19.35 (PS) AGNOSTIC FRONT

Mit AGNOSTIC FRONT trat die New York Hardcore Legende schlechthin auf dem Summer Breeze auf. Die Herren Vinnie Stigma und Roger Miret sind zwar deutlich in die Jahre gekommen, geben sich auf der Bühne aber nach wie vor bewegungsfreudig. Insbesondere Stigma glänzt hauptsächlich durch wildes posen und gestikulieren. Souverän schmettern die alten Hasen die immerhin schon seit 1981 bestehen und damit wohl eine der Dienstältesten Bands des Festivals sind, ihr Set in die Menge. Die Setlist weißt überraschend viele Songs von den neueren Alben „Another Voice“ und „Warriors“ auf. Aber natürlich kommen auch Klassiker wie „Friend Or Foe“, „Victim In Pain“, „Crucified“ und selbstverständlich „Gotta Go“. Insbesondere letzteres wurde aus hunderten Kehlen lauthals mit gegrölt. Die von Miret geforderten drei Circle Pits kamen zwar leider nicht zustande die Publikumsreaktionen waren aber durchweg positiv. Ein überraschend cooler Auftritt einer Band die zwar alt ist, aber keineswegs zum alten Eisen gehört.

03.20 (PAS) AHAB

Aufgrund der von THE DEVIL’S BLOOD verursachten Verzögerung mussten auch die süddeutschen Funeral Doomster AHAB rund zehn Minuten später auf die Bühne, als geplant. Erstaunlicherweise war die Fläche vor der Party Stage zu nachtschlafender Zeit immer noch mit einigen hundert Fans mehr als ordentlich gefüllt. Der maritimen Thematik der Band entsprechend war die Bühne in blaues Licht getaucht, als die dunkle, kleine Nachtmusik mit „O Father Sea“ eingeläutet wurde. Die Songs des Quartetts waren auf der einen Seite unglaublich heavy und schwer, auf der anderen Seite aber auch ruhig und fragil und entwickelten eine wirklich packende Atmosphäre, die das Publikum zu lautem Applaus verleitete. Sänger Daniel Droste intonierte die Gesangspassagen entweder mit tiefem Gegrowle oder mit wirklich guten Klargesang, während seine Mitstreiter auch die zähesten Passagen mit viel Druck erklingen ließen. Zu einer Lehrstunde in Sachen intensivem, atmosphärischem Doom geriet das eindringliche „The Divinty Of Oceans“ und mit „Old Thunder“ gab es dann ein Stück vom Debütalbum „The Call Of The Wretched Sea“. Als letztes Stück des Tages bzw. der langen Nacht entließen AHAB das Publikum mit „Redemption Lost“ in die kühle Nacht.

02.15 (PAS) THE DEVIL’S BLOOD

Zu später Stunde stand im Zelt eine Band auf der Bühne, die polarisiert: THE DEVIL’S BLOOD. Für die einen sind die Holländer eine Sensation, für die anderen lediglich ein überbewerteter Hype. Wie so oft liegt die Wahrheit wohl irgendwo dazwischen. Fakt ist aber, dass die Band mit ihren drei Gitarren in der Lage ist, ein hypnotisches Feuerwerk von okkultem Rock zu entfachen. Das sollte ihnen auch an diesem Abend gelingen, wobei die Musik in dieser Nacht letztendlich in den Hintergrund gestellt wurde. Mit einer Verspätung von rund zehn Minuten ging die Band auf die Bühne und es fiel auf, dass die Lautstärke angenehmer war, als bei manch anderen Auftritten der sechsköpfigen Band. Mit „Come, Reap“ und „Rivers Of Gold“ startete man erwartungsgemäß in das Set und spätestens bei „House Of 10.000 Voices“ war die Magie, die die Band ausstrahlt, da. „Rake Your Nails Across The Firmament“ wurde mit ausgiebiger Gitarrenarbeit im Vergleich zur Albumversion stark ausgedehnt und bei „The Heaven’s Cry Out For The Devil’s Blood“ hatte man sich endgültig in einen Rausch gespielt. Schon jetzt verriet der Blick auf die Uhr, dass es für die Band schwierig werden würde, ihre Setlist komplett zu absolvieren. Nach dem straighteren „The Graveyard Shuffle“ wurde trotzdem noch „Voodoo Dust“ in der ruhigeren Version gespielt, zu diesem Zeitpunkt hatte die Band ihr Curfew aber schon überschritten, was der Stage Manager der Band auch mehrfach anzeigte. Aber entweder bekam die Band das nicht mit oder ignorierte es einfach, was zur Folge hatte, dass bei „Christ Or Cocaine“ erst die Monitorboxen und dann auch die P.A. abgedreht wurde. Und als Bandleader Selim Lemouchi dies bemerkte, rastete er aus, stürmte zum Bühnenrand und wurde gegenüber der Bühnencrew handgreiflich. Wütend kehrte er auf die Bühne zurück, die Band spielte den Song nur noch über die Gitarrenverstärker weiter, wurde aber vom perplexen Publikum lautstark angefeuert. Bis dann der Strom endgültig abgestellt wurde und sich Selim erst noch mit der Security und dann mit seinem eigenen Tourmanager anlegte. Unschöne und vor allem unprofessionelle Szenen, die einen eigentlich guten, wenn auch beileibe nicht überragenden Auftritt von THE DEVIL’S BLOOD überschatteten.

01.10 (PAS) NECROPHAGIST

Auf Grund technischer Probleme betraten NECROPHAGIST die Bühne des Partyzelts mit leichter Verzögerung, was zur Folge hatte, dass die Band einen der geplanten Songs streichen musste. Doch als der Vierer mit „The Stillborn One” von ihrem 2004er Album „Epitaph“ mächtig einstieg, wurde er mit reichlich Jubel von der sehnlichst auf ihre Helden wartenden Crowd empfangen. Und was die Musiker da an ihren Instrumenten fabrizierten, lässt sich wohl nur mit dem Attribut übermenschlich beschreiben. Die Lehrstunde in Sachen technischem Death Metal nahm somit wie erwartet ihren triumphalen Lauf. Komplex, verfrickelt, aber überaus tight und nie den Song aus den Augen verlierend, holzten sich die Karlsruher durch Stücke wie „Only Ash Remains“, „Extreme Unction“ und „Fermented Offal Discharge“ das es ein Genuss für Augen und Ohren war. Mit vorschreitender Spieldauer wanderten die Kinnladen im Publikum – das auf einen Pit verzichtete und lieber beide Augen auf die Bühne richtete – jedenfalls immer weiter gen Boden. Eins war nach diesem Auftritt klar: NECROPHAGIST muss man gesehen haben.

0.00 (PAS) ENDSTILLE

SUMMER BREEZE, Partyzelt und ENDSTILLE? Beißt sich? Beißt sich definitiv. Als die Band – wohl für viele das erste Mal mit dem neuen Sänger Zingultus – um Mitternacht die Bühne im nur noch gut halbvollen Zelt betrat, war die Stimmung auch dementsprechend verhalten. Eher nicht verhalten war der Sound, für den wäre verwaschen wohl das richtigere Wort. Zwar obskur, aber wenig druckvoll, mag das das nachvollziehbare ENDSTILLE-Ideal einer Black-Metal-Soundwand gewesen sein, aber weniger das, was man nach zwölf Stunden Dauerbeschallung als angenehm oder imposant empfindet. Trotzdem kämpften sich die Vier tapfer und recht tight, trotz kleinerer technischer Probleme, durch ein dreiviertelstündiges Set mit einer Handvoll Highlights aus der mittlerweile recht umfangreichen Diskografie und einem Song vom kommenden neuen Album. Die Reaktionen im Rund waren würdigend bis zufrieden, mehr aber dann auch nicht. Schon beim zweiten Track verließen ganze Gruppen die ersten Reihen. Beim letzten Titel, dem Titelstück vom vierten Album “Navigator”, betrat Lugubrem, der ENDSTILLE auf ihrer letzten Tour als Sänger begleitete, zum Duett die Bühne, bevor Zingultus zum Abschluss der Show ein Kreuz über ein ENDSTILLE-Logo auf schwarzem Papier schlug. Was das zu bedeuten hat, hat außer ihm wohl kaum jemand verstanden. So verließen ENDSTILLE nach einem sicherlich nicht ganz befriedigenden Auftritt ohne Zugabe die Bühne – und das ohne ihre Spielzeit voll auszunutzen. Vermutlich war das trotz einer soliden Leistung für die fortgeschrittene Uhrzeit einfach zu viel (oder zu wenig) für die leicht müden SUMMER BREEZE-Besucher.

00.00 (PS) RAISED FIST

Die Schweden von RAISED FIST kamen staubedingt erst sehr spät am Festivalgelände an und wirkten kurz vor Stagetime noch ein wenig müde von der langen Anreise. Doch kaum ist das Intro verstummt geht einiges auf und vor der Bühne. Dem Auftritt merkte man jedenfalls nichts von den Problemen im Vorfeld an und die gesamte Band ging überaus energiegeladen zu Werke so dass die Show zu einem wahren Empfehlungsschreiben für Neulinge in Sachen Hardcore geriet. Allen voran Sänger Alexander Hagman zeigte eindrucksvoll seine Kampfsportkünste und schrie sich ganz nebenbei auch noch gewohnt angepisst die Seele aus dem Leib. Mit einem Querschnitt aus fast allen Schaffensphasen bot RAISED FIST dem, trotz rapide gesunkener Temperaturen, reichlich erschienenen Publikum zwar zwanzig Minuten weniger Programm als ihnen zugestanden wurde, doch dafür mit einer unheimlichen Intensität, die nicht viele Bands auf der Bühne versprühen. Etwas ärgerlich war auch, dass der Mischer erst gegen Mitte des Auftritts der Schweden das volle Potential des Pults und der Anlage entdeckte – ab da entsprach dann auch das was aus den Boxen und auf dem Gelände ankam, dem was man auf der Bühne verfolgen konnte. Trotz aller Widrigkeiten: RAISED FIST konnten überzeugen.

22.50 (PAS) MACABRE

MACABRE aus Chicago waren bereits zum wiederholten Mal Gäste auf dem Summer Breeze. Die Old-School Death Metal-Veteranen hatten im Party Zelt auch entsprechend viele Besucher angelockt. Das Trio nimmt sich auf humoristische Weise den diversen Massenmördern der Menschheitsgeschichte an. Frontmann Corporate Death, der wieder mal in ein Headset grunzte, wusste zu jedem Song auch eine entsprechende Geschichte zu erzählen. Musikalisch lieferte die Band ihre eigenwillige Mischung aus Death Metal der alten Schule und technisch recht anspruchsvollem Gefrickel ab. Die Band nimmt sich offensichtlich selbst nicht allzu ernst, was sich in teilweise recht obskuren Songs äußert, die Death Metal mit melodischen Rock-/Pop-Schnipseln kombinieren. Die Band will noch 2010 ein neues Album veröffentlichen und so wurden davon schon Tracks in das Set eingebaut. Nach dem Auftritt forderte das Publikum noch lauthals eine Zugabe, dem leider nicht nachgekommen werden konnte.

22.40 (MS) SUBWAY TO SALLY

Die Potsdamer Folk Metaller SUBWAY TO SALLY waren der Headliner auf der Main Stage und sind seit jeher Garanten für tolle Liveshows. Daran sollte sich an diesem Abend auch nichts ändern, denn an diesem Auftritt stimmte wirklich alles. Angefangen bei den einheitlich rot-schwarzen Outfits (Frau Schmitt in ihrem Kleid ausgenommen) über die im wahrsten Sinne des Wortes heiße Bühnenshow und die genre-typische Instrumentierung mit Geige und Drehleier bis hin zur von Hits nur so gespickten Setlist begeisterte die Band das Publikum uneingeschränkt. Schon der Einstieg mit „Henkersbraut“, dem Dauerbrenner „Kleid aus Rosen“ und „Feuerland“ war superb. Besonders bei letzterem beeindruckte der Einsatz von Feuersäulen und Pyro-Effekten. Man hatte beinahe schon Sorge, dass Sänger Eric Fish plötzlich in Flammen stehen würde, denn er tänzelte völlig unbeeindruckt zwischen dem Feuer auf der Bühne herum. Toll auch, wie das Publikum in den Strophen des Songs die Arme in der Luft wiegte. Natürlich forderte der blonde Frontmann auch an diesem Abend wieder den charakteristischen Schrei, der ihm aus tausenden Kehlen entgegenschmetterte. Aber nicht nur im Publikum war viel los, sondern auch auf der Bühne, denn die Musiker boten viel auf die Songtexte abgestimmte Interaktion. Ein Ozean aus klatschenden Händen begleitete „2000 Meilen unter dem Meer“, bevor es mit dem ruhigen, von den Zuschauern im Chor mitgesungenen „Maria“ in eine erste Verschnaufpause ging. Dem Titel entsprechend gab es dann bei „Meine Seele brennt“ wieder viel Feuer auf der Bühne und Fish schwang dazu einen brennenden Stab. Da dürfte auch so manchem seiner kaum weniger aktiven Mitmusiker der Angstschweiß auf der Stirn gestanden haben. „Genug ist genug“ schallte es bei „Falscher Heiland“ über das Gelände, bevor der Frontmann das Publikum zum „Veitstanz“ bat. Und die Menge ließ sich nicht zweimal bitten und tanzte ausgelassen zu dem Hit vom „Herzblut“-Album. Danach war Schluss, doch ohne Zugabe durften SUBWAY TO SALLY die Bühne natürlich nicht verlassen und so spendierte man noch „Sieben“, bevor das unvermeidliche, von den Zuschauern inbrünstig gesungene „Julia und die Räuber“ das fulminante Finale darstellte. So sieht ein würdiger Headliner aus.

21.45 (PAS) TRIPTYKON

TRIPTYKON, die neue Formation um ex-CELTIC FROST-Fronter und -Mastermind Tom Gabriel Warrior, standen als nächstes auf dem Programm des Partyzeltes und boten die mit Abstand finsterste, atmosphärischste und mächtigste Show des bisherigen Festivals dar. Und das war schon klar, als die vier Musiker, gehüllt in dichten Nebel und kaltes, blaues Licht, die Bühne betraten und nach einem kurzen Intro die ersten, stampfenden Akkorde von “Procreation (Of The Wicked)” aus den Boxen dröhnten. Die dichten, pechschwarzen Klangwände überrollten das Publikum regelrecht, das TRIPTYKON weniger bejubelte oder die Köpfe kreisen ließ, als der Show viel mehr völlig gebannt zu folgen und sich von der düsteren Atmosphäre umfangen zu lassen. Das Set TRIPTYKONs füllten sowohl Stücke des Debüts “Eparistera Daimones”, als auch weitere CELTIC FROST-Klassiker, die sich fast nahtlos aneinander schlossen. Nur selten verlor Tom Warrior ein paar Worte zwischen den Songs. Die folgenden 45 Minuten vergingen wie im Fluge und als TRIPTYKON anschließend ihren Dank ans Publikum aussprachen und die Bühne verließen, ernteten sie jede Menge anerkennenden Applaus, ein Zugabe wurde allerdings komischerweise nicht verlangt.

21.35 (PS) DARK TRANQUILLITY

Was ein guter Frontmann ausmacht, zeigte sich an diesem Abend bei DARK TRANQUILLITY. Sänger Mikael Stanne hüpfte, rannte, kniete, stand, gestikulierte, bangte, lachte, feuerte das Publikum an und freute sich über die Reaktionen, die zurück kamen. Mit ausdrucksstarken Posen untermalte er die Texte, die er mit seiner unnachahmlichen Stimme intonierte und riss die Fans vor der Bühne von der ersten Sekunde an mit. Das lag aber nicht nur an seiner guten Show und der ausgiebigen Interaktion mit dem Publikum, sondern auch an dem Songmaterial, das die Schweden auf Lager hatten. Mit „At The Point Of Ignition“ stiegen die Melodic Death Metal-Meister in ihr Set ein, bei dem die ganze Zeit über sehenswerte und auf die Songs abgestimmte Videoprojektionen auf die große Leinwand hinter den Drums geworfen wurden. „The Fatalist“, wie auch der Opener vom aktuellen Album „We Are The Void“, entpuppten sich erwartungsgemäß als Live-Granaten und mit „Focus Shift“ stieg die Stimmung nochmals an. Mit „The Wonders At Your Feet“, „Final Resistance“ und „Therein“ gab es dann gleich drei ältere Tracks hintereinander. Die beiden Gitarristen Niklas Sundin und Martin Henriksson sowie Basser Daniel Antonsson standen musikalisch und optisch wie ein Wand hinter ihrem Sänger und sorgten bei sehr guten Soundverhältnissen für das harte Fundament. „Germany is the place to be for metal“ skandierte Stanne und als er den Hit „Lost To Apathy“ ankündigte, gab es unter den Fans kein Halten mehr. Und der rotgelockte Sänger setzte nochmals einen drauf, als er in den Fotograben sprang und die Zuschauer in den ersten Reihen herzlich umarmte. Kurioserweise verwechselte einer der Security-Leute den Frontmann mit einem Fan und stieß ihn erstmal unsanft zur Seite, bis er seinen Fehler bemerkte und ihm wieder aufhalf. Stanne unterstütze die Security dann auch noch dabei, Crowdsurfer aus dem Pulk zu ziehen, bevor er zurück auf die Bühne kletterte, um das eingängige „Misery’s Crown“ anzustimmen. Mit dem thrashigen „Punish My Heaven“ vom 1995er-Album „The Gallery“ gab es noch ein Geschenk für die langjährigen Anhänger der Band, bevor sich der beeindruckende Auftritt mit dem stimmungsvollen „Iridium“ langsam aber sicher dem Ende zuneigte, das mit dem tollen „Terminus (Where Death Is Most Alive)“ erreicht wurde.

20.40 (PAS) SWALLOW THE SUN

Aufmerksame Zuschauer dürften beim Auftritt der Finnen gleich mehrfach gestutzt haben. Der Keyboarder da… der sieht doch dem Tastenmann der vorherigen INSOMNIUM verdächtig ähnlich!? Stimmt genau, Aleksi Munter war heute ausnahmsweise auch bei INSOMNIUM eingesprungen, hatte aber um das Manöver nicht gar zu offensichtlich zu machen, von der einen zur anderen Band immerhin die Bühnenseite gewechselt. Auch Sänger Mikko Kotamäki hatte sich seit der mittäglichen BARREN EARTH-Show extra ein anderes Shirt angezogen und präsentierte jetzt ein rotes TYPE-O-NEGATIVE-Leibchen. Musikalisch sind BARREN EARTH ja eine ähnliche Baustelle wie SWALLOW THE SUN, sie profitierten aber enorm von der Atmosphäre bzw. Dunkelheit im Zelt. Zum Klang ihres ruhigen Intros ging die Band nach vorne, schnallte sich ihre Instrumente um und verharrte dann erst mal noch wie eingefroren, bevor sie schließlich mit den ersten beiden Tracks ihres aktuellen Albums „New Moon“ loslegten. Was neben der leidenschaftlichen Performance besonders ins Auge stach: die Männer waren alle erschreckend dürr! Man verzeihe den Kalauer, aber ne Sonne hat von denen keiner verschluckt! Umso erstaunlicher, wie aus einem derart schmächtigen Mikko Kotamäki derart beeindruckender Gesang bzw. Geschrei herausbrechen kann. Der Fünfer schaffte es sogar in extrem ruhigen Passagen eine derartig gebannte Konzentration ins Zelt zu zaubern, die tatsächlich nicht mal von deplatziertem Gegröhle gestört wurde. In heftigeren Passagen (mit gelegentlichen Blastbeats!) ging das komplett gefüllte Zelt dann auch ebenso gerne vehement mit und klatschte sogar hier und da rhythmisch im Takt der Band. Dann schauen wir zum Abschluss noch kurz ins Lexikon… ja, genau, da steht unter „Show, perfekter“ tatsächlich SWALLOW THE SUN (FIN)!

20.30 (MS) OBITUARY

Mit OBITUARY konnte ein echtes Death Metal-Urgestein für das Breeze verpflichtet werden. Die Band um die Gebrüder Tardy zeigten wie es richtig gemacht wird. Kompromissloser Dampfwalzen-Death Metal wie er im Buche steht. Mit Gitarren die bis an den Rand des machbaren herunter gestimmt sind und den typischen OBITUARY-Mördergroove im Hintern, zimmerte die Band alles in Grund und Boden. Die Jungs haben sich für den zu GORGOROTH abgewanderten Frank Watkins den SIX FEET UNDER-Bassisten Terry Butler an Bord geholt, der zusammen mit Drummer Donald Tardy das rhythmisches Fundament legte. Frontmann John Tardy glänzte wie immer mit seinen animalischen Grunts, performte wie üblich hinter seinen Haaren versteckt und ging in längeren Instrumentalphasen auch gern mal von der Bühne. Zumindest wenn er nicht seinen Zweitjob ausübte und seinem Bruder mit zusätzlichen Percussions am Schlagzeug aushalf. Die Band hatte sichtlich Spaß an ihrem Auftritt und wer genau hingesehen hat, konnte immer wieder das ein oder andere verschmitzte Lächeln bei den Bandmitgliedern ausmachen. Die Setlist ließ keine Wünsche offen, neben ein paar neueren Tracks war das Set aber natürlich hauptsächlich von Klassikern geprägt. Nach dem abschließenden „Slowly We Rot“ verteilte die Band noch brav Plektren und bedankte sich ausgiebig beim Publikum.

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20.20 (CS) JOHNNY & THE HOT RODS

Für drei 20-minütige Sets, jeweils in den Umbau-Pausen des Partyzelts, wurden auch JOHNNY & THE HOT RODS auf die Camel Stage geladen. Das ganz große Publikum konnte die Neusser Formation zwar bei keiner der drei Einlagen anziehen, doch sorgten die Rockabilly/Country-Musiker mit ihren abwechslungsreichen Interpretationen von Songs von JOHNNY CASH, ELVIS PRESLEY, SOUNDGARDEN oder JUDAS PRIEST für ein optimales Maß an Abwechslung und Auflockerung zwischen den anderen Shows. Als bloßer Lückenfüller waren JOHNNY & THE HOT RODS jedoch keinesfalls einzustufen, denn die vier sympathischen Musiker um den herausragenden Fronter Johnny Yuma beherrschten ihr Handwerk ganz ausgezeichnet, wussten genau, wie sie das metallische Publikum für sich gewinnen und am Ball halten konnten, sorgten so problemlos für sehr gute Stimmung vor der Bühne und lieferten insgesamt eine einfach sehr souverän gezockte, runde und gelungene Show ab.

19:40 (PAS) INSOMNIUM

Passend zur langsam hereinbrechenden Nacht war es Zeit für die zweite finnische Band in Folge. INSOMNIUM zogen die Headbanger wie ein Magnet an und hatten ohne einen Ton gespielt zu haben das Zelt bereits bis zum Bersten gefüllt – was im Vorfeld so wohl auch niemand erwartet hätte. Als die Band schließlich das überragende „Equivalence“ intonierten, war die Masse bereits fest in ihrer Hand. Perfekt aufeinander eingespielt zelebrierten die Finnen ihren Auftritt förmlich. Jeder Song wurde vom Publikum regelrecht aufgesogen. Unterstützt von einem wuchtigen Soundgewand gab es an diesem Abend ein Potpourri aus messerscharfen Gitarrenriffs, traumhaft schönen Melodien und bleiernen Rhythmusparts. Besonders sympathisch waren auch heute wieder die in Deutsch gehalten Ansagen des charismatischen Sängers Niilo Sevänen. Auch die cleanen Passagen funktionierten heute bestens und jagten dem geneigten Hörer ein ums andere Mal eine Gänsehaut über den Rücken. Auch wenn man sich bei der Songauswahl vornehmlich auf die letzten beiden Alben „Across The Dark“ und „Above The Weeping World“ beschränkte, gab es an diesem Abend rein gar nichts zu kritisieren. INSOMNIUM hatten sich am Ende des Sets in die Herzen der Fans gespielt und bestimmt viele neue dazu gewonnen. Schon jetzt ein absolutes Highlight des Festivals und eine Marke, an der sich die nachfolgenden Bands messen lassen müssen.

13.00 (PS) BLEEDING RED

Kurz vor der Show gabs erstmals auch eine Art Zeremonie um die siegreiche Band des NEW BLOOD AWARDS entsprechend zu würdigen. Jurymitglied Marcus Schleutermann (rockinvasion/Rock Hard) übernahm die Moderation und auch gleichzeitig den Weckruf für das doch noch etwas müde Volk. Achim Ostertag und Michael Trengert (die SUMMER BREEZE-Veranstalter) sowie Norman Sickinger (Jurymitglied/metal.de) und Andreas Schulz (Jurymitglied/Legacy/Musikreviews.de) übergaben je einen der imposanten und nicht weniger gewichtigen Awards an die bis über beide Ohren grinsenden Musiker. Das Lachen verging den Musikern von BLEEDING RED dann leider recht schnell, denn direkt beim ersten, enthusiastisch gestarteten Song, verweigerte die Gitarre von Manuel Waible spontan den Dienst. Die Jungs schafften es recht souverän durch die Zwangspause, so wurde die Dankeshymne an die Supporter einfach vorgezogen, bevor das Problem beseitigt und wieder ans Werk gegangen wurde. Im Gegensatz zum Vortag, war der Sound heute deutlich differenzierter, was die Band noch zusätzlich gewinnen ließ. Zu Anfang war der Platz zwischen Bühne und FOH nicht gerade übervölkert, aber mit fortschreitendem Set, wurden es immer mehr Leute und vor allem mehr, die sich auf den Melodic Death-Sound der Jungs einließen und mitgingen. Sänger Timo Joos gab erneut den kaltschnäuzig-sympathischen Fronter und fragte vor „Calling For Your Downfall“ auch prompt wieder „Habt Ihr Bock auf Highspeed?“ – hätte er auch gleich fragen können, ob der Papst katholisch ist… BLEEDING RED können ihr Auftreten beim Festival jedenfalls als vollen Erfolg verbuchen, werden am Samstag Nacht bestimmt selig grinsend CHILDREN OF BODOM schauen und hoffentlich demnächst den Demostatus verlassen, verdient hätten sies jedenfalls.

18.40 (PAS) TRACEDAWN

Es folgte die dreifache finnische Vollbedienung. Allzuviele Besucher dürften mit dem bisherigen Schaffen der jungen Formation wohl noch nicht vertraut gewesen sein, was sich aber ganz und gar nicht als Nachteil herausstellen sollte. Unverhofft kommt oft, genau so war es dann auch bei den Mannen um Gründungsmitglied Tuomas Yli-Jaskari. Frischer melodischer Death Metal mit typisch finnischer Keyboard-Untermalung knallte durch das Zelt und traf nach den thrashigen DEW-SCENTED genau den Nerv des Publikums. Technisch auf höchstem Niveau entfachten die jungen Haudegen zur Begeisterung des scheinbar ebenso (angenehm!) überraschten Publikums ein musikalisches Feuerwerk. Begleitet von einem extrem sympathischen und stets zu Scherzen aufgelegten Fronter, schienen die restlichen Bandmitglieder Kilometergeld zu beziehen. Hinzu kam, dass der Sound ebenso auf der Höhe war und das perfekte Zusammenspiel noch unterstrich. Zwischenapplaus der Band verdiente sich das Publikum für einen waschechten Circlepit. An diesem Abend machte es wahrlich Spaß diesen jungen Wilden zuzusehen. Den Abschluss eines extrem mitreißenden Gigs markierte ein ausgelassener Gitarrist, der sich kurzerhand ins Publikum warf und gleich vor Ort die Dankesbekundungen der Fans entgegennahm. Starker Auftritt einer jungen Band, die in dieser Form noch einige offene Münder zurücklassen wird.

18.30 (MS) DIE APOKALYPTISCHEN REITER

Wenn es eine Band gibt, die an diesem Tag den Titel „heimlicher Headliner“ verdient hat, dann sind es DIE APOKALYPTISCHEN REITER. Vor der Main Stage ist es brechend voll und kaum dass die Thüringer in ihr Set gestartet sind, sehen sich die Mitarbeiter der Security mit einer wahren Flut von Crowdsurfern konfrontiert, die bis zum Ende des einstündigen Auftritts auch nicht nachlässt. Der Rest des Publikums pogt, hüpft, bangt und springt zu den eingängigen Songs der Band, die sich mal wieder optisch eine Menge hat einfallen lassen. So ist zu Beginn des Sets ein riesiger schwarzer Luftballon auf der Bühne postiert, aus dem Sänger Fuchs plötzlich springt. Bei „Wir sind das Licht“ entzündet der stolz seinen Brustpelz präsentierende Fronter ein stimmungsvolles bengalisches Feuer und immer wieder rutscht Keyboarder Dr. Pest seine eigens für ihn aufgebaute Kinderrutsche hinunter, um dann in Unterhose und mit Ledermaske über die Bühne zu springen und seine Peitsche zu schwingen, während Gitarrist Ady und Basser Volk-Man ihre Matten kreisen lassen. Der erste Teil des Sets besteht erfreulicherweise aus härteren Nummern wie „Revolution“, „Unter der Asche“ und „Friede sei mit Dir“ und nach dem vom Publikum mitgesungenen „Es wird schlimmer“ präsentieren die Reiter auch einen brandneuen Song namens „Boten einer neuen Zeit“. Nach „Adrenalin“ wird es mit „Nach der Ebbe“ ein wenig ruhiger, bevor im Endspurt zunächst „Der Adler“ in die Luft gelassen und „We Will Never Die“ proklamiert wird. Und wie es bei den Reitern üblich ist, klettert Fuchs beim abschließenden „Seemann“ in ein Gummiboot und lässt sich übers Publikum tragen. So geht perfektes Festival-Entertainment.

17.45 (PAS) DEW-SCENTED

Nach dem farbenprächtigen und opulenten Auftritt von GRAILKNIGHTS war musikalisch und optisch Kontrastprogramm angesagt, als die Nordlichter DEW-SCENTED um Fronter Leif Jensen die Bühne betraten. Schon beim Opener „Arise From Decay“ wurde klar, dass DEW-SCENTED das Publikum im Griff haben würden. Der sympathische Shouter Leif Jensen und seine Mannen waren ab der ersten Minute topfit und heizten dem Publikum mächtig ein. Wie eine Abrissbirne fegten DEW-SCENTED über die kreisenden Matten und sorgten bis in die letzten Reihen des prächtig gefüllten Partyzeltes für Entzückung. Tight as hell knallten die Thrasher einen Hit nach dem anderen in die aufgeheizte Meute. Gepaart mit passend gestreuten Melodiebögen groovten die Herren durch ihr superb zusammengestelltes Set. Die aktuelle Sahneschnitte „Invocation“ im Rücken, trumpften DEW-SCENTED an diesem frühen Abend auf, wie lange nicht mehr. Wer die Livequalitäten der Band kennt, weiß, dass dies als absolutes Prädikat zu verstehen ist. In dieser Form werden sich die Mitstreiter, der im November startenden Tour warm anziehen dürfen. Abermals waren DEW-SCENTED eine absolute Bank und machten Lust auf den weiteren Abend.

17.35 (PS) THE 69 EYES

Um kurz vor halb sechs war der Anteil an weiblichen Zuschauern im Publikum rasant angestiegen. Der Grund dafür kam aus Finnland und nennt sich THE 69 EYES. Und die Mädels begrüßten den charismatischen Frontmann Jyrki 69 und seine Band mit enthusiastischem Geschrei. Die Band freute sich über den weiblichen Zuspruch und bedankte sich mit einer sehenswerten Show. Im angeschwärzten Glam-Outfit wurden die Songs mit gekonnten Rockstar-Posen in Szene gesetzt und besonders Jyrki 69 bestach dabei mit ausdrucksstarker Gestik, großem Bewegungsdrang und seiner dunklen Stimme. Mit „Back In Blood“ begann der düstere Reigen und schon beim folgenden „Never Say Die“ stieg die Stimmung im Publikum nochmals an. Hingebungsvoll tanzten die Damen zu den düsteren Klängen, die stets zwischen Sleaze und Gothic Rock pendelten. Bei „Devils“ gingen auf Kommando die Hörner in die Höhe und auch die neue Single „Kiss Me Undead“ kam gut an. Das melancholische „Wasting The Dawn“ setzte dunkle Glanzpunkte und bei „Framed In Blood“ klatschte das Publikum begeistert mit. Mit dem energischen Rocker „Dead Girls Are Easy“ ging es in den Schlußspurt und der folgende Hit „Brandon Lee“ wurde mit einem Zitat aus dem Kultfilm „The Crow“ eingeleitet: „The Weather Is Always Good When We Play Because It Can’t Rain All The Time“. Da der späte Nachmittag fest in Händen der Damenwelt war, gab es auch ausschließlich Crowdsurferinnen zu sehen. Und mit dem zweiten großen Knüller „Lost Boys“ ging der Auftritt dann langsam zu Ende, aber nicht ohne dass Jyrki 69 nochmal lasziv auf dem Drumriser stehend mit dem Hintern wackelte. Zum Dank hauchte er dann noch ein „You Guys Rock – ohne Scheiß!“ ins Mikrofon und hinterließ so manch seufzendes Mädchenherz.

17.25 (CS) TIEFLADER

Auf der Camelstage kam in der Zwischenzeit etwas angerauscht ohne Halt zu machen: ein TIEFLADER direkt aus Stuttgart. Und das satte drei Mal, jeweils zwanzig Minuten. Die Band um (Ex-?)FARMER BOYS-Gitarrist Alexander Scholpp überzeugte nicht nur die ohnehin schon anwesenden Anhänger mit ihrem Mix aus deutschen, leicht einprägsamen Texten und dicken, fleischigen Neo-Thrash Riffs a la PANTERA, sondern gewann mit einer ansprechenden Performance sicher eine Menge neuer Fans hinzu. Songtitel wie „Hier kommt der Hammer“, „Lauter“, „Durch die Wand“ und „Strom“ gaben jedenfalls genau das wieder, was auf der Bühne passierte: Vollgas bis die Sicherungen durchbrannten! Besonders überzeugen konnte Sänger Patrick Schneider, der die Stücke mit seiner rauchigen Stimme zu veredeln wusste. Alles in allem ein ziemliches Brett, was die Stuttgarter dem geneigten Hörer da um die Ohren kloppten. Von TIEFLADER wird man in Zukunft sicherlich noch öfter hören.

16.50 (PAS) GRAILKNIGHTS

Schon während der Umbaupause strömten die Massen erneut ins Partyzelt, um sich die nachfolgende Band keinesfalls entgehen zu lassen. Stilecht als Superhelden verkleidet, konnten die vier Niedersachsen das Publikum mit ihrer sympathischen Art, dem vielen Scherzen und Posieren in den Songpausen und vor allem den unglaublich eingängigen Kompositionen schon beim ersten Stück mitreißen und auf ihre Seite ziehen, sodass es ihnen in den folgenden 35 Minuten ein leichtes war, die gute Stimmung nicht nur zu halten, sondern die Zuschauer sogar immer weiter anzuheizen. So hatten die vier Gralritter um Sir Optimus Prime ihren Battlechoir stets fest in der Hand, denn jede einzelne ihrer Mitgröl-Hymnen traf sofort ihr Ziel. Ganz dem Bandnamen getreu umrahmten die GRAILKNIGHTS ihre Show natürlich mit der Inszenierung der Jagd nach dem heiligen Gral, dessen Fund und der damit verbundene Sieg über das Böse auch heute den krönenden Abschluss der viel zu schnell vergangenen Show darstellte. Die GRAILKNIGHTS sind und bleiben doch immer wieder ein Erlebnis!

16.40 (MS) PARKWAY DRIVE

PARKWAY DRIVE auf der Mainstage schafften es im Anschluss sogar noch einen draufzusetzen und zogen die moshende Meute mit wuchtigem, Breakdown-durchsetzten Metalcore in Scharen an. Die australischen Surferboys sind einfach angesagt und wer das neue Album „Deep Blue“ gehört hat, der weiß warum. Gitarrist Luke Kilpatrick war zwar sichtlich am rechten Fuß lädiert und konnte eigentlich kaum laufen, doch dafür schuftete der Rest der sonnigen Jungs umso mehr – der Drummer sogar barfuß! Erstes Highlight der da noch jungen Setlist war ohne Zweifel „Romance Is Dead“. Der Mittelteil des Songs mit der berühmten Zeile „So Cry Me A Fucking River, Bitch!“ wurde so laut von der jeden Ton gierig aufsaugenden Menge mitgesungen, dass es der Bäcker Hans im benachbarten Dinkelsbühl bestimmt auch noch gehört hat. Doch damit noch nicht genug. Weiterhin wurden wie am Fließband Brecher zum Abfeiern feilgeboten. Ganz großes Tennis war dabei der Abschluss mit „Carrion“ und „Boneyards“. Sympathisch, agil, einfach gut: PARKWAY DRIVE am Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein!

15.55 (PAS) SIDEBLAST

Als nächstes waren die Death Thrash Metaller von SIDEBLAST am Zuge. Leider jedoch leerte sich das Partyzelt während der Umbaupause schlagartig, sodass sich zu Beginn der Show der französischen Band nur noch wenige Zuschauer direkt vor der Bühne befanden. Davon ließen sich SIDEBLAST allerdings kaum beeindrucken und zockten sich während der kommenden 35 Minuten absolut souverän und professionell durch ihr Set, in dem sie dem Publikum sowohl Songs ihres aktuellen Albums “Flight Of A Moth”, als auch einige neue Stücke entgegen schleuderten. Dabei zeigten sich die Franzosen unglaublich agil und energisch auf der Bühne, sodass sie die – wenn auch wenigen – Zuschauer schnell für sich gewannen. Leider konnten SIDEBLAST am Ende ihrer Show jedoch nicht mehr als Anstandsapplaus einheimsen. Schade, denn die Vier haben sich die größte Mühe gegeben und ein größeres Publikum wäre ihnen nur zu wünschen gewesen.

15.45 (PS) ILL NINO

Die Latino-Metaller von ILL NINO traten nach der alles vernichtenden Show von NAPALM DEATH nebenan auf der Pain Stage an, um zu beweisen, dass New Metal noch lange nicht tot ist und man auch neben alteingesessenen Grindcore-Recken durchaus bestehen kann. Mit im Gepäck: Eine Setlist voller Hits, die fast zur Hälfte aus Titeln der ersten Platte „Revolution: Revolución“ bestand. Wer bei Nummern wie „I Am Loco”, „God Save Us” und „What Comes Around“ nicht mit dem Fuß wippte, mitsang oder sich in den Pit begab, wurde ohnehin von Sänger Christian Machado verbal – das böse F-Wort wurde inflationär oft gebraucht – fast schon dazu genötigt. Und tatsächlich sprang die Energie und Spielfreude des Sechsers auf das Publikum über und eine Wall Of Death jagte die andere. Die größtenteils Rastazöpfe tragende, oder schwingende Truppe aus New Jersey hat kein bisschen an mitreißender Kraft verloren und bot dank eigener Percussionabteilung und dem gelegentlichen Akustikgitarreneinsatz auch durchaus Abwechslung. Eine weitere positive Überraschung!

15.00 (PAS) FEUERSCHWANZ

Ab 15 Uhr ging es heute im Partyzelt zur Sache: Die Spielleute von FEUERSCHWANZ gaben sich als erstes für etwas mehr als eine halbe Stunde die Ehre und hatten es sich zur Aufgabe gemacht das Publikum zu bespaßen. Und mit einem bunten Querschnitt aus Songs ihrer bisherigen Diskographie fiel es den sechs Musikern auch nicht schwer, diese Aufgabe zu meistern. Trotz der frühen Stunde hatten bereits jede Menge Zuschauer den Weg ins Partyzelt gefunden, sodass sich FEUERSCHWANZ einer sehr ansehnlichen Menge Zuschauern gegenüber sahen und all diese folgten auf Kommando sämtlichen Aufforderungen der Band zum Mitmachen, sei es der traditionelle Aufruf zum Lindwurm, den Prinz Hodenherz höchstpersönlich anführte, oder der sogenannte Gesundheitstanz zur Einstimmung auf “Hurra, hurra, die Pest ist da!”. Die 35 Minuten Spielzeit vergingen wie im Flug und das feierwütige Publikum wollte des Hauptmanns geilen Haufen anschließend kaum von der Bühne lassen.

15:00 (MS) NAPALM DEATH

Am frühen Mittag betraten NAPALM DEATH die Mainstage. Die britischen Grindcore-Götter fackelten nicht lange und ballerten der immer zahlreicher werdenden Meute einen Blastbeat nach dem anderen um die Ohren. Nach „Strong-Arm“ vom aktuellen Album „Time Waits For No Slave“ gabs für die alten Fans auch gleich die Vollbedienung mit „Unchallenged Hate“ und „Suffer The Children“. Die Band präsentierte somit ein souverän gemischtes Best-Of-Gebräu aus neuem Material und Klassikern, das beim Volk offensichtlich runter ging wie Öl. Darunter natürlich auch die typischen ultrakurzen Grindcore-Brecher. Frontmann Barneys sehr eigenwilliges Auftreten (im Kreis rennen, spastisch zucken und dabei gucken wie ein Psychopath) auf der Bühne belustigt und beeindruckt zugleich. Zwischen den Songs gab er immer wieder Erklärungen zu den sozialkritischen Texten der Songs, die vom Publikum reichlich Zustimmung ernteten. Überhaupt war die Resonanz von Seiten der Fans zu so früher Stunde schon recht imposant und es bildeten sich erste Mosh- und Circlepits. Das obligatorische „Nazi Punks Fuck Off“ durfte natürlich nicht fehlen und rundet einen überaus gelungenen Auftritt ab.

14.15 (PS) DREAM EVIL

Nach RAGE am Vorabend gab es für die seither hungerleidenden Power Metal-Fans am frühen Nachmittag vollwertige Schwedenhappen von DREAM EVIL. Man mag zu dem Sound stehen, wie man will, aber die Herren wussten wirklich, wie man ein Publikum amtlich unterhält. Vor einem riesigen Backdrop, das die Band laut Eigenaussagen seit sechs Jahren nicht mehr einsetzen konnte, weil es schlicht zu groß für die bespielten Bühnen war, legten sie sich mächtig ins Zeug. Der Sänger zeigte sich als wahrer Kalauer- und Sangesgott und forderte bei einem balladesk beginnenden Song doch tatsächlich Feuerzeuge – bei strahlendem Sonneneschein und gefühlter Windstärke acht! Und auch sonst erzählte er munter eine Schote nach der anderen, u.a. auch von Pornomagazinen – homoerotischen wohlgemerkt! Songtitel und Texte zogen wirklich jedes erdenkliche True und/oder Power Metal-Register, es wurden sogar Drachen getötet! Klischee im Quadrat also, aber in der Summe und in Verbindung mit der tighten Performance auf jeden Fall enorm unterhaltend und sehenswert. Und wer weiss, wen wir von dieser Band demnächst bei einer noch prominenteren Combo sehen, der Ex-Gitarrist Gus G. spielt ja mittlerweile bei OZZY!

13.35 (MS) BARREN EARTH

Allein an der Position dieser Band lässt sich ablesen, wie bis in die untersten Ränge gut besetzt das Festival in diesem Jahr ist, denn was sich hier an Prominenz auf der Bühne versammelte, war wahrlich nicht von schlechten Eltern. (Ex-)Mitglieder von u.a. KREATOR; WALTARI, MOONSORROW, AMORPHIS und SWALLOW THE SUN gaben sich hier die Ehre. Die Combo gab diesen Stardom aber in keinster Weise durch ihr Auftreten zu erkennen, völlig unkompliziert und streckenweise fast zurückhaltend und unscheinbar gingen sie ans Werk. Gerade mal einer der Gitarristen erschien mit offenem Hemd, blanker Brust und Sonnebrille noch halbwegs als extrovertiert durch. Sie wählten einen recht schleppenden, atmosphärischen Einstieg in ihre Show und fesselten vom Start weg. BARREN EARTH schafften es das teilweise recht vertrackte Material perfekt auf die Bühne zu bringen, überzeugten mit bis zu drei Gesängen gleichzeitig und sorgten mit den fast schon psychedelischen Akzenten ihres Keyboarders für ganz neue Töne auf dem Festival. Das Stageacting hielt sich in überschaubarem Rahmen aber der Drummer überzeugte durch perfektes und kreatives Spiel und souveräne Backup-Vocals. Der traurig-intensive Sound ging natürlich so gar nicht mit dem strahlenden Sonnenschein zusammen, aber die Finnen machten das Beste daraus und haben mit ihrem Dark Metal im Spannungsfeld zwischen ihren anderen Bands bestimmt viele neue Fans gewonnen.