Alle Jahre wieder… kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der Metal nach Abtsgmünd! Und da Stillstand bekanntlich der Tod ist hieß auch dieses Jahr wieder die Devise: mehr Bands, mehr Fläche, mehr Dixies, mehr Angebote und und und… Erstmalig waren sogar zwei Bühnen aufgebaut worden um den Fans die öden Umbaupausen zwischen den Bands zu versüssen.

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  1. Summer Breeze 2002
  2. Freitag 23.08.2002
  3. Samstag 24.08.2002
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Volcano

Los gings am Donnerstag auf der Mainstage mit VOLCANO. Die Band wurde von den Lesern des Metal Hammers über einen Nachwuchswettbewerb aufs Billing gewählt und schlug sich mit ihrem Gothic-Rock wirklich wacker. Der Sänger ließ angenehm an Glenn Danzig denken und bemühte sich neben einer stimmlich einwandfreien auch um eine optisch wertvolle Performance. Ein wahrlich guter Start ins Festival!

Im Anschluss bot DRY ROT, der Bayern-Vierer ohne Steuermann, auf der Pain Stage trotz früher Stunde eine erstaunlich agile und engagierte 20minütige Show – auch wenn Sie mit nem Sturz des Gitarristen und dadurch ausgesteckter Gitarre und gerissener Basssaite das Glück nicht gerade auf ihrer Seite hatten, das schon zahlreich anwesende Volk stand trotzdem hinter ihnen.

Mr. Vader

Zurück auf die Hauptbühne; dort gingen die Lokalmatadoren von MR. VADER ans Werk. Sänger Tobias Thorwart war durch seine Doppelbelastung Gesang/Gitarre ans Mikro in der Bühnenmitte gefesselt und konzentrierte sich somit hauptsächlich auf die Qualität der Darbietung. Seine Kollegen schienen aufgrund der wirklich gigantischen Bühnen-Ausmaße etwas eingeschüchtert und wenig mobil – was dem Gesamteindruck aber wenig schadete, die Band überzeugte mit ihrem ganz eigenen modernen Metal, abseits von Trend, trotzdem oft eingängig und immer interessant.

Burden of Grief

Deutlich heftiger gings dann im Anschluss mit BURDEN OF GRIEF weiter. Zum ersten Mal gabs heute was für die Death Metal-Fans und somit wurde die Band von Anfang an wohlwollend empfangen. Auch die zerstörte Snare-Drum tat dem keinen Abbruch, fix ausgetauscht und schon konnte es weiter gehen.

Criminal

Gegen halb vier starteten dann CRIMINAL mit einem imposanten Intro ihr halbstündiges Set. Aus Südamerika kennt man nun nicht gerade viele Bands, offensichtlich hatten aber einige schon auf sie gewartet, denn schon nach kurzer Zeit bildete sich der erste Mosh-Pit des Tages vor der Bühne an dem die Chilenen sichtlich Freude hatten und so war ihr Gig auch viel zu schnell vorbei.

Deep in Myself

Exotisch war auch die Instrumentierung der folgenden Band: DEEP INSIDE MYSELF traten ohne menschlichen Drummer und Keyboarder an, ließen das Publikum aber wissen, dass der Schlagzeughocker bald wieder menschlich besetzt werden sollte. Das viel aber gar nicht negativ ins Gewicht, die Pfälzer Newcomer boten eine erstaunlich versierte Show, machten neugierig auf den jüngst veröffentlichten Longplayer und überzeugten mit einem sympathischen Auftritt. Ihre Musik (Gothic-Metal) – und auch die Kerzen, die sie auf der Bühnen aufgestellt hatten – hätte bei Dunkelheit wohl noch besser gewirkt…

Suidakra

SUIDAKRA waren zum wiederholten Mal zu Gast in Abtsgmünd, auch wenn man das auf den ersten Blick nicht sofort erkannt hat. So wurden seit dem letzten Auftritt ein paar Besetzungswechsel vorgenommen und auch musikalisch hat man sich vom reinen Death Metal wegentwickelt und mehr Folk-Einflüsse integriert. Die Fans habens offensichtlich gern gesehen und so hatten sie mit den Nordrhein-Westfalen eine schweißtreibende halbe Stunde. Sänger Arkadius war nach dem Auftritt jedenfalls sichtlich glücklich und bedankte sich ausgiebig beim Publikum.

Night in Gales

Für die gabs keine Verschnaufpause, denn es ging nahtlos mit einem weiteren Wiederholungstäter weiter: NIGHT IN GALES betraten zum Intro des Tages (die A-Team-Melodie!!) die Bühne. Aller guten Dinge sind drei heisst es doch und so machten sie das Beste aus den ihnen zugedachten 25 Minuten: sie rockten sich den sprichwörtlichen Arsch ab! Seit Jahren eine der spielfreudigsten Bands aus deutschen Landen wurde hier ordentlich Ruhrpott-Metal geschmiedet. Das Publikum stand voll hinter den Jungs und freute sich, dass neben den thrashartigen Songs neueren Datums auch ältere Death Metal Tracks auf der Setlist standen. Daumen hoch!

Entwine

Die erste „grössere“ Band ging mit ENTWINE dann kurz nach 17 Uhr auf die Bühne. Die Finnen aus dem Hause Century Media haben mit ihren Kollegen H.I.M. nicht nur die Nationalität gemeinsam und boten folglich Gothic Rock der Oberliga. Mit gutem Sound, einem sehr bewegungsfreudigen am Mikro und einem Blickfang in Form der ekstatisch tanzenden Keyboarderin Riitta Heikkonen hatten sie das Publikum vor der Bühne schnell auf ihrer Seite und konnten den Auftritt als vollen Erfolg verbuchen.

Die Schinder

Die folgenden SCHINDER polarisieren. Entweder man liebt sie oder man ging sich schleunigst ein Bier holen. Fakt ist, dass die Band mit den musikalischen Mitteln der sogenannten „Neuen Deutschen Härte“ gekonnt hantiert und mit Sänger Daniel Kaczmarek einen außergewöhnlichen Vertreter seiner Zunft in ihren Reihen hat. Äußerlich (er hatte sich seine Kleidung vor dem Gig hinter der Bühne mit Schlamm verschönert) und von seinen Bewegungen her latent Psycho-like tobte er ständig über die Bühne und amüsierte zwischen den Songs mit sympathisch / lustigen Ansagen. Mit dem triumphalen Auftritt der Band ging ein texter Wermutstropfen einher: Es war der vorletzte Gig mit dem Sänger, der die Band wohl verlassen wird. Man kann nur hoffen, dass die noch lange schallenden Zugaberufe ihn umstimmen konnten…

Bonfire

Lautes Motorradgeknatter von der Hauptbühne ließ ahnen was nun folgen sollte: Poser-Rock der alten Schule. BONFIRE enterten (teilweise als Kuh getarnt) die Bühne. Die Band ist ja nicht erst seit gestern im Geschäft und konnte aus ihren diversen Alben ein starkes Set zusammenzimmern, das von ihren Fans auch ausgiebig gefeiert wurde. Sänger Claus klagte noch sein Leid: „Ich persönlich scheiße auf WACKEN! Ich hab schon dort gespielt und als Band wird man da behandelt wie der letzte Arsch! Ich spiele lieber hier im Süden, in Balingen und auf dem Summer Breeze“. Einzig den Song „Proud of my Country“ hätte man sich – erst recht mit den Deutschlandfahnen im Publikum – mit etwas Fingerspitzengefühl wohl gespart, auch wenn er laut Ansage natürlich nix mit rechtem Gedankengut zu tun hatte.

Eigentlich wären nun die Öschis von BELPHEGOR an der Reihe gewesen, die hatten aber das Pech noch auf der Autobahn zu stehen und so pausierte die Pain Stage und es ging nach kurzer Zeit auf der anderen Bühne weiter.

Hypocrisy

Für viele waren sie der gar nicht so heimlich Headliner des Abends: HYPOCRISY. Die Schweden um Ober-Sympath Peter Tägtgren hatten das Publikum von der ersten Sekunde an voll im Griff. Gestartet wurde mit der Granate Rosewell ´47 vom Abducted Album und im Laufe des 50minütigen Gigs kamen sowohl alte Todesblei- als auch aktuelle Hits des Albums Catch 22 zum Einsatz. Die Band genoss ihren Auftritt sichtlich, der Anblick hunderter bangender Köpfe war auch wirklich überwältigend, zusätzlich wurde es im Laufe der Show langsam dunkel und so kam auch die Lightshow mehr und mehr zur Geltung. Mit Fractured Millenium schlossen sie einen Gig ab, der mit leichten Abzügen im Soundbereich die Höchstnote verdient und wohl keinen enttäuscht hat.

Wer letztes Jahr auch schon dabei war und zudem früh aufgestanden ist, der erkannte die Bühnenaufbauten auf der Pain Stage wohl gleich wieder: richtig, RED AIM waren inklusive ihrem Leichenwagenanhänger wieder mit am Start und dieses Mal sogar mit einem würdigen Platz im Line-Up. In den gewohnten Flammen-Uniformen und mit ordentlich Bananen-Munition ausgestattet waren die Jungs um Sänger Dr Rogers erneut angetreten um arschzurocken und mit dem ein oder anderen Scherz ein Lächeln zu provozieren (Songtitel wie Kneel down and blow for forgiveness sprechen da wohl für sich). Wüstenrock mit ordentlich augenzwinkerndem Metal und zwei bombigen Coverversionen (Trooper von Maiden – komplett vom Publikum der ersten Reihen gesungen; Rock you like a hurricane von Mützen-Klaus und den Hannoveranern als Zugabe) – volle Breitseite Fun!

Wie auch die Schinder vor ihnen, hatte auch EDGUY eine schlechte Nachricht für die Fans: Die Band wird wohl für die nächsten zwei Jahre pausieren. Umso enthusiastischer wurde die Melodic-Metal Band um Front-Kasper Tobi über die 60minütige Spielzeit angenommen. Das (alkoholisierte?) Publikum machte auch nochso abwegige Mitsing- und Jodel-Spielchen willig mit und feierte die Band nach Strich und Faden ab. Highlights im Set waren unter anderem „Headless Game“ und „Vain Glory Opera“, imposante Bühnenaufbauten sowie perfekter Sound und ebensolches Licht taten ihr übriges zum rundum gelungenen Gig.

Ektomorf

Manch einer war wohl über die hohe Position der Ungarn von EKTOMORF im Line-Up überrascht, die hatten zwar letztes Jahr mehr als überzeugt, machten aber einen riesigen Sprung und waren gar der Headliner der Pain-Stage. Ursprünglich sollte aber nach ihnen noch eine weitere Band den Donnerstag beschließen, das hat dann aber doch nicht geklappt…
Die Vier freuten sich natürlich riesig, brachten alle Hits ihres letzten Albums I scream up to the sky und spielten den Auftritt ihres Lebens! Ob man der Band nun mangelnde Originalität vorwirft oder nicht, sie hatten innerhalb kürzester Zeit den größten Moshpit des Tages (bzw. der Nacht) vor der Bühne und fast das ganze Publikum hinter sich und überzeugten somit auch noch den letzten Kritiker von ihren (Live-) Qualitäten.

Tiamat

Einen würdigen Abschluss und Headliner fand der Donnerstag dann mit TIAMAT. Die Band hat in ihrer langen Geschichte eine glaubhafte Entwicklung vom Deat-Metal zum rockigen Gothic-Metal vollzogen und besonders mit ihrem letzten Album Judas Christ wieder viel Lob in der Presse geerntet. Die Band kam völlig ohne Bühnenaufbauten aus und startete gelich mit zwei neuen Songs auf denen auch eindeutig der Schwerpunkt des Sets lag. Es wurden aber auch mehrere Songs von Wildhoney (The Ar, Whatever that hurts…) und A deeper kind of Slumber eingebaut, auf die vom Publikum vehement geforderte Sleeping Beauty vom Clouds Album wurde jedoch leider nicht reagiert. Über Sinn und Unsinn von Sonnenbrillen um 23 Uhr (Edlund) und Kiss-Gitarristen-Kostümen kann man sich sicher streiten, am Sound gabs überhaupt nichts zu mäkeln und unterm Strich wars ein ordentlicher Headliner.