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  1. Summer Breeze 2004
  2. Freitag 20.08.2004
  3. Samstag 21.08.2004
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CATARACT

Gegen 16.35 Uhr betraten, wieder bei Sonnenschein, CATARACT aus Zürich die Pain Stage. Nach einem kurzen Intro brach die Hölle los. Die Band, die als einer der heißesten Acts aus der Metalcore Szene gilt, haute ein fettes Monsterriff nach dem anderen in die Menge. Die Band war den meisten wohl noch unbekannt aber angelockt von den brutalen Moshattacken füllte sich der Platz vor der Bühne in Bestzeit. CATARACT gaben hauptsächlich Stücke vom neuen Album „With Triumph Comes Loss“ zum Besten welches bald nach dem Festival bei Metal Blade erschien. Jeder Song ein Treffer, brutal und ohne Gande peitschten die Riffs nach vorne und donnerten die Drums. Dazu brüllte Sänger Fedi seine intelligenten Texte hinaus. Sicherlich ein Gewinn fürs Festival und viel Zuschauer, die eine weitere, neue Band für sich entdecken konnten.
 

FINNTROLL

Niemand hätte diese wunderbaren drei Tage besser abschließen können als die knuddeligen Trolle äähhh Finnen von FINNTROLL. Ihr folkig angehauchter und mit dem ein oder anderen Humpa-Part aufgelockerter Black Metal war der stimmungsvolle Schlusspunkt und die Band genoss es sichtlich ein weiteres Mal auf dem Breeze zu gastieren. Diesmal hatten sie sogar ihre Instrument dabei! Die waren ihnen letztes Jahr auf einem chaotischen Flug abhanden gekommen und wurden dann vor Ihrem Auftritt von u.a. Amorphis zusammengeschnorrt… Die Band hat sich trotz einiger Umbesetzungen seit ihrem ersten Auftritt in Abtsgmünd zu einer souveränen Einheit entwickelt und der Sänger ist die reinste Stimmungskanone. Das Ende hätte man wohl souveräner gestalten können, als der Band mitten in „Grottens Barn“ den Sound abzudrehen, aber es gab eben einen strengen Zeitplan und Auflagen von der Stadt – es soll ja auch nächstes Jahr wieder ein Festival in Abtsgmünd stattfinden können!

DANZIG

Mit DANZIG ist es ein kleines bisschen wie mit dem FC Bayern: entweder man liebt ihn, oder man hasst ihn! Nur mit dem Unterschied, dass der FC Bayern keine Szene-Ikone ist und auch keine drei Klassiker-Alben veröffentlicht hat… Ganz zu schweigen von Glen Danzigs Vergangenheit als Fronter legendärer Bands wie Misfits und Samhain. Mit seinem Gebaren (niemand durfte auf die Bühne außer seiner und der Breeze-Crew, niemand durfte Fotos machen) goss er natürlich Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker aber das stört den Mann ja seit Jahren nicht. Und ich denke, man kann sagen was man will, DANZIG hat eine imposante und ehrliche Show hin gelegt. Nichts wurde technisch kaschiert, der Herr stand zu dem ein oder anderen Schwanken in der Stimme und erfreute seine Fans mit einer soliden Show. Im Bühnenhintergrund prangten zwei der bekannten Skull-Transparente und erwartungsgemäß gings mit ein paar neueren Songs los bevor Gitarrist Tommy Victor (Prong) ein paar technische Probleme mit seinem Arbeitsgerät hatte. Ab etwa der Hälfte des Auftritts reihte sich dann aber Hit an Hit („How the Gods kill“, „Twist of Cain“, „Mother“, „Dirty Black Summer“) und sogar „Am I evil“ von den Misfits gabs gegen Ende. Wie anfangs ja gesagt, der Mann polarisiert eben, wie auch immer, es war jedenfalls ein denkwürdiger Abend mit zwei Metal-Legenden kurz nacheinander!

PRIMORDIAL

PRIMORDIAL und ihre Fans vor der Pain-Stage mussten sich etwas gedulden, denn „Uns-Udo“ hatte etwas überzogen, aber kurz nach 22 Uhr war es dann soweit, ein bedrohliches Intro und viel Nebel waberten über die Bühne sowie die ersten Zuschauerreihen bevor die Band furios mit „Gods to the Godless“ loslegte. Der blutbeschmierte Sänger tobte wie ein Derwisch über die Bühne und peitschte seine Band und das Publikum immer wieder an. Spötter haben vermutet, dass die Iren wohl ihr tolles Inselwetter aufs Breeze mitgebracht haben und es deswegen so fies geregnet hat, aber das gehört wohl ins Reich der Märchen. Die Iren boten ihre ganz eigene Black Metal-Interpretation, die ganz stark auf die keltischen Wurzeln ihrer Heimat fusst. Die Show konzentrierte sich ganz klar auf den Sänger, der sehr theatralisch agiert und von seiner Band technisch versiert unterstützt wurde.

U.D.O.

Das war schon ein denkwürdiger Augenblick als mit Udo Dirkschneider eine lebende Legende des Metal die Hauptbühne betrat und vom ersten bis zum letzten Ton nur rockte. An sich unnötig zu erwähnen, dass neben eigenem U.D.O.-Material auch mehrere Accept-Hits präsentiert wurden und auch für Zuschauer, die sich vorher nicht zu seinen Fans zählten, war es der Beweis, dass der Mann noch lange nicht zum alten Eisen zählt. Los gings mit jeder Menge Wasser von oben und einem furiosen „Thunderball“ vom „German Tank“. Das Wetter schien jedoch weder den komplett in Wintertarn gekleideten Fronter noch sein Publikum zu kümmern… Seine Band hielt dem Meister supertight den Rücken frei und spätestens bei „Balls to the Wall“ gabs kein Halten mehr. Da flog dann auch ein Ball während des Songs auf die Bühne – also da hat irgendjemand etwas falsch verstanden!
Fürs Publikum unsichtbar schlich während des Auftritts ein etwa 100jähriger Steppke hinter und auf der Bühne herum und ich musste spontan „Liebling, ich habe den Udo geschrumpft“ denken, denn sein Sohnemann, sah original wie sein Vater aus, nur in ein paar Nummern kleiner! Seitlich am Bühnenrand erlebten u.a. Musiker von Danzig, Hatesphere und Hypocrisy (ein dauerbangender Peter T.!) die Show mit. Als erste Zugabe servierte uns die Band „Princess of the Dawn“ in einer spezial XXL-Version: unvergesslich!

PSYCHOPUNCH

Die Publikumslieblinge des letzten Jahres liessen auch dieses Jahr an gewohnter Wirkungsstätte nichts anbrennen. Mittlerweile ist auch ihr neues Album „Smashed on Arrival“ auf den Markt gekommen und die fett bratzenden Punkrock-Songs sorgten für Stimmung ab der ersten Minute. Viele der Fans genossen wohl die Abwechslung vom Metal und liessen sich dabei auch nicht von Regen und Matsch stören – ganz im Gegenteil. Da wurde es der Band am Ende auch verziehen, dass sie ihre Spielzeit leicht überschritt, denn wer wollte derartigen Stimmungskanonen schon den Saft abdrehen?
 

BRAINSTORM

Tja, was soll man zu den Jungs von BRAINSTORM noch groß schreiben? Sie waren zum wiederholten und bestimmt nicht zum letzten Mal auf dem Festival, sind durch die Bank grundsympathisch und haben sich über die Jahre zu einer Vorzeige-Power-Metal-Band von internationalem Kaliber mit einem Ausnahme-Frontmann (Andy B. Franck) gemausert. Kaum ein Sänger ging so aufs Publikum ein und suchte ständig seine Nähe. Die Bühne war im Albumdesign dekoriert (Backdrop, Transparente neben dem Drumkit). Diese Show markierte das Ende ihrer Festival-Aktivitäten auf der „Soul Temptation“-Tour, schon bald geht’s für den Nachfolger ins Studio. Als Zugabe gabs den Stimmungskracher „Amarillo“ und glückliche Gesichter auf, vor und hinter der Bühne (wo neben diversen Musikern anderer Bands auch Freunde, Freundinnen und teilweise auch Kinder den Gig miterlebt hatten).

ENSIFERUM

ENSIFERUM boten anschließend auf der kleinen Bühne schwedischen Death Metal vom feinsten – und das obwohl sie ja aus Finnland sind. Ihr Sound war sowohl brutal und schnell als auch mit filigranen Melodien versehen. Etwas amüsant wirkte die Bemalung der Musiker, die erinnerte irgendwie an amerikanische Football Spieler und passte so gar nicht recht zu dem mystisch-nordischen Bandimage. Musikalisch gab es, wie die vielen Anwesenden bestätigen werden, rein gar nichts zu meckern. Die Band ballerte ordentlich was vor den Latz, und das hat offensichtlich gefallen. Sowohl die Publikumsreaktionen als auch die T-Shirt-Verkäufe sprechen eine deutliche Sprache: ins der vielen Highlights der drei Festivaltage.

SCHANDMAUL

Mit SCHANDMAUL entert nach Honigdieb eine zweite Folk Band die Bühne. Allerdings sind sie viel weniger bunt sondern eher etwas ernster. Der Sound der Band wird unterstützt von verschiedenen Flöten und einer Geige. Die Band schaffte es auf dem Breeze mindestens genauso gut wie auf einem Mittelaltermarkt für Stimmung zu sorgen. Eine willkommene Abwechslung und nach dem Festival agb es gegensätzliche Meinungen, ob nun Saltatio Mortis oder SCHANDMAUL die besser „Mittelalter“-Band waren – klasse waren sie beide! Schandmaul hatten nach ihren knapp bemessenen 35 Minuten Spielzeit auf jeden Fall einen idealen Abgang: den letzten Song „Gebt acht!“ sangen Tausende mit!

BUSTA HOOTA

Zu dem Auftritt von BUSTA HOOTA haben sich an diesem Samstag Morgen nur sehr wenige Interessenten eingefunden. Diese groovten jedoch bereits zu den modernen Metalklängen mit. Die Band lies sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen und turnte auf der Bühne herum als gebe es kein Morgen. Die Band erinnerte mich irgendwie an Bands der frühen Crossover-Bewegung, gemischt mit einer ordentlichn Portion New-Metal.

DISILLUSION

Die deutschen DISILLUSION wurden schon im Vorfeld von vielen sehnsüchtig erwartet. Schließlich ist ihr Album ein Lehrstück in Sachen progressivem Metal. Die Band hatte neben der üblichen Rockbesetzung noch einen Gitarristen an Bord der ausschließlich auf einer akustischen Gitarre musizierte sowie je einen Backgroundsänger und eine Sängerin. Diese glänzen über weite Strecken zwar durch Untätigkeit, verliehen dem Gesamtsound aber in den Momenten, in denen es drauf ankam, deutlich mehr Volumen und Tiefe. Sehr schön. So musizierten die Herrn und die Dame munter drauf los und bescherten dem Summer Breeze Publikum einen denkwürdigen Auftritt voller interessanter Spannungsbögen und einem breiten Stimmungsspektrum.

HONIGDIEB

Skurril, dieses Wort beschreibt wohl am Besten den Auftritt von HONIGDIEB. Frontmann Sir Hannes Smith betrat die Bühne lediglich in einer Leg-in, die zu allem Überfluss nur ein Bein bedeckte, einem Leopardenfell Mantel (den er im weiteren Verlauf mehrmals wechselte) und einem Zylinder bekleidet. Umgeben war er neben dem Drummer und Gitarristen von einem Kontrabass und einer Musikerin die mit Violine/Querflöte bewaffnet war. Der Sound den HONIGDIEB produzierten war ebenfalls sehr seltsam. Folk-Punk/Rock trifft es wohl am Besten. Die ungewöhnlichen Texte wurden in Deutsch vorgetragen. Dem Publikum scheint diese Band eine willkommene Abwechslung gewesen zu sein, denn der Auftritt erfreute sich regem Zuspruch.

MNEMIC

Dänisch gings im Anschluss auch auf der Hauptbühne weiter: Durch ihre Supportauftritte mit Bands wie Machine Head und Fear Factory waren die Modern Metaller von MNEMIC sicherlich dem einen oder anderen ein Begriff. Ihr Stilmix irgendwo zwischen Fear Factory, At The Gates und Hatebreed entfachte auf der Hauptbühne seine volle Durchschlagskraft. Vor allem der Sänger gab sich sehr bewegungsfreudig und hüpfte wie wild über die Bühne während er seinem Zorn in Form von heftigen Shouts Luft machte. Die Stimmung erreichte bei MNEMIC ihren ersten Höhepunkt.

HATESPHERE

Ein absoluter Höhepunkt auf der Pain Stage war wohl der Auftritt von HATESPHERE. Mit ihrer energiegeladenen Mixtur aus brutalem Death Metal, Thrash der Marke The Haunted und heftigem Hardcore heizten die Dänen ordentlich ein. In Sachen Druck wurden sie später nur noch von Cataract überboten. Schnelle Nackenbrecher gehören ebenso zum Programm wie groovige Breakdowns. Dazu das markerschütternde aber dennoch charismatische Geschrei des Sängers der erneut zum Motivator der Massen wurde. Das Publikum bemerkte mit zunehmender Dauer der Show die Qualitäten der Band und ging ab wie nichts Gutes. Das Set der Band setzte sich hauptsächlich aus Songs ihrer „Bloodred Hatred“ Platte und dem neuen Album „Ballet Of The Brute“ zusammen und liess nicht viel Zeit zum Verschnaufen.

DEADSOUL TRIBE

Mit DEADSOUL TRIBE betrat ein weiterer Exot die Summer Breeze Hauptbühne. Die Band um den ehemaligen Psychotic Walz Sänger entfaltete ein seltsam anmutendes Klangspektrum das einerseits sehr ruhig und psychedelisch wirkte, auf der anderen Seite aber auch genügend rockte um aufs Summer Breeze Billing zu passen. Das Publikum schien zunächst etwas vor den Kopf gestoßen zu sein, taute aber im Verlauf des Sets immer weiter auf, entdeckte die anspruchsvollen Kompositionen für sich und fraß dem charismatischen Sänger und seiner österreichischen Band gegen Schluss förmlich aus der Hand.

EQUILIBRIUM

Die Vikinger von EQUILIBRIUM hatten offenbar viele Fans mitgebracht, denn bereits kurz nach der Mittagszeit fanden sich etliche Fans vor der Pain Stage die ungeduldig warteten. Auch die Anzahl der gesichteten EQUILIBRIUM T-Shirt träger war beachtlich. Als die Band nach ihrem Intro dann loslegte öffnete sich fast umgehend der Himmel und es regnete in Strömen. Den Fans war das aber egal und sie feierten tapfer ihre Helden ab. Auch mir haben die Pfeilschnellen Black (sorry Viking) Metal Kompositionen mit moshigen Einschüben gut gefallen.

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IMMORTAL RITES

Ok, vom Bandnamen zu schließen kann man hier ohne Frage Death oder Black Metal erwarten. Als die Band dann aber schließlich die Bühne betrat war ich etwas vor den Kopf gestoßen. Machen die etwa doch Nu-Metal? Der Gitarrist und Sänger sah nämlich verdammt nach Max Cavalera zu Roots Zeiten aus (halb schwarz/halb rot gefärbte Haare). Als die Band dann aber loslegte wurde ich erneut eines besseren belehrt. Death Metal und zwar nicht von schlechten Eltern. Die Schwaben sind durchaus eigenständig und stehen irgendwo zwischen schwedischem und amerikanischen Death Metal. Ihr ordentliches Gebolze am frühen Morgen hat wohl einigen den Schlaf und die Spuren der letzten Tage aus dem Gesicht gepustet.

PARAGON

PARAGON hielten auf der Pain Stage das True Metal Banner hoch. Musikalisch ging das ganze in Richtung Manowar meets Hammerfall. Auch optisch gab die Band ein absolut „wahres“ Bild ab und lief voll in Leder und Nieten auf. Den wenigen Anwesenden hat es scheinbar gefallen.