19.05 (PS) KORPIKLAANI

Nebenan gab es nach SEPULTURA ordentlich Kontrastprogramm. Trinkfest und ihrem Bandnamen Korpiklaani (finn. „Klan des Waldes“) stets Rechnung tragend, erschienen die Finnen optisch gewohnt rustikal, aber auch in ebenso gewohnter bester Feierlaune. Schon vor dem Gig war der Platz überraschend gut gefüllt, was sich während des Auftritts noch so ausweiten sollte, dass selbst Teile des Vorplatzes der Maistage eingenommen wurden. Die Stimmung war ausgelassen, die ersten Reihen johlten, moshten und krakeelten jeden Song mit. Bis in die letzten Reihen wird die Musik der Folk Metaller gut abgefeiert und das, wie es sich gehört, mit viel viel Alkohol. Auch die Band selbst ließ es sich natürlich nicht nehmen an dem fröhlichen Trinkgelage teilzuhaben und genehmigte sich den einer oder anderen Schluck auf der Bühne. Ähnlich wie beim Auftritt vor zwei Jahren regierten die Herren an diesem Abend und zeigten eindrucksvoll wer der Herr im Ring des Folk Metals ist. Toller Auftritt der Herren, die abermals ihren Status bestätigten und mit „Beer Beer“ und dem finalen „Let’s Drink“ ein absolutes Highlight waren.

03.20 (PAS) COUNT RAVEN

Die große Ehre das Summer Breeze 2010 abzuschließen, hatte 2010 die Doom-Legende COUNT RAVEN. Einige hundert Konditionsstarke und Nimmersatte fanden sich um kurz nach drei im Partyzelt ein um mit den Schweden ein letztes Mal zu feiern. Zwar war der recht flotte Doom nicht gerade leicht verdaulich, doch Dan „Fodde“ Fondelius – der mit seinem Kopftuch übrigens aussah wie einer dieser verrückten Piraten von SWASHBUCKLE – war hervorragenden bei Stimme und die Band trotz der späten Uhrzeit in allerbester Spiellaune. Das Trio erzeugte einen unglaublichen Groove und durch die gewalttätige Art von Drummer Patrick Lundin sein Arbeitsgerät zu bearbeiten unheimlich Druck. Neben einigen Klassikern kamen auch zwei Songs aus ihrem aktuellen Album „Mammons War“ zum Zug, die sich ausgezeichnet in den Fluss der Show einfügten. COUNT RAVEN zelebrierten ihre Doom-Epen mit beeindruckender Genauigkeit, was enorm fesselte und eine fast magische Atmosphäre verbreitete. Ein mehr als würdiger Abschluss für das Festival.

02.15 (PAS) 1349

Lange mussten sich die Anwesenden Schwarzmetall-Fans gedulden, bis die Hauptdarsteller dann auch tatsächlich auf ihrer Bühne erschienen. Zunächst gab es dort auch lange nach dem eigentlich angekündigten Beginn nur Techniker zu sehen, die die Instrumente für die Show der Norweger vorbereiteten. Elf Minuten nach dem eigentlichen Beginn betraten zwei finstere Gestalten die Bühne, spuckten jeder einmal Feuer und räumten dann die Bühne für 1349. Das All-Star-Ensemble aus Mitgliedern von u.a. SATYRICON, GORGOROTH, PANTHEON I und KEEP OF KALESSIN stieg dann zwar mit deutlicher Verspätung und „Riders Of The Apocalypse“ in ihr Set ein, das Tat dem Effekt ihres Auftretens aber keinen Abbruch. Im Bühnenhintergrund prangte ein schlichtes, aber großes Banner mit ihrem Bandlogo, vor den Boxen hingen große Stoffbahnen mit stilisierten umgedrehten Kreuzen und die Mucker selbst hatten sich genretypisch geschminkt, der Bassist erschien sogar in einer schwarzen Kutte, deren Kapuze er über die ganze Show nicht ablegte. Anfangs holperte es noch hier und da, spätestens beim zweiten Song „Nathicana“ war die Band aber in ihrem Element, was im Publikum aber eher distanziert aufgenommen wurde. Klar reckten sich hier und da die Arme nach oben, in den vordersten Reihen wurde auch gebangt, aber richtig abgefeiert wurden die Norweger nur wahrlich nicht – vielleicht steckte dem etwa halb gefüllten Zelt einfach das viele Feiern über die letzten Tage in den Knochen. Aufgrund der Verzögerungen zu Beginn wurde „Chasing Dragons“ spontan gestrichen und die Band beschloss mit „Atomic Chapel“ ihr Set.

01.10 (PAS) THE CROWN

THE CROWN waren wohl die Band mit dem mitunter besten Sound im Zelt. Ihr Soundman zauberte den Schweden einen klaren, aber trotzdem brachialen Klang, der dem auf Platte schon verdammt nahe kam. Lange Anlaufschwierigkeiten hatte die ehemalige Band des ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET- Sängers Johan Lindstrand kaum und seit 2009 in Jonas Stålhammar sowieso einen Adäquaten Ersatz gefunden. THE CROWN zeigten sich in absoluter Höchstform und mit unbändiger Spiellaune. Zehn alles vernichtenden Death Metal-Kracher fanden den Weg in eine Setlist, die tatsächlich die ersten zwei, nicht minder guten Alben komplett außen vor lies und somit auf Killer-Nummern wie „Angels Die“ und „Godless“ ohne mit der Wimper zu zucken verzichtete. Doch dafür gab es den Titeltrack des bald erscheinenden neuen Albums „Doomsday King“, der sich hervorragend in den Gesamtkontext einfügte und auf einiges hoffen ließ. Die Schweden sind schon so lange im Geschäft, dass sie wissen wie man eingängige Nummer komponiert und diese live umsetzt. Wer nicht da war, hat mit Sicherheit etwas verpasst.

00.00 (PAS) EISREGEN

Unverhofft kommt oft besagt das Sprichwort und so überraschte es schon ein wenig, dass das Zelt bei EISREGEN pünktlich zur Geisterstunde brechend voll war. Und so gestalte sich der Auftritt der thüringischen Meister des Makabren als Triumphzug. Schon nach dem ersten Song skandierte das Publikum lautstark den Namen der Band und sang fortan fast jeden der zehn Songs mit. Zu bemängeln war allerdings, dass der Sound ohne einen Bass (es gab nur Gitarre, Drums, Keyboards und Gesang) etwas dünn war, was auch die brachiale Lautstärke nicht kaschieren konnte. Trotzdem fraßen die Zuschauer Sänger Michael „Blutkehle“ Roth quasi aus der Hand, klatschten und pogten mit und intonierten „1000 tote Nutten“, während die ganze Zeit über eine Thüringen-Flagge geschwenkt wurde. Über die Texte der Band und den eher simpel gehaltenen Dark Metal durfte man zwar genauso geteilter Meinung sein, wie über die eher geschmacklosen Banner mit dem Aufdruck „Jesus stinkt“ sowie einer gekreuzigten Frau, letztendlich durften EISREGEN diesen Auftritt aber als vollen Erfolg verbuchen.

00.00 (PS) MY DYING BRIDE

In schon gewohnter Tradition beendeten Bands der Couleur KATATONIA oder eben die großen MY DYING BRIDE in den vergangenen Jahren das SUMMER BREEZE. 2010 war es wieder Zeit für die Doomster aus West Yorkshire, die an diesem Abend zugleich ihr 20-jähriges Bandjubiläum zu feiern hatten. Sänger Aaron Stainthorpe hatte zu Beginn des einstündigen Sets eine nicht ganz so erfreuliche Nachricht parat. Drummer Dan Mullins hatte sich den Fuß gebrochen und musste folglich beim Jubiläumsgig pausieren. Als Ersatz konnte man David Gray von AKERKOCKE gewinnen. Dem eindrucksvollsten Auftreten von MYDYING BRIDE seit langer Zeit, tat das wenig Abbruch und man setzte mit dem grandiosen Einstig „Fall With Me“ des aktuellen Longplayers „For Lies I Sire“ den ersten Glanzpunkt. Kaum eine Band schaffte es bisher eine derart beklemmende, fast finstere Grundstimmung zu erzeugen, die sich einer apokalyptischen Urkraft gleich über das Publikum ergoss. In den ersten Reihen waren Fans zu beobachten, die hypnotisiert gen Bühne starrten und dort einen leidenden Aaron Stainthorpe vorfanden. Ein absolutes Highlight der Nacht war eine Reise in die tiefste Vergangenheit der Bandgeschichte. Auf „Turn Loose the Swans“ folgte mit „Vast Choirs“ das erste, je von der Band geschriebene Stück, des Debüt Albums „As the Flower Withers“. Etwas neuer, aber nicht minder intensiv, führte man in ein beklemmend dargebotenes „She Is The Dark“. Quittiert wurde diese Zeitreise von Szenenapplaus und Sprechchören des sichtlich entzückten Publikums. Als mit „My Body A Funeral“ die Zeiger schon bedenklich nahe an der ein Uhr Grenze nagte, wurde Gewissheit was mancher schon befürchtet hatte: Das an sich obligatorische „The Cry Of Mankind“ musste aus zeitlichen Gründen – und zum sichtlichen Leidwesen de Band – von der Setlist gestrichen werden. So war es auch verständlich, dass ein etwas irritiertes Publikum zurückblieb und die Zugaberufe erst nach längerer Zeit abebbten. An diesem lauen Sommerabend präsentierten sich MY DYING BRIDE in der Form ihres Lebens und beschließen ein grandioses SUMMER BREEZE 2010 auf der Pain Stage.

22.50 (PAS) ASPHYX

Mit ASPHYX betrat eine europäische Death Metal-Band der ersten Stunde die Zeltbühne. Die Band hat mit ihren frühen Alben das Genre maßgeblich geprägt. Gleich mehrmals wurde die Band in der Vergangenheit bereits aufgelöst und wiedervereinigt. Im jetzigen Original LineUp hat die Band ein starkes neues Album veröffentlicht und beehrte 2010 nun zum ersten Mal das SUMMER BREEZE. Entsprechend viele hungrige Fans hatten sich eingefunden um der Band mit ihren kreisenden Matten ein gebührendes Willkommen zu bieten. Gestartet wurde mit dem Klassiker „Vermin“, gefolgt von „The Rack“ und dem neuen Track „Scorbutics“. Ob neu oder alt, jeder Track rollte wie eine Dampfwalze über das Publikum hinweg. Frontmann Martin Van Drunen, der am Vortag bereits mit HAIL OF BULLETS einen Auftritt absolviert hatte, zelebrierte den Death Metal am Mikro nach allen Regeln der Kunst. Und Drummer Bob Bagchus feierte sogar am Auftrittstag seinen Geburtstag. So forderte Van Drunen die Fans dann in der Mitte des Sets auf „Happy Birthday“ für den Schlagzeuger zu grölen. Mit ASPHYX konnte hinter eine weitere Death Metal Legende ein fettes Häkchen und ein begeistertes Ausrufezeichen gesetzt werden.

22.40 (MS) CHILDREN OF BODOM

Der Mannheimer „Dinkelsbühlent“ Ceyland hatte wohl offensichtlich überaus beeindruckt, denn in der Umbaupause vor dem Headliner auf der Mainstage waren aus tausenden Kehlen mehrfach frenetische „Mompfred“-Rufe zu hören. Den krönenden Abschluss gabs auf dieser Bühne am Samstag aber von den Kindern vom Bodomsee. Und das absolut berechtigt, wenn man sich die Menschenmasse anschaute, die scheinbar kein Ende nahm. Zwar verzichteten CHILDREN OF BODOM auf jegliche optische Gimmicks, was für einen Hauptact eher enttäuschend ist, langweilig war die Show der Finnen aber trotzdem keineswegs. Allein schon das Gepose von Frontmann und Flitzefinger Alexi Laiho war wieder mal überaus sehenswert, zudem war es erstaunlich, mit welcher Leichtig- und Selbstverständlichkeit er und vor allem Keyboarder Janne Wirman, ihre alles andere als simplen Passagen quasi blind spielten. Mit „Follow The Reaper“ stieg das Quintett in ein Best Of-Set ein, dass so gut wie alle Alben der Bandgeschichte berücksichtigte, nur vom Debütalbum „Something Wild“ wurde – wie schon fast üblich – kein Song gespielt. Die Stimmung im Publikum war von Anfang an blendend und man merkte kaum, dass man auf das Ende des vierten Festivaltages zuging. Alle Hände voll zu tun hatten natürlich auch wieder die Jungs von der Security, denn ein Crowdsurfer nach dem anderen segelte in den Fotograben. „Everytime I Die“ und „Living Dead Beat“ wurden frenetisch bejubelt und nach dem düsteren „Angels Don’t Kill“ fing dann auch die für die Band typische Herumalberei an, als Janne Wirman erstmal „Alejandro“ von LADY GAGA anstimmte. Alexis unflätiger Kommentar zu der Popqueen sei an dieser Stelle verschwiegen. Ebenfalls üblich ist, dass die beiden Musiker dann ersteinmal eine Diskussion starten, in der Wirman zunächst angibt, viel zu betrunken zu sein, um „Kissing The Shadows“ zu spielen – was natürlich nicht stimmte. Das wiederum vom Publikum gefeierte „Hate Me“ beendete den regulären Teil des Sets, natürlich kam die Band aber für Zugaben zurück auf die Bühne. Das schnelle „Silent Night, Bodom Night“ erklang zunächst und entgegen der ursprünglichen Setlist fügten die Finnen dann auch noch „Needled 24/7“ ein, weil sie so angetan von der Resonanz seitens des Publikums waren. Ein zweite Runde Blödelei, in der unter anderem VAN HALENs „Jump“ und MICHAEL JACKSONs „Billie Jean“ angespielt wurden ging über in „Downfall“, das einen guten, aber vielleicht etwas zu routinierten Gig beendete, bei dem Alexi sein Lieblingswort „fuck“ ein kleines bisschen weniger inflationär gebrauchte als sonst.

21.45 (PAS) MAROON

MAROON aus Nordhausen hatten in der seitherigen Geschichte des SUMMER BREEZE bereits für den einen oder anderen Höhepunkt gesorgt. 2010 machten sie sich also daran ihren Ruf zu verteidigen und stiegen auch prompt programmatisch mit einer kleinen Slayer-Reminiszenz und „Stay Brutal“ in ihr Set ein. Das Zelt war zum Bersten gefüllt und die Band hatte die Meute im Handumdrehen auf ihre Seite gezogen. Ihr kompromissloser Metalcore ballerte die Müdigkeit aus den Anwesenden und Frontmann Andre dirigierte die Meute gewohnt souverän und unterhaltsam. Das Ergebnis war ein Stimmungshighlight nach dem anderen. Mal sprang das ganze Zelt, dann gab es eine riesige Zelt-Wall Of Death, ein Circle Pit um den Mischer oder es wurde einfach nur alles kurz und klein getreten. Sänger Andre gab genaue Anweisungen was zu tun ist: „Erst alle Kopfnicken, dann macht ihr alles kaputt.“ Und ein Bad in der Menge ließ sich Andre natürlich auch nicht nehmen. Er selbst hielt sich in Sachen Durchdrehen natürlich in keinster Weise zurück und ging so heftig ab, dass ihm sogar die Hose im Schritt gerissen ist. Mit „Schatten“ ging ein weiterer triumphaler MAROON-Besuch auf dem SUMMER BREEZE zu Ende.

21.35 (PS) DARK FUNERAL

Für Fans der schwedischen Black Metaller DARK FUNERAL schlug um 21:35 Uhr eine historische Stunde, denn Sänger Emperor Magus Caligula, neben Gründungsmitglied und Gitarrist Lord Ahriman einziges Überbleibsel der Band aus den 90ern, kündigte kurz vor dem Festival an, die Band aus familiärem Gründen zu verlassen und auf dem SUMMER BREEZE nach 15 Jahren sein letztes Konzert bei DARK FUNERAL zu geben. Gerade deshalb konnte man eigentlich mit wesentlich größerem Publikums-Andrang vor der Pain Stage rechnen, dieser blieb jedoch aus. Die Show der Schweden war nur mäßig gut besucht und einen Grund dafür suchte man vergebens, denn DARK FUNERAL zelebrierten ihr letztes Konzert in dieser Besetzung nach allen Regeln der Kunst und boten eine geradezu sensationelle Show dar. Nicht nur das perfekt ausgewählte Set, eine Rundreise durch die komplette bisherige Diskographie der Band, ließ dabei keinerlei Wünsche offen, sondern auch die Bühnenshow, dominiert von einer geballten Ladung Pyro-Effekte, lud mächtig zum Staunen ein. Auch musikalisch waren DARK FUNERAL in allerbester Form, zockten sich auf den Punkt genau durch die Songs und man sah ihnen deutlich an, wie viel Lust sie auf diese Show hatten (so deutlich zumindest, wie das bei den Corpse Paint-beschmierten, meist finster blickenden Visagen der Schweden überhaupt zu erkennen möglich war). Das Publikum direkt vor der Bühne ließ sich von dieser Show auch bedingungslos mitreißen und feierte den Einsatz der Band in höchstem Maße, schade nur, dass die Menge in den hinteren Reihen eher überschaubar und passiv war. Glücklicherweise strömten während der Show aber noch weitere Zuschauer vor die Bühne, sodass DARK FUNERAL sich zumindest in der zweiten Hälfte ihres Auftritts einem Publikum gegenüber sehen konnten, was einem solchen Gig zahlenmäßig gerecht wurde. Wahnsinns-Show und definitiv eines der Highlights an diesem Wochenende.

20.40 (PAS) WARBRINGER

Am Samstag Abend galt es, die letzten Reserven zu mobilisieren und was eignet sich da besser, als eine ordentliche Dosis Old School Thrash? Die gab es auf der Party Stage im Zelt mit den Kalifornieren WARBRINGER. Angeführt von Sänger John Kevill, der ein wenig aussieht wie TANKARDs Gerre in jung und sich mit seinem CRYSTAL LOGIC-Shirt traditionsbewusst zeigte, prügelten sich die Jungspunde durch ihr Set, das hauptsächlich aus pfeilschnellen Thrash-Granaten bestand. Man merkte der Band zu jeder Sekunde an, dass sie hochmotiviert und hungrig war und das übertrug sich natürlich auch auf das Publikum, dass die Matten kreisen lies und Circle Pits und die obligatorische Wall Of Death startete. Der agile Frontmann tobte derweil über die Bühne, sprang auf die Monitorboxen, feuerte die Zuschauer unermüdlich an und auch sein herzhaftes „Prost“ wurde natürlich aus hunderten von Kehlen erwidert. Zwischen all den flotten Songs fiel besonders die starke Midtempo-Nummer „Prey For Death“ auf, man darf der Band aber attestieren, trotz der Bay Area-Anleihen schon jetzt eine eigenständiges Klangbild entwickelt zu haben. Wer braucht schon Red Bull, wenn er WARBRINGER haben kann?

20.30 (MS) SICK OF IT ALL

Nach AGNOSTIC FRONT am Donnerstag stand mit SICK OF IT ALL am Samstag bereits die zweite New York Hardcore-Legende auf einer SUMMER BREEZE-Bühne. Und viele Fans waren gekommen um mit den New Yorkern zu feiern. Die fackelten auch nicht lange und traten mit „Death Or Jail“, dem Opener des aktuellen Albums „Based On A True Story“, ein absolutes Brett los. Die Band um die Gebrüder Koller fegten über die Bühne als gäbe es kein Morgen mehr. Insbesondere Gitarrist Pete Koller sprang und rannte über die Bühne als ginge es um sein Leben und weder sich selbst noch dem Publikum gönnte die Band eine Verschnaufpause. In der Menge waren schnell mehrere Circle Pits zu sehen und Frontmann Lou Koller dirigierte die Fans schließlich zu der größten Wall Of Death des diesjährigen Festivals. Die Songauswahl bot sowohl jüngeren als auch älteren Fans etwas. Neue Kracher wie „A Month Of Sundays“, „The Divide“ oder „Take The Night Off“ wurden unter Hits wie „Step Down”, „Built To Last” (das die Band ihren Freunden von SEPULTURA widmete) oder „Busted” und ganz alte Klassiker wie „Injustice System” und „My Life” gemischt. Bei „Busted” übernahm Bassist Craig teilweise die Vocals und bediente sich dabei eines Megaphons. Bei einem derartigen Backkatalog kann natürlich nicht jeder Fan seine individuellen Lieblingssong bekommen, besonders „Just Look Around“ wurde nach der Show von vielen vermisst. Lou Koller zeigte im schicken schwarzen Hemd was für ein versierter Fronter und sympathischer Kerl er ist und das Publikum fraß ihm schon nach kürzester Zeit aus der Hand . SICK OF IT ALL haben mit diesem Auftritt ihre Vormachtstellung im Hardcore mehr als deutlich unterstrichen und eindrucksvoll bewiesen, dass sie sich ideal in ein LineUp wie dieses einfügen können.

20.20 (CS) BRESCHDLENG

Die schwäbischen Originale waren keinesfalls zum ersten Mal in Dinkelsbühl zu Gast, bereits früher hat man mit beachtlichem Erfolg beim Nachwuchswettbewerb teilgenommen und so verwundert es auch nicht, dass sich bei den Auftritten von BRESCHDLENG auf der Camel Stage mehr Leute vor der Bühne einfanden, als bei allen anderen Acts, die hier vor ihnen aufgetreten sind. Die Band und ihr Label hatten sich seit Tagen auf den Auftritt vorbereitet, viel liebevolle Aktionen und Werbung auf die Beine gestellt (u.a. gabs gratis Gimmicks wie Luftballons mit dem Bandlogo und einen Wettbewerb ums imposanteste Erdbeer-Kamel) und als die Band dann endlich auf der Bühne stand, gabs kein Halten mehr. Leidenschaftlich und mit viel Witz seitens des Fronters, der sich sogar mit Edding „Baggana“ (sein Heimatort Backnang) auf den imposanten Bauch geschrieben hatte, legten sie sich ins Zeug. Die Combo verbindet auf einzigartige Weise schmissigen Metal mit Hardcore und packt komplett schwäbische Texte dazu. Obs da nun um die namensgebende Erdbeere („Breschdleng“), Übergewicht bei Männern („Schdeffala“) oder auch bewusstseinserweiternde Fleischwaren („Roschdrbrada“) ging, sowohl Band als auch Publikum ging ab wie Schnitzel. Im letzten Segment wurde dann das beste Erdbeer-Kamel prämiert – es gewann das kleinste – bevor zum zweiten Mal an diesem Abend „Schdeffala“ zelebriert wurde und „Seiferts Fritz“ das Ende markierte. Fantastische Show(s), da gabs Bands, die im Zelt vor deutlich weniger Zuschauern gespielt haben.

20.10 (MS) Surprise Act BÜLENT CEYLAN

Aufmerksame Festivalbesucher haben schon kurz nach dem Kauf eines Festivalshirts gewusst, wer denn die Überraschung auf der Hauptbühne sein würde, es stand nämlich auf dem Shirt neben den anderen Acts im Lineup. Insofern überraschte es auch nicht, dass bereits Minuten vor dem Auftrittsbeginn aus hunderten Kehlen „Wir wollen den Türken sehen“ skandiert wurde und im Publikum diverse Tafeln hochgehalten wurden wie z.B. „Der Türke muss schwitzen“. Kurz nach 20.10 stürmte der sympathische Mannheimer dann auch an die Bühnenfront und war sichtlich ergriffen, wie viele Leute da unten auf ihn warteten und ihn lautstark feierten. „Ihr seid doch krank im Kopp“ traf die Sache dann ganz gut. In der Folge schlüpfte der einzige Comedian Deutschlands mit glaubwürdigen Metal-Background in einige seiner bekanntesten Rollen (u.a. waren der türkische Gemüsehändler Aslan und der Hausmeister Mompfred, der mal wieder vergessen hatte seine Rassismuspillen zu nehmen dabei), improvisierte hier und da gekonnt und konnte es kaum fassen, als der ganze Platz ihn lautstark feierte, gleich mehrere Circlepits bildete und lautstark eine Wall Of Death forderte. Gegen Ende seines Kurzauftritts begab er sich sogar noch auf die Meute zum Crowdsurfen – und die wollte ihn gar nicht mehr auf die Bühne zurück lassen. Der Mann hat jetzt einen neuen Namen, ab sofort also bitte Dinkelsbühlent; und wiederkommen will er auch – das Publikum hätte wohl nichts dagegen! Vor der Show hat er sich wohl tatsächlich Sorgen gemacht, ob der Auftritt beim SUMMER BREEZE funktionieren würde…

19.40 (PAS) MANEGARM

Als pünktlich um 19:40 Uhr die ersten Akkorde von „Mina Fäders Hall”, dem Opener von MANEGARMs aktuellem Album „Nattväsen”, aus den Boxen schallten, wartete bereits eine ansehnliche Menge Festival-Besucher vor der Bühne im Partyzelt auf die schwedischen Viking Metaller, die während der folgenden 40 Minuten einen abwechslungsreichen Rückblick über ihre bisherige Diskographie präsentierten, so gabs neben dem Opener auch weiteres Material vom neuen Album. Die Zuschauer ließen sich von Beginn an begeistern, grölten Klassiker wie „Havets Vargar”, „Sigrblot” oder „I Evig Tid” eifrig mit, nahmen aber auch die neuen Songs gut an und verwandelten das Partyzelt für die komplette Länge des MANEGARM-Gigs in ein einziges Meer aus fliegenden Haaren. Die Schweden hatten offensichtlich viel Spaß auf der Bühne, heizten die feiernde Menge immer weiter an und posten sich begeistert einen ab. MANEGARM machen einfach Spaß!

19.20 (CS) THE VERY END

Wenn er auch auf den größeren Bühnen in diesem Jahr nicht vertreten war, auf der Dromedar-Bühne gabs jetzt feinsten Ruhrpott Thrash – wenn auch mit ordentlich zeitgemäßem Anstrich. Die Band um Fronter Björn Goosses hob sich mit ihren schwarzen Klamotten deutlich vom weißen Bühnenhintergrund ab, und auch soundtechnisch vielen sie auf – und zwar positiv. Die beiden Gitarristen boten feinste Riffkost auf beeindruckend hohem Niveau und vergaßen dabei auch nicht sich zu bewegen, der Bassist mit seinem coolen Bart legte ein knarzig-fettes Fundament und über all dem thronte der abwechslungsreiche Gesang. Über Ignoranz seitens des Publikums konnte sich der Essener Fünfer auch nicht beklagen, trotz der fiesen Hitze wurde nicht nur auf der Bühne ordentlich geschwitzt, sondern auch davor fleißig gemosht. Kein Wunder, dass die Band kurz vor dem SUMMER BREEZE einen Vertrag bei SPV unterschrieben hat; die Fans müssen sich aber noch gedulden, das neue Langesien erscheint leidre erst Anfang 2011.

11.00 (PS) BE‘LAKOR

Die Australier von BE’LAKOR hatten dieses Jahr wahrscheinlich die weiteste Anreise aller Bands. Und wenn man schon einmal um die halbe Welt reist um auf der Pain Stage des SUMMER BREEZE zu stehen, dann kann man auch seine Familie und Freunde mitnehmen. Diese tummelten sich allesamt hinter der Bühne und begutachteten die Show. Ebenso wie Hunderte Frühaufsteher oder Fans, die sich sichtlich auf BE’LAKOR freuten. Trotz der frühen Tageszeit schwangen schon einige die Matten zum Melodic Death Metal des Vierers. Was ja bekanntermaßen immer noch der beste Weg ist den Kater der vergangenen Nacht abzuschütteln. Die halbe Stunde Spielzeit wurde mit Songs aus dem aktuellen Album „Stone’s Reach“ gut genutzt und am Ende wurden die Australier während dem obligatorischen Gruppenfoto vom Drumriser sogar mit lauten Sprechchören gefeiert, was ihnen ein breites Grinsen auf das Gesicht zauberte. Die weite Anreise hatte sich für die Aussies von BE’LAKOR also eindeutig gelohnt.

19.00 (MS) SEPULTURA

Mit SEPULTURA aus Brasilien beehrte ein an sich längst überfälliger Gast das SUMMER BREEZE. Die Truppe hat zweifellos Legendenstatus inne, was sich auch überdeutlich am prall gefüllten Bühnenvorraum ablesen ließ. Nach dem Intro „A-LEX IV“ vom aktuellen Album legte die Band um den Hünen Derrick Green mit „Alex I“ und „Moloko Mesto“ los. Hier wurde sofort die Klasse von Drummer Jean Dolabella hörbar, der zwar schon seit 2006 in der Band ist, aber als Nachfolger von Igor Cavalera wohl noch lange als „der neue“ gelten wird. Die Intensität und Präzision mit der er sein Drumkit beharkte, sorgte reihum für offene Münder. Mit „Arise“ gab die Band dann auch schon recht früh den erste Klassiker zum Besten, das anschließende „Refuse/Resist“ erntete dann zum ersten Mal überschwängliche Publikumsreaktionen. Im weiteren Verlauf mischten SEPULTURA immer wieder neuere Tracks ins Set, das aber hauptsächlich von Hits wie „Territory“, „Troops Of Doom“ und „Innerself“ dominiert wurde. Erst zum Schluss kam dann das „Roots“ Album zum Zuge. Bei „Rattamahata“ steuerte Green zusätzliche Percussions bei, der Stimmungshöhepunkt lag aber beim Übersong „Roots Bloody Roots“. Green betonte, dass er sich freue endlich hier zu spielen und dass ihm schon oft gesagt wurde, wie fantastisch das Publikum auf dem SUMMER BREEZE sei. Auch SEPUTLURA können sich nach diesem Auftritt getrost selbst auf die Schultern klopfen.

18.40 (PAS) REBELLION

Auch für Fans von deutschem Teutonenstahl wurde auf dem Festival natürlich gesorgt: REBELLION, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum begehen, machten sich auf, um für 40 Minuten das Partyzelt zum heroischen Fäuste-Recken und Mitgrölen zu bringen. Zwar konnten sich die Power Metaller nur einem gut halb vollen Zelt gegenüber sehen, doch die Zuschauer, die den Weg vor die Bühne fanden, waren auch hochmotiviert, ließen sich vom Opener „War“ sofort mitreißen und feierten REBELLION nach Strich und Faden ab. Die Band selbst strotzte regelrecht vor Spielfreude und guter Laune, die mit jedem Song mehr auf die Zuschauer überging, während Fronter Michael Seifert die Stimmung immer weiter anheizte und die Menschen so lange animierte, bis auch der letzte im Zelt einfach mitmachen musste. Den krönenden Abschluss der Show lieferte die Band schließlich mit GRAVE DIGGERs „Rebellion”, das von restlos allen Mündern vor der Bühne nach allen Regeln der Kunst zelebriert und mitgegrölt wurde.

17.45 (PAS) SOLSTAFIR

SOLSTAFIR aus Island, der nächste Act im Partyzelt, zählten mit ihrer interessanten Mischung aus donnerndem Schwarzmetall und tieftraurigem Psychedelic Rock wohl zu den exotischeren Bands des diesjährigen SUMMER BREEZE Festivals. Seit mittlerweile 16 Jahren beschreitet das Quartett seinen ganz individuellen musikalischen Weg und kann auf eine große, treue Fangemeinde zählen. So war es wenig wunderlich, dass sich das Partyzelt für diese Tageszeit erstaunlich gut gefüllt hatte, als SOLSTAFIR ihre Show nach einem kuzen Intro mit „Köld”, dem Titelstück ihres aktuellen Albums, eröffneten. Dieses Stück, sowie das folgende 20-minütige „Ritual Of Fire” waren leider die einzigen Songs, die die Isländer zum Besten geben konnten, 35 Minuten waren für eine solche Ausnahme-Band einfach viel zu wenig, doch SOLSTAFIR bereiteten den Zuschauern auch in dieser kurzen Zeit ein wahnsinnig atmosphärisches, emotionales, völlig überwältigendes Klangerlebnis, bei dem ein Schauer auf dem Rücken den nächsten jagte. Die Musiker selbst schienen vom Publikum kaum Notiz zu nehmen und versanken voll und ganz in ihrer Musik. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb zogen sie die Menschen problemlos in ihren Bann. SOLSTAFIR sind live einfach immer wieder ein Erlebnis!

17.10 (PS) POISONBLACK

Die finnischen Gothic Metaller um den ehemaligen SENTENCED-Sänger Ville Laihiala hatten es danach schwer, den hohen Stimmungspegel zu halten. So war das Feld vor der Bühne bei POISONBLACK auch alles andere als proppenvoll, wofür sicher auch die brütende Hitze mitverantwortlich war. Und auch wenn der Finne an sich kein großer Fan von Sommer, Sonne, Sonnenschein ist, so zog sich die Band überaus achtbar aus der Affäre. Was auch daran lag, dass die Leute vor der Bühne ordentlich Stimmung machten und fleißig Applaus spendeten. Neun Songs gaben die Finnen zum Besten und machten dabei deutlich, dass Gothic nicht mit Weinerlichkeit gleichzusetzen ist. Mit harten Gitarren kickten Ville und seine Jungs ordentlich Arsch und machten damit das kleine Manko, dass der Band noch ein richtiger Überhit in der Diskografie fehlt, locker wett. Außerdem ist es immer wieder schön, Villes charakteristischer Stimme zu lauschen. Was die Zuschauer ähnlich sahen und sich über Songs wie „Love Infernal“, „Left Behind“, „Buried Alive“ und „Bear The Cross“ freuten.

16.50 (PAS) CALLISTO

Kurz vor fünf Uhr war es Zeit für einen weiteren Exoten im Lineup des diesjährigen SUMMER BREEZE. Die Finnen CALLISTO mühten sich zu so früher Stunde und bei ungewohnt viel (Tages-)Licht redlich so etwas wie Atmosphäre ins Zelt zu zaubern – und das schafften sie auch recht schnell! Als die Sechs auf der Bühne waren, brauchten sie kurz um aus relativer Bewegungslosigkeit zu Beginn des perfekt gewählten Openers „Insession“ gegen Ende des Tracks dann zu kollektivem Bangen zu finden und in ihrem Sound aufzugehen. Sänger Jani Ali-Hukkala stand zwischen den Songs gerne mal mit dem Rücken zum Publikum am Drumriser, bangte da dann auch mal bis zu seinem Einsatz am Mikro. Erst nach drei gespielten Stücken richtete er das Wort, bzw. die Worte („Thank You!“) ans Volk, große Reden sind aber wohl nicht sein Ding. Gut so, denn groß wurde die Show durch das Zusammenspiel der Musiker und das Wechselspiel ruhiger Passagen mit Klargesang, die irgendwann dann explodieren und in Gebrüll oder gar Growls gipfeln. Nach dem Ende von „Providence“ ging bis auf den Drummer, einen Gitarristen und den Keyboarder alle von der Bühne und die Verbliebenen impovisierten noch weiter und sorgten so für einen weiteren unüblichen Part dieses grandiosen Auftritts. Für die (wohl jetzt auch vielen neuen) Fans zum Abschluss noch eine gute und eine schlechte Nachricht: Zuerst die schlechte: CALLISTO werden leider in absehbarer Zeit keine Headlinershows in Deutschland spielen. Die gute: sie nehmen sich demnächst dann vier Monate Zeit für ihr neues Album!

16.05 (MS) EISBRECHER

Wer angesichts des Bandnamens EISBRECHER auf eine Abkühlung hoffte, sah sich gründlich getäuscht. Denn der „Checker“ Alexx Wesselsky und seine Band hatten nichts besseres zu tun, als die Stimmung im Publikum noch um einiges anzuheizen. Wobei die Grundvoraussetzungen eh nicht hätten besser sein können: ein perfekter Entertainer, mega-eingängige Songs und eine Crowd, die sich bereitwillig unterhalten ließ und Humor bewies, was unter anderem ein hochgehaltenes Pappschild mit der Aufschrift „Ich will ein Auto von Dir“ unterstrich. Vom ersten Song „Eiszeit“ an tobte der Mob, die Mädels kreischten, zahllose Crowdsurfer waren unterwegs und bis in die letzten Reihen war Mitklatschen angesagt. Besondere Freude rief neben der Show der Wasserstrahl hervor, den die Security mehrfach ins erhitzte Publikum hielt. Angesichts der Tatsache, dass EISBRECHER heute mal auf einem Metal-Festival spielten, packten sie schon früh härtere Songs wie „Angst“ und „Phosphor“ aus und punkteten mit Hits wie „Leider“, „Schwarze Witwe“ und „Heilig“. Bei „This Is Deutsch“ setzte Alexx dann einen bayrischen Trachtenhut mit Gamsbart auf, zog eine entsprechende Weste an und stimmte auf einer Melodica die vermeintliche deutsche Nationalhymne an: es erklang „Alle meine Entchen“. Bei „Amok“ trommelte man zu viert auf Blechfässern herum und vor dem letzten Song punktete Alexx mit dem Hochhalten einer Bayern-Fahne. Und wie üblich machte „Miststück“, der Hit seiner alten Band MEGAHERZ, den Abschluss, dabei stieg der Frontmann in den Fotograben und hielt den Fans das Mikrofon zum Mitsingen vor die Nase. Fazit: EISBRECHER haben an diesem Nachmittag alles richtig gemacht.

15.55 (PAS) HACRIDE

HACRIDE aus Frankreich hatten die nicht ganz einfache Aufgabe in der mittäglichen Gluthitze ihren sperrigen Sound an die meist eher unvorbereiteten SUMMER BREEZE-Besucher zu bringen. Geboten wurde moderner Metal mit sehr technischer Ausrichtung der zudem noch mit düsteren atmosphärischen Parts versetzt wurde. Die Band wechselte pumpende Grooves mit trügerisch ruhigen Momenten ab nur um dann im nächsten Moment wieder zu explodieren. Die Protagonisten an Bass und Gitarre ließen ihre Matten ordentlich kreisen so dass zumindest ein kleines Lüftchen im stickigen Zelt wehte. Frontmann Samuel gab sich alle Mühe etwas Stimmung ins Zelt zu bringen, was ihm leider nur im Ansatz gelang. Der vierte Tag des Festivals machte sich wohl auch in den Knochen und Schädeln der Zuhörer bemerkbar. An der Band kann es jedenfalls nicht gelegen haben, auch wenn ihr Sound vielleicht nicht unbedingt zum mittäglichen Sportprogramm animiert, sondern eher schwer im Magen lag.

15.15 (PS) LEAVES EYES

Wie bestellt hatte sich, pünktlich zum Auftritt von LEAVES EYES, die Sonne komplett von der Bühne der Pain Stage verzogen, so dass sich die hellhäutige Sängerin Liv Kristin keine Sorge um ihren blassen Teint machen musste, als sie in einem ausladenden Kleid samt wohl an die zwei Meter langer Schleppe zu ihren hochmotivierten Bandkollegen stieß, die bereits vor ihr ins Set gestartet waren. Für die derberen Shouts hat sie bei dieser Band ja ihren Mann Alex Krull an ihrer Seite, den man, wie auch den Gitarristen, ja von Atrocity kennt. Den Heimspielcharakter unterstrich der langmähnige Krull dann auch bei einer seiner Ansagen. Liv schraubte sich in den Songs in sonst in diesen Tagen eher selten gehörte Höhen und zeigte sich auch sonst makellos und bedankte sich sogar bei den Zuschauern fürs Durchhalten und Mitgehen bei diesen extremen Temperaturen. Die größte Begeisterung löste dann auch der erneute Schlaucheinsatz der Security aus – was nicht heißen soll, dass die Zuschauer die Band nicht abfeierten – ganz im Gegenteil. Alex Krull erweis sich als smarter Massenanimateur und rief u.a. einen Wettbewerb zwischen dem englischen Publikum, vor dem die Band ihre vorherige Show gespielt hat, und dem SUMMER BREEZE-Publikum aus. Den Bühnenhintergrund schmückte ein ausladendes Backdrop und die fehlende Backline wurde durch Aufsteller neben dem Schlagzeug kaschiert. Der letzte Song war dann „Froyas Theme“ bevor der Auftritt mit dem Outro „Mot Fjorne Land“ zu Ende ging.

15.00 (PAS) FEJD

FEJD aus Schweden starteten im Zelt mit einer Mixtur aus schwedischer Folklore und Rock, wie man sie sonst wohl eher auf Mittelaltermärkten erwarten würde. Ein paar Interessierte hatten sich bereits zu Beginn der Show im Zelt eingefunden. Und im Laufe des Sets sollten es nach und nach immer mehr werden. Interessant bei FEJD war vor allem die Instrumentierung, neben Bass, Schlagzeug und Keyboard hatten sie eine Moraharpa, eine Mischung aus Laute und Geige, sowie eine Bouzouki, ein eigentlich traditionell griechisches Saiteninstrument. Eine E-Gitarre suchte man dagegen vergebens. Die Songs waren komplett in Schwedisch gehalten, und so dürfte sich das Material wohl den wenigsten Anwesenden über die Textaussagen erschlossen haben. Die Stimmung im Zelt war zwar anfangs eher verhalten, im Lauf des Auftritts ließen sich aber immer mehr Fans anstecken und es wurde bald ausgiebig geklatscht und getanzt.

14.25 (MS) FREI.WILD

Dass es bei den Südtirolern trotz einiger im Vorfeld kontrovers diskutierter Meinungsbilder um den gebotenen Deutschrock rappelvoll sein würde, war zu erwarten. Pünktlich zur besten Nachmittagszeit betraten FREI.WILD unter brausendem Applaus die Bühne und eröffneten schon früh an diesem Samstag den Reigen jener Bands, deren Texte lauthals mitgegrölt wurden. Der komplette Bühnenbereich war während des Sets in Bewegung und so einige Fans durften sich nach einem Flug über die Mengen und der anschließenden Landung im Graben wieder zufrieden hinten anstellen. Die Stimmung erreichte schon nach wenigen Songs Ihren Siedepunkt und kühlte auch bis zum Schluss nicht merklich ab. Dafür sorgten die Wilden mit einer Mischung aus Party erprobten Gassenhauern und frischen Rocknummern, die vom Publikum förmlich aufgesogen wurden. Am Ende des Sets stand schließlich eine vereinte Masse und versüßten FREI.WILD den Weg von Bühne mit lange nachhallenden Zugaberufen. FREI.WILD waren an diesem letzten Festivaltag noch mal eine Dose Energy Drink für das teils doch deutlich geschundene Publikum.

13.35 (PS) PSYCHOPUNCH

Es gibt Bands, die ihren Stil gefunden haben. Das sind Bands, die keine Experimente mehr machen müssen. Namen, die einem da spontan einfallen, sind vielleicht BOLT THROWER, BAD RELIGION oder AC/DC, und eben auch PSYCHOPUNCH. Auf dem SUMMER BREEZE sind die Schweden immer wieder eine Bank und auch in diesem Jahr rockten JM, Joey & Co. die Pain Stage in gewohnt souveräner Manier. Im schwermetallischen Reigen der beiden großen Bühnen waren die rotzrockigen Nummern wie ein Gläschen Kräuterlikör zwischen den Bieren oder ein gepflegter Rülpser am Mittagstisch. Mit schmissigen Nummern der Marke „Misunderstood“, „Overrated“ oder dem immer wieder gern gehörten ABBA-Cover „SOS“ hatten die Punkrocker alle Anwesenden auf ihrer Seite und überzeugten durch eine enorme Spielfreude. Dass Joey, wandelnde Minibar und mutmaßlich linker siamesischer Zwilling von Keith Richards, noch immer lässige Soli aus dem Ärmel schüttelt, grenzt an ein medizinisches Wunder. Aber auch der Rest der Band wusste mit den ihr entgegen gebrachten Sympathien blendend umzugehen. Haushalten mussten sie damit nicht, denn Alarm war vor der Pain Stage bis zur letzten Minute.

12.50 (MS) VAN CANTO

Die Heavy Metal A Capella Truppe von VAN CANTO war offensichtlich für viele das erste Highlight des noch jungen Tages, denn der Platz vor der Mainstage war tatsächlich erstmals an diesem Tag komplett gefüllt. Und ungewöhnlich ist das Gebräu des Sechser-Packs ja schon. Keine Gitarren, keine Verzerrer, keine riesen Türme von Amps nur pure Stimmgewalt und ein Drummer, der dermaßen auf die Felle eindrischt, dass man es fast mit der Angst bekommt. Die Sänger singen dabei alle Instrumente, die sonst gespielt werden. Hinzu kommen noch die markanten Organe von Philip Dennis „Sly“ Schunke und seinem weiblichen Pendant Inga Scharf (sic!) an den Lead-Stimmen. Neben einigen eigenen Nummern wurden gerne Metal-Klassiker wie METALLICAs „Master Of Puppets“ (in einer gekürzten Version) und IRON MAIDENs „Fear Of The Dark“ zum Besten gegeben. Natürlich sang der gesamte Platz lauthals mit, während die Band ständig in Bewegung war, dabei bestimmt einen Halbmarathon zurücklegte und einfach nur noch platt war von den äußerst positiven Reaktionen des Publikums. VAN CANTO waren die ersten großen Abräumer des Tages.

12.10 (PS) UNDERTOW

Weiter ging es auf der Pains Sage mit einem immer wieder gern gesehen Gast auf dem SUMMER BREEZE: UNDERTOW. Mit ihrem neuen, von Fachpresse, als auch Fans hochgelobtem Album „Don’t Pray To The Ashes“ im Rücken und einem Backkatalog der viele Jahre zurückreicht und einige hervorragende Nummern hervorgebracht hat, konnte das Dreigestirn aus dem Vollen schöpfen. Gewohnt sympathisch führte Sänger Joschi durch die Setlist, die mit dem aggressiven „Bitter Taste“ begann bevor „Crawler“ ruppig das Energielevel anhob. Dieses blieb auch weiterhin über „Threedouble Chime“ und „Ashtray Memories“ hoch während die sägende Hitze der Crowd zu schaffen machte. Aber genau im richtigen Moment schob sich bei „Smoke Garden“, einem der langsameren, doomigeren Songs, eine Wolke vor die Sonne und erzeugte so, wie bestellt, genau die richtige Stimmung. Zum krönenden Abschluss kam Björn Goosses, seines Zeichens THE VERY END- und ehemals NIGHT IN GALES-Sänger, zu „Stomping Out Ignorance“ auf die Bühne und bereitete dem ohnehin schon starken Auftritt der Süddeutschen ein gebührendes Ende.

11.35 (MS) THE FORESHADOWING

Als zweite Band des letzten Festival-Tages enterten die italienischen Goth/Doom Metaller THE FORESHADOWING die Hauptbühne. Das Publikum war zu dieser Zeit nur sehr spärlich erschienen, die Meisten schlenderten sehr gemächlich Richtung Bühne, und der schleppende, depressive Sound war vielleicht nicht der passendste Weckruf und Einstieg in diesen brütend heißen Tag. Doch die Italiener gaben sich bemüht und gut aufgelegt. Zwar ging durch das Tageslicht ein gutes Pfund Atmosphäre verloren, die sie in einem Club entfacht hätten, aber die Stücke funktionierten auch so ziemlich gut. Gerade der Titeltrack des aktuellen Albums „Oionos“ entpuppte sich als echter Ohrwurm. Sänger Marco Benevento war hervorragend bei Stimme, seine Musiker bestens eingespielt und auch das geneigte Publikum merkte langsam, dass es sich lohnte beide Ohren zu spitzen und strömte nun zahlreicher auf das Gelände. Für Kurzweile sorgte die halbe Stunde Spielzeit von THE FORESHADOWING allemal.