18.10 (PS) END OF GREEN

Unverhofft kommt oft. So manch einer wird nichts von der relativ kurzfristigen Programmänderung mitbekommen haben und sich erst als End Of Greens Backdrop auf der Painstage gehisst wurde, verwundert die Augen gerieben haben. Wenn auch beide Bands Gothic-Elemente verwenden, so kann man doch kaum von einem 1:1 Ersatz reden – wobei gerade das viele Zuschauer gefreut haben dürfte, da die End Of Green-Boys ja schon so was wie Lokalmatadoren sind. Trotz Tageslicht hatten Michelle Darkness und seine Mannen keinerlei Motivationsprobleme und starteten mit „Tormented Sundown“ vom „Last Night On Earth“-Album gleich voll durch. Trotz des kaum angekündigten Auftritts zeigten sich sehr viele Leute im Publikum erstaunlich textsicher und feierten auch die zwei neuen Songs im Programm hingebungsvoll ab. Spielerisch entwickelte sich die gewohnte Magie auf der Bühne und es schien, als wäre die Band einiger denn je. Man darf gespannt aufs neue Album sein, auch wenn das wohl noch ein bisschen auf sich warten lassen wird.

03.30 (PZ) PRESIDENT EVIL

Durch weitere Verzögerungen im Ablauf gingen die bösen Präsidenten erst so gegen 4 Uhr in der Früh auf die Bühne, sammelten aber schon beim schnellen Line-Check dank kurz angespieltem „Just Look Around“ von SOIA Pluspunkte. Nachdem es bei Absolute schon zu großen Abwanderunsgerscheinungen kam, hätte man meinen können, dass es für die Bremer heute nicht mehr viel zu holen geben würde. Aber weit gefehlt! Die Band gab von der ersten Sekunde an Vollgas und trat auf, als würde sie zur besten Zeit auf der Mainstage aufspielen. Der Raum vor der Bühne füllte sich wieder mehr und mehr, es ging noch mal so richtig ab — was besonders in Anbetracht der Uhrzeit beachtlich war. Sänger Johnny Holz bewies Fronterqualitäten, suchte den Kontakt zum Publikum („Hat hier jemand Headbangen zum Hobby? Das ist Euer Einsatz“) und ging prompt mit gutem Beispiel voran. Der Basser sah irgendwie aus wie Samson aus der Sesamstraße mit nem Spielzeugbass vor dem Bauch und ging ab wie nichts Gutes. So gab’s für die Nimmermüden noch mal ne fette Kelle rotzigen Metal, bevor dann endgültig Schluss für heute war.

02.40 (PZ) ABSOLUTE

Nach dem recht traditionellen Sound von Squealer gab’s mit den auch an Jahren deutlich jüngeren Absolute Kontrastprogramm galore. Schon beim Umbau wurde klar, dass es moderner werden würde, weniger wegen der riesigen Bassdrum, sondern eher wegen der an jedem der drei Mikroständer an der Bühnenkante montierten kleinen Samplergeräte. Anfangs hätte man die Band wohl am ehesten als Modern Metal kategorisiert, die ersten Songs klangen mit ihrem straighten und scharfen Riffing und den vielen elektronischen Elementen latent nach Pain meets Linkin Park, wobei da leichte Abstriche bei den gesanglichen Fähigkeiten von Fronter Toby Breitenbach nicht unerwähnt bleiben sollen. Der „erfreute“ das Publikum sogar mit gelegentlichen Rap-Einlagen, bemühte sich zudem um professionell dickhosiges Auftreten, stieß im Publikum aber auf wenig Gegenliebe, es flogen sogar erste Wurfgeschosse in Richtung der Bühne. Spätere Songs klangen streckenweise sogar nach H-Blockx & Co. womit beim Breeze-Publikum natürlich nur schwerlich gepunktet werden konnte. Auch optisch wirkte die Band eher zerrissen, der Basser mit dem schönen Pseudonym Pogo gab die wild um sich posende Rampensau, hüpfte viel durch die Gegend und fuchtelte wild mit seinem Instrument durch die Gegend. Sein Kollege Roberto an der Gitarre war da fast das komplette Gegenteil und eher von der schüchternen Art, mit tief ins Gesicht gezogenem Cappi und dem Blick meist auf seine linke Hand gerichtet. Das Debutalbum der Band erscheint wohl noch in diesem Jahr, viele neue Fans hat die Band mit diesem Auftritt aber wohl eher nicht dazu gewonnen.

01.50 (PZ) SQUEALER

Direkt zu Anfang war mal klar, dass das auf der Bühne keinesfalls der im Programmheft angekündigte Gus Chambers (Ex-Grip Inc.) ist. Von dem hatte sich die Band nämlich mittlerweile getrennt und präsentierte mit Norbert Vornam kürzlich seinen Nachfolger. Der stellte dann auch in einem Nebensatz klar, dass das zwischenzeitlich im Namen geführte Anhängsel A.D. Geschichte ist und man jetzt wieder nur Squealer heißt, aha. Die Hessen boten Power Thrash in Reinkultur, der manchmal etwas an Overkill erinnerte. Trotz engagiertem und spielerisch tightem Auftreten, traf die Band wohl nicht so recht den Nerv des Publikums und musste sich mit wesentlich weniger Zuspruch zufrieden geben als Black Messiah vor ihnen. Beim Song vom älteren, gleichnamigen Album „Under The Cross“ taute die Meute dann doch noch etwas auf und wurde prompt mit dem Thrash-Gassenhauer „Liar“ belohnt.

01.00 (PZ) BLACK MESSIAH

Lange war die Band nicht mehr aufgetreten, über drei Jahre wohl, aber jetzt hat man wieder ein einsatzfähiges LineUp beisammen. Aufgrund technischer Probleme gingen die Ruhrpottwikinger (so stand es jedenfalls auf den T-Shirts der Band) erst mit ca. 10-minütiger Verspätung an die Arbeit. Das Publikum begrüßte sie dann aber nur umso begeisterter, als es dann mit „In Rememberance“ und „Erik, der Rote“ losging. Bei „Christenfeind“ gab’s dann wahre Begeisterungsstürme, ob’s daran lag, dass Sänger Zagan hier erstmals zur Geige griff oder ob das was mit der religiösen Ausrichtung des Publikums zu tun hatte, sei mal dahingestellt. Die sechs Mannen waren größtenteils in schwarzlederne Flickengewänder gehüllt und das Volk hatte sichtlich Spaß am süffig-hochgeschwindlichen Folk-Metal. „Habt Ihr heute gut gefeiert? Habt Ihr heute gut gesoffen? Habt Ihr Lust noch mehr zu saufen? Dann singt mit uns ein Sauflied!“ Mit solchen Ansagen traf man beim Publikum offensichtlich voll ins Schwarze und so wurde auch das abschließende „Moskau“ lauthals mitgeschmettert.

00.10 (PS) DARK FUNERAL

Diese Band navigiert nahe an der Grenze zum Wahnsinn. Keine andere Band auf dem Festival hat so viele Beats in der Minute abgefeuert wie die satanistischen Schweden. In voller Kampfpanzerung und Corpsepaint schepperten die Jünger Satans ihre Songs in halsbrecherischer Geschwindigkeit und geradezu rasend herunter. Atempausen wurden dem Publikum bestenfalls in den teils sarkastischen Ansagen gewährt. Im Gegensatz zu manchen ihrer Kollegen verpönen sie auch den Einsatz von Keyboards. Der Bühnenaufbau mit allerlei Teufelssymbolik wirkte ebenfalls sehr bedrohlich. Den Fans wurde sowohl neues als auch altes Material geboten, bei dem im Gegensatz zu neueren Songs auch mal kurz vom Gaspedal gegangen wurde. Die noch zahlreich anwesenden Black Metal-Jünger huldigten der Band als gäbe es kein Morgen mehr. Evil as evil can be. Amen.

22.45 (MS) IN EXTREMO

Bereits vor zwei Jahren räumten die Mittelalter-Metaller von In Extremo auf dem Breeze auf ganzer Linie ab. Keine Frage, dass diese Band auch auf dem 10-jährigen Jubiläum nicht fehlen durfte. Wie zu erwarten war, ließ sich die Band erneut nicht lumpen und bot eine grandiose Show. Nach den Wikingern von Amon Amarth waren In Extremo bereits der zweite Headliner, der in diesem Jahr im Bühnenaufbau ein Schiffsthema verwendete. Die siebenköpfige Band hatte neben der regulären Rockbandbesetzung wieder allerlei, teils obskure, Instrumente auf der Bühne. Neben Dudelsack, Schalmei, Cister, Darbuka, Pauken, Leier und Harfe gab es aber auch moderne Instrumente wie Sampler und Keyboards zu hören. Die Songs wurden auf deutsch gelegentlich aber auch auf anderen, dem Normalsterblichen eher unbekannten und mystisch klingenden, Sprachen dargeboten. Mit immenser Hingabe spielte sich die Band in eine Art Rausch und rechtfertigte ihre Headlinerposition auf eindrucksvolle Weise. Zusätzlich gab’s kleine Kunststückchen und optische Bonbons, die mit den Instrumenten vollführt wurden, wenn diese gerade nicht bespielt wurden, aber auch mit Flammenwerfern und anderen pyrotechnischen Effekten sowie schicken Glitzer- und Herzchenkonfettiregen. Die Menge dankte es der Band durch ausgelassenes Feiern und euphorischen Jubel. Auch dieser Auftritt dürfte ein denkwürdiger Moment in der Breeze-History werden.

21.55 (PS) POISONBLACK

Nach dem massiven Moshinferno, das Bolt Thrower auf der Hauptbühne entfacht haben, ließen es die finnischen Düsterrocker von Poisonblack deutlich entspannter angehen. Die Band um den ehemaligen Sentenced-Frontmann Ville Laihiala bot straight nach vorne gerichteten Gothic-Rock mit hohem Hitfaktor. Interessant im Bühnenbild war das seltsam nach vorne geneigte Keyboard. Aber scheinbar lässt es sich in dieser Haltung gut spielen, wenn man permanent am Moshen ist. Das Publikum schien es zu genießen, zu verdaulicheren Klängen zu feiern, auch wenn sich der Großteil der Masse scheinbar seine Kraft für In Extremo sparen wollte. Poisonblack legten einen überzeugenden Auftritt hin, der vor allem von dem Charisma von Frontmann Laihiala lebte.

20.50 (MS) BOLT THROWER

Die Tatsache, dass das Death Metal-Urgestein Bolt Thrower auf dem Summer Breeze auftrat war an sich schon eine kleine Sensation, da die Band eigentlich nie auf großen Open Air-Festivals vertreten ist. Hinzu kam, dass die Show der einzige Deutschland-Auftritt in diesem Jahr überhaupt war. Nach einem kurzen Intro legten die Engländer brachial und in extremer Lautstärke los. Ein Sound wie ein Panzer. Mit unglaublicher Präzision und Kompromisslosigkeit setzte die Band ihre Kriegsmaschinerie in Gang, welche sich die nächste Stunde unaufhaltsam ihren Weg bahnte. Geboten wurde ein ausgewogenes Best-of-Set aus alten und neuen Songs, mit Ausnahme von „Honour-Valour-Pride“ wurden alle Alben bedient. Der wieder eingestiegene Shouter Karl Willetts wirkte sehr locker und war sichtlich gut gelaunt. Allerdings wohl auch etwas verpeilt, als er den Song „IVth Crusade“ gleich zweimal ankündigte. Mit dem Kommentar „Bring out the big cannons“ spielte die Band ein Medley aus „World Eater“ und „Cenotaph“, was die zahlreich anwesenden Metalheads endgültig zum Rotieren brachte. Auch nach über 20 Jahren sind Bolt Thrower in ihrem Genre noch immer die Messlatte. Großartig. No Compromise.

20.00 (PS) VOLBEAT

Nach dem letztjährigen Anreisedebakel inklusive Achsbruch konnte man ja schon froh sein, dass die Dänen diesmal pünktlich zur vorgesehenen Zeit die Bühne enterten. Offensichtlich sehr motiviert ging’s direkt mit nem Smasher, nämlich „Rebel Monster“ los. Dass die Band derart gut aufgelegt war, lag bestimmt nicht nur an den vielen Kameras, die die heutige Show für eine DVD-Produktion festhalten sollten, das Publikum war bestimmt auch ordentlich motivierend. Fronter Michael war wie immer gut gelaunt und ihm saß deutlich der Schalk im Nacken: „So you saw Illdisposed? They are also from Denmark… say Illdisposed… Illdisposed – now stop, that’s enough!” Er nutzte dann auch gleich die Gelegenheit um den nicht mehr ganz so neuen Gitarristen Thomas Bredahl vorzustellen „He’s from the same stupid town as Illdisposed!“. Für den Anfang von „Sad Man’s Tongue“ und später auch noch bei der Hitsingle „Gardens Tale“ kam ein weiterer Gitarrist mit einer Akustikgitarre auf die Bühne. Sänger Poulsen strahlte über beide Backen und genoss die Show in vollen Zügen „You are crazy people, we love crazy people! And we love Johnny Cash, give it up for Johnny Cash! Give it up for Elvis!”. Aber auch Gitarrst Bredahl konnte man die Freude deutlich ansehen, er „ritt” seine Gitarre wie ein bockiges Pony über die Bühne, stand quasi nie still und kommunizierte ständig mit dem Publikum. Poulsen entschied sich am Schluss von „Pool Of Booze“ sogar für Vollkontakt, sprang in den Bühnengraben und von dort auf die Hände und über die Köpfe der Fans, bevor er für das Finale mit „Gardens Tale“ wieder auf der Bühne eintraf. Nach der Show kehrte er erneut in den Graben zurück und bedankte sich bei vielen Fans in der ersten Reihe persönlich, fanfreundlicher geht’s wohl kaum noch!

18.55 (MS) FINNTROLL

Summer Breeze und Finntroll gehören irgendwie zusammen, rekordverdächtige fünf Mal war die Band bereits hier zu Gast, hat über die Jahre, genau wie das Breeze die ein oder andere Veränderung durchgemacht und ist gewachsen. Die trinkfesten Finnen sind mit ihrem eingängigen „Trollish Metal“ mit dem guten Schuss Humppa aber auch die optimale Band um es sich bei einem Festival richtig gut gehen zu lassen und Spaß zu haben. Bereits 10 Minuten vor der eigentlichen Show gab es schon mehrere Crowdsurfer und lautstarke Finntroll-Chöre vor der Mainstage – Schwerstarbeit für die Grabensecurity also schon vor dem eigentlichen Auftritt. Die Band selbst erschien dann wie gewohnt größtenteils in schwarzen Röcken in Verbindung mit leichtem MakeUp und erntete freudig ihre Saat. Später waren dann teilweise mehr als 10 Leute gleichzeitig über den Köpfen des Publikums unterwegs und die Show erreichte bereits nach ca. 45 Minuten einen ersten Höhepunkt mit „Trollhammaren“, bevor die Band dann fulminant auf die Zielgerade einbog.

11.00 (MS) KARKADAN

Die Jungs aus dem Stuttgarter Raum konnten ihren Auftritt beim Summer Breeze wohl kaum erwarten, denn zur Überraschung aller Anwesenden (inklusive der Bühnentechniker) legten sie mal eben einen Frühstart von ca. 10 Minuten hin. Was sich aber keinesfalls als Fehler herausstellte, denn was da aus den Boxen auf die Frühaufsteher zukam, war durchaus gelungen. Gleich der zweite Song war dann schon ein brandneuer. Die Band bezeichnet ihren Sound selbst als Black Heavy Metal, was aber an sich nicht sehr aussagekräftig ist. Sie ließ auf derbe Death Metal-Eruptionen immer wieder sehr schwelgerisch-melodische Passagen folgen und erinnert somit entfernt an Opeth. Auch der Groove wurde nicht vergessen. Ob’s an der frühen Stunde lag oder an technischen Problemen, der Schlagzeuger war sich mit seiner Bass-Drum jedenfalls noch nicht so ganz grün; trotzdem: gelungener Auftritt!

17.20 (MS) L’ÂME IMMORTELLE

Sänger Thomas Rainer stellte fest, dass er gern auf Festivals mit so vielen artfremden Bands spiele. Zwar war die Band auf dem diesjährigen Breeze sicherlich ein Exot, als wirklich artfremd konnte man den Gothicrock der Band aber nicht bezeichnen. Schließlich rockten die Jungs und das Mädel amtlich ab. Der Himmel über dem Festival war voller dicker Wolken, was das Tragen von Sonnenbrillen eigentlich überflüssig machte. Was die Band aber dennoch nicht davon abhielt, geschlossen den Augenschutz zu tragen, was auch hervorragend zu dem vornehmen schwarzen Anzug (inklusive schwarzer Krawatte) passte, den Thomas Rainer trug. Die Band spielte sowohl härtere, rockige Nummern als auch ruhige Keyboard-lastige Songs. Das Publikum reagierte zwar nicht unbedingt überschwänglich auf die Band, begutachtete das Treiben auf der Bühne, insbesondere die wie in Trance schwelgende Sängerin sowie die obskuren Verrenkungen des Keyboarders, aber gespannt.

16.35 (PS) NECROPHOBIC

Necrophobic verbreiteten auf der Pain Stage wiedermal düstere Stimmung. Ihr Soundmix aus Black, Death und Thrash Metal klang ziemlich dreckig und fies, was durch die Lack- und Leder-Optik der Band auch optisch noch unterstrichen wurde. Pulsierende Bässe trafen auf klirrende Gitarren und Shouter Tobias Sidegard spuckte dazu lyrisch Gift und Galle. Die Band zeigte sich sehr bewegungsfreudig und die Gitarristen posierten um die Wette, vielleicht ist Gitarrist Johan Bergebäck dann in den nächsten Jahren auch mal mit seiner anderen Band zu Gast auf dem Breeze – über Dismember im LineUp würden sich bestimmt viele freuen. Das Publikum feierte die Truppe jedenfalls angemessen ab.

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15.45 (MS) SIRENIA

Sirenia machten es dem Publikum dann nicht wirklich einfach. Die zahlreich aufgelaufenen Fans mussten ja ohnehin nicht überzeugt werden, für mit dem Material unvertraute bot die Band aber ein etwas seltsames Bild. Durch die Boxen kam satter Bass, viel Keyboardmaterial und auch massig gesungene Chöre, auf der Bühne standen aber nur zwei Gitarristen, der Drummer und die oft etwas verloren vor sich hin gestikulierende Sängerin Monika Pedersen. Bandkopf Morten Veland bemühte sich um animierende Ansagen, so recht wollte der Funke aber nicht überspringen. Bei den Songs vom aktuellen Album „Nine Destinies And A Downfall“ wird im Gegensatz zum älteren Material auch fast gänzlich auf die derben Vocals verzichtet und völlig auf die säuselnde Blondine gesetzt.

15.05 (PS) HEVEIN

Warum diese Band in Deutschland immer noch als eine Art Geheimtipp firmiert ist ein Rätsel. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands haben sie etwas annähernd Eigenständiges geschaffen, kombinieren sie doch wuchtige Riffs mit viel Atmosphäre und melodisch, eingängige Refrains mit dem Schuss Klassik durch die hauseigene Streicherabteilung in Form des ehemaligen Apocalyptica-Cellisten Max Lilja und der Violinistin Aino Piipari. Die Band stellte sich nur leider durch selbstverschuldete technische Probleme, z.B. beim mitgebrachten Monitorsystem und der Stromversorgung der Cello-Effekte, selbst ein Bein, so dass sie leider nicht zur Höchstform auflaufen konnte. Die Finnen gaben trotzdem alles, zeigten sich bei ihrer Deutschlandpremiere bewegungs- und spielfreudig und hatten mit „Bullsrun“ sogar einen seither unveröffentlichten Song vom kommenden Album im Angebot, dessen mächtig stampfender Schluss latent an Pantera erinnerte. Dieser vermuteten Vorliebe gab die Band dann auch prompt mit einer „Walk“-Coverversion Ausdruck, bei der das Dimebag-Solo vom Cellisten interpretiert wurde!

14.25 (MS) EISBRECHER

Die großen Tage der sogenannten Neuen Deutschen Härte, die der Erfolg von Rammstein einst ausgelöst hatte, sind offensichtlich passé, und mit ihnen auch diverse Epigone, die mit auf der Erfolgswelle reiten wollten, mittlerweile aber abgesoffen sind. Eisbrecher, in deren Reihen sich mehrere ehemalige Megaherz-Mitglieder befinden, schippern aber munter weiter in diesen Gewässern und das auch mit einigem Erfolg – ihr letztes Album „Antikörper“ fand sich sogar in den Charts. Kein Wunder an sich, denn die Band kann was, und vor allem Stimmung machen und mitreißen. Was zu einem Großteil aufs Konto des smarten Hühnen am Mikro, Sänger Alexx Wesselsky, geht. Vor einem dreigeteilten Backdrop agierte er mit seinen komplett schwarz gewandeten Mannen souverän auf der Hauptbühne und hatte das Publikum schnell auf seiner Seite – auch wenn NDH nun nicht die vorherrschende Stilrichtung auf dem Festival ist. Im Gegensatz zum martialischen Aussehen (schwarz gefärbtes Tarnhemd mit Abzeichen, dazu schwarze Handschuhe und hohe, schwarze Stiefel) war der Fronter sehr fröhlich unterwegs, lachte viel und feuerte mehrere humorvolle Ansagen ins Volk. Mit dem letzten Song ließ sich das Publikum dann auch gerne als „Miststück“ bezeichnen, feierte die Band nochmals richtig ab und kuckte streckenweise etwas verdattert, als Alex am Schluß des Songs mal eben eine englische Rappassage integrierte, die aus dem Clawfinger-Song „Nigger“ stammte. Die 35 Minuten Spielzeit waren sowohl für die Leute auf als auch vor der Bühne wohl viel zu schnell vorbei.

13.50 (PS) DISILLUSION

Metal auf David Lynch. So werden die vertrackten, künstlerischen Songs von Disillusion aus Leipzig gern beschrieben. Auf der Bühne wirkten die Songs der Band weit weniger vertrackt als auf Platte, im Gegenteil, sie rockten sogar amtlich. Trotzdem war der spannende Sound der Jungs und Mädels nicht unbedingt für wilde Moshpits geeignet. Seitdem sie wieder in kompletter Bandbesetzung auftreten (davor kam der Bass lange Zeit vom Band), ist das auch optisch interessant. Und wem die Bassistin Alla latent bekannt vorkam: als sie das letzte Mal beim Summer Breeze auf der Bühne stand, zupfte sie noch den Bass bei Peter Tägtgrens Pain-Projekt. Im Publikum waren aber zahlreiche gebannte Gesichter zu sehen, die vor allem dem glatzköpfigen Frontmann an den Lippen klebten. Selbst am frühen Mittag und bei Sonnenschein gelang es der Band eine dichte Atmosphäre zu schaffen. Disillusion sind ohne Frage eine außergewöhnliche Band, die sich als überraschend festivalkompatibel erwiesen hat.

13.15 (MS) ILLDISPOSED

Die Dänen von Illdisposed konnten bereits nachmittags ein stattliches Zuschauerheer rekrutieren. Ihr mörderisch groovender, moderner Death Metal war wohl genau das Richtige um nach der Mittagspause wieder beim Festivaltreiben mitzumischen. Die Band bot vor allem Songs ihrer letzten beiden Platten nach der Reunion, Fans der ersten Stunde wurden aber auch mit älterem Material belohnt. Shouter Bo, der mit perfektem Deutsch glänzte, war zu allerlei Späßchen aufgelegt und wertete ein schnödes Plektrum dadurch auf, dass er es sich durch die Unterhose zog. Das Publikum dankte es ihm mit gereckten Fäusten und forderte am Ende der Spielzeit lautstark nach einer Zugabe. Diesen Wunsch konnte die Band zwar leider aus Zeitgründen nicht mehr erfüllen, Shouter Bo ging aber tatsächlich noch mal raus und stimmte ein Trinklied an.

12.40 (PS) KOLDBRANN

„Hallo, wir sind Koldbrann aus Norwegen!“, gar höflich stellten sie sich beim Start in ihren 30minütigen, von Brutalität geprägten, Auftritt vor. Los gings mit dem Track „Alt or befengt“, der auch ihr letztes Album „Moribund“ eröffnet. Die Fünf hatten sich auch ganz genretypisch liebevoll angemalt und detailverliebt mit Nieten ausstaffiert. So wie fieser norwegischer Blackmetal eben ursprünglich angedacht war und von puristischen Fans geliebt und verlangt wird. Problem war dabei einerseits, dass der Sound (absichtlich?) latent suboptimal war, der Schlagzeuger nicht gerade ein filigraner Techniker ist und vor allem die entsprechende Resonanz aus dem Publikum ausblieb. Es scheint wohl so, dass Black Metal-Fans gerne lange schlafen, denn außer in den ersten Reihen tat sich nicht viel im Publikum. Fronter Mannevond ließ sich davon aber nicht beeindrucken und bot mit seinen Mannen solide Black Metal-Kost zur frühen Stunde.

12.05 (MS) ELUVEITIE

Wer beim Anblick der Instrumente, die die achtköpfige Formation zu Beginn ihres Sets mit sich auf die Bühne trugen, automatisch in Richtung Mittelalter-Heiter-Hoppsassa-Sound kombinierte, wurde von den Eidgenossen flugs eines Besseren belehrt. Lauten, Flöten, Drehleiher und Dudelsäcke können auch mit nordischem Death Metal zusammengehen, im Fall von Eluveitie kamen da dann noch fette Gitarren und keltische und Folk-Einflüsse dazu. Die wilde Combo machte ganz schön was los, besonders die Brüder Sevan und Rafi Kirder zischten wie entfesselte Derwische über die Bühne. Beide waren sie fast komplett mit schicken und imposanten Tattoos tapeziert, dazu Vollbärte und lange, lockige Haare und Sevan trat auf imposante Weise den Beweis an, dass man tatsächlich gleichzeitig Piccoloflöte spielen und wie irr Headbangen kann. Ihre streckenweise hymnischen Songs waren offensichtlich ganz nach dem Geschmack des Publikums und man konnte richtiggehend sehen, wie die Band ihren Auftritt aufs Leidenschaftlichste genoss. Es gab mit dem Song „Slania“ sogar schon einen Vorgeschmack aufs im Dezember erscheinende neue Album. Sevan wusste auch, wie das Publikum aus der Reserve zu locken war, nach einer Aufforderung laut zu schreien, antwortete er „In den Niederlanden sind sie viel lauter als ihr!“ und erntete in der Folge ein um ein vielfach lauteres Gebrüll! Fantastischer Auftritt, auch und besonders wenn man den Platz im Lineup und die Uhrzeit den Publikumsreaktionen gegenüberstellt.

11.30 (PS) DAGOBA

Bei den Openern auf der Painstage dürfte so manchem sein Frühstück im Hals stecken geblieben sein, denn gemütlich Käffchen schlürfen ging hier mal gar nicht! Die vier Franzosen knüppelten sich fast nonstop bangend durch ihre halbe Stunde Spielzeit und zogen mit ihrem derben Modern Metal schnell immer mehr des aufs Gelände strömenden Volks auf ihre Seite. Wie ihre Landsmänner von Gojira im Vorjahr war das wohl eine der Überraschungen des Festivals. Laut einer Ansage des Sängers Shawter war das das allererste Mal, dass die Band zu so früher Stunde aufgetreten ist – man möchte sich gar nicht vorstellen, was die Jungs erst fabrizieren, wenn sie ausgeschlafen und in den Abendstunden ans Werk gehen. Das Publikum stieg voll auf den Sound ein und gegen Ende gab es tatsächlich einen imposanten Circlepit, der bereits VOR dem letzten Song, also in der Pause zwischen zwei Songs, einsetzte!