18.50 (CS), 19.55, 21.05, 22.15 TRAGEDY

Man wundert sich ja doch immer wieder, auf was für Ideen Bands kommen. Die wunderbaren TRAGEDY aus den USA haben sich in großen Teilen dem Oeuvre der BEEGEES verschrieben und spielen diese in einer Metalbesetzung. Standesgemäß starteten die Jungs dann auch mit „Nightfever“ in ihr schillerndes erstes Set. Schillernd auch wegen der vielen Pailetten, die in ihre Bühnenoutfits verarbeitet wurden, mancher sah da fast aus wie eine menschgewordene Discokugel. Programmatisch auch das folgende „Disco Inferno“ bei dem dann auch erstmals der wieselflinke Matrose Bruce zum Einsatz kam, der den Musikern immer wieder den Schweiß von der Stirn tupfte oder auch für Showeffekte wie punktuell eingesetztes Glitzerkonfetti sorgte. Auch die eingestreuten Songs anderer Kapellen wie von ABBA oder den WEATHER GIRLS zündeten genauso wie die ein oder andere Anekdote zwischen den Songs. Ein weiteres Highlight auf der Camel Stage. Und um auf die Einleitung zurück zu kommen, man wundert sich auch, wo die Veranstalter derartige Perlen aufspüren, aber so oder so: danke dafür!

02.15 (PZ) CARACH ANGREN

Trotz fortgeschrittener Uhrzeit und letztem Konzert des Abends war das Partyzelt gut gefüllt – die Niederländer von CARACH ANGREN scheinen sich mit ihren ersten drei Alben offenbar einen guten Ruf unter Anhängern symphonisch geprägten Black Metals erarbeitet zu haben. Da mutete es zunächst seltsam an, dass wirklich nur drei Musiker die Bühne enterten – neben Sänger und Gitarrist Seregor traten nur die etatmäßigen Mitglieder Namtar (Drums) und Ardek (Keyboards) an, um in zehn Songs ihre künstlerische Vision zu vermitteln. Doch wer dünne oder gar unvollständige Klänge erwartete, konnte sich kaum mehr irren: Neben dem Bass spielte die Band auch weite Teile der orchestralen Passagen aus der Konserve ein und bewies dabei, wie gut sie eingespielt ist. Jeder Ton saß, was bei der recht progressiven Ausrichtung ihres schwarzmetallischen Gebräus ein echtes Kunststück ist. Entsprechend reibungslos funktionierten auch die Übergänge zwischen den einzelnen Songs. Ganz ihrem lyrischen Ansatz entsprechend, inszenierte sich insbesondere Fronter Seregor in beeindruckend theatralischer Weise, was dem einen oder anderen Zuschauer wohl recht albern erschienen sein dürfte – spätestens in dem Moment, in dem er sich tatsächlich eine Theater-Maske aufsetzte und dem Darsteller einer griechischen Tragödie (plus Corpsepaint natürlich!) gleich über die Bühne stolzierte. Nichtsdestoweniger quittierte das Publikum den Auftritt der drei mit tosendem Beifall und forderte sogar eine Zugabe.

01.00 (PZ) HAGGARD

Dafür, dass die Münchener Klassik Metal-Kollaboration erst mit acht Minuten Verspätung loslegen durften, waren im Wesentlichen die Vorgänger-Bands verantwortlich. So zeigte sich Bandkopf Asis Nasseri in seiner Begrüßungs-Ansprache sichtlich beeindruckt von dem flotten Umbau und Soundcheck, der immerhin vierzehn Leuten (darunter ein Streich-Quartett, zwei Bläser und drei klassische Sänger) Platz auf den Brettern und im Klangbild einräumen musste. Umso beeindruckender war, wie transparent und druckvoll letzteres ausfiel, die verschiedenen Instrumente blieben deutlich unterscheidbar und fügten sich zu einem Gesamtbild zusammen, das seinesgleichen suchte. Statt Rock-Songs mit symphonischem Bombast anzureichern, fuhren HAGGARD klassische Kompositionen auf, deren Instrumentierung um Stromgitarren und Growls erweitert wurde. Das wollten auch erfreulich viele Zuschauer sehen, das Zelt blieb bis in den hinteren Bereich gut gefüllt. Natürlich durfte dabei der All-Time-Klassiker „Awaking The Centuries“ nicht fehlen, neues Material gab es dagegen nicht, wenngleich Asis ankündigte, man würde sich in Kürze über Neuigkeiten zum Nachfolger des 2008er „Tales Of Ithiria“-Albums freuen können. Der Bühnenpräsenz merkte man hingegen an, dass HAGGARD viel zu selten und in stets wechselnder Besetzung live auftreten. Zwischen ungelenk und hypernervös gaben die Musiker ein recht uneinheitliches Bild ab, insbesondere der expressionistische Ausdruckstanz der klassischen Sängerinnen fiel aus der Rolle. An der herausragenden Klasse der musikalischen Darbietung änderten aber auch die zahlreichen Lacher nichts, die Asis dafür erntete, dass ihm bei der Vorstellung seiner dreizehn Mitstreiter nicht alle Namen auf Anhieb einfallen wollten.

00.00 (PS) SALTATIO MORTIS

SALTATIO MORTIS profitierten von dem enormen Publikumsandrang bei SABATON, denn ein beträchtlicher Teil der Menge blieb einfach da, um in die Show der badischen Spielleute hineinzuschnuppern – und nicht wenige von diesen hielten sogar bis zum Schluss durch. Gewohnt rockig und direkt stieg die Band mit ihrer „Ode An Die Feindschaft“ in den Set ein, der dem quirligen Frontmann Alea viel Raum bot, um seinen durchtrainierten Oberkörper zur Schau zu stellen. Nebenbei durfte er aber natürlich auch singen und machte dies extrem gut, obwohl er außerhalb der Songs ein heiseres Kratzen im Hals nicht gänzlich verbergen konnte. Das getragene „Prometheus“ rief ein schier endlos erscheinendes Händemeer vor der Bühne hervor, wie auch den zahllosen Aufforderungen zur Mitmachgymnastik bereitwillig nachgekommen wurde. Im Mittelpunkt des Sets stand dabei – natürlich – die aktuelle Single „Wachstum über Alles“, der Drummer Lasterbalk eine kleine Ansprache voranschickte. Das Publikum durfte dieser im Sitzen lauschen, um dann zu Beginn des Stücks gemeinsam aufzustehen. Denn obwohl das Stück die deutsche Nationalhymne zitierte, war es „nicht für braune Socken und Nazis“ gedacht, sondern sollte als antikapitalistisches Statement die Leute zum Nachdenken bringen. Echt jetzt! So kleideten SALTATIO MORTIS statt Mittelaltermarkt-Romantik lieber politische und gesellschaftskritische Themen ins Dudelsack-Gewand und blieben dabei bewusst unbequem. Zum Ende ließ sich Alea zu den Klängen von „Falsche Freunde“ in gewohnter Weise crowdsurfend über die Köpfe der Zuschauer tragen, um hinterher beeindruckt festzustellen, dass dies wohl sein weitester derartiger Ausflug überhaupt gewesen sein dürfte. Kein Wunder also, dass die Spielmänner sich hinterher freudestrahlend vom Publikum feiern ließen und dieses sogar dazu brachten, ein kurzes „Happy Birthday“ für das an diesem Tage veröffentlichte neue Album „Das Schwarze Einmaleins“ anzustimmen.

23.45 (PZ) DYING FETUS

Bei DYING FETUS zog sich die Verspätung weiter. Noch während CULT OF LUNA ihren letzten Songs zum Besten gaben, hatten sich alle drei DYING FETUS Musiker neben der Bühne versammelt, strotzen nur so vor Tatendrang und wirkten dabei wie Löwen in einem Käfig, die jeden Moment zur Fütterung raus gelassen werden werden. Und als es dann endlich losging, war die Spielfreude der Marylander ungezügelt. Technisch perfekt ballerten DYING FETUS einen Brecher nach dem anderen raus. Bemerkenswert wie nur drei Leute einen Sound fabrizieren können, der so fett und breit klingt als wären gleich sechs Gitarren am Werk. Das Publikum im zu dreiviertel gefüllten Zelt ließ sich schnell von der energischen Leistung anstecken und rastete kollektiv aus. Gitarrist Jon Gallagher feuerte die Masse in den Spielpausen weiter an und benutze dabei das böse F-Wort dermaßen inflationär, dass der eigentliche Sinn der Ansagen kaum noch zu erkennen war. Das übermächtige „One Shot, One Kill“ setzte den Schlusspunkt eines starken Auftritts!

23.25 (CS), 00.40, 01.55 HONIGDIEB

Ein Backdrop mit einem Esel in Groflaufnahme, eine Querflöte und Geige in der Besetzung, ein seltsamer Bandname – man durfte gespannt sein, was HONIGDIEB in ihren drei Blöcken auf der Camel Stage so anstellen würden. Als die Musik einsetzte, wurde schnell klar, dass hier absolut feinkörnig musiziert wurde, gestandene Mucker, die ganz genau wissen, wie der Hase läuft und dann noch Verstärkung von den eingangs erwähnten Instrumenten Querflöte und Geige bekamen. Ganz klar im Mittelpunkt steht bei der Band aber ihr Fronter Sir Hannes. Stimmlich eine Mischung aus Marius Müller-Westernhagen und Helge Schneider gab er gekonnt die extrovertierte Diva. Zum freien Oberkörper, einem weiten Mantel mit breitem Kragen, einem blinkenden Ohrring und der pflegeleichten Fleischmützen-Frisur fehlte an sich nur ne Federboa. Die offene Frage in Bezug auf den Esel auf dem Backdrop beantwortete dann der Opener „Verkehrt“ des zweiten Blocks, in dem Sir Hannes berichtete, dass er alle so gern verkehrt macht, dass er nicht nur die Frauen mag, sondern eben auch sehr gerne Esel. Aha. Musikalisch eine Mischung aus Rock, Psychedelic und Ska waren die Shows auf jeden Fall willkommenes Kontrastprogramm!

22.35 (PZ) CULT OF LUNA

Nach fünf Jahren ohne neues Album kehrten die Post Metal-Urväter von CULT OF LUNA endlich wieder auf die Bühnen der Welt zurück und machten im Rahmen ihrer Europa-Tour auch beim SUMMER BREEZE Halt. Das proppenvolle Zelt wartete gespannt auf die mit leichter Verspätung startenden Schweden – immerhin hatten sie gleich zwei Drumkits zu verkabeln – und wurde sicherlich nicht enttäuscht. Verpackt in einem äußerst klaren und druckvollen Sound bauten die Nordlichter ihre überlangen Songs behutsam auf, um sie dann in einem massiven Riff-Gewitter wieder einzureiflen. Besonders die Drummer machten dabei ordentlich Dampf und zeigten sich hervorragend aufeinander eingespielt. Doch das war nicht die einzige Augenweide, denn die perfekt auf die Songs abgestimmte Light-Show machte einiges her und ließ die leidenschaftlich agierenden Musiker meist nur schemenhaft erkennen. Das schaffte eine überaus dichte Atmosphäre und den passenden Rahmen für intensive 50 Minuten zwischen Rock und Doom-Metal, Post Hardcore und Post Rock.

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22.25 (MS) SABATON

Die Voraussetzungen für einen gelungenen Headliner-Gig von SABATON waren nicht optimal. Das Equipment der Band hatte seinen Weg nach Dinkelsbühl nicht gefunden, wofür sich Sänger Joakim Broden ironisch bei der Fluggesellschaft Air Berlin bedankte. Völlig ironiefrei und von Herzen geht der Dank hingegen an jene Kollegen, die den Schweden leihweise ihre Instrumente zur Verfügung gestellt haben, insbesondere an FEAR FACTORY und ALESTORM. Überhaupt gab sich der Iro-Träger mit der stählernen Sixpack-Panzerung gewohnt redselig, sympathisch und bodenständig. So durfte man ihm die aufrichtige Entschuldigung dafür, dass bei der Autogrammstunde aus Zeitgründen nicht jeder der Wartenden auf seine Kosten kommen konnte, genauso glauben wie seinen Dank an die Fans für ihre langjährige Unterstützung. Allen „Noch ein Bier!“-Rufen und dem üppigen Einsatz von Flammen-Säulen und Feuerwerk zum Trotz sorgte aber in erster Linie die Musik des Quintetts dafür, dass die Menge den gesamten Platz vor der Bühne dicht gedrängt füllte und sichtlich ihren Spaß hatte. Eingängige Melodien, die sich nicht scheuen, immer wieder ins Poppige abzugleiten, und ein angenehm tightes Riffing bestimmten das Geschehen. Präzise wie ein Uhrwerk gab Snowy Shaw den Takt vor, der den im „Vaterschaftsurlaub“ befindlichen Drummer Robban Bäck vertrat. Da SABATON beim großen Besetzungswechsel im letzten Jahr noch immer keinen neuen Tastenmann gefunden hatten, kamen die großflächig eingesetzten Keyboard-Teppiche hingegen wieder einmal vom Band, der tollen live-Stimmung tat dies jedoch keinen Abbruch. Bei Songs wie dem Opener „Ghost Division“ oder den großartigen Mitsing-Hymnen „Cliffs Of Gallipoli“ und „Carolus Rex“ hätte sich Joakim das Singen sparen können, viele tausend Kehlen trugen die Refrains übers gesamte Gelände hinweg und bis ins ferne Dinkelsbühl. Am eindrucksvollsten war aber sicherlich der großartige, den unzähligen Opfern des Ersten Weltkriegs gewidmete Marsch „The Price Of A Mile“. Es ist der Kontrast zwischen den gutgelaunt dargebotenen Melodic Metal-Hymnen und den ernsten Kriegs-Thematiken der Texte, der nach wie vor für Kontroversen um die Band sorgt. Doch konzentrierte man sich aufs Wesentliche, durfte man eine unterhaltsame Power Metal-Show mit höchst sympathischen Musikern erleben, die auch mit fremdem Handwerkszeug ihrem Headliner-Status absolut gerecht wurden.

21.25 (PZ) ATROCITY

Nachdem BENEDICTION aufgrund eines Todesfalls im engeren Familienkreis ihren heutigen Auftritt leider absagen mussten, konnte mit ATROCITY kurzfristig ein würdiger Ersatz gefunden werden. Bereits im Vorfeld hatte man angekündigt, der „Ersatzposition“ gerecht werden zu wollen und versprach ein „brutales Set“ ohne jegliche 80ies Coverversionen. Ganz einfach hatte es die Band allerdings zunächst nicht, lag ihr Auftritt doch zwischen den derzeit heiß begehrten Acts SABATON und POWERWOLF. Im Verlaufe des Sets erwies sich dieser Umstand allerdings als klarer Vorteil. So hatten sich die absoluten Fans der Schwaben im Zelt versammelt und trieben Alex Krull und seine Mannen zu Höchstleistungen an. Gleich beim Opener „Pandaemonium“ vom aktuellen Album „Okkult“ war klar, dass ATROCITY ihr Versprechen halten würden denn sie traten mächtig aufs Gaspedal. Mit „Haunted By Demons“ und „March Of The Undying“ gab es doppelten Nachschlag vom aktuellen Album. Dass ATROCITY zu den Urgesteinen des deutschen Death Metals zählen, unterstrich man mit einer feinen Songauswahl aus den Klassikern „Todessehnsucht“ und „Willenskraft“. Nicht fehlen durften natürlich die mittlerweile zum Standard gewordenen leicht bekleideten Damen, die sich zuweilen stimmig in das Set integrierten. Am Ende bleibt ein starker Auftritt der Süddeutschen, der richtig Lust macht die alten Scheiben mal wieder zu entstauben.

21.20 (PS) POWERWOLF

Jetzt neu im Lexikon unter T wie Triumphzug: POWERWOLFs legendärer Auftritt auf dem SUMMER BREEZE Festival 2013. Vor zwei Jahren noch vor überschaubarer Kulisse im Zelt war es dieses Jahr schier unglaublich, was bereits vor dem Auftritt für Stimmung im Publikum war. Bewegung war ob des Andrangs im vorderen Bereich quasi unmöglich, deswegen verlegte sich das Publikum auch direkt auf POWERWOLF-Chöre. Schon an den Bühnenaufbauten war zu erkennen, dass es auch für die Band alles andere als eine x-beliebige Show sein würde. Aufgefahren wurde u.a. ein riesiges raumfüllendes Backdrop im Design des aktuellen Albums, riesige Aufsteller und diverse Podeste, die die Bühne in eine Art Kathedrale verwandelten. Noch imposanter wurde es mit dem Beginn des Openers „Sanctified With Dynamite“ als massive Feuer- und CO2-Säulen hinzukamen, die die gesamte Show begleiten sollten. Die Band in ihren gewohnten Bühnenoutfits ging hoch motiviert ans Werk, die Gitarristen kreuzten und bangten was das Zeug hielt, Oberorgler Falk flitze immer wieder von seinem Podest an die Bühnenkante und animierte das Volk (an sich völlig unnötig) zum Mitmachen und Zeremonienmeister Attila Dorn war der gewohnte Mittelpunkt und Moderator der Show. Selbst Ansagen, die ansonsten völlig daneben gewesen w‰ren („Männer, hattet Ihr heute Morgen eine Latte?“ – vor „Resurrection By Erection“) gingen klar und auch links-rechts-Spiele des Fronters wurden begeistert mitgemacht. Bei „Kreuzfeuer“ wurde vor dem Drumkit ein über drei Meter großes in Flammen stehendes Kreuz positioniert, das selbst die Feuerwehrleute am Bühnenrand latent nervös mit den Füßen scharren ließ. Sehr imposant auch, dass bereits seit 12 Uhr mittags einige Fans ununterbrochen in der ersten Reihe ausharrten um ihren Helden möglichst nah zu sein. Die Band ist völlig zu Recht zum Headliner avanciert!

20.15 (PZ) SÓLSTAFIR

Betrachtete man den „Füllstand“ des Partyzelts, wurde deutlich, dass SÓLSTAFIR ihren Geheimtipp-Status inzwischen wohl komplett eingebüßt haben. Dabei fanden sie quer durch alle Besucherschichten Anklang und vereinten somit ein extrem buntgemischtes Publikum vor der Bühne. Dieses ließ sich von einer zum Schneiden dichten Atmosphäre gefangen nehmen und statt ausgelassen tanzenden Körpern sah man allerorten nur den Takt mitnickende Köpfe, die dabei aber selig grinsend nur umso glücklicher wirkten. Unterstützt von einer astreinen, erdig-warmen Produktion strahlten die fünf überlangen Songs eine oftmals geradezu schmerzhafte Intensität aus. Frontmann Aðalbjörn Tryggvason traf mit seinem charismatisch-rauen Gesang tief in die Seele der Zuhörer, gerade weil er nicht über das verfügt, was man gemeinhin als wohlklingende Singstimme bezeichnen würde. Nach dem düsteren und mehr als nur unterschwellig aggressiven „Þín Orð“ kündigte er das melancholisch-ruhige „Fjara“ als Song „für die Mädels“ im Publikum an. Doch erst mit dem abschließenden „Goddess Of The Ages“ verließen SÓLSTAFIR ihr noch immer aktuelles Meisterwerk „Svartir Sandar“ und legten ein Stück von dessen nicht minder genialem Vorgänger „Köld“ vor. Der Song beschloss einen absolut makellosen Auftritt, der zweifellos zu den absoluten Highlights des diesjährigen SUMMER BREEZE zählte.

20.00 (MS) DER W

Für Stephan Weidner alias DER W war es an diesem Donnerstag eine Premiere auf dem SUMMER BREEZE. Obwohl der Ex-BÖHSE ONKELZ Bassist nun schon seit 2008 auf Solopfaden wandelt, hat es eine ganze Weile gedauert um nach Dinkelsbühl zu kommen. Umso gespannter waren scheinbar die vielen Fans und Interessierten, die sich kurz vor Acht vor der Main Stage versammelt hatten, um eine der bekanntesten Persönlichkeiten des Deutschrocks bei seiner Perfomance zu erleben. Mit seiner üblichen Coolnes enterte DER W dann auch pünktlich die Bühne und startet schon nach wenigen Sekunden voll durch. Die musikalische Vergangenheit längst abgelegt, präsentierte Weidner seine Auslegung von Deutschrock, mal knallig, mal melancholisch, aber immer höchst melodisch und mitreißend. Weidner und seine Musiker ließen es sich dabei nicht nehmen die Setlist ungeahnt bunt zu gestalten, neben Tracks vom aktuellen Album „III“ wurden auch immer wieder ältere Songs eingestreut, sehr zur Freude eines ausgesprochen aktiven Publikums. Bei den eher rockigen Tönen gab es keinen nennenswerten Moshpit, beeindruckend war aber, wie viele textsichere Fans DER W vor die Bühne brachte, die aus dem Stehgreif alle Songs mitsangen. Weidner jagte sein Set ohne grofle Pausen durch, Songs wie „Leinen Los“, „Der W Zwo Drei“ und „Kampf Den Kopien“ kamen hörbar gut an, und nach knapp einer Stunde und mit einem frischen Lüftchen im Nacken lag die Idee nah, mit „Geschichtenhasser“ und „Pack Schlägt sich, Pack verträgt sich“ zum Abschluss zwei echte Rocker zu bringen, die nochmal ordentlich Bewegung in die Meute brachten, und sogar den ein oder anderen Crowdsurfer hervorbrachten. Um 21.15 Uhr war dann schliefllich pünktlich Schluss und DER W verließ unter viel Applaus die Stage. Man muss Weidner kennen um seine kühle Art nicht falsch zu deuten, denn mehr als knappe Ansagen und ein kurzes Dankeschön gab es an diesem Abend nicht, die Show war aber professionell und auf den Punkt, ganz wie von einem Musiker seines Schlages zu erwarten.

19.10 (PZ) NECROPHOBIC

Im Vorfeld machte die Nachricht die Runde, dass NECROPHOBIC ohne ihren etatmäßigen Frontmann Tobias Sidegard den Auftritt bestreiten müssen, da der Schwede (un-)passenderweise sein Dasein derweil hinter schwedischen Gardinen fristet. Mit Aushilfs-Bösewicht Kristoffer Olivius hatte man sich aber einen fähigen, SUMMER BREEZE-erprobten Ersatz-Sänger von den NAGLFAR-Kollegen ausgeliehen. Das Partyzelt war gut gefüllt, was kein Wunder war, bekommt man die Black-Death-Thrasher doch nicht gerade oft zu sehen. Mit ihrem aggressiven, dennoch melodischen Metal ohne überflüssigen Schnickschnack und satanischer Lyrik gaben NECROPHOBIC auf der Bühne Vollgas, posten wie die Weltmeister und wirkten dabei aufgrund des übertriebenen Auftretens manches Mal sogar unfreiwillig komisch. Das tat dem erstklassigen Schwarztod allerdings keinen Abbruch. Leider vermisste man natürlich die zweite Gitarre, da Tobias eben auch diesen Job innehat, und zu Anfang war der Gesang zu leise. Dennoch war der Auftritt gelungen, ein Schwarztod-Brecher jagte den anderen, dabei ließ man auch die Frühzeit nicht aus wie bspw. den Debütsong „The Nocturnal Silence“, und mit „Black Moon Rising“ zollte man dem in diesem Jahr aus dem Leben verschiedenen Gitarristen David Parland alias Blackmoon Tribut, Gründungsmitglied von DARK FUNERAL und eben NECROPHOBIC.

18.55 (PS) KORPIKLAANI

Normalerweise würde man es auf einem Festival nicht unbedingt als positives Zeichen werten, wenn die Ordner viel zu tun haben – nicht so bei den Humppa-Metallern von KORPIKLAANI, die mit ihrer extrem animierenden Musik rund einem Dutzend Ordner im Bühnengraben den Schweiß auf die Stirn trieben: So kamen zeitweise bis zu fünf Crowdsurfer gleichzeitig vorne an, um den netten Herren in Rot in die Arme zu fallen. Der finnische Sechser hatte indes zusehends Spaß daran, die Meute vor der Bühne weiter zu animieren: Insbesondere Sänger Jonne Järvela huschte wie ein Derwisch über die Bühne, Akkordeon-Spieler Sami Perttula und Violinist Tuomas Rounakari standen dem Fronter in puncto Bühnen-Aktivität und Bewegungsdrang aber nur wenig nach. Die feiernde Menge konnte – zumindest im vorderen Bereich – nur bedingt dem überspringenden „Hummeln im Arsch“-Funken gerecht werden, im hinteren Bereich wurde jedoch von der ersten Sekunde an ausgiebig getanzt. „Von der ersten Sekunde an“ meint hier übrigens wirklich, dass mit dem Einsetzen des Intros aus der Konserve die Feier im Publikum startete. Das muss man auch erstmal schaffen! Mindestens ebenso beeindruckend war jedoch die von den Zuschauern gezeigte Sicherheit bei Songtiteln und Texten, die ja nun zum Großteil in Finnisch gehalten sind – auch wenn Worte wie „Polkka“ und „Vodka“ auch ohne umfangreiche Finnisch-Kenntnisse verstanden werden dürften. Insgesamt präsentierten sich KORPIKLAANI und das SUMMER BREEZE-Publikum also als wunderbar funktionierende Feier-Einheit, der zuzusehen bei strahlendem Sonnenschein ohne jede Einschränkung Spaß machte.

12.00 (PS) NEW BLOOD CEREMONY & STORMBORN

Nach einer durchaus „frischen“ Nacht, begrüßte die Sonne das SUMMER BREEZE Publikum pünktlich und unerbittlich zur Verleihung des NEW BLOOD AWARDS, der in diesem Jahr zum sechsten Mal verliehen wurde. Zur Awardübergabe hatten sich die Jury und natürlich die Gewinnerband STORMBORN eingefunden. Nach kurzer Ansprache von Jens Prüter (Head of A&R von Century Media) wurde der eigens über Nacht gravierte Award an die Band übergeben. Nach einer kurzen Umbaupause war es dann Zeit für die Jungs aus London, die am Vortag eine sechzehnstündige Autofahrt auf sich genommen hatten. Auch dafür noch mal höchsten Respekt an dieser Stelle. Schon bei den ersten Tönen des technisch ausgefeilten Power Metals füllte sich der Platz vor der Bühne sichtlich. Carl Casagrande, der Mann am Mikro, ließ sich davon sichtlich inspirieren und fegte wie ein Derwisch über die Bretter. Obwohl man den Jungs zunächst anmerkte, dass man den gestrigen Sieg gefeiert hatte, lieferte der Fünfer auch heute ein brillantes Set. Allen voran wieder Goldkehlchen Carl, der einen grandiosen Job am Mirko ablieferte und keinen Chance ausließ, das Publikum professionell zu animieren. So war es auch kein Wunder, dass die „Matten“ mittlerweile im Takt kreisten. Das Ende des Sets markierte im Gegensatz zum Vortag das grandiose Stück „Stormborn“. Ein starker Auftakt an diesem ersten Festivaltag auf dem Hauptgelände und vielleicht der Startschuss in eine hoffnungsvolle Zukunft. Wir sind gespannt!

18.05 (PZ) EVOCATION

ILLDISPOSED hätten eigentlich der perfekte Anheizer für EVOCATION sein können aber Pustekuchen: fast leergefegt war das Zelt, als die Schweden-Deather die Bühne betraten. 2009 an gleicher Stelle noch eine der am meisten abgefeierten Bands, sahen sich EVOCATION heuer mit einer relativ teilnahmslosen Handvoll Leute konfrontiert. Und das völlig zu Unrecht! Mit allerhand Pyroeffekten gespickt, riss das Quintett trotz des moderner ausgerichteten aktuellen Albums „Illusions Of Grandeur“ ein fettes Old School-Set ab, das mit „Through The Darkened Peril“ gar bis in die Demophase der Neunziger zurückging. Doch nur vereinzelte Banger lieflen ihre Mähnen im Pit fliegen, der Rest betrieb größtenteils Standfußball. Entmutigen ließ sich die Band trotzdem nicht. Getreu dem Motto „Jetzt erst recht“ mühten sich EVOCATION nach Kräften, eine gute Show abzuliefern. Angesichts ihres steilen Aufstiegs der letzten Jahre hätten EVOCATION deutlich mehr Zuspruch von Seiten des Publikums verdient gehabt.

17.50 (MS) FEAR FACTORY

Das 1995 erschienene Album „Demanufacture“ galt lange Zeit als der bahnbrechende Meilenstein des Modern Metal. Bis zu diesem Zeitpunkt und lange danach gab es kein vergleichbares Album auf dem Markt. Von ein paar mehr oder weniger ernst zu nehmenden Nachahmern mal abgesehen. FEAR FACTORY sind zurück, von der Urbesetzung sind allerdings nur noch Burton C. Bell und Dino Cazaress verblieben. Komplettiert wird die Band derzeit durch Matt DeVries und Mike Heller, die Christian Olde Wolbers und Raymond Herrera ersetzen. Wirklich auffällig oder störend war das nicht an diesem herrlichen Sommernachmittag. Viel imposanter war es zu sehen, welche Spielfreude Burton und Dino an den Tag legten und sichtlich den Spirit alter Tage verbreiteten. Insbesondere als man „Self Bias Resistor“ und „Replica“ ins Publikum hämmerte, gab es kein Halten mehr. Burtons klare Stimme, die schon in den „Anfangstagen“ eher als Schwachstelle galt, war heute überraschend präsent und ließ weniger Raum für Kritik, wenngleich auch nicht jeder Ton dort saß, wo er hingehörte. Dem Publikum war dies herzlich egal und die Energie sprang schnell über. Hinzu kam, dass Dino heute präzise unterwegs war und mit messerscharfen Riffs durch das mit Hits gespickte Set der Amerikaner leitete. Unterm Strich also ein starker Auftritt von FEAR FACTORY. Ganz an die Größe alter Tage konnte man allerdings nicht anknüpfen. Die Formkurve zeigt jedoch wieder deutlich nach oben und der heutige Auftritt lässt auf neues Material hoffen.

17.00 (PZ) ILLDISPOSED

Ganze sechs Jahre musste das Summer Breeze auf die Rückkehr der selbsternannten swuulen Nutten aus Dänemark warten – und das Warten hat sich gelohnt. ILLDISPOSED erwischten in allen Belangen einen fast perfekten Tag: volle Hütte (und das schon zu so früher Zeit), fetter und drückender Sound, eine leckere Songauswahl von anno dazumal bis heute und ein Publikum, das richtig Stimmung machte, schon bevor die ersten Takte von „Sense The Darkness“ gespielt wurden. Klar, dass die Band sich da nicht lumpen ließ und ebenfalls Vollgas gab. Vor allem Fronter Bo Summer ist der geborene Fronter und auch stimmlich eine „Ohrenweide“. Nicht nur gab er immer wieder gern den Pausenclown und zog sich und sein Ensemble mit selbstironischen Sprüchen ständig durch den Kakao, auch seine Vocals waren dem Anlass angemessen: tief, böse und voluminös. Er peitschte sich und seine Band durchs Set und ließ dabei Walzen wie „Throw Your Bolts“ oder „Dark“ noch zerstörerischer als auf den Alben einschlagen. Ein Groove-Monster vor dem Herrn, das hoffentlich nicht wieder sechs Jahre auf sich warten lässt.

16.55 (PS) WE CAME AS ROMANS

Nachdem die Besucher des SUMMER BREEZE bereits den ganzen Mittag Zeit hatten, sich bei Bands wie WINTERFYLLETH oder ALESTORM ihre Portion Black, Death und Thrash Metal abzuholen, war es kurz vor Fünf nun Zeit für die wohl jüngste Truppe an diesem Tag. WE CAME AS ROMANS, die aus Michigan angereist waren um ihr noch nicht einmal ein Monat altes Album „Tracing Back Roots“ den geneigten Zuschauern zu präsentieren, hatten eine mitreißende Mischung aus Metalcore, Hardcore und Stadionrock im Programm, die neben den vielen jungen Fans in den ersten Reihe auch viele bunt gemischte Hörer vor die Pain Stage zog. Ihr Mix aus harten Strophen, dicken Breaks und unfassbar eingängigen Refrains zwang nach wenigen Songs auch den letzten True-Metaller zum Mitsummen. Da wurde Power ohne Ende versprüht und die beiden Sänger waren sich zu keinem Move zu Schade, flink wie Wiesel hetzten David Stephens und Kyle Pavone über die Bühne und sorgten damit auch für gehörig viel Bewegung vor der Stage. Aus mehreren kleinen Pits wurde langsam ein grofler, und auch ein ganzer Haufen Crowdsurfer nutzte die ausgelassene Stimmung für eine bessere Aussicht. Tracks wie „Fade Away“ stellten ihre Mitgröhl-Qualtitäten unter Beweis und auch die härteren Nummern kamen mit Breakdowns, Shouts und schwedischen Riffs einfach richtig gut, die Energie der Jungspunde reichte um den ganzen Platz vor der Bühne warmzuhalten, so dass der wasserspendende Schlauch mit Johlen begrüßt wurde. Nach einem bunt gemischten Set das sowohl aus Klassikern wie „The Move On Is To Grow“ als auch aus neueren Tracks bestand, gingen die sechs dann eine knappe Stunde später sichtlich erschöpft aber immer noch strahlend gut gelaunt von der Bühne, nur um sich dann noch einmal für das groflartige Publikum zu bedanken. Hochsympathisch!

16.00 (MS) SOILWORK

Die Schweden von SOILWORK gehören zu den wichtigsten Bands in ihrem Genre, werden sie doch regelmäflig in einem Atemzug mit Größen wie IN FLAMES oder DARK TRANQUILLITY genannt. Die fünf Mannen rund um Fronter Björn „Speed“ Strid sind gern gesehene Festivalgäste, und auch das SUMMER BREEZE wurde schon in der Vergangenheit beehrt. Nun war es an diesem sonnigen Nachmittag also Zeit für den melodischen Death Metal modernster Prägung, den die Sechs seit Jahren zelebrieren. Dabei stand das neue Album „The Living Infinte“, das im Rahmen der „European Infinity Tour“ im Moment in ganz Europa präsentiert wird, natürlich im Vordergrund. Mit einem dicken Sound und ganz viel Professionalität, die man sich in fast 20 Jahren Bandgeschichte aneignete, wurde von Anfang an die Bühne zum Beben gebracht. Nach einem kurzen Keyboard-Intro wurde mit „Momentary Bliss“ direkt ins Set gestartet, und das dankten die vielen Headbanger vor der Stage mit lautem Mitsingen, vereinzelten Moshpits und hunderten schwingenden Matten. Strid mag ein alter Hase im Geschäft sein, aber er ließ es sich nicht nehmen, von einer Seite der Bühne zur anderen zu stürmen, das Publikum zu animieren und dabei mit Zielsicherheit zwischen brutalen Shouts und den Orhwurm-Melodien zu wechseln, die viele Fans so zu schätzen wissen. Gegen Ende ging dem Guten dann aber sichtlich die Puste aus und er zog es vor in der Mitte der Stage zu verweilen. Obwohl „The Living Infinte“ natürlich das Set beherrschte, ließ man es sich nicht nehmen auch etwas von den älteren Werken zu spielen, wie zum Beispiel das abschließende „Stabbing The Drama“ vom gleichnamigen Album, sehr zur Freude vieler Fans. Die einstündige Spielzeit erschien einigen wohl etwas zu kurz, waren doch eindeutige „Zugabe“-Rufe zu hören. Die Zuschauern waren sichtlich glücklich und SOILWORK haben erneut unter Beweis gestellt, warum sie zu den Großen der Szene zählen.

16.00 (PZ) MUSTASCH

Dass es im Party-Zelt nicht immer schnell zugehen muss, bewiesen MUSTASCH aus Schweden. Deren Hardrock zeichnete sich nämlich in erster Linie durch unfassbaren Groove aus, der im Wesentlichen in den Stakkato-Riffs der beiden Gitarristen Ralf Gyllenhammar und David Johannesson begründet liegt. Um so etwas zielsicher ins Publikum zu schießen, muss man als Band schon verdammt gut eingespielt sein – das demonstrierten die vier Schweden jedoch eindrucksvoll, wie die mehr als nur einmal entgegengebrachten „Hey! Hey! Hey!“-Skandierungen der Zuschauer bewiesen. Doch Groove ist bei MUSTASCH nicht alles – so merkte man den Songs hin und wieder deutlich ihre schwedische Herkunft an, denn das eine oder andere Motiv würde auch KATATONIA zu Gesicht stehen. Apropos „zu Gesicht stehen“: Der Blick ins Publikum verriet schnell, wer wohl treuer Anh‰nger der Band sein dürfte: Aufgeklebte Schnurrbärte als Zeichen der Bewunderung? Großartig – genau wie die bereits beschrieben Kombination aus extrem dynamischem Hardrock und einigen melancholischen Momenten. So wurden MUSTASCH nach dem abschließenden „I Hunt Alone“, das mit seiner 6/8-Rhythmik glänzte, vollkommen zu Recht frenetisch bejubelt.

15.40 / 16.40 / 17.45 (CS) SKI-KING & BAND

Da soll noch einer behaupten, dass Metal-Fans in irgendeiner Weise engstirnig sind! Nachdem die BLASMUSIK ILLENSCHWANG mittlerweile zur Kult-Institution geworden ist, traten SKI-KING & BAND in ihren drei Sets erneut den Beweis an, dass man Metaller eben auch mit „klassischeren“ Klängen begeistern kann: Der Vierer aus Nürnberg hatte zwar zu Beginn nicht das größte Publikum, der Zugewinn an tanzenden und feiernden Festival-Besuchern in kürzester Zeit war dagegen schwer beeindruckend. Nicht nur der Kopf der Band, SKI-KING himself, verbreitete durchweg beste Laune, auch die anderen Mitglieder standen ihm in Ausstrahlung und Spielfreude in nichts nach. Ein Blickfang war definitiv auch die Lady am Kontrabass Lea Randella, die in rosafarbenem Retro-Kleid und passendem Bass-Notenschlüssel-Tattoo auf der Schulter extrem lässig wirkte und diesen Eindruck durch einige akrobatische Einlagen noch verstärkte. Natürlich lag auch ihr Bass-Spiel der Musik entsprechend groovy über dem treibenden Schlagzeug und harmonierte wunderbar mit den bluesig-rockigen Gitarren. SKI-KING selbst bewegte sich stimmlich zwischen JOHNNY CASH, LEMMY KILMISTER und LEE HAZELWOOD, ebenso wohl sein Coolness-Faktor, der ihn und seine Band über alle drei Sets extrem unterhaltsam machte.

15.05 (PS) ALESTORM

Yo-ho-ho, die Piraten schickten sich an, die Partystage, nein, das ganze SUMMER BREEZE im Sturm zu entern! Unter dem Banner von Jolly Roger versammelten sich ALESTORM, um mit ihrer Mischung aus klassischem, nach vorne preschendem Heavy und Thrash Metal, Piraterie, rauen Sitten und Party für ausgelassene Stimmung zu sorgen. Mit voller Breitseite feuerten die latent alkoholisierten Schotten um Christopher Bowes ihre schnapsgeladene Musik unters sehr zahlreich versammelte Volk, spielten ihre Stücke unter vollen Segeln, und das SUMMER BREEZE feierte, grölte, soff, bangte und tanzte bei bester Laune. Zweifelsohne avancierte der Auftritt von ALESTORM zum bisherigen Stimmungshöhepunkt des Donnerstags, das Publikum brandete in Heerscharen gegen die Wellenbrecher, eine Flut von Hunderten Crowdsurfer forderten die Securities im Fotograben, mehrfach saßen die Fans auf dem Boden und ruderten zu den treibenden Rhythmen, oder man schunkelte Arm in Arm. Der vielumjubelte und gefeierte Auftritt endete mit dem live deutlich flotter gespielten „Rum“.

15.00 (PZ) WINTERFYLLETH

Wer an diesem noch jungen Summer Breeze bisher unter Black Metal-Entzug litt, der bekam jetzt mit WINTERFYLLETH die volle Schwarzwurzel-Kurpackung. Naja, zumindest akustisch, denn wie typische Vertreter ihrer Zunft gaben sich die vier Jungs aus Manchester nicht gerade. Kein Gepose, keine aufwändigen Outfits, dafür reiner, folkloristisch angehauchter und tight dargebotener Black Metal Made in England. Für den Donnerstags-Opener auf der Party Stage fanden sich trotzdem kaum mehr als 150 Seelen im Zelt ein und auch zusätzliche Laufkundschaft wollte sich während des Gigs nicht blicken lassen. Das interessierte die vor allem seit ihrem aktuellen Album „The Threnody Of Triumph“ hochgefeierten Briten aber herzlich wenig: routiniert und ohne viel Gehabe präsentierten sie ein ausgewogenes Set, das auch die ersten beiden, weniger bekannten Alben berücksichtigte. Hätte sich die gesamte Menge mal an die vereinzelten Banger im Pit gehalten, dann wäre WINTERFYLLETHs SUMMER BREEZE-Debut zu den Highlights der letzten Jahre zu zählen gewesen. Dennoch ein guter Gig, bei dem man den Mannen sogar das leichte überziehen ihrer Spielzeit nachsah.

14.15 (MS) THE BONES

Es wurde Zeit für eine amtliche Party, und die gute Stimmung wurde schon einmal von „We Don’t Talk Anymore“ von CLIFF RICHARD, dessen Foto auch groß vor dem Schlagzeug prangte, angeheizt. Mit THE BONES aus Schweden kann man einfach mehr als nur gut feiern, woran die Herren auch an diesem Mittag keinen Zweifel ließen! Laut, mit rotziger Attitüde und viel Spaß in den Backen rockten THE BONES ihre gute Mischung aus dreckigem, nach vorne preschendem Punk und Rock’n’Roll, irgendwo zwischen MOTÖRHEAD und THE GENERATORS, und traten dabei ordentlich aufs Gaspedal. Der Stimmungspegel war seitens der spielfreudigen Band und der Zuschauer konstant hoch, es wurde getanzt und lauthals mitgegrölt, kein Wunder bei der schweißtreibenden Performance sowie derart eingängigen Melodien und Sing-Alongs. Und so entfesselten THE BONES ihr volles Energiepotential während des Auftritts, vollgepackt mit Party, Bier und Rock ’n‘ Roll. Höhepunkt des gut besuchten Auftritts war das dreckig runtergetrümmerte ACCEPT Cover „I’m A Rebel“. Davon überzeugte sich auch FEAR FACTORY Sänger Burton C. Bell, der den Auftritt von THE BONES auf der Bühne sichtlich gut gelaunt mitverfolgte.

13.30 (PS) CULTUS FEROX

Für eine lustige Mittelalter-Party mit Liedern über Sagen und Mythen, Piraterie und heidnische Religionen sind CULTUS FEROX immer zu haben. Die in mittelalterlichem Gewand aufspielenden Berliner sind seit Jahren eine der beliebtesten Bands des Genres, was sich während des SUMMER BREEZE Auftritts auch daran zeigte, dass die zahlreich versammelten Fans nicht nur ordentlich mittanzten, sondern auch textsicher die Zeilen ihrer favorisierten Barden mitsangen. Egal ob mit Stücken wie „Blendwerk“ oder „Ahoii“, CULTUS FEROX trafen mit ihren mitreiflenden Rhythmen und aufwühlenden, eingängigen Melodien den Nerv des Publikums und nahmen dieses mit auf eine Reise in längst vergangene Zeiten. Neben Gitarren, Bass und verschiedensten Trommeln gehörten zu der Instrumentierung noch Marktsackpfeifen, Flöten, Geigen und Drehleiher, womit die Barden bei aller Feierlaune auch für hohe Authentizität sorgten. Und mit richtig starker Rock-Show-Performance sorgten die Spielleute für ausgelassene Partystimmung im schwarzen als auch bunten Volk, welches bei der Mittagshitze auch für die Abkühlung vom Wasserschlauch aus dem Fotograben sehr dankbar war./p>

12:45 (MS) FIRST BLOOD

FIRST BLOOD gehören sicherlich zu den Durchstartern der letzten Jahre, was das Segment des metallischen Hardcore angeht, und hatten sich den Opener-Slot auf der Main Stage somit mehr als verdient. Wer die Truppe um Ex-TERROR-Bassist Karl Schwarz einmal live gesehen hat, kann sicher ein Lied über die Qualitäten der Band singen. Zwar funktioniert der Sound der Amis immer am besten in einem kleinen Club mit viel Nähe zum Publikum, aber auch auf der groflen Bühne kam der moshlastige Sound hervorragend rüber. Nach kurzem mit Micheal Jackson-Samples gespickten Intro ging es sofort energiegeladen los. Sowohl Band als auch Publikum schenkten sich in Sachen Frühsport nichts. So wurde die ganze Palette möglicher und unmöglicher Verrenkungen durchexerziert: Violent Dancing, Wall Of Death, ein Haufen Cirlce-Pits und Headbangen sowieso. Das forderte den Tanzwütigen viel Substanz ab, so dass erstmals zur Kühlung der durch die Sonne aufgeheizten Körper der Feuerwehrschlauch zum Einsatz kam. Nach knappen 40 Minuten und einem ausgewogenen Mix aus dem 2006er Album „Killafornia“ und dem 2010er Album „Silence Is Betrayal“ war Schluss. Für die geforderte Zugabe blieb da keine Zeit mehr. Starker Auftritt, der die Messlatte bereits sehr früh, sehr hoch gelegt hat.