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  1. Summer Breeze 2005
  2. Freitag 19.08.2005
  3. Samstag 20.08.2005
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THE VISION BLEAK 16.45 - 17.25 Uhr PS

„The Deathship Has A New Captain“ heißt das aktuelle zweite Album der Band und somit übernahmen sie souverän das Steuer auf der MS Pain Stage. OK, das klingt jetzt fast etwas nach RUNNING WILD und auch wenn THE VISION BLEAK wie Rock’n’Rolf und seine Mannen aus Deutschland sind, haben sie sonst, außer dass sie ähnliche Instrumente benutzen, keinerlei Gemeinsamkeiten. Hier regierte vierzig Minuten lang Gothic Rock in bester FIELDS OF THE NEPHILIM-Tradition. Genau wie bei denen gab’s tiefe Gesänge, düstere Atmosphäre und Cowboy-Symbolik – die beiden Köpfe hinter THE VISION BLEAK trugen sogar auch Sporen auf der Bühne. Inspiration hin oder her, das war dem Volk vor der Bühne völlig egal, die feierten ihre Helden ab und waren natürlich alles andere als entzückt, als die Gothic-Show vorbei war und wieder die Hauptbühne mit SUCH A SURGE dran war.

PAIN (SWE) 00.15 - 01.00 Uhr PS

Wie auch schon 2002 markierten PAIN auf der gleichnamigen Stage den Abschluss des Festivals. Wer es nicht schon vorher wusste, dem war spätestens beim Beginn der Show klar, dass sich da einiges getan hat bei der schwedischen Combo um Workaholic Peter Tägtgren. Denn links und rechts neben ihm rockten neuerdings zwei Ladies. Das hatte offenbar nicht nur optische Gründe, denn wenn mancherorts auch immer noch gerne über „Frauen und Technik“ gelästert wird, so genügte schon ein Blick auf die Bassistin um diese These Lügen zu strafen: die spielte nämlich einen Sechssaiter! Wobei es beim (im Gegensatz zu seiner anderen Band HYPOCRISY) „poppigen“ Projekt PAIN ja weniger um technische Spielereien geht, als viel mehr um eingängigste Melodien zu treibenden Beats – natürlich mit dem entsprechenden Pfund bratziger Gitarren – die ideale Band also um nach drei anstrengenden und ereignisreichen Tagen das Publikum noch ein letztes Mal aus der Reserve zu locken. Eine leichte Übung für Peter & Co.. Vor einem Backdrop im gleichen Blau, wie das Cover der aktuellen CD „Dancing With The Dead“ zeigte die Band viel Spielfreude und schüttelte locker einen Hit nach dem anderen aus dem Ärmel – da hatte selbst der Wettergott erneut Erbarmen und ließ den Regen aussetzen bzw. nur in erträglicher Form als Nieseln auftreten, so wurde das Schlauchboot, das nach den ersten Songs plötzlich über die Zuschauer tanzte, auch gar nicht gebraucht. Nicht gebraucht wurden auch Gitarren- bzw. Bassboxen, denn die Band ging mit ihren Instrumenten quasi direkt ins Mischpult. Höhepunkte der Show, waren „Dancing With The Dead“ und „Same Old Song“ vom aktuellen Album sowie die Zugabe „Suicide Machine“. Die Show begeisterte nicht nur die Zuschauer vor der Bühne, sondern u.a. auch Cristina Scabbia von LACUNA COIL, die sich fast den ganzen Auftritt neben diversen Musikern und Journalisten vom Bühnenrand aus ansah.

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LACUNA COIL (I) 22.55 - 00.10 Uhr MS

Kurz vor 23 Uhr erloschen die Lichter auf der Hauptbühne und es erklang das zweitcoolste Intro des Festivals: die Erkennungsmelodie aus Francis Ford Coppolas „Der Pate“ – was passender ja auch kaum hätte sein können, schließlich kommen die Mannen um die zierliche Cristina Scabbia aus dem Land der „La Familia“. Bei der fiel im Gegensatz zu ihrem letzten Auftritt beim SUMMER BREEZE 2001, das deutlich verbesserte Englisch auf. Der große Erfolg in den Vereinigten Staaten und die damit verbundenen Touren (u.a. Ozzfest) haben da deutliche Spuren hinterlassen. Mit „Swamped“ und ordentlich Bewegungsdrang stieg die Band in ihr Set ein und trug als weitere Parallele zu „Der Pate“ schwarze Hemden mit „The Gothfathers“-Aufdruck, natürlich mit Ausnahme der Sängerin. „It’s been a shitty day, but who cares?“ bemerkte die sympathische Sängerin in Hinblick auf das Wetter, das sich dann auch etwas zurückhielt und dem Publikum die Möglichkeit gab, die letzte Band auf der Hauptbühne ohne allzu große Schauer zu genießen. Die Gitarristen kreuzten dank Sendersystemen und ohne hindernde Kabel permanent über die Bühne und auch der bezopfte Bassist war alles andere als untätig. Sehr beeindruckend auch immer die Passagen, in der die Band inklusive Sängerin und Sänger synchron auf einer Linie im New Metal-Style bangten. Die Combo hat über die Jahre zu einer charakteristischen Mischung aus modernen Rhythmus-Riffs und Midtempo-Gothic-Parts gefunden, die durch den Wechselgesang zwischen Cristina Scabbia und ihrem männlichen Gegenpart Andrea Ferro vollends unverwechselbar wird. Die beiden bemühten sich auch redlich darum das Publikum zwischen und während den Songs aus der Reserve zu locken, Begeisterungsstürme im Ausmaß des Wikinger-Siegeszugs von AMON AMARTH oder des Mittelalter-Festes mit IN EXTREMO der Vortage, waren ihnen aber nicht vergönnt. Etwa in der Mitte ihres Auftritts boten die Mailänder dann sogar einen Ausblick aufs kommende Album und gaben schon mal den Song „A2“ zum besten, der von den Fans auch sehr freundlich aufgenommen wurde – ob der Titel nun beibehalten wird, war der Sängerin selbst noch nicht klar, man wird also sehen, ob’s nur ein Arbeitstitel war. Als Kontrast zu diesem brandneuen Song gab’s im Anschluß in Form von „No Need to explain“ einen eher betagten Song von der ersten EP. Umjubelter Abschluss war dann „Heaven’s A Lie“.

TRISTANIA (NOR) 22.00 - 22.50 Uhr PS

Gleich drei Stimmen fuhren die Norweger TRISTANIA auf, als sie ihren knapp einstündigen Auftritt auf der Pain Stage antraten. Als Gegengewicht zum Mann fürs Keifen, der sich mit schwarzen Handschuhen, einer schwarz gefärbten Irobürste und ins Haar gefärbten, tribalartigen Mustern an der Seite des Kopfes um die heftigen Gesangspassagen kümmerte, trat ein blond gelockert Sänger und die Frontfrau Vibeke Sten für die melodische Gesänge an. Immer wenn Vibeke in ihrem wunderschönen schwarzen und tief dekolletierten Kleid für ihre opernartigen Gesänge auf der Bühne war, lief die Band zur Höchstform auf und legte sich voll ins Zeug während sich die Sängerin theatralisch zu den Songs bewegte. Ihr atmosphärisch dichter Sound wurde mit allerlei Keyboard- und Sample-Elementen (z.B. gregorianischen Gesängen) verbreitert und über die acht gespielten Songs zeigte die skandinavische Band viele Facetten ihrer Songwriterkunst und wurde vom Publikum verdientermaßen abgefeiert.

J.B.O. 20.55 - 21.55 Uhr MS

Wenn SKINDRED ein Farbklecks fürs Festival waren, dann waren J.B.O. der Farbeimer. Da Camouflage-Klamotten heutzutage wieder trendy sind, haben sich die Franken auch gleich komplett in Camouflage-Bühnenoutfits gezwängt. Natürlich komplett in der Bandfarbe rosa. Passte auch gut zu den übergroßen aufgeblasenen Band-Initialen auf der Bühne. Los geht der wohl lustigste Auftritt des Festivals mit „Verteidiger des Blödsinns“, was die Marschrichtung der nächsten Stunde festlegte. Das Publikum bekam auch gleich zwei Bälle zum spielen und die Party war angezettelt. Die Band verwurstete allerhand populäre Songs, verpasste ihnen derbe deutsche Texte und bereitete sie metalgerecht auf. Dass die Jungs ihre Hausaufgaben in Sachen Metal gemacht hatten, belegte die Band indem die beiden Gitarristen und Sänger sich ein Duell aus Songfragmenten einiger Metalklassiker (u.a. „South Of Heaven“ und „Seek & Destroy“) lieferten. Pavarotti höchstpersönlich wurde zum Duett („Roots“) auf die Bühne gebeten. Das Festivalphantom „Helga“ wurde herbeigerufen, die Zeile „The Roof is on Fire“ aus dem BLOODHOUND GANG Erfolgssong „Fire, Water Burn“ wurde zu „Der Ruf ist im Eimer“ umgetextet und in bester BACKSTREET BOYS Manier wurde lautstark „Wir Ham Ne Party“ skandiert. Natürlich durfte auch der Hit „Ein Guter Tag zum sterben“ nicht fehlen. Zwischen den Songs gab es immer wieder kleine, fast Stand-Up-Comedy-reife Einlagen der beiden Frontblödler. Dem Publikum hat die Show offensichtlich gefallen und es wurde mitgefeiert was das Zeug hielt. Gelungenes Kontrastprogramm zum Black Metal am Mittag.

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END OF GREEN 20.05 - 20.50 Uhr PS

Gibt es eine Band, die häufiger beim Summer Breeze auf der Bühne stand? Naja, ist an sich auch egal, aber END OF GREEN aus dem benachbarten Göppingen sind über die Jahre ihrer Entwicklung ähnlich gewachsen wie eben auch das Summer Breeze. Ihr fünftes Album „Dead End Dreaming“ erscheint am Montag nach dem Festival und mit „Weakness“ aus eben diesem Album starteten sie nach einem kurzen Intro auch furios in ihr Set. Und das kann man nur als einen Siegeszug bezeichnen, denn die Band hat es geschafft sich in den 45 zur Verfügung stehenden Minuten ideal zu präsentieren – wobei die Auswahl der Songs sicher nicht einfach war, denn ansonsten geht die Band selten unter zwei Stunden auf die Bühne. Die Gothrocker spielten sich in einen wahren Rausch und sogen die Begeisterung, die von der Menge zurückkam, förmlich auf um sie sofort wieder in Bewegungs-Energie zu verbrennen. Jeder der fünf gab sich völlig hin und besonders Sänger Michael Huber aka Michelle Darkness sang mit vorher nie gehörter Perfektion, teilweise sogar anspruchsvollere Gesangslinien als von den Alben bekannt. Ihr Auftritt verging wie im Flug und keine andere Band bekam in den drei Tagen derart laut und energisch skandierte „End-of-Green-Zu-ga-be“-Rufe. Gitarrist Michael Setzer wurde nach der Show sogar vom Publikum auf Händen über die vorderen Reihen getragen und die gesamte Band war mehr als gerührt von derart euphorischen Reaktionen – a night to remember!

SUBWAY TO SALLY 19.10 - 20.00 Uhr MS

Falls jemand nicht sicher gewesen sein sollte, wer jetzt auf der Hauptbühne an der Reihe war, so dürfte sich das beim Anblick des riesigen Logos, das über dem Schlagzeug prangte, erledigt haben. Rund herum strahlten mehrere Scheinwerfer und neben dem Drumkit fanden sich auch wieder die von früheren Auftritten bekannten Röhrenkonstruktionen vor denen die Podeste für Gitarrist und Bassist aufgebaut waren. Kaum waren Eric Fish und seine Combo auf der Bühne, vergaß das Publikum das schlechte Wetter und feierte mit der Band ein Fest. Bei „Schlacht“ schmetterte das ganze Publikum (naja, fast) auf Zuruf einen mächtig lauten „Schlachtruf“. Direkt danach gab’s aus dem neuen Album „Nord Nord Ost“ die erste Single „Sieben“ – auch wenn der Sänger zunächst fälschlich „Mephisto“ angesagt hatte… Als dann tatsächlich „Mephisto“ an der Reihe war, gab’s gegen Ende des Songs drei mächtige, meterlange Flammenzungen aus einer Art riesigen Armprothese, die ein Musiker sich übergestülpt hatte. Die Band glänzte durch immense Spielfreude, besonders der Basser dürfte nach der Show ob des Dauerbangens ordentlich Nackenschmerzen gehabt haben. Bei „Ohne Liebe“ spuckte Eric dann noch Feuer und mit „Die Räuber“ fand die SUBWAY-Show dann ihren furiosen Abschluss.

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SYMPHORCE 18.20 - 19.05 Uhr PS

Bei der Show von SYMPHORCE teilten sich die Leute vor der Pain Stage wie einst wohl das rote Meer. Das hatte aber nichts mit Moses & Co. zu tun, es lag einfach daran, dass der viele Regen von Onkel Petrus zur Pfützenbildung geführt hatte und sich ein paar Enthemmte in den Schlamm warfen und mächtig rumspritzen; da hielten die spritzwasser-gefährdeten Umstehenden eben etwas Abstand. Was aber weder Andy B. Franck noch seine rockenden Mannen davon abhielt mit den zahlreichen Fans eine gute Zeit zu haben. Power Metal steht fett auf der Flagge der Band und sie verstehen es wahrlich meisterlich diesen Sound an den Mann zu bringen und gleichzeitig sämtliche Klischeeklippen, die das Genre so bietet, zu umschiffen. Größtes Kapital ist dabei Ausnahmesänger und Obersympath Andy, der sich mal wieder völlig aufrieb und alles gab. Mit „Nowhere“ gab’s gegen Ende des Sets dann sogar einen neuen Song aus dem Anfang September erscheinenden Album „Godspeed“ und trotz des miesen Wetters gab’s fast nur glückliche Gesichter im Publikum.

SUCH A SURGE 17.30 - 18.15 Uhr MS

Das Gorilla-Backdrop prangte über dem Schlagzeug und schon stürmten die Crossover-Helden die Bühne um mit „Radiosong“ für viele wohl überraschend heftig loszulegen. Vor etwa zehn Jahren waren die Braunschweiger neben Acts wie HEADCRASH und PHASE V eine unter vielen, mittlerweile sind sie quasi allein auf weiter Flur. So ist das eben mit Trends, wenn sie erst mal vorbei sind, trennt sich die Spreu vom Weizen und es bleibt nur übrig, was Substanz hat. Und wegen des miesen Wetters und ihres Sounds hatte die Band auch nicht gerade ideale Ausgangspositionen auf dem BREEZE. Der farbige Sänger und der Basser hatten sich wohl als Seitenhieb auf ihre Ausnahmeposition im Line-Up die Gesichter Black Metal-artig geschminkt. Und natürlich hatten sie ihre Setlist etwas auf das Publikum ausgerichtet und sich aufs gitarrenlastige Material beschränkt, ihr größter kommerzieller Erfolg „Jetzt ist gut“ fehlte somit auch völlig. Die Band riss sich aber veritabel den Arsch auf und zog mit jedem Song mehr Leute auf ihre Seite und vor die Bühne und brachte sie auch dazu, mitzusingen (z.B. bei „Alles muss raus“). Und so gab es nach einer gewissen Phase des gegenseitigen Beschnupperns auch kein Halten mehr und die Zuschauer hatten einfach Spaß – da waren erstaunlich viele Leute mit Black Metal-Shirts im Mosh-Pit! Bei „Chaos“ befand sich das Publikum denn auch im kollektiven Hüpf-Rausch, da war es dann auch egal, dass es regnete, wenn man erst mal nass war, kam es auch echt nicht mehr darauf an! Den Abschluss einer überzeugenden Show bildeten dann „Daredevil“ vom Sideproject Pain In The Ass und die Bandhymne „Schatten“.

BARCODE (DK) 11.00 - 11.30 Uhr MS

Frühsport mit BARCODE war am Samstagmorgen auf der Main Stage angesagt. Leider hatte sich nur ein recht überschaubares Grüppchen eingefunden. Den Dänen war das egal. Sie feuerten ihre Hardcore Kracher genauso enthusiastisch ab als ob der Platz vor der Bühne voll gewesen wäre. Die Band hatte sichtlich Spaß an der Show. Vor allem Gitarrist Jacob, den der eine oder andere auch als Sänger von HATESPHERE kennen dürfte, wich das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Einige Frühaufsteher konnte die Band dann auch zum Warmturnen bewegen. Kein Wunder, denn die Band hatte echt Hummeln im Arsch. Musikalisch wurde straighter Hardcore der älteren Schule, angereichert mit schmissigen Breakdowns, geboten. Zum Abschluss zollte die Band dann noch ein Tribut an den Metalgott in Form einer Coverversion von „Breaking The Law“.

CALIBAN 15.55 - 16.40 Uhr MS

Mit CALIBAN wurde eine der derzeit angesagtesten Metalcore Bands auf das Publikum losgelassen. Und passend dazu verdichteten sich vor der Bühne wieder die HATEBREED- und natürlich auch die CALIBAN-T-Shirts. Sofort nach einem kurzen Intro brachen auch gleich die ersten Moshpits aus, denn CALIBAN knallten amtlich. Brutaler Metalcore mit fetten Grooves und scharfen Breakdowns. Da gab es ordentlich was zu moshen. Aber auch wer ein Faible für schöne Gesangsmelodien hat, wurde nicht enttäuscht. Den melodischen Gesang übernahm einer der Gitarristen, während Frontmann Andy die durch Mark und Bein gehenden Shouts besorgte. Letzterer hatte die Meute dann auch fest im Griff und so folgte sie ihm dann auch aufs Wort als er um eine „Wall Of Death“ bat. Man kennt das ja, das Publikum teilt sich in zwei Hälften, steht sich gegenüber und sobald der Song beginnt, rennt jede Seite auf die jeweils andere los. So bekommt man einen satten Moshpit zusammen, was auch beim SUMMER BREEZE bestens geklappt hat. Auch den Aufforderungen zum Circle Pit kam das Publikum nur zu gerne nach. CALIBAN legten somit einen mehr als gelungenen Auftritt aufs Parkett und unterstrichen, ebenso wie ihre Kollegen BORN FROM PAIN, MAROON und BARCODE, dass Hardcore beim SUMMER BREEZE durchaus seine Daseinsberechtigung hat.

DISBELIEF 15.15 - 15.50 Uhr PS

„Sind leider nur 35 Minuten, die wir Gas geben können, und das ist zu wenig, ist auch klar!“ Da sprach er wahrlich vielen Leuten aus der Seele, denn auch wenn Jagger und seine Mannschaft schon mehrmals beim BREEZE zu Gast waren ist eine derartige Spielzeit sowohl für die Zuschauer, als auch für die Band nur wenig befriedigend. Die Band jammerte aber nicht länger, sondern besann sich auf ihre Stärken: Death Metal wie ihn in so sonst keiner spielt. Ist schon erstaunlich mit welcher Intensität, Hingabe und Emotionalität die Band sich live und auf CD verausgabt. Sänger Jagger ist dabei eindeutig der Fixpunkt, seine Mannschaft steht dabei aber wie ein Mann hinter ihm und besonders bei Drummer Kai ist es die reinste Augenweide, ihm beim Spielen zuzuschauen. Ansonsten war Dauerbangen auf und vor der Bühne angesagt und das abschließende „Rewind It All“ war die Krönung eines großen Gigs.

ORPHANED LAND (IL) 14.35 - 15.10 Uhr MS

Israel dürfte nicht gerade das Land sein, aus dem einen spontan ein Sack voll Metal-Bands einfallen würde. Und so zählten sie auf jeden Fall zu den Exoten im Line-Up, was sich dann auch nicht nur auf das Herkunftsland beschränkte, sondern auch im arabisch anmutenden, knielangen Oberteil des Sängers und diversen orientalischen Elementen im Sound der Band präsent war. Das „Land“ vor der Hauptbühne war dann auch in keinster Weise verwaist als die sechs Araber die Bühne enterten und sich mit „For those of you, who don’t know: we are Orphaned Land and we come from Israel, Shalom!“ vorstellten. Die epischen Songs, die die Fünfminuten-Grenze meist überschritten, kombinierten Einflüsse von Prog Bands wie Dream Theater mit ihrer arabischen Herkunft. Die hymnischen Refrains wurden von den Fans gerne mitgesungen und sogar die zweistimmigen Gesangspassagen wurden vom Sänger und Keyboarder sehr gekonnt vorgetragen. Ganz eindeutig einer der Überraschungen des Festivals!

ENDSTILLE 13.55 - 14.30 Uhr PS

ENTHRONED wurden auf der Pain Stage von ENDSTILLE abgelöst und irgendwie erlebte ich ein Deja Vu. Die Bands ähnelten sich in Punkto Style und Bühnenoutfit sehr. Wieder regierten die Kinder der Dunkelheit das SUMMER BREEZE. Lediglich die Besucherzahl war weiter nach oben geklettert und es war noch mehr Regen gefallen. Außerdem hatten bei ENDSTILLE nur zwei der Bandmitglieder die zünftige Bemalung aufgetragen. Trotzdem hatten sie das Publikum fest im Griff und bekamen die Hörnchen bereitwillig entgegengestreckt. Ihre Interpretation des Black Metals war dann doch sogar noch ein ganzes Stückchen ruppiger als die der Vorgänger. Wo bei ENTHRONED noch die eine oder andere Melodie hervorblitzte, mähten Endstille hasserfüllt diverse Köpfe ab. Auch den Musikern hat’s offensichtlich gefallen, denn einer von ihnen stürzte sich nach der Show direkt in die Massen vor der Bühne.

LACRIMAS PROFUNDERE 13.20 - 13.50 Uhr MS

Mit einem Knalleffekt, also Pyroeffekt, starteten die Synth-Goth-Rocker aus dem benachbarten Schluchtenland in ihre halbe Stunde Spielzeit und wie als Strafe setzte kurz darauf heftigster Regen ein – wer da noch tapfer vor der Bühne verweilte, dürfte wahrlich Fan gewesen sein. Der äußerlich latent an Ville von H.I.M. erinnernde Fronter Christopher Schmid überraschte mit eigenwilligen Ansagen a la „Für die nächste halbe Stunde sind wir Eure beschissenen Sklaven!“ oder „Der nächste Song ist für alle merkwürdigen Frauen!“ und hatte im Gegensatz zu seiner ansonsten komplett schwarz gekleideten Mannschaft strahlend weiße Turnschuhe an. Ansonsten regierte solider Gothic Rock britischer Prägung.

ENTHRONED (B) 12.45 - 13.15 Uhr PS

Für Black Metal Bands ist Regen und wolkenverhangener Himmel ja fast schon ein zusätzlicher Effekt. Die Belgier sind im Black Metal Zirkus ja schon alte Hasen und entsprechend viele Leute ließen es sich trotz des schlechten Wetters nicht nehmen, die Band anzuschauen. Auf der Bühne boten die grimmigen, voll in Corpse Paint und todschicker Leder-Spike Kombination ausstaffierten Belgier eine satte Kelle voll eiskaltem Schwarzmetall. Ohne Keyborad und ohne Frauenstimme, keine so populären Folk-Einflüsse, sondern einfach nur fieser, ursprünglicher Black Metal. Roh und direkt. Erinnerungen an die mächtigen IMMORTAL wurden hier und da wach. Egal ob bei durchgedrücktem Gaspedal oder messerscharfen Mid-Tempo Parts, die Band bot eine souveräne Show und Frontmann Lord Sabathan hatte die Meute im Griff. Wenn das die Christenfront, die Abtsgmünd unsicher machte, gewusst hätte…

DRACONIAN (SWE) 12.10 - 12.40 Uhr MS

Trotz früher Stunde und immer mal wieder einsetzendem Regen waren schon erstaunlich viele Leute gekommen um die Schweden mit ihrem „Romantic“ Doom nicht zu verpassen. Die schwermütigen Sounds passten auch sehr gut zum Wetter und bei Textzeilen wie „The Sun Will Never Rise Again“ konnte es ja auch gar nicht besser werden… Den Gesang teilten sich hier eine der beiden Frauen in der Band, die für die klaren Gesangspassagen zuständig war, mit Anders Javobsson, der die raueren Parts beisteuerte. Trotz frischen Temperaturen erfreute die Sängerin das Volk mit einer erstaunlich luftigen Korsage. Bei den gemütlichen Songs kam im Publikum natürlich weder gesteigerter Bewegungsdrang noch Ekstase auf. Kaum zog das Tempo aber etwas an, gingen auch gleich die Hände nach oben. Also genau die richtige Band um langsam wach zu werden. Vier Songs in einer halben Stunde sprechen da auch eine deutliche Sprache, wobei der zweite Song „The Dying“ quasi eine Premiere war, denn der war Nigelnagelneu.

SUIDAKRA 11.35 - 12.05 Uhr PS

Als SUIDAKRA ihre Show starteten hatten sich schon deutlich mehr Fans aus den Kojen gequält und der Platz vor der Pain Stage war für die frühe Uhrzeit überraschend gut gefüllt. Die von einer durchschnittlichen Black Metal Band zu einer recht vielseitigen und zeitgemäßen Metalband mutierte Kapelle spielte eine souveräne Show, die kaum wünsche offen lies. Technisch ohne Beanstandung arbeitet sich die Truppe durch ihre Setlist. Dabei fiel der Mut zur Veränderung positiv auf. Die neuen Songs glänzten durch abwechslungsreichen Gesang. Melodische Gesänge wechselten sich mit dem bösen Gekeife von Frontmann Arkadius ab und auch in der Gitarrenarbeit war eine coole schnell/langsam Dynamik auszumachen. Die Fans wussten dies auch zu würdigen und ließen sich gern dazu animieren die Hörnchen zu zeigen. Und das alles trotz Regen.