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  1. Summer Breeze 2003
  2. Freitag 22.08.2003
  3. Samstag 23.08.2003
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Disbelief

DISBELIEF waren recht kurzfristig für die ausgefallenen Vintersorg eingesprungen, was die vielen Vintersorg-Fans natürlich masslos enttäuscht und auch nicht wirklich entschädigte, viele andere aber offensichtlich sehr erfreute! Denn obwohl nicht viele Fans bei der Anreise vom Auftreten der Deutschen wissen konnten, wurden sie mehr als freundlich empfangen und boten erneut ihre eigenständige Death-Metal Interpretation mit Melodie und einem Schuss Neurosis. Ganz souverän stiegen sie dann auch mit dem neuen Song „Ethic Instinct“, der sich auch auf dem im Oktober erscheinenden nächsten Album der Band wiederfinden wird, in ihr Set ein. Intensität ist die herausragendste Qualität dieser Band und warum sie nicht schon viel weiter ist und von den meisten immer noch „nur“ als Geheimtipp gehandelt wird, werd ich wohl nie verstehen…

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Finntroll

Children of Bodom hatte es schon schwer getroffen, aber FINNTROLL waren noch schlechter dran! Auch sie mußten besagten späteren Flieger nehmen, zu allem Übel ging aber auch noch ihr gesamtes Gepäck flöten, es war am Flughafen jedenfalls unauffindbar und wurde wohl in irgendeiner Weise fehlgeleitet. Und wenn wir von Gepäck reden, dann sind hier auch Instrumente gemeint! Die knuddeligen Finnen kamen sichtlich aufgelöst an der Painstage an und mussten sich erst mal mit Instrumenten aushelfen lassen. Schlagzeug und Keyboards war kein Problem, denn das hatte die Backlinefirma vorrätig, die Gitarren wurden nach etwas Überredungskunst schließlich von Amorphis gestellt – ein netter Zug! Die Wut über den ganzen Streß setzten die Trolle dann auf der Bühne in entsprechende Energie um und bescherten der Meute vor der Pain Stage einen optimalen Abschluss des zweiten Festival Tages. Routa, der den tragisch verunglückten Gitarristen ersetzte, hatte sich schon sehr gut in die Band eingelebt und trug seinen Teil zur Show bei. Schade nur, dass sie sich fast völlig auf ihre Death-Metal-Anteile konzentrierten und die charakteristischen Folk- und Hummpa-Elemente aussen vor liessen.

In Extremo

Um kurz nach 23 Uhr war es dann soweit: „Meine Damen, meine Herren: IN EXTREMO!“ Deutschlands wohl angesagteste Mittelalter-Metal-Combo verwandelte die Fläche vor der Hauptbühne vom ersten bis zum letzten Ton in eine brodelnde Masse williger Fans, die aus dem Hüpfen und Brüllen/Singen über 90 Minuten gar nicht mehr heraus kamen. In ausnahmsweise leicht veränderter Besetzung (andere Dudelsackpfeifer, anderer Basser) aber in gewohnt mittelalterlicher Kluft, hatten auch die Leute auf der Bühne sichtlich Spaß und die gewohnt perfekte Light- und Pyro-Show unterstützte die Arbeit der Band perfekt. Einige kritische Die-Hard-Fans der Band waren etwas enttäuscht, dass es so gar keine neuen Elemente in der Bühnenshow gab, aber das hat den Grossteil des Platzes nicht wirklich gestört und den Auftritt zu einem einzigen Fest werden lassen.

Amorphis

Weiter gings mit AMORPHIS. Eigentlich war ihr Platz ja Katatonia zugedacht gewesen, die aber durch widrige Umstände leider nicht spielen konnten und hoffentlich nächstes Jahr mit dabei sein werden. Die Finnen haben in den letzten Jahren eine ähnliche Entwicklung von ihren Death-Metal-Roots hin zu getrageneren und melodischeren Songs vollzogen wie sie in ähnlicher Weise z.B. auch Paradise Lost hinter sich haben. Durch die knapp bemessenen 45 Minuten Spielzeit waren sie aber gezwungen ihr Set recht straff zu organisieren und entschieden sich zur Freude des Publikums viele alte Perlen ins Programm zu nehmen. Diese wurden aber gemäß dem aktuellen Sound der Band teilweise etwas umarrangiert während manch jüngerer Song live deutlich rauher dargeboten wurde, als er auf dem jeweiligen Tonträger verewigt wurde. Die Band schien genau den Nerv des seligen Publikums getroffen zu haben, zeigte sich zwar nicht sehr bewegungs- aber durchaus spielfreudig und gehen als eine der (überraschenden) Gewinner des Festivals durch. Das hat sicher vielen Anwesenden Lust auf die Deutschlandtour im Herbst gemacht.

Children of Bodom

„Etwas“ hektisch gings zu für die von vielen Fans sehnlichst erwarteten CHILDREN OF BODOM. Der Flug, den sie ursprünglich nehmen wollten/sollten, wurde gestrichen und so kamen sie und ihre Crew mit gehöriger Verspätung am Festivalgelände an und mussten quasi aus dem noch rollenden Fahrzeug auf die Bühne eilen. Für die Fans völlig unverständlich wurde dann auch noch viel Zeit mit gemächlichem Aufbau und Soundcheck verschwendet, was die effektive Spielzeit der Herren mehr und mehr zusammenschrumpfen ließ. Zudem war mit Roope Latvala ein Ersatzgitarrist für den kürzlich ausgestiegenen Alexander mit auf der Bühne und so war es von vorne herein schon schwer als überzeugende Einheit loszulegen. Die Band und besonders ihr Sänger war sichtlich verärgert über die mißlichen Umstände, garnierte seine Ansagen mit reichlich Kraftausdrücken und zogen sich dank einer fein abgestimmten Setlist doch noch recht achtbar aus der Affäre. Von vielen Leuten wurde die Band vor Ihrem Auftritt als Highlight des Festivals gehandelt, daraus konnte aus genannten Gründen aber leider nichts werden, vielleicht beim nächsten Mal…

Die Apokalyptischen Reiter

DIE APOKALYPTISCHEN REITER sind…. die apokalyptischen Reiter! In ihrer ganz eigenen Art leben und spielen sie mit viel Spass und hohem Metal-Faktor ihre eigene Version von harter Musik und haben sich über ihre Eigenständigkeit eine fanatische Anhängerschar erspielt die jeden Auftritt der Band zu einem Erlebnis werden lässt. Reitermania hat sich über die Jahre als Schlagwort entwickelt und trifft die Sache auch sehr gut. Im Gegensatz zum letzten Jahr verteilte Sänger und Dauergrinser Eumel dieses mal keine Sonneblumen, sondern irgendwelche roten Gewächse und hatte erneut sichtlich Spaß. Schon bei den „No Mercy“-Festivals zusammen mit Testament und Marduk hatten sie viele neue Fans dazu gewonnen und das dürfte an diesem Tag nicht anders gewesen sein. Der wie immer abschließenden Band-Hymne „Metal will never die“ wurde dann mit einer überraschenden Einlage („Was wollen wir trinken“) des Keyboarders quasi als Programm für nach dem Gig noch etwas hinterhergeschickt, hoch die Tassen!

Primal Fear

Auch PRIMAL FEAR sind sogenannte Wiederholungstäter, also nicht zum ersten Mal in Abtsgmünd mit dabei. Erneut fanden sie sich auf der Hauptbühne wieder, diesmal jedoch mit deutlich weniger Bühnenaufbauten. Die Band ließ kein Klischee aus, bot das volle Programm inklusive Mitsingspielchen und dicker Pyro-Show und stellte sogar tatsächlich auch noch die Musiker namentlich vor. Für manchen klang das alles nach Judas Priest für Arme, die zahlreichen Fans waren da aber ganz anderer Meinung und wie heisst es so schön: der Erfolg gibt ihnen recht! Und dann spielten sie doch tatsächlich auch noch ne Priest-Cover-Version: „Metal Gods“, aha. Sänger Ralf Scheepers ist sicherlich ein Meister seines Fachs und auch mit dem Neuzugang am Schlagzeug Randy Black (somit Ex-Annihilator) hat man ein gutes Händchen bewiesen. Bezeichnenderweise schallten bei ruhigen Passagen oder auch zwischen den Songs schon lauthals „Reiter!Reiter!“-Rufe über den Platz und damit gings dann auch weiter.
 

Naglfar

Auf der Painstage versuchten sich daraufhin NAGLFAR an der schweren Aufgabe Black Metal trotz strahlendem Sonnenschein zu zelebrieren und wurden von den zahlreichen Fans nach Strich und Faden abgefeiert. Ihr aggressives Stageacting in Verbindung mit einem glasklaren Sound taten ein übriges zum Erfolg der Band. Sie krönten ihren Auftritt mit ihrem wohl bekanntesten Song „Horncrwoned Majesty“ bevor ihre Zeit auch schon wieder um war.

Amon Amarth

Zum zweiten Mal richtig voll vor der Hauptbühne wurde es im Anschluss dann bei AMON AMARTH. Die Band, die letztes Jahr schon zu den grossen Gewinnern zählte, ließ auch dieses Jahr erst gar keine Zweifel aufkommen, ob sie die Leistung vom letzten Mal wiederholen könnten. Eigentlich würde die Band wohl auch nen Tauben überzeugen, denn die imposante Erscheinung der Schweden (gross, blond, bärtig) in Verbindung mit permanentem Bangen der Musiker und über die Bühne schreiten des Sängers war an sich schon ein Hingucker, durch die Mid-Tempo-Killer-Songs, brachiale Härte und einem trotzdem hohen Eingängigkeitsfaktor gabs fürs Publikum dann vollends kein Halten mehr. Nach fünf starken Alben in Folge wissen die Skandinavier eine stetig wachsende Fanschar hinter sich, dass deren Genuss durch den doch teilweise miesen Sound etwas geschmälert wurde lag jedoch nicht an der Band und kann ihr somit auch nicht vorgeworfen werden.

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Age of ignorance

High Noon, Zwölf Uhr Mittags war es, als AGE OF IGNORANCE antraten um sich wacker ihrem Schicksal zu stellen. Als erste Band und für die meisten somit mitten in der Nacht hatten sie es nicht leicht, zogen sich aber dennoch tapfer aus der Affäre und gaben sich Mühe nicht allzu enttäuscht ob der wenigen Anwesenden zu wirken. Die wenigen Anwesenden vor der Bühne werden den Bandnamen und den Crossover der Band jedoch wohl gut in Erinnerung behalten, denn einerseits hatte die Band Backdrops aufgefahren, die die Dimensionen der Hauptbühne voll nutzen und andererseits streuten sie bestimmt 20 CDs über den Anwesenden aus.

Farmer Boys

Und weiter gings mit den Lokalmatadoren die nun auch Label-technisch wieder im Ländle angekommen sind, unsere Lieblings-Landwirte, die FARMER BOYS nahmen die Bühne im Sturm. Es folgten 45 Minuten souveräne Arbeit der Musiker mit leichten gesanglichen Abstrichen, die der allgemeinen Hochstimmung aber keinen Abbruch taten. Die sympathischen Schwaben, allen voran Energiebündel Alex Scholpp an der Gitarre, rockten sich durch ein sehr gut gewähltes Arrangement ihrer bisherigen Veröffentlichungen und gaben sogar schon einen Song vom Ende des Jahres erscheinenden Nachfolger zum Besten. Klar konnte sich Frontmann Sayer auch dieses Mal die fussballprolligen Ansagen nicht verkneifen („Seid ihr Schwaben? Scheisst ich auf Bayern?“ – alles lauthals bejubelt!), dieses Mal waren seine Ansagen jedoch aufgrund der Vizemeisterschaft und der Championsleague-Teilnahme endlich auch mal begründet!

Graveworm

Die Südtiroler GRAVEWORM brachen gen Norden nach Abtsgmünd auf und hatten wohl auch nicht mit einer derartigen Hitze auf der Bühne gerechnet. Die Band wurde frenetisch von ihrem Publikum empfangen und ließ sich zu einer mehr als schweißtreibenden Show animieren und schielte ab und an gar neidisch auf die kühlen Wasserfontänen die über Schläuche auf dem Publikum nieder gingen. Sänger und Stimmungsmacher Stefan Fiori war erneut der Mittelpunkt der Black-Metal-Horde und die Keyboarderin war eigentlich permanent am Haare schütteln – dem Helge hätts gefallen. Für die Uhrzeit und die Temperaturen eine mehr als beachtliche Leistung. Wie bestellt flog dann auch noch just während ihrem Auftritt ein Flugzeug mit nem Nuclear Blast-Banner übers Gelände – gutes Timing auch.

Heaven Shall Burn

Wenn man die Jungs von HEAVEN SHALL BURN abseits der Bühne getroffen hätte, dann hätte man sie mit ihren weiten Hosen wohl eher in die New-Metal Ecke gesteckt, dass die Youngster auf der Bühne aber dermaßen die Metal-Keule schwingen hat selbst manchen finsteren Black-Metaller respektvolles Nicken abgefordert. Brachialster Metalcore mit der ein oder anderen Hardcore-Anleihe und einem beachtlichen Lauf- und Bangpensum bescherte den Thüringern viel Beifall und kurbelten ihren Shirt-Verkauf sichtbar an, zu Recht!

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Hypnos

Ganz anders gings dann im Anschluss mit den drei Tschechen von HYPNOS weiter. Kompromissloser Death-Metal, schörkellos und voll auf die Zwölf. Die alten Fans trauern zwar immer noch den Krabathor-Zeiten hinterher, es gab aber offensichtlich genügend andere, die sich sehr über die derbe Kost freuten. Stage-Acting ist zwar nicht die Stärke der Band, dafür wurde ordentlich der Kopf geschüttelt und mit „Endorsed by Satan“ hatten sie einen heissen Anwärter auf den „coolster Song-Titel“-Preis auf ihrer Setlist.

Justice

Was gab es doch im Vorfeld für Diskussionen im Gästebuch der Summer Breeze-Seite, JUSTICE wäre ne Cover-Band und hätten auf so nem Festival nichts zu suchen und so weiter und so fort. All dem Geunke zum Trotz, zu der Uhrzeit hab ich beim Breeze selten so viele Fans ihre Helden abfeiern sehen wie das die Fans der Franken getan haben. Die haben dann auch überhaupt nichts gecovert, sondern nur eigene Songs zum Besten gegeben, mit Eigenständigkeit wars trotzdem nicht weit her, klang oft nach Metallica bzw. Slayer.

Thunderstorm

Doom gelaufen für die sympathischen THUNDERSTORM. Da nimmt man die weite Anreise aus Italien auf sich, ist hoch motiviert und findet vor der Bühne dann gerade mal 100 Freunde der schwermütigen und laaaangsamen Töne vor. Doom ist auf jeden Fall in der Minderheit in den drei Tagen, die Drei trugen es mit Fassung, der Basser ne schicke Soutane und zu allem Übel zickt dann auch noch der Sender vom Gitarristen. Trotz all der widrigen Umstände muss man den Doomstern einen astreinen Auftritt attestieren, der sicher vielen der Anwesenden in Erinnerung bleiben wird.

Darkwell

Blutrote Nebelschwaden wälzten sich aus einem kleinen Topf auf der Hauptbühne, dazu erklang ein Intro und nach kurzer Zeit legten dann DARKWELL aus Innsbruck los. Es schien die Stunde der Ausnahmedrummer zu sein, denn mit dem Schlagzeuger der Österreicher hatte ein weiterer hochklassiger Vertreter der Zunft hinter den Kesseln Platz genommen. Ansonsten stach natürlich die schmucke Frontfrau hervor, die sowohl mit ihrem Rock als auch mit ihrer Stimme voll überzeugen konnte. Musikalisch gibt’s leider etwas Abzug, Gothic Metal mit weiblichem Gesang und einer entsprechenden Mischung aus harten und gefühlvollen Passagen wurde meines Wissens nicht in Österreich erfunden. Trotzdem war ihr Auftritt eine Bereicherung für viele zur morgentlichen Koffeinportion, die Band legte sich trotz der frühen Stunde überraschend engagiert ins Zeug und fiel sicher vielen positiv auf, ach ja, Simple Minds „Don’t you forget about me“ wurde auch noch sehr ansprechend vorgetragen.

Fallen2Pieces

Mit deutlich mehr Identität, Coolness und instrumentaler Kompetenz ging es danach mit FALLEN2PIECES auf der kleineren Bühne weiter. Auch wenn dem ein oder anderen Gitarrist und Basser der Würzburger bekannt vorgekommen sein dürfte, mit Stormwitch, wo die zwei Herren auch noch dienen, hatte das bis auf Verwendung der selben Instrumente ganz und gar nichts zu tun. Es fällt auch recht schwer hier Vergleiche heranzuziehen, die der Band gerecht werden, C.O.C. ist nicht ganz so abwegig… Grooviger Rock, der seine metallischen Ambitionen auch mit klassischen Gitarrensoli nie verleugnet und in Drummer Nikki einen Gott in den eigenen Reihen hat, der so manchem Drummer, der über die drei Tage des Festivals nen Riser bestieg einiges voraus hatte. Er spielt zwar ein sehr übersichtliches Kit, aber was er draus macht, sein Groove und das Timing „entlarvten“ ihn als Top-Drummer. Die vier Herren vergeudeten nur wenig ihrer knapp bemessenen Zeit für Ansagen und ballerten den auch hier noch nicht so zahlreichen Zuschauern lieber ne Nummer mehr um die Ohren – löblich.