum Zurücklehnen animiert. Sänger und Bassist Grutle hatte das Publikum vollkommen auf seiner Seite und somit fest im Griff. Die Meute kam jeder Aufforderung zum Mitklatschen und Stimmungmachen nach und unterstütze die Norweger lautstark. Besonders die lang ausgedehnten, verspielten und leicht psychedelischen und auch progressiven Passagen waren es, die das Publikum einfingen und in denen man so richig schön schwelgen konnte. Durch den Regen, der wenige Stunden vorher niederfiel, bildeten sich relativ große Matschpfützen, in denen sich eiserne ENSLAVED-Anhänger nach Herzenslust austoben konnten und es auch getan haben. Die Lightshow kam aufgrund der starken Sonnenstrahlung leider nur wenig zur Geltung, was jedoch den durchweg positiven Verlauf des Sets nicht beeinflusste. ENSLAVED ließen es sich zudem nicht nehmen und spielten mit „Allfádr Odinn“ sogar einen Track ihrer ersten EP „Hordanes Land“ aus dem Jahre 1993. Ein äußerst gelungener Spagat zwischen Moderne und Nostalgie pur. ENSLAVED haben absolut abgeräumt.

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16.50 (PZ) STAHLMANN

Hätten INTERMENT noch ein Quäntchen länger gezockt, dann wäre der Lack abgewesen – und zwar von den Silbermännern von STAHLMANN, einem noch relativ jungen Licht am deutschen Rockhimmel. Im edlen Outfit, mit schwarzer Krawatte und glitzerndem Farbüberzug auf der Haut ging es auf die Bühne, vor der sich bereits ein gut überschaubarer Pulk gebildet hatte. Mit „Willkommen“ läuteten die Göttinger ihren Reigen ein. In der Schnittmenge von Bands wie EISBRECHER, UNHEILIG, MEGAHERZ und natürlich RAMMSTEIN setzt die Band auf erfrischend unkomplizierte Rocksongs mit deutlichem Industrial-Einschlag. Stampfende Beats, treibende Rhythmen und harte Riffs erwiesen sich als hochgradig ansteckend beim Publikum. Sänger Mart erwies sich in seiner „Mitmach-Band“ allerdings auch als echter Entertainer und Animateur, der ein geschicktes Händchen im Umgang mit dem Publikum beweist. Keine generischen Ansagen, sondern echte Interaktion – das zeigt Wirkung. Die Menge ist begeistert, klatscht in die Hände und springt freudig im Takt auf und ab. Dadurch gelingt es der Band, zwischendurch auch mal zwei etwas ruhigere, balladeskere Stücke einzubauen („Göttin“, „Herzschlag“), nicht ohne augenzwinkernde Bemerkung von Mart, ob die Meute es danach gern wieder etwas schneller hätte. Will sie! Bekommt sie! Ein sehr unterhaltsamer Auftritt einer Band, die ihr Publikum voll im Griff hat.

16.05 (MS) SALTATIO MORTIS

Bereits zum vierten Mal zu Gast und immer wieder gerne gesehen auf dem SUMMER BREEZE waren die Barden von SALTATIO MORTIS. Kein Wunder, sorgten die Spielleute doch immer wieder für ausgelassene Stimmung und gute Laune auf und vor der Bühne. Und so zogen die Chartknacker auch heute wieder eine riesige Menschenmenge an, was in Anbetracht der verhältnismäßig frühen Zeit doch sehr beachtlich war. Der jubelnde Empfang Tausender klatschender Hände war wieder einmal gigantisch, und egal was auch immer SALTATIO MORTIS zum Besten gaben, mit ihrer ansteckenden Spielfreude sorgten die Barden dafür, dass ihnen die Fans sprichwörtlich aus den Händen fraßen. Jubel, Trubel, Heiterkeit, es wurde gefeiert überall, und die Ordner in den Gräben hatten alle Hände voll zu tun, den Ansturm an Crowdsurfern aufzufangen. Ihr mittelalterlicher Rock erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit, und Stücke wie „Uns gehört die Welt“ wurden lauthals mitgesungen. Ein stimmungsvoller Höhepunkt jagte den anderen, und die siebenköpfige Formation gab sich hochmotiviert wie eh und je. Allen voran der frisch verheiratete Sänger Alea der Bescheidene, dessen Hochzeit jüngst von Pro7 gefilmt wurde. Alea wirbelte über die Bühne wie ein wilder Derwisch, die Energie dieses Mannes schien grenzenlos. Natürlich ließ er es sich nicht nehmen, zu „Falsche Freunde“ ein ausgiebiges Bad in der Menge zu nehmen, die Fans trugen ihn während des gesamten Liedes über ihre Köpfe hinweg. Mit „Spielmannsschwur“ endete ein weiteres Highlight des diesjährigen SUMMER BREEZE.

15.55 (PZ) INTERMENT

Kann man mit Old School Death Metal irgend auf diesem Festival etwas falsch machen? Natürlich nicht. Den einzigen Fehler, den man als Band machen kann: Jahrelang musizieren, ohne ein Album zu produzieren. Glücklicherweise hatten sich die Schweden zusammengerauft und nach 20 Jahren endlich ihr Debütalbum “Into The Crypts Of Blasphemy” fertiggestellt. Was diese extrem lange Zeitspanne für Auswirkung haben kann, zeigte sich beim Gig von INTERMENT. So als ob die Zeit damals einfach stehengeblieben wäre, knüppelten und rifften sie drauflos, dass es die reinste Freude war. Leider war das Publikum noch nicht gut aufgelegt, gerade einmal hundert Mann hatten sich zu Beginn ins Partyzelt verirrt. Das Dröhnen des Basses und der wuchtige Klang des Schlagzeuges schien dann aber doch noch etliche Metalheads mehr anzulocken. Mit “Morbid Death” präsentierten die Schweden dann noch einen Brecher aus den jüngsten Tagen der Band. Und der eine oder andere im Publikum wird es spätestens dann bemerkt haben, dass hier eine der dienstältesten Bands des hohen Nordens ein formidables Set runterzockte.

15.35 (CS) GUNS OF MOROPOLIS

Rock’N’Roll mit dänischer Schlagseite präsentierten das Trio um den charismatischen Frontmann August Paulsen aka. Paul der beim ersten Block noch eher dünn gesäten Meute vor der Camel Stage. Letztes Jahr haben die Jungs noch am New Blood Award teilgenommen, für den Seg hat es da zwar nicht gelangt, sie können mittlerweile aber auf einen Plattenvertrag und ihre Debut-CD „In Dynamite We Trust“ verweisen. Zudem geht’s demnächst auf ausgedehnte Tour im Vorprogramm der Emil Bulls, da geht also einiges. Auch auf der Kamelbühne legten sich die Jungs ins Zeug, an den Mikroständern prangte einmal eine US- und eine UK-Fahne und mit seiner „SUMMER BREEZE“-Ansag erfüllte sich der Fronter wohl einen lang gehegten Traum. Mit dem kürzlich durcheinandergeworfenen LineUp (der Basser spielte heute erst seinen zweiten Gig für die Band) ruckelte es hier und da noch etwas, aber mit zunehmender Spielzeit, lief es immer besser für GUNS OF MOROPOLIS – auch wenn sie ihr Backdrop wegen Brandgefahr nicht aufhängen durften, da wurde es einigen ziemlich heiß vor der Bühne!

15.15 (PS) HAIL OF BULLETS

Na, das nennt man wohl schlechtes Timing. Da BOLT THROWER ihren traditionell in einem separaten Zelt abgehaltenen Merchandise-Verkauf auf 14 Uhr ansetzten und diesen noch um etwas eine halbe Stunde hinauszögerten, sahen sich HAIL OF BULLETS zu Beginn ihres Gigs einer kleineren Fangemeinde gegenüber, als man hätte eigentlich erwarten können. Während auf der Merch-Meile also noch die Schlacht um die begehrten Devotionalien tobte, eröffneten HAIL OF BULLETS vor leicht dezimierter Menge mit „Operation Z“ ihren eigenen Kriegsschauplatz. Und dieser Kampf wurde erbittert geführt! Der tiefe, fette Old School Death Metal wurde zwar durch die starken Winde ein wenig verweht, die Wucht von „Red Wolves Of Stalin“, „Guadalcanal“ und dem live nur sehr selten gespielten „On Coral Shores“ traf die Anwesenden dennoch mit voller Wucht. In den ersten Reihen flogen die Matten, Fronter Martin van Drunen zeigte sich hervorragend aufgelegt und gab in den Songpausen immer wieder kurze Erklärungen zu der historischen Grundlage der Songs. „Tokyo Napalm Holocaust“ wurde dann von van Drunen auch noch der „Konkurrenz“ von Bolt Thrower gewidmet. Mit „Ordered Eastward“ verabschiedeten sich HAIL OF BULLETS bei ihrem insgesamt dritten SUMMER BREEZE-Auftritt, der ihnen einige neue Rekruten beschert haben dürfte.

15.00 (PZ) REV 16:8

Irgendwann ist immer das erste Mal. Den schwedischen Black Metallern REV 16:8 kam heute die Aufgabe zu, den Reigen im Partyzelt zu eröffnen. Düsteres Schwarzmetall in praller Sonne und schwüler Hitze? Kein leichter Job, aber für die fünfköpfige Band eine spannende Angelegenheit, ist doch der Gig auf dem BREEZE der erste Festivalauftritt der Band überhaupt. Und irgendwie musste es sich rumgesprochen haben, dass REV 16:8 vor ein paar Monaten ein richtig starkes Langeisen ins Feuer geworfen hatten, so dass sich doch eine – vor allem für diese Uhrzeit – beachtliche Zahl von Festivalbesuchern vor der Partystage einfand. Es bestimmten vor allem Songs des neuen Werks „Ashlands“ das Set. Sänger Talon stand wie ein Priester am zackenverzierten Mikro, doch sein markanter, raukehliger Gesang hatte zunächst einige Probleme, gegen die Saitenfraktion anzukämpfen. Auch zwischendurch gab es immer mal kleine Pausen, die dem Auftritt aber nicht schadeten. Ganz im Gegenteil: Die Kombination aus typisch schwedischem Schwarzstahl, eingängigen Melodien und furioser Raserei kam sehr schnell sehr gut beim Publikum an. Und was in den Songs hervorragend gut funktioniert, wurde auch auf der Bühne gut umgesetzt: atmosphärische Interludien, ein kurzes Innehalten, bevor REV 16:8 mit geballter Kraft nach vorne stürmten. Sehr schön auch, dass sie „Flame Salvation“ vom Debüt spielten, der Song hat durchaus das Potential zu einem Live-Dauerbrenner zu werden. Nach 35 Minuten war klar: Feuertaufe bestanden. So kann’s weitergehen!

14.25 (MS) EMIL BULLS

Alle Jahre gibts nach Bekanntgabe der Verpflichtung der Münchner wieder Geunke im Forum, dass die Band doch auf einem Metalfestival nichts verloren hat usw. – dabei machten sie bereits mit dem Intro „The Crown And The Ring“ von MANOWAR (!) in Sachen Metal alles klar. Mit dem Opener „Here Comes The Fire“ kam es dann auch gleich zum ersten Circlepit, und – nomen est omen – die Temperatur im Publikum dürfte direkt um mehrere Grad gestiegen sein. Leader Of The Pack war natürlich der Mann mit der harten und der zarten Stimme, Sänger Christ zeigte sich sehr agil, war ständig unterwegs über die Bühne und wuselte ständig auf und um sein kleines Podest am vorderen Bühnenrand rum. Derart frenetische Publikumsreaktionen hatte wohl selbst der Fronter nicht erwartet, die Band wurde regelrecht abgefeiert. Man konzentrierte sich hauptsächlich auf die jüngeren Veröffentlichungen und dabei wurde klar, dass die Band in letzter Zeit in Sachen Härte doch ein paar Schippen nachgelegt hat – ohne dabei aber ihr großes Kapital zu vernachlässigen: die großen Ohrwurm-Melodien! Vom im Oktober erscheinenden neuen Album gabs zwar noch nix zu hören, trotzdem Spiel, Satz und Sieg für die EMIL BULLS!

13.35 (PS) KALMAH

Nach einem beschwörenden Intro hatten KALMAH ganz eindeutig leichtes Spiel, denn im Publikum machte sich sofort gute Stimmung breit, was der Band sichtlich Auftrieb verlieh und sie zu richtig guten Leistungen anspornte. Selbst wenn die zwischendurch eingesetzten Keyboards nicht jedes Mal rundum perfekt ins Klangbild ihres Gigs passten, waren und sind sie fester Bestandteil der Musik KALMAHs. Ein Großteil der Menge störte sich nicht daran, dass nicht jeder Ton saß und feierte die Band nach allen Künsten des Zuspruchs ab. Der Pit vor der Bühne tobte, was Sänger Pekko Kokko Sicherheit gab und ihn zu einigen lockeren und anpeitschenden Ansagen trieb. Besonders, wenn KALMAH amtlich Gas gegeben haben, merkte man, dass es im Pit kribbelte und brodelte. Die Mähnen kreisten, es wurde schön Druck gemacht und die Songauswahl war ebenfalls sicher und äußerst befriedigend- Der Sound war schön klar und fett und wenn man die fast schon kleinliche Kritik am Keyboardsound vergisst, war ihr Auftritt ein rundum gelungenes Mosaikteil eines bislang fabelhaften Festivals.

12.50 (MS) SKELETONWITCH

Die zweite Band auf der Mainstage am heutigen Tage ist SKELETONWITCH. Vier Amis aus Ohio, die sich voll und ganz dem tiefgeschwärzten Thrash Metal verschrieben haben. Bereits Tage zuvor trieben sich die Jungs mehr oder weniger nüchtern auf den Gelände herum, um schlussendlich den frühen Nachmittag stielecht mit „Upon Wings Of Black“ einzuschwärzen. Wind, Wolken und wilde Mähnen fliegen durch die Gegend. Sowohl vor, als auch auf der Bühne. In den ersten Sekunden will der Mikrophon-Sound noch nicht so wirklich, doch dieses Problem legt sich schnell und SKELETONWITCH steigen in ein 40minütiges Set ohne Wenn und Aber ein. Trotz oder obwohl die Musiker nun schon eine Weile vor Ort sind, geben sie von der ersten Minute an alles. Der Truppe um den charismatischen Frontmann Chance Garnett, dessen Bruder übrigens eine der beiden Gitarren bedient, steht ein ansehnliches Publikum gegenüber, was mit zunehmender Spieldauer die Songs wie zum Beispiel „Beyond The Permafrost“ amtlich abfeiert. Die Frage an die Zuschauer, ob sie noch zwei Tracks hören möchten, erübrigt sich, da die Band laut Sänger Chance diese so oder so gespielt hätte. Dies nur als kleiner Humorbeweis einer sehr sympathische Truppe, die doch so düstere Musik spielt.

12.10 (PS) YOUR DEMISE

Ein weiteres Highlight für die zahlreichen Hardcore-Jünger waren YOUR DEMISE. Die Briten haben sich für einen Slot auf der Pain Stage des Summer Breeze fast schon aufgedrängt. Haben sie sich doch in den letzten Jahren immer höhere Plätze auf den Line-Ups der einschlägigen Touren erspielt und einhergehend damit eine immer breitere Fanbase. Diese ließ sich dann selbst kurz nach High Noon nicht lumpen und feierte ihre Helden auch zu so früher Stunde schon nach allen Regeln der Kunst ab. Circle Pits wie am Fließband, eine ansehnliche Wall of Death oder wildes Gemoshe – meist unter zur Hilfenahme wirklich jeglicher Körperteile – Frühsport ist Kindergarten dagegen. Das Gemisch aus melodischen Ohrwurm-Melodien, die mit den beliebten „Ich-stehe-breitbeinig-da-und-schaue-extra-tough“-Moshparts durchsetzt werden, eignet sich aber auch hervorragend dazu. Der nun nicht mehr ganz so neu Sänger Ed McRae brauchte wahrlich nicht viele Worte zur Motivation des wilden Mobs verlieren. Selbstredend wurde das Set mit „Burnt Tongues“ dem Überhit des Debüts „Ignorance Never Dies“ beendet. Ein Blick in die Gesichter der Anwesenden sprach Bände: Guter Auftritt dieser YOUR DEMISE!

11.35 (MS) NERVECELL

Aus den Vereinigten Arabischen Emiraten stammen NERVECELL, die nach TRIGGER THE BLOODSHED die Aufgabe hatten, den nun langsam zahlreicher erscheinenden Fans ordentlich einzuheizen und ihnen die Restmüdigkeit aus den Knochen zu kloppen. Der Übergang passte auch gut, nun wurde technisch anspruchsvoller, kompromissloser Old School Death Metal serviert, na denn Mahlzeit! Mal straight ohne Schnörkel brutal und wuchtig nach vorne bolzend, dann wieder technisch vertrackt präzise vernichtend, und stets mit wunderbaren Melodien in den ausgefeilten Soli garniert, obendrein das mächtige Growling. Verstärkt wurden NERVECELL von BENIGHTED Fellgerber Kikou, welcher sein Schlagzeug, wie wir es von dem guten Mann schon gewohnt sind, mit äußerster Perfektion und gnadenloser Energie malträtierte. Ein schöner Vorgeschmack auf den morgigen Tag, an welchem er dann mit seiner Stammformation für amtliches Geprügel sorgt. Die starke musikalische Darbietung der kräftigen, kernigen Death-Metal-Walze wurde vom Publikum sehr positiv aufgenommen, von Stück zu Stück steigerte sich die Anzahl der Banger merklich. Mit ihrem gelungenen, makellosen Auftritt bewiesen NERVECELL, dass sie verdammt viel Potenzial besitzen und sicherlich der wichtigste Export in Sachen Todesblei ihres Landes sind.