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- Summer Breeze 2014
- DONNERSTAG, 14.08.2014
- FREITAG, 15.08.2014
- SAMSTAG, 16.08.2014
Nach dem veritablen Thrash-Abriss von ARCH ENEMY formierte sich das Publikum in rasender Geschwindigkeit vor der Pain Stage. Party war angesagt und die sollte es in den nächsten gut 60 Minuten zu Hauf geben. Dass das Volk in Stimmung war, ließ sich unschwer erahnen, als man sich die Wartezeit mit den TOTEN HOSEN verkürzte und lauthals „Eisgekühlter Bommerlunder“ skandierte. Man mag über die Band denken was man will, aber selbst ein nahezu kompletter Besetzungswechsel konnte der Triebkraft dieser Band keinen Schaden zufügen. Frontröhre “Robse“ hatte seine Hausaufgaben gemacht und führte sich und seine Mitstreiter souverän durch den frühen Abend. Süffige Hits wie “Wirtshaus Gaudi“ und das folgende “Met“ taten ein Übriges und bescherten den Grabensecurities Sonderschichten. Die neu aufgestellte Pagan-Truppe funktioniert noch immer hervorragend, vielleicht sogar noch besser als zuvor. Und die neue Bassistin wusste nicht nur optisch, sondern auch spielerisch voll zu überzeugen. Party-Abriss in Perfektion war geboten und mit einer finalen Zugabe entließ man seine “Jünger“ in die hereinbrechende Nacht.
ALCEST sind schon ein Phänomen. Obwohl die Band bereits seit 1999 existiert, wurde erst vor vier Jahren der erste Live-Auftritt bestritten; Hauptsongwriter Neige freundete sich in der Folge zunehmend mit dem Spielen vor Publikum an und tritt heutzutage zwar noch sichtlich zurückhaltend, aber dennoch selbstbewusst und -bestimmt auf. Ein Glück, denn die Mannen aus Frankreich verzauberten die T-Stage als letzte Band des Tages mit ihren schwelgerischen Stücken, voller Melodie und viel Herz. “Opale“ vom zu Beginn des Jahres veröffentlichten Album “Shelter“, auf dem gänzlich dem Metal abgeschworen wurde, diente dabei als Eintritt in die zarten, sensiblen Klangwelten ALCESTS. Die zahlreich erschiene Meute schien den Auftritt herbeigesehnt zu haben, schon zu diesem Zeitpunkt wurden Frankreichflaggen passend zum Takt geschwungen. Während bei “Là Où Naissent Les Couleurs Nouvelles“ zwischenzeitlich sogar gefühlvolles Headbangen zu sichten war, träumte ein Großteil mit geschlossenen Augen zu den Nummern “Autre Temps“ und “Les Iris“. Die ruhigen, mit viel Hall versehenen Gitarrenmelodien wurden des Öfteren durch behutsames Klatschen vom Publikum begleitet, wahrlich magische Momente – Gänsehaut! Toller Auftritt zum richtigen Zeitpunkt, denn besser hätte man nicht ins wohlige Zelt verabschiedet werden können.
Das Tagesprogramm auf der Camel Stage fand mit ALPHA TIGER einen geradezu klassischen Abschluss. Die Sachsen zeigten sich überdeutlich von traditionellen NWoBHM-Formationen beeinflusst und lieferten ein gleichermaßen engagiertes wie routiniertes 30-Minuten-Set ab, den sie direkt mit ihrer neuen Single „Lady Liberty“ eröffneten. Es folgten jeweils zwei Stücke von den beiden Alben „Beneath The Surface“ und „Man Or Machine“, sowie als Rausschmeißer mit „Metal Thrashing Mad“ ein gelungenes ANTHRAX-Cover – und jedes einzelne Lied wurde von einer unermüdlichen Fanschar begeistert aufgenommen. Gerne wären die Jungs auch den Rufen aus dem Zuschauerraum nachgekommen und hätten eine Zugabe ans reguläre Set angehängt, dafür blieb jedoch keine Zeit mehr, denn aus dem Zelt wehten bereits die ersten Klänge von ALCEST heran.
Auf die eröffnende Ansage “Schönen guten Abend, wir sind IMMORTAL!“ dürften nur die allerwenigsten Anwesenden im Zelt hereingefallen sein. Die sechs Spacken auf der Bühne waren zwar standesgemäß gecorpsepainted, aber die sich offenbarende Flora und Fauna der Pandas, Tiger und nackten Kapitäne offenbarte doch schnell, dass es sich um eine ganz andere Band handeln musste. Die seit jeher kontrovers diskutierten ESKIMO CALLBOY sorgten diesmal zur Absacker-Uhrzeit wieder einmal dafür, dass man gar nicht wusste, wohin man zuerst schauen sollte: Auf die Band, die wie die Sesamstraße auf Speed umherhüpfte, so dass man einen frühzeigen Herztod befürchten musste, oder auf die Fans, die die Tentstage gelinde gesagt in ihre sämtlichen Einzelteile zerlegen wollten oder gar auf das pinke epileptische Glitzerpuff-Discolichtgewitter? Egal, denn entweder war man mit gutem Grund im eigenen Zelt oder vor Ort und somit Teil des kollektiven Wahnsinns auf und vor der Bühne. Ob man der Musik nun etwas abgewinnen konnte, oder nicht: unterhaltsam war das in jedem Fall!
TESTAMENT werden auch auf ihre alten Tage nicht mehr müde, ganz im Gegenteil. Die kalifornischen Ur-Thrasher um Frontbulle Chuck Billy und das Gitarren-Duo Eric Peterson und Alex Skolnick haben sich noch nie lumpen lassen. Haben einerseits ihren ureigenen Stil bewahrt, andererseits aber immer wieder um neue Einflüsse, wie z.B. Death-Metal-Elemente, bereichert. Und auch die herausragenden Live-Qualitäten der Schwergewichte sind hinlänglich bekannt. So präsentierten sich TESTAMENT auch auf dem SUMMER BREEZE in bestechend guter Verfassung und bester Laune. Wieder präsentieren die Kalifornier auf eindrucksvolle Art und Weise, wie perfekt sie aufeinander eingespielt sind, und wie viel Bock sie darauf haben, ihren brutalen und gleichzeitig filigranen Thrash Metal unters Volk zu bringen. Sie scheinen tatsächlich derzeit ihre zweite Jugend zu erleben, soviel Feuer steckte in der Band, die inzwischen wieder eine mehr als hochkarätige Besetzung hat. Frontindianer, Sympathikus und Hüne Chuck Billy mit tragbarem Mikroständer mit seiner urgewaltigen und dennoch melodischen Stimme, Alex Skolnick brillierte mit edlen rasiermesserscharfen Soli, Drumgott Gene Hoglan scheint auch nicht älter zu werden und hämmerte mit voller Vehemenz, während Eric Peterson und der zurückgekehrte Steve Di Giorgio ebenfalls massiv für Druck und Präzision sorgten. Die angeheizte Menge stand Kopf und feierte die Bay-Area-Veteranen ab, egal welches Stück aus der zwischen neuen Songs und unsterblichen Klassikern smart austarierten Setlist auch gespielt wurde. Höhepunkt des Auftritts war das von Chuck Billy im Duett mit Alissa White-Gluz von ARCH ENEMY gesungene „Into The Pit“. Auch Phil Anselmo (DOWN) und Robb Flynn (MACHINE HEAD) ließen es sich nicht nehmen dem Auftritt von TESTAMENT vom Bühnenrand aus zu verfolgen. Leichten Punktabzug gabs nur für das schmerzlich vermisste “Low“, ansonsten: well done!
Psst, man flüstert sich, dass da eine deutsche Black Metal-Combo einen richtig starken Auftritt auf der Camel Stage geboten hat. Wer da war, konnte sich glücklich schätzen, wer zufällig vorbeigelaufen war, blieb stehen. WALDGEFLÜSTER tauchten die Bühne in passendes grünes Licht, mit ganz viel Fantasie konnte man sich die Münchener also inmitten von Bäumen vorstellen. Insgesamt boten Winterherz und seine Mannen einen atmosphärisch äußerst dichten Auftritt, bei dem das einzige Problem darin bestand, dass er nur eine halbe Stunde umfasste. Interessant: Erst kürzlich hat der Fronter verkündet, dass er nicht mehr allein im Dickicht flüstern wird, weil WALDGEFLÜSTER vom Solo-Status zu einer richtigen Band erhoben wurde. Entsprechend gut aufeinander abgestimmt präsentierten sich die Naturverbundenen dann auch. Insbesondere das Stimmenduett zwischen dem Bandgründer und seinem Bassisten konnte begeistern, weil die Symbiose aus cleanen und gekrächzten Vocals ein ums andere Mal für Gänsehautmomente sorgte. Auch die Gitarrenfraktion lieferte tadellos ab und umhüllte Stage und Publikum mit einer melancholischen Klangkuppel, unter der man sachte headbangen oder sich auf eine verlassene Lichtung träumen konnte. Sänger Winterherz vollzog den Gig wie gewohnt leidenschaftlich und warf immer wieder den Haar-Propeller an. Schade, dass aufgrund der kurzen Spieldauer und langen Songs nur drei Nummern gezockt werden konnten, die sich zudem recht stringent im Midtempo hielten. Dennoch: Ein berauschendes Erlebnis!
Sein Bruder Daniel lieferte bereits früher am Tag auf der Main Stage mit ARCH ENEMY ab, am späten Abend lag es dann an Adrian Erlandsson, die Familienehre an den Drums mit THE HAUNTED fortzuführen. Los gings mit dem “The Dead Eye“-Doppelschlag aus “The Flood“ und “The Medication“; es war zwar nicht ganz so viel los wie bei den schwedischen Kollegen ein paar Stunden vorher aber dafür lieferten die Mannen um den wieder zurückgekehrten Fronter Marco Aro eine nicht minder intensive Show ab. Aro wuchtete seinen massigen Körper fortwährend von rechts nach links und vor und zurück über die Bühne und machte nach langer Abstinenz als Schreihals eine sehr gute Figur. Gleiches ließe sich auch von seinen Mitstreitern an den Instrumenten sagen – wenn man denn ein wenig weiter hinten im Zelt stand. Dort nämlich ließen sich die Death-Thrash-Salven einigermaßen sicherer entziffern; direkt vor der Bühne, wo der Sound leider hörbar verwaschen war, war das ein Ding der Unmöglichkeit. Schade eigentlich, denn die Setlist bot einen gelungenen Querschnitt durch das bisherige Schaffen THE HAUNTEDs (unter völliger Ignoranz des umstrittenen “The Unseen“-Albums) und konzentrierte sich sogar eher auf die allenthalben favorisierten Frühwerke. Vom kommenden, eher an den Anfangstagen der Band orientierten Album “Exit Wounds“ gab es mit “Eye Of The Storm“ und “My Enemy“ nur zwei Songs, die Meute im Pit interessierte das aber genauso wenig wie der suboptimale Sound. Den wiederholten Aufforderungen von Gitarrist Patrik Jensen nach mehr Bewegung kam man bereitwillig nach und bescherte der T-Stage mit THE HAUNTED somit einen gelungen Einstieg in den späten Abend.
Mit “Hate Me!“ starteten die Finnen kokett in ihr Set, wohl in vollem Bewusstsein dessen, dass ihnen diesen Wunsch heute wohl kaum jemand vor der Hauptbühne erfüllen würde. Es darf wohl auch als blanke Ironie gelten, dass die letzten Takte von „Bodom After Midnight“ kurz vor dem Anbruch der Geisterstunde über das prall gefüllte Festivalgelände tönten. Bis dahin hatten sich die CHILDREN OF BODOM längst eingegroovt und ihrer treuen Anhängerschar mit flotten Melodic Death-Kapriolen ordentlich eingeheizt. Im Rahmen einer auf das Wesentliche reduzierten Bühnenshow waren es vor allem die Duelle zwischen Keyboarder Janne Wirman und Bandkopf Alexi Laiho an der Gitarre, die für Akzente sorgten. Dabei spickte letzterer seine Ansagen mit einer für seine Verhältnisse eher unterdurchschnittlichen Menge an „Fucks“ und konzentrierte sich lieber auf sein Instrument und seinen so angepisst wie eh und je daher kommenden Gesang. Vom jüngsten Studiowerk „Halo Of Blood“ kam neben dem Titeltrack das atmosphärische „Scream For Silence“ zum Einsatz, ansonsten zeigte die Songauswahl einen Best-Of-Querschnitt durch alle Schaffensperioden der Band. So wurde einmal mehr die konstant hohe Qualität offenbar, die die Formation seit ihrem Debütalbum „Something Wild“ im Jahr 1997 abliefert, echte Überraschungen blieben hingegen aus – was das ausgelassen feiernde Volk aber offensichtlich in keinster Weise gestört hat. Alles in allem also ein routinierter und unterhaltsamer Gig der Kinder vom Bodom-See. Was genau uns Alexi Laiho aber wirklich damit sagen wollte, als er gegen Ende der Show darum bat, ihm den ausgestreckten Mittelfinger entgegen zu recken, bleibt ein Rätsel. In Asien soll das ja durchaus ne freundliche Geste sein…
In sechs Jahren Bandgeschichte bringen es die emsigen Würzburger doch tatsächlich schon auf drei Studioalben. Da dürfte es entsprechend schwer gefallen sein, die große Auswahl an Songs auf ein Programm von nur einer halben Stunde Spielzeit einzukochen, aber hilft ja nix, muss ja. Hochmotiviert und natürlich komplett schwarz gewandet, startete die Combo mit “Drive“ von ihrem selbstbetitelten Debutalbum in ihr Set. Vor lauter cooler Kolibri-Bühnendekoration war Drummer Chris Weiss kaum zu sehen – aber dafür konstant zu hören! Weiter gings mit dem vom genialen Augsburger Puppenkisten-Clip bekannten “Sharkpool“ und es war schnell klar, dass die Band einen sehr guten Slot erwischt hatte, denn wer sich nicht für CHILDREN OF BODOM auf der Hauptbühne erwärmen konnte, hatte in den Hard Rock-Recken die optimale Alternative gefunden. Die Band zeigte sich leidenschaftlich, routiniert und machte alles richtig. Und wie bereits bei ihrer 2009er-Show auf dem SUMMER BREEZE machten sie den Sack gekonnt mit dem eingängigen “Everlasting“ zu.
Wie das Leben doch manchmal so spielt. Ursprünglich wollte PRIMORDIAL-Sänger Alan Nemtheanga 2010 ja nur ein BATHORY-Tribute-Konzert mit seiner Band spielen. Das scheiterte laut Alan dann aber an der Faulheit seiner Bandkollegen; worauf er sich prompt andere Mitstreiter fürs Projekt suchte. Und die Schar ist ihm dann recht illuster geraten: am Schlagzeug Nick Barker (u.a. BENEDICTION, DIMMU BORGIR, CRADLE OF FILTH), am Bass Frode Glesnes (EINHERJER), an der einen Gitarre Rune Eriksen (MAYHEM, AURA NOIR) und an der anderen Patrik Lindgren (THYRFING). Der enorm hohe Promifaktor stand bei der SUMMER BREEZE-Show der Herren aber keinesfalls im Vordergrund, hier zählte alleine die Leidenschaft für eine legendäre Band und die adäquate Umsetzung des Materials auf der Bühne – für die viele BATHORY-Songs ja wohl nie gedacht waren. Tribute-Bands sind gerne mal ein zweischneidiges Schwert, aber hier kamen die Fans voll auf ihre Kosten, danke dafür!
Der Contest in Sachen Heaviness wurde am Donnerstag definitiv zwischen DOWN und BEHEMOTH ausgetragen. Kaum hatten die Sludge-Götter aus Nola die Main Stage mit ihrem Sound dem Erdboden gleich gemacht, da schickten sich die Polen schon an, die Pain Stage noch ein Stockwerk tiefer zu legen. Schon immer ein Garant für hochwertige Live Shows nicht nur auf dem SUMMER BREEZE, glich auch der diesjährige Auftritt einem absoluten Triumphzug. Bühnenaufbau und Show-Einlagen haben sich im Vergleich zum Gig vor zwei Jahren zwar nicht drastisch verändert – noch immer ist Feuer das bestimmende Element, ob als Pyrofontäne, den kunstvoll verzierten Schlangenmikrofonen oder den riesigen umgedrehten Kreuzen. Altbekannte Deko konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass BEHEMOTH musikalisch wie soundtechnisch immer noch vollends Arsch treten. Auch das Stage-Acting mag manchem als mittlerweile zu überkandidelt und ein Stück zu durchinszeniert erscheinen. Doch diese perfekte Choreographie gehört nun mal zu BEHEMOTH – ohne wäre es nichts Halbes und nichts Ganzes. Das aktuelle Album “The Satanist“ kam zwar nur mit drei Songs zum Zuge, was aber bei der Auswahl an Hits leicht zu verschmerzen war. Ob “Conquer All“, das unvermeidliche “Slaves Shall Serve“ oder die Double-Bass-Granate “Chant For Ezkaton 2000 e.v.“: wirklich jeder Song entfaltete seine Wirkung und zauberte ein breites Grinsen in die Gesichter der Fans, auch ob der schieren Wucht von Infernos Drumming. Beim abschließenden “O Father, O Satan, O Sun“ (auf der Bühnen-Setlist übrigens auf Polnisch als “Vater Unser“ betitelt) traten BEHEMOTH wie immer voll maskiert auf und verschwanden in einer gewaltigen Rauchwolke aus Kunstnebel. Perfekter Abgang.
Eigentlich ist Henri Sattler größere Bühnen gewohnt, vor allem mit seiner Stammformation GOD DETHRONED, die vor kurzem ihre Reunion feierte. Doch in der Zwischenzeit sind Henri und sein Kompagnon Michiel van der Plicht WINTER OF SIN beigetreten, die jüngst mit “Violence Reigns Supreme“ ein neues Album veröffentlichten. Da nur eine knappe halbe Stunde Spielzeit blieb, wurde direkt ohne große Umschweife mit “Astral Death Reign Algorithm“ losgemörtelt. “Eternal Winter“ setzte anschließend verstärkt auf Melodie, schraubte das Tempo dabei aber keinesfalls runter. Angetrieben von Drum-Maschine van der Plicht gab es ein Death Metal-Gewitter galore, das ohne Rücksicht auf Verluste über die Camel Stage hinwegfegte. Inhaltlich geht’s in den Songs um die Vernichtung der Menschheit. Passend dazu verkörpert Henris Stimme Aggression pur, ist dabei aber frappant verständlich, was auch live dank eines tollen Sounds grandios funktionierte und die anwachsende Meute in Verzückung versetzte. Viele der Anwesenden wussten um den Status des Frontmanns und riefen immer wieder seinen Namen, reckten dann zum Titeltrack des aktuellen Albums aber auch bereitwillig ihre Fäuste in luftige Höhe, ehe “Black Ashes“ nochmals die Headbanger auf den Plan rief. Nach dem messerscharfen “Maelstrom“ fand der wilde Ritt dann aber leider auch schon sein jähes Ende.
Vom rohen Black Metal über rockige Dunkelheit bis hin zum doomlastigen Schwarzmetall. Die musikalischen Entwicklungen sind beinahe so dynamisch wie die Besetzungswechsel der Deutschen. Beim diesjährigen SUMMER BREEZE präsentierten sich SECRETS OF THE MOON jedoch als eingespielte Truppe, die nichts anderes als ein vertontes okkultes Ritual zelebrierte. Am Bühnenrand loderten Flammen – sachte als visuelle Untermalung – und die präsente, meist rote Beleuchtung wurde hin und wieder von Nebelschwaden durchbrochen. Das alles mündete in einer zutiefst düsteren Atmosphäre, womit der perfekte Rahmen für eine SECRETS OF THE MOON-Show anno 2014 stand. Es begann doomig und so sollte es auch grundlegend weitergehen. Die Setlist umfasste fünf ausladende Songs, die sich oft im Midtempo aufhielten, die gerne ellenlang instrumental blieben und sich in Form von attackierenden Nuancen nur selten rasend präsentierten – dann aber mit so präzisem Drumming, dass es eine wahre Freude war, dem Fellverdrescher bei der Arbeit zuzusehen. Schön, dass es außerhalb des gut gefüllten Zelts ebenso schleppend dämmerte, wie sich die Nummern entfalteten. Die Kommunikation zwischen Band und Publikum hielt sich in Grenzen, doch “Hey hey hey“-Rufe haben bei solch einer Show auch nichts zu suchen. Und wie immer war „Lucifer Speaks“ ein erhabenes Highlight, auch wenn dem sonst guten Sound ausgerechnet beim treibenden Riffing etwas die Puste ausging.
Erneut ging auf der Main Stage der Legendenalarm los, denn mit DOWN beehrte eine echte Kultband das Festival. Beweisen müssen die Südstaatler schon lange keinem mehr etwas. Das dürfte auch der Grund sein, warum Phil Anselmo bereits spürbar unters Partyrad gekommen war und mit leichter Schräglage, aber bestens aufgelegt die Main Stage enterte. Viele der ausladenden Ansagen des ehemaligen PANTERA-Fronters – so sie denn verständlich waren – gaben Anlass zum Schmunzeln. Vielleicht lag es auch mit daran, dass es etwas dauerte bis der Funke so richtig aufs Publikum übersprang. Spätestens beim mächtigen “Hail The Leaf“ war es dann geschafft und DOWN hatten das Publikum gewonnen ohne es bis zum Ende dieses denkwürdigen Abends nochmal loszulassen. Mit zunehmender Spieldauer fand sich die Band immer mehr, was schließlich in lautstarken DOWN-Sprechchöre mündete. Wer genau hinsah, bemerkte am Bühnenrand haufenweise prominente Musiker. Unter ihnen auch Rob Flynn und Phil Demmel von MACHINE HEAD, die gegen Ende des Gigs noch eine tragende Rolle bekommen sollten. Einen vorläufigen Höhepunkt gab es schließlich mit „Stone The Crow“ bevor das vehement vom Publikum geforderte „Bury Me In Smoke“ intonierte wurde. Zu einer absolut unvergesslichen Show in der langen SUMMER BREEZE-Geschichte wurde ihr Auftritt durch die spontane Übernahme der Gitarren durch Rob Flynn und Phil Demmel – sowas erlebt man nicht alle Tage! Zum Abschluss sang Phil Anselmo mit dem Publikum dann noch sichtlich bewegt den Refrain von “Stairway To Heaven“. Wow!
Wie, was, MACHINE HEAD auf der Kamelbühne? Mitnichten. Trotz Namensähnlichkeit sind SUPERCHARGER eine eigenständige Band – und was für eine! Für alle Festivalbesucher, die es gern mal etwas lässiger, gechillter und rockiger haben wollen, kamen die Dänen genau richtig. Zwischen Kopenhagen und Dinkelsbühl liegen etwa 750 Kilometer Luftlinie. Und diese Luft war so dermaßen von Rock ’n‘ Roll erfüllt, dass auch Lemmy sie gern geatmet hätte. Die Truppe um Fronter Mikkel Neperus kreiert in ihren Songs eine süffisante Melange aus AC/DC-Vibes, Rose Tattoo-Stimmung und Motörhead-Heavyness. Gepaart mit Tamburin, Klavier/Keyboard, Mundharmonika und Country-Gitarre ergab das eine tanzfreudige Partystimmung. Ein dezent älterer Zuschauer ging dann auch dermaßen aus sich heraus, dass ein punkiger Jüngling sogleich zum Duett antanzte. Ein kleiner „Hüpf-Pit“ entstand, und die Band gab sich alle Mühe, die Stimmung durch kommunikativen Eifer bis zum Ende am Kochen zu halten. Vor der Bühne versammelten sich immer mehr Bewegungssuchende, und so entstand ein kurzweiliges Vergnügen mit einer Combo, die sich leicht abseits vom eigentlichen Billing bewegte und doch ideal ins große Ganze passte. Da ist es auch zu verzeihen, dass Mikkel das Publikum zu sich nach Kopenhagen einlud, ohne jedoch seine Adresse zu verraten.
Kurz vor Showtime wird immer noch hektisch gewerkelt auf der T-Stage, die Band ist alles andere als entspannt und startbereit, startet dann aber doch kurz nach der ursprünglich angesetzten Showtime in ihr Set. Die erste Ansage Robin Staps bringt dann auch gleich Licht ins Dunkel, wegen eines streikenden Vans ist die Band erst zehn Minuten vor Auftrittsbeginn angekommen! Das, was bei THE OCEAN seit Anbeginn sehr wichtig und ernst genommen wird, nämlich die visuelle Seite und hier besonders das Licht, ist nicht so wie ursprünglich geplant. Aber immerhin, die Videoprojektion im Bühnenhintergrund läuft und verbreitet die gewohnte maritime Stimmung. Vor der Backline sind zudem ca. einen Meter hohe Stellwände platziert, die von Schwarzlicht-LEDs im Takt beleuchtet wird. Trotz aller Widrigkeiten wird die Band freudig vom vollen Rund empfangen und Sänger Loic Rossetti hielt es nicht lange auf der Bühne aus und suchte bereits beim Opener den direkten Kontakt zum Volk, das ihn dann auch festhielt als er auf der Absperrung stehend sang. Auch während der Show gabs noch technische Probleme (Robins Gitarre zickte), das Publikum taute aber mehr und mehr auf und feierte auch Gastsänger Roy Mortensen ordentlich ab. Würdiger Abschluss der Show war ein instrumentale Track bei dem sich Loic gegen Ende ein Becken samt Ständer vom Drumriser schnappte und mit seiner Faust darauf eindrosch. Beeindruckend intensiv!
Was könnte es Besseres geben als sich nach dem harten ersten Festivaltag, am Donnerstagmittag, quasi mit dem Frühstücksbier, schön die Ohren mit einem gepflegten Death-Grind-Einlauf freipusten zu lassen? Richtig! Nix. Und genau diesen Gedanken hatten offensichtlich eine ziemlich ansehnliche Zahl an Leuten, die sich noch bevor die belgischen Splatter-Spezialisten die Pain Stage betraten, zahlreich auf dem Platz davor versammelten. Nach einem kurzen Intro ging es ohne Umschweife mit „Meticulous Invagination“ vom 2003er Album „Goremageddon: The Saw And The Carnage Done“ los. Und eins war ganz schnell klar: besser und variantenreicher kann man technischen Death Metal kaum spielen. Egal ob im Highspeedtempo durchgeboltzt wurde, mit schwerem Groove dahergemosht oder ob die Musiker ihre Arbeitsgeräte virtuos bearbeiteten, alles kam genau auf den Punkt. Selbst kleinere technische Probleme trübten den Spaß nicht. Dazu haben ABORTED mit Svencho de Caluwé einen Sänger in ihren Reihen, der getrost als Energiebündel bezeichnet werden kann. Unermüdlich stachelte er das Publikum zum Bangen oder zu Circle-Pits an. Dabei musste dieses eigentlich gar nicht mehr angefeuert werden, feierte es die Belgier doch ohnehin nach allen Regeln der Kunst ab – zahlreiche “A-BOR-TED“-Chöre inklusive. Sichtlich angetan von dem enormen Zuspruch, metzelte sich das Quintett mit viel Spielfreude durch eine beeindruckende dreiviertel Stunde Spielzeit.
RISE OF THE NORTHSTAR kann man gelinde gesagt als “kleinen Geheimtipp in Sachen Circle-Pit-Faktor“ bezeichnen, der vor der Camel Stage für eine beachtliche Ansammlung an Menschen gesorgt hat. Ihre Mischung aus NYHC und Thrash-Metal hat bereits im Vorfeld eine stetig wachsende Fangemeinde verursacht, kommt doch das Gros der jungen Band aus Frankreich und nicht aus dem 1980’er Shibuya, wie man zunächst erahnen könnte. Dabei lieferten die Herren eine prollige und geladene Beatdown-Schlacht mit sichtbarem Manga-Einschlag, die man so vermutlich noch nicht gesehen hat. Sogar langhaarige Mattenträger ließen ihre Hosen auf halb acht herunter und schenkten dem Karate-Workout auf der Bühne bewegte Aufmerksamkeit. RISE OF THE NORTHSTAR bewiesen in der kurzen Zeit, warum sie auf dieser Bühne stehen durften und der Berserker-Track “Welcame“ macht ordentlich Laune auf das für Ende September angekündigte gleichnamige Debutalbum und somit waren RISE OF THE NORTHSTAR wohl eine der Überraschungen des Festivals.
Im Vergleich zum letzten SUMMER BREEZE-Auftritt von vor drei Jahren stand da jemand neues am Mikro bei ARCH ENEMY. Angela Gossow hat den Mikro-Staffelstab mittlerweile an die jüngere Alissa White-Gluz weitergegeben. Doch wer befürchtet hat, die Wachablösung würde nach hinten losgehen, wurde schnell eines Besseren belehrt: die neue Frontröhre hatte das Publikum von Anfang an im Griff. Und wie! Die ehemalige THE AGONIST-Sängerin mit der charakteristischen blau-grünen Mähne dirigierte die Fans von Anfang an souverän, so dass sie ihr am Ende des einstündigen Sets förmlich aus der Hand fraßen. Der proppevolle Platz vor der Main Stage kam jeder Aufforderung zum Hüpfen, Grölen und Mitsingen willig nach, was natürlich nicht zuletzt auch an der wieder einmal tadellos dargebotenen, musikalischen “Untermalung“ lag. Man mag ARCH ENEMY mit ihren letzten Outputs Stagnation vorwerfen oder nicht: wenn die neu formierten Schweden die Bühne entern, sind sie mit den präzise hämmernden Drums von Daniel Erlandsson, dem unermüdlich ackernden Bass-Ungetüm Sharlee D’Angelo und den Amottschen Melodien immer noch eine Macht. Wenn man ARCH ENEMY etwas anlasten wollen würde, dann dass sich die Setlist kaum von der von vor drei Jahren unterschied und es bis auf das mittlerweile gesetzte „Fields Of Desolation“ zum Schluss für Fans der ganz frühen Tage abermals nichts zu holen gab. Das dürfte dem Großteil der Fans aber eindeutig egal gewesen sein.
1999 von Bjørn Alexander Brem gegründet, treibt der GOTHMINISTER schon seit 15 Jahren sein Unwesen. Der im normalen Leben als Rechtsanwalt agierende Künstler bewies schon auf diversen Veranstaltungen zuvor, dass seine Melange aus harten Elektrobeats, klassischem Gothic Metal und Industrial aufzugehen vermag, zumal das erste Album nicht umsonst auf den Namen “Gothic Electronic Anthems“ hört. Schon zum Einstieg bei “Someone Is After Me“ wurde das Tanzbein in den vorderen Reihen geschwungen und kräftig angefeuert. Zusätzlich zu seinen Mitmusikern (eine zweite Gitarre sorgte für ordentlich Druck) hatte der norwegische Schockrocker seine Gruselkameraden im Gepäck: Bei “Stonehenge“ bekam es der gute Herr mit einem Werwolf zu tun, während “Helldemon“ enterte zusätzlich ein Zombie die Bühne, gar eine Braut mit weißem Kleid wurde mittels Kettensäge geköpft, was von den leider etwas lichten Reihen lautstark bejubelt wurde. Dabei tummelten sich im Publikum erstaunlich viele Frauen, was sich nach dem abschließenden “Utopia“ deutlich heraushören ließ. Eine gelungene Horrorshow vom GOTHMINISTER höchstpersönlich, die erneut die stilistische Vielfalt des Festivals unterstrich!
Zwei Tagen vor ihrem Auftritt verkündeten TODTGELICHTER aus Hamburg, dass ihre Sängerin Marta erkrankt sei und den Auftritt auf dem SUMMER BREEZE leider nicht mit der Band bestreiten könne. Doch ohne nur eine Sekunde mit dem Gedanken einer Absage zu spielen, wurde mit Gastsänger Torsten (AGRYPNIE), der für viele Fans vor der Bühne ein bekanntes Gesicht gewesen sein dürfte, eine mehr als respektable Lösung gefunden. Dies zeigte sich auch direkt zu Beginn des Sets: Der ohnehin schon laute Jubel des zahlreich erschienen Publikums nahm nochmals zu, als Torsten die Bühne betrat. Nach kurzer Eingewöhnungszeit ließen sich die Leute immer mehr von der vermutlich einmaligen Gelegenheit, TODTGELICHTER mit rein männlicher Stimme zu erleben, gefangen nehmen. Komplett in weiß getüncht, begeisterte die Band in der Folge nicht nur mit traumhaft atmosphärischen Melodien (“Embers“), sondern auch harschen Tönen (“Blutstern“). Doch es kam noch besser: Zu “Phobos & Deimos“ enterte zusätzlich Dave (HERETOIR) die Bühne. Großes Kino auf der kleinsten Bühne des Festivals! Der Applaus nach Ende des letzten Songs “Allmählich“ ließ jedenfalls keine Zweifel aufkommen, dass die Entscheidung, den Auftritt trotz Krankheit der Sängerin nicht abzusagen, genau die richtige war.
Ab der ersten Sekunde, in der die ruhrpottschen Metalcore-Urgesteine auf die Bühne traten, war die Marschrichtung klar: nach vorne, komplette Übernahme, keine Geiseln! Die aufwändige Bühnendeko war in Anlehnung des Artworks zu „Ghost Empire“ mit apokalyptischer Endzeit-Atmosphäre sehr beeindruckend und unterstützte ihrerseits die düstere Stimmung, welche durch CO2-Kanonen und nicht zuletzt durch CALIBANs erbarmungslosen Brachialsound selbst abgerundet wurde. Nach dem Opener “King“ holte man sich für das hymnenhafte “We Are Many“ passenderweise noch dreifache Verstärkung von ESKIMO CALLBOY und SIX REASONS TO KILL ans Mikro, wohingegen der vokale Gastauftritt von “nebeL“ leider nur vom Band kam. Im Prinzip ging auf der Bühne während der gesamten Spielzeit genauso die Post ab, wie davor – das Publikum ließ sich willig zum ein oder anderen Circle Pit überreden; allerdings funktionierte der erst zu “Davy Jones“ auch ganz ohne weitere Anleitung. Songmäßig überwogen die beiden letzten Scheiben und nach dem krönenden Abschluss mit “yOUR song“ wurde die Band mit “CALIBAN! CALIBAN! CALIBAN!“-Rufen nur widerwillig von der Bühne gelassen.
Es blieb düster im Zelt. MORS PRINCIPIUM EST (lateinisch: Der Tod ist (erst) der Anfang) sorgten für weitere dunkle Klänge, wenngleich auch deutlich melodischere. Mit ihrem klassischen skandinavischen Melodic Death Metal, welcher mit etwas Thrash versetzt wird, waren die stilistisch gerne nach Schweden schielenden Finnen dennoch ein guter Kontrast zu dem derben Wüten von SKELETONWITCH. Und sie boten alles, was man in diesem Genre erwartet: vehement brachiales Riffgewitter, starke Harmonien, flinke halsbrecherische Gitarrensoli-Duelle, peitschende Double Bass, Blast Beats, akzentuierende sphärische Keyboards, eingängige Refrains…Und all das verpackt in mitreißende, knackige und beeindruckend präzise dargebotene Stücke. Immer wieder aufhorchen ließen die hervorragend gespielten doppelläufigen Leads, in welchen doch teils IRON MAIDEN als Vorbilder durchschienen. Und für Geschwindigkeitsfanatiker gab es mit „Finality“ wieselflinkes Futter. MORS PRINCIPIUM EST bewiesen auch Live, dass sie auf jeden Fall zu den stärksten Bands des Genres gehören, ohne dieses aber wirklich revolutionieren zu wollen.
Die Braunschweiger SCIENCE OF SLEEP haben seit einiger Zeit ordentlich Staub in der Deathcore-Szene aufgewirbelt. Ihr letztjähriges Debüt-Album “Exhaust“ wurde sowohl von Fans als auch der gesamten Journaille gleichermaßen abgefeiert. Ein Slot auf der Camel Stage war demnach nur folgerichtig. Und dass ein Auftritt einer Band, die „es sich zur Aufgabe gemacht hat, in Deutschland eine neue Ära brutaler Deathcore-Brutalität einzuläuten.“ (sic!), irgendwie brutal werden sollte, war abzusehen. Doch was SCIENCE OF SLEEP am Nachmittag mit ihrer Live-Show abgeliefert haben, war sogar noch einen Ticken massiver als erwartet. Zwar wurde die Band erst vor drei Jahren aus dem Boden gestampft, doch die Musiker wirkten sehr routiniert in ihrem Bewegungsablauf. So gab es viel Action auf der Bühne und auch davor. Gerade die häufig eingestreuten Breakdowns kamen sehr wuchtig aus den Boxen und veranlassten einige Deathcore-Jünger zu massig Roundhousekicks. Natürlich stammte der Großteil des gespielten Materials von der aktuellen Platte. Nur als die Zugaberufe nach dem Ende des regulären Sets nicht abklingen wollten und noch etwas Zeit auf der Uhr übrig war, musste “Fraudulent Misrepresentation“ vom 2011er Demo “Affliction“ noch einmal alle Moshhungrigen füttern. SCIENCE OF SLEEP sollte man auf jeden Fall im Auge behalten!
Vor der Hauptbühne wurde es nun Zeit für ein wenig Sport am Nachmittag. Unter Anleitung der Schweizer Folk Metaller ELUVEITIE gab es zunächst ein lockeres Aufwärmprogramm, bestehend aus Singen, Hüpfen und Klatschen. Über klassisches Synchron-Crowdsurfing und den unvermeidlichen Circle-Pit ging es pünktlich zu „The Siege“ schließlich zur Königsdisziplin über: der Wall Of Death. Von der Bühne bot sich ein beeindruckendes Bild über den, trotz der frühen Stunde, bestens gefüllten Zuschauerraum, der einmal mehr verdeutlichte, welch hervorragendes Standing sich die Band aus „unserem kleinen Nachbarland“ inzwischen beim Summer-Breeze-Publikum erspielt hatte. Spätestens bei „Inis Mona“ rasteten die Fans dann auch kollektiv aus und lieferten im Refrain einen Headliner-würdigen Mitsing-Chor ab. Die Menge machte es ELUVEITIE leicht, was diese aber keineswegs als Anlass nahmen, es etwas ruhiger angehen zu lassen und auf Nummer sicher zu gehen. Selbstbewusst nahmen sie viele Stücke ihres starken neuen Albums „Origins“ in die Setlist auf, die neben Hits des Vorgängers „Helvetios“ und einigen wenigen älteren Stücken mühelos bestehen konnten. Dabei wirkte die Band trotz mehrerer Besetzungswechsel der jüngeren Vergangenheit bestens aufeinander eingespielt und erntete begeisterten Applaus und laute Zugabe-Rufe, als sie mit „King“ ihre mitreißende Folk-Metal-Party zu einem krönenden Abschluss brachte.
Was SKELETONWITCH bei ihrem zweiten SUMMER BREEZE-Besuch boten, war nichts anderes als ein diabolisch-aggressiver, kultiger Old School Metal-Feuersturm aus skandinavischem Death Metal und Bay Area Thrash! Die Amis aus Ohio setzten von Anfang an zu einem regelrechten Vernichtungsschlag an. Ohne großes Trara begannen die US-Amerikaner stilecht und effektiv mit „I Am Of Death“ den Nachmittag musikalisch einzuschwärzen. Mit der Durchschlagskraft einer zerstörerischen Walze holzte sich die Truppe durch die ersten Stücke, Verschnaufpausen wurden weder sich selbst noch den aufgepeitschten Fans gegönnt. Mit viel Bewegungsfreude und ordentlich Spaß in den Backen gaben die verschwitzen SKELETONWITCH wirklich alles, was auch vom ansehnlich versammelten Publikum mit wildem Bangen, Mitgrölen, Powerfäusten und Pommesgabeln honoriert wurde. Vor allem der Bandhit „Beyond The Permafrost“ wurde amtlich abgefeiert. Die ersten Publikumsdiver des Tages im über die Hälfte gefüllten Zelt als auch ein amtlicher Moshpit waren Resultat des druckvollen und präzisen Getrümmers der Band. Die Mannen um den charismatischen Frontmann Chance Garnett sind und bleiben einfach eine sympathisch wirkende Live-Granate bei äußerst düsterer Musik.
Da die amerikanische Metalcore Newcomer OF MICE AND MEN recht kurzfristig ihren Gig auf dem SUMMER BREEZE aus privaten Gründen absagen mussten, sprangen am Donnerstag Nachmittag die Death Metal Jungspunde HACKNEYED kurzfristig als Ersatz ein. Das SUMMER BREEZE ist wie auch vor drei Jahren schon, als die Band im Zelt antrat, ein Heimspiel für das Quintett. Schließlich stammen sie doch alle aus der näheren Umgebung von Dinkelsbühl. Zwar schauten einige Zuschauer, zu denen die Absage wohl nicht durchgedrungen war, zu Beginn etwas verwundert drein, aber nachdem “Flaw Of All Flesh“ (einer von zwei noch unveröffentlichten Songs, des neuen Albums, das demnächst erscheint) über sie hinweg gerollt war, mussten selbst hart eingesessene Klargesangs-Liebhaber zumindest anerkennend mit dem Kopf nicken. Anerkennung gebührte auch dem wilden Stageacting, welches regelrecht ansteckend wirkte. So jagte folgerichtig auch ein Circle-Pit den nächsten und die Haare flogen. Den perfekten Schlusspunkt für einen sehenswerten Auftritt markierte ‚Cut Candy‘. Der Song, der bereits auf HACKNEYEDs Demo aus dem Jahr 2006 für am meisten Aufsehen gesorgt hatte. Überzeugend und am Ende konnten die Lokalmatadore sicherlich einige Metalcore-Hardliner für ihren Sound gewinnen. Fronter Phil hat quasi im Vorbeigehen auch noch den Preis für die lässigste Ansage des Tages mitgenommen, und zwar für seine poetischen Zeilen “Von Aliens entführt und in den Arsch gefickt“.
Aus dem fernen Münster machte sich das Trio um den charismatischen Fronter und Gitarristen Hendrik ‚Deuce‘ Ücüncü auf um erstmals den fränkischen Acker vor Dinkelsbühl zu bestellen. Die ersten drei Songs wurden ohne große Unterbrechungen aneinandergereiht, was den Spannungsbogen smart oben hielt größtenteils aber wohl auch dem straffen Zeitplan geschuldet war. Erst nach “Apocalyptic Blues“ wurden die ersten Worte ans mehr und mehr auftauende Publikum gerichtet. Der straighte Rock, der angenehm an DANKO JONES & Co. erinnerte, ging auch bei Leuten, die erstmals in Kontakt mit der Band kamen, schnell in die Beine. Vor der Bühne sammelten sich mehr und mehr Leute und beim Rock’n’Roll-Einschub vor dem fulminanten Abschlusssong “Loner“ waren hunderte von Händen über den Köpfen am Klatschen. Den Hinweis auf die anstehende Herbst-Tour der Jungs dürften viele mit Freude vernommen haben.
Den Anfang auf der T-Stage machten am Donnerstag die von vielen Fans im Vorfeld geforderten HERETOIR. Und die Fans sollten Recht behalten, denn die Augsburger um Frontmann und Gründer Eklatanz waren direkt der erste Höhepunkt des Tages. Ihr eleganter, düstermelancholischer Post (Black) Metal wirkte in sich stimmig, die Band routiniert aufeinander eingespielt. Auf die zahlreichen Anhänger wirkte die emotional dynamische Kraft der wuchtigen Black-Metal-Soundwand sowie den ruhigeren, getragen gefühlvollen Momenten, womit HERETOIR eine ganz besondere Atmosphäre ins Zelt zauberten. Von den ersten Sekunden an schafften es die Augsburger, das Publikum in ihren Bann zu ziehen, auch dies eine Sache, die sie neben der Musik ähnlich hinbekommen wie die ebenfalls auf dem SUMMER BREEZE aufspielenden ALCEST – gewisse Ähnlichkeiten zu deren (frühem) Schaffen lässt sich nicht verleugnen. Insbesondere die langen, epischen Instrumental-Passagen ihres hervorragend dargebotenen Klangkosmos in Verbindung mit ruhigen Akkustikparts, entrückt klarem Gesang und der harschen Klänge sorgten für ein intensives Hörvergnügen. Mittelpunkt des Geschehens war Eklatanz mit seinen meterlangen, wild herumgewirbelten Dreads. Und der Gastauftritt von Torsten von AGRYPNIE bei „Eclipse“ war ein zusätzliches Bonbon.
Deutscher Rotzrock aus Ruppichteroth bei Bonn war am Mittag angesagt. Und Ruppig ging es dann auch zur Sache. “Keine Schnörkel“ war das unausgesprochene Motto der 45 Minuten. Genau das, was das Partyfolk nach der ersten kühlen Nacht auf Temperatur zu bringen schien. Gut gefüllt und die ersten warmen Sonnenstrahlen dankend aufsaugend, waren nicht nur die ersten Reihen textsicher und unterstützten Sänger Torben Höffgen lauthals. Getreu dem Motto “Stumpf ist Trumpf“ (und das ist in seiner positivsten Form zu verstehen!), feuerten die Jungs einen Gassenhauer nach dem anderen ins Volk. Als man dann zum TORFROCK Cover „Beinhart“ ansetzte, waren auch die letzten Reihen überzeugt. Frei von jeder Attitüde, die heute gerne jeder deutschen Rock’n’Roll Band unterschwellig angedichtet wird, zockten die Jungs ein mehr als überzeugendes Set. Mehr brauchte es nicht um dem SUMMER BREEZE einzuheizen. Und eines ist klar: bleiben die Jungs dieser engagierten Performance treu, dürfte das nicht der letzte Auftritt auf den großen Bühnen gewesen sein.
Nachdem der Himmel wenig mehr als dicke Wolken und vereinzelte Regentropfen zu bieten hatte, lag es an DELAIN, die Sonne in die Herzen ihrer Zuhörer zu tragen. Nach dem gewohnten Orchester-Intro gab es jedoch zunächst eine weniger schöne Überraschung: Die Holländer standen nur zu viert auf der Bühne, Keyboarder und Bandgründer Martijn Westerholt musste krankheitsbedingt absagen. Das bedeutete auch, dass sämtliche Keyboard-Spuren aus der Konserve stammten, was für einige Unsicherheit in der Band sorgte. Doch DELAIN machten das Beste aus den widrigen Umständen und schafften es, die Menge vor der Pain Stage von Beginn an zu begeistern. Und obwohl der Opener auf den Titel „Go Away“ hörte, machten die Besucher genau das Gegenteil und strömten zahlreich herbei. Ein echter Blickfang war natürlich einmal mehr die charmante Frontlady Charlotte Wessels mit einem raffinierten halbtransparenten Oberteil, das in etwa so viel nackte Haut zeigte wie verhüllte. Kein Wunder also, dass direkt nach der Show zahlreiche Crew-Leute herbeigeströmt kamen, um mit ihr für ein Foto zu posieren. Zuvor musste sie jedoch erst einmal ihre beeindruckende Sangeskraft unter Beweis stellen und unterstrich damit das exzellente Songwriting von Stücken wie „The Gathering“, „Virtue And Vice“ oder „Not Enough“. Schade nur, dass das jüngste Studiowerk „The Human Contradiction“ lediglich mit „Army Of Dolls“ auf der Setlist vertreten und damit sträflich unterrepräsentiert war. Der guten Stimmung tat dies jedoch keinen Abbruch und als Charlotte Wessels und ihre Bandkollegen das abschließende „We Are The Others“ anstimmten, wurde vielerorts lautstark mitgeklatscht und mitgesungen.
THE UNGUIDED formierten sich 2010 aus den ehemaligen Mitgliedern Richard Sjunnesson, Roger Sjunnesson und Roland Johansson der Shooting Stars SONIC SYNDICATE, und führten die lange Tradition ihrer schwedischen Heimat an gutklassigen Melodic Death Metal-Bands, in diesem Fall in der Schnittmenge zum Metalcore, fort. Mit ihrer modernen Ausrichtung sorgten THE UNGUIDED vor der Main Stage für Kurzweil und kamen insbesondere beim jüngeren Teil des Publikums hervorragend an, während die älteren Traditionalisten das Geschehen aus sicherer Entfernung beobachteten. Und was die Schweden da ablieferten passte auch alles top zusammen: die äußere Modern Metal-Erscheinung von den Outfits über die Frisuren, die Ohrwurm-Melodien gepaart mit zugänglichen Refrains, mittelhartes Riffing und akzentuiertem Geballer, melodischer Klargesang und fauchendes Geschrei, dazu massive Breakdowns. Mit packender, konstant hoher Energie und einer Extraportion Metalcore-Attitüde sorgten die bewegungsfreudig und tight aufspielenden THE UNGUIDED schon für ordentliche Stimmung zu dieser frühen Stunde, was nicht zuletzt die immer wieder einsetzenden „The Unguided“-Sprechchöre lautstark untermalten.