10.00 Dewanger Turmbläser @ Weisswurstfrühstück

Da dem SUMMER BREEZE natürlich auch traditionsbewusste Metalheads am Herzen liegen, darf selbstverständlich das grandiose Weißwurstfrühstück nicht fehlen – und schließlich befinden wir uns ja auf fränkisch/bayerischem Boden. Schon früh warten die hungrigen Festivalgäste darauf, mit dem bayerischen Schmankerl schlechthin den Tag zu beginnen. Dazu sorgen die DEWANGER TURMBLÄSER mit ihrer zünftigen Blasmusik für ausgelassene und adäquat Stimmung. Das Quintett ist maßgeblich für die gemütliche Atmosphäre im Frühstückszelt verantwortlich. Den Anwesenden jedenfalls gefällt es außerordentlich gut und Hunger muss hier definitiv niemanden leiden, denn für konstanten Nachschub der Köstlichkeiten war ausreichend gesorgt. Die Aussicht auf leckere Weißwürste, knusprige Brezen und süßen Senf lockt den ganzen Vormittag Jung und Alt an, immerhin ist der bayerische Klassiker wohl auch ein ausgezeichnetes Katerfrühstück. Man sah aber auch viele, die sich bei den Temperaturen eher auf Wassereis konzentrierten – ganz ohne süßen Senf!

11.00 Sirenia

Anstelle eines eher sanften Einstiegs in den Tag, eröffneten SIRENIA das Programm auf der Main Stage mit der vollen Ladung an symphonischem Breitwand-Bombast. Die Truppe um den norwegischen Bandkopf Morten Veland präsentierte epische Melodien, großen Pathos und einen scharfen Kontrast zwischen melodischem Frauengesang und männlich-harschen Growls. Der Vergleich zu Female-Fronted-Größen wie Nightwish, Within Temptation und insbesondere Epica lag da natürlich nahe und die gar nicht mal so kleine Herausforderung, auf diesem bereits intensiv bestellten Feld das eigene Pflänzchen zu voller Blüte zu bringen. SIRENIA zeigten sich routiniert und leisteten sich keinerlei Patzer. So trieb die Band allen Frühaufstehern nachdrücklich den Schlaf aus und brachte Bewegung in die Zuschauermenge. Und wo sich zu Anfang noch die eine oder andere Disharmonie eingeschlichen haben mochte, groovten sich Musiker und Fans immer stärker aufeinander ein, bis die Show in der finalen Gänsehaut-Granate „The Other Side“ kulminierte.

11.55 Pro-Pain

Das chorale Intro hätte auch gut zu einer Epic Metal-Band gepasst. Doch stattdessen enterten PRO-PAIN die Bühne. Gary Meskil und seine Truppe lieferten auf der Main Stage mit ihrem metallischen Hardcore ein starkes Kontrastprogramm zu den vorangegangenen SERENIA. Mit einem fetten Sound und noch fetteren Grooves brachten PRO-PAIN das SUMMER BREEZE trotz früher Stunde souverän zum Kochen. Seit 1992 ist die Band das Äquivalent eines Schweizer Uhrwerks, von der Urbesetzung ist nur noch der Fronter an Bord, aber am Trademark-Sound hat sich nichts geändert. Fäuste wurden in die Luft gestreckt und auch die Mosh-Fraktion ließ nicht lange auf sich warten. Vor „Shape Of Things To Come“ forderte Meskil den ersten Circle Pit des Tages und das Publikum kam dem ohne Umschweife nach. Ansonsten hielt er sich mit Ansagen eher zurück und ließ die Musik für sich sprechen. Die Setlist ließ den Fans dabei keinerlei Verschnaufpausen. PRO-PAIN ließen Nackenbrecher auf Nackenbrecher folgen. Nach dieser energiegeladenen Dreiviertelstunde war das Festival definitiv wach.

12.00 Nervosa

Schon bevor NERVOSA die Bühne überhaupt betreten hatten, rief das Publikum schon lauthals ihren Bandnamen. Auch eine brasilianische Flagge, die über den Wellenbrecher hing, ließ erahnen, dass die Band bereits sehnlichst erwartet wurde. Sängerin Fernanda Lira ließ erst mal einen Eröffnungsschrei los, bevor dann auch die Instrumente losbretterten. Mal schnell und modern, mal etwas langsamer und mehr Old School, arbeiteten sich die Thrasherinnen dann durch ein Set von immerhin elf Songs. Nur zu dritt auf der großen Bühne ließen sie die Interaktion untereinander und vor allem mit dem Publikum dabei nicht zu kurz kommen. Mit nur einer Gitarre gelang ihnen trotzdem ein dichter und druckvoller Sound, der zusammen mit den mächtigen Drums geradezu dampfwalzenartig über das SUMMER BREEZE-Publikum hinwegrollte. Gegen Ende mussten alle Grabenschlampen an die Front, denn die Zahl der Crowdsurfer, die sich geschickt um den staubigen Circle Pit herummanövrieren ließen, wuchs doch recht beachtlich an. Da passte es besonders gut, dass NERVOSA ihr Set mit „Into Moshpit“ beendeten.

12.45 Venues

Dinkelsbühl liegt ja nicht besonders weit von Stuttgart entfernt, da kann man schon mal auf eine halbe Stunde Musikmachen und das eine oder andere Kaltgetränk vorbeischauen. Eine Einladung zum letzteren sprachen VENUES aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt gegen Ende ihres Auftritts aus und nicht wenige dürften ihr daraufhin gefolgt sein. Gerammelt voll war es auf dem Platz, als VENUES den Donnerstag auf der Camel Stage eröffneten und das lag wohl nicht nur am schattenspendenden Dach. Bei hochsommerlichen Temperaturen konnte das Sextett zwar keine große Bewegung im Pit entfachen, der mehr als ordentliche Applaus zwischen den Songs und eine beachtliche Laufkundschaft legten aber nahe, dass ihr moderner Alternative-Metal mit leichter Core-Schlagseite bei so einigen Besuchern auf mächtig Gegenliebe stieß. Insbesondere Robin als Shouter und Nyves mit ihrem Klargesang bildeten in bester Engel-Teufel-Manier die beiden Fixpunkte. Nicht schlecht für einen ersten Gig auf dem SUMMER BREEZE, der so früh am Tag eine nicht zu erwartende Resonanz nach sich zog.

12.50 Backyard Babies

Um kurz nach High Noon enterte die skandinavische Rock ‘n’ Roll-Maschine BACKYARD BABIES, bereits gut mit Plastikbecher-Rotwein und Dosenbier geölt, die Main Stage. Nach dem amtlichen Hardcore-Abriss von PRO-PAIN lag es an ihnen, den langsam abfließenden Zuschauerstrom mit einer gutgelaunten Portion breitbeinigem Skandi-Rock wieder in Richtung Hauptbühne zu ziehen. Eine Herausforderung, die der hochmotivierte Vierer von Beginn an mit einem rotzigen Set und viel Attitüde annahm. Die Pits wichen dem Tanzbein, die gereckte Faust dem mitgesungenen Chorus. Mit „Brand New Hate“ präsentierte man schon früh einen Fan-Favoriten, nur um kurz darauf auch neues Material auf Live-Tauglichkeit zu testen. Im Publikum blickte man alsbald in viele strahlende Gesichter auf noch mehr Rock-geschüttelten Körpern. Die noch etwas lichten Reihen ließen sich sicherlich auch mit dem frühen Slot und der zu dieser Stunde schon einigermaßen erbarmungslos brennenden Sonne erklären. Mit dem Überhit „Minus Celsius“ und „Look At You“ fand jedenfalls ein so spaßiger wie professioneller Auftritt der BACKYARD BABIES ein Ende, der gut Lust machte, die Band demnächst auch noch einmal auf einer garantiert schweißtreibenden Club-Tour zu besuchen.

13.15 Malevolence

Die Briten von MALEVOLENCE holten noch mehr Sommer auf das diesjährige SUMMER BREEZE – zumindest wenn es um ihre optische Erscheinung geht. Mit Hawaiihemd und bunten Badeshorts tobten sie auf die Bühne und gaben ihrem Outfit mit weißen Tennissocken noch den letzten Schliff. Alles an ihnen schrie unter strahlend blauem Himmel: Thrashmetal! Es verging kein ganzer Song, bevor sich ein Großteil der versammelten Menge bereits zu einem ersten Circlepit hinreißen ließ. Zu Gangshouts und alles zermalmendem drückendem Bass gab es ordentlich auf die Mütze! Der massive Bass entpuppte sich überdies auch schnell als Markenzeichen der Band: mit einer harten musikalischen Vollbremsung zog es den Oberkörper wie von selbst in Richtung Boden und ließ erst wieder von einem ab, als der Bass allmählich verklang. Das Ganze wiederholte sich entweder inmitten der Titel oder hinterher. Ein Geburtstagsständchen gab es neben reger Anteilnahme am Konzert vom Publikum noch obendrauf. MALEVOLENCE haben mit viel Groove und Leidenschaft alles gegeben und sicherlich so manchen Nacken gebrochen!

13.45 Orden Ogan

Ein ungewohnter Anblick bei ORDEN OGAN: Frontsympath Sebastian „Seeb“ Levermann enterte die Bühne nur mit einem Mikrofon bewaffnet und beschränkte sich komplett auf den Gesang. Wieviel von der Geschichte von seinem heldenhaften Kampf mit einem zugedrogten Junkie wirklich der Wahrheit entsprach, die er nach der Show zum Besten gab, bleibt unklar – Fakt ist, dass er sich den Daumen gebrochen hatte und seine Sechssaitige an Bandkollegen Niels weiterreichte, dessen Bassspuren dafür aus der Konserve eingespielt werden mussten. Doch wer braucht schon Bassisten, bei den Kollegen von POWERWOLF geht es immerhin auch ohne. Trotz der ungewohnten Konstellation überzeugten ORDEN OGAN auch bei ihrem zweiten Gastspiel auf dem SUMMER BREEZE. Das Wild-West-Konzept ihres aktuellen Albums „Gunmen“ passte ohnehin hervorragend zur seit Wochen anhaltenden Sommerhitze, die das komplette Festivalgelände in eine staubige Prärielandschaft verwandelt hatte. So waren auch die langen Ledermäntel sicherlich besser gewählt als die endzeitlichen Autoreifen-Recycling-Outfits ihres 2013er Summer-Breeze-Debüts, wenngleich die Musiker im Laufe ihres engagierten Sets auch in diesem Jahr ordentlich ins Schwitzen kamen. So gelang es ihnen mühelos, die vielköpfige Zuschauerschar dazu zu bringen, die opulenten Background-Chorgesänge der bekannten Bandhymnen zu übernehmen. Von „New Shores Of Sadness“ über das Monkey-Island-Gedächtnis-Shanty „We Are Pirates“ bis hin zu den „Cold, Dead and Gone“-Shouts im finalen „Things We Believe In“ erwies sich die Menge als erfreulich sangeskräftig und textsicher. Unter dem Strich also ein höchst erfolgreicher Auftritt der Sauerländer, bei dem sich Sänger Seeb so sehr über seine gewonnene Bewegungsfreiheit freute, dass er ernsthaft in Erwägung zog, seine Gitarre zukünftig gar nicht mehr selbst auf die Bühne mitzunehmen.

14.00 Forever Still

Angeführt von Powerfrau Maja Shining strahlten FOREVER STILL schon zu Beginn ihrer Show jede Menge Selbstbewusstsein aus. Shining packte auch zu jedem Song die ganz großen Rockstar-Gesten aus. Trotz einer überwiegend energiereichen Performance lockerten FOREVER STILL ihr Set immer mal wieder mit atmosphärischen Stücken auf. Die hier verbreitete Melancholie kam beim Publikum gut an, das ausnahmslos jeden Song mit großem Applaus würdigte. Für die dänische Band war es das erste Mal auf dem SUMMER BREEZE. Um das gebührend zu feiern, hatten FOREVER STILL mit „Survive“ einen brandneuen Song von ihrem kommenden zweiten Studioalbum im Gepäck. Die Fans nahmen diese Geste dankend an. „Survive“ war gemessen am Applaus wohl das Highlight des Sets. Trotzdem ging weder Band noch Zuschauern zum Ende hin die Luft aus. Beim abschließenden Song-Doppel aus „Miss Madness“ und „Rewind“ gaben beide Parteien noch einmal Vollgas.

14.00 Bembers

Der bayrische und damit hier heimische Stand-up-Comedian BEMBERS begann seinen Auftritt ganz zur Schande seiner Zunft im Sitzen! Das hielt aber nicht lange an, denn wenig später ging es natürlich im Stehen – so, wie es sich gehört – weiter. Nach einer kurzen Begrüßung führte er das Publikum durch einen Querschnitt der Nürnberger Südstadt-Regionalkultur. Diese scheint hauptsächlich aus Kampfhundebesitzern, schlechten Tätowierern und Nasenschleimakrobaten zu bestehen, denn es waren vorwiegend solche Gestalten, denen wir bei dieser Milieustudie begegneten. Doch auch über die Schattenseiten des Erfolges wusste BEMBERS zu berichten. Da stelle man sich doch mal vor, man wisse nicht mehr, wohin mit dem ganzen Geld! Seine Lösung: ein begehbarer – nein, noch besser, befahrbarer – Kühlschrank. Man kann bedenkenlos annehmen, dass es einen solchen bei ihm zu Hause wirklich gibt. So detailreich, wie er ihn und sein dazugehöriges Schneemobil beschrieb, besteht daran kein Zweifel. Dem SUMMER BREEZE-Publikum gefiel es jedenfalls sichtlich und viele schienen auch den ein oder anderen Zeitgenossen in den Erzählungen wiederzuerkennen.

14.30 Exhorder

Die Band aus New Orleans veröffentlichte Anfang der 90er zwei ebenso legendäre wie wegweisende Alben, die einen Stil definierten mit dem andere Bands, wie z.B. Pantera und Machine Head, richtig groß wurden. EXHORDER konnten die verdiente Ernte für ihr Vorreiten leider nie einfahren – denn sie lösten sich bereits 1993 auf. Seit ein paar Jahren sind sie aber wieder live aktiv und ein neues Album ist für 2019 geplant. Neues Material haben sie noch nicht gespielt, dabei brillierten sie aber mit einem Best Of-Set, das sich gewaschen hatte. Besonders beeindruckend war dabei die schiere Präzision der beiden Gitarristen und allen voran des Drummers Chris Nail – im Prinzip war die gesamte Band die Mensch-gewordene Definition des Wortes Spielfreude. Fronter Kyle Thomas war das souveräne Zentrum der Show, plauderte munter mit der konstant wachsenden Zuschauermenge, fand aber auch Zeit für ernstere Themen. So widmete er „(Cadence Of) The Drige“ den kürzlich verstorbenen Freunden Bret Hoffman und Ralph Santolla.

14.55 Jasta

Ob mit Hatebreed oder seiner Solo-Kapelle: Jamey Jasta ist mittlerweile ein gern gesehener Stammgast auf dem SUMMER BREEZE. Dieses Jahr zog es die Hardcore-Legende wieder als JASTA nach Dinkelsbühl und wie bei seinen früheren Jasta & Friends-Ausflügen hatte er auch heute wieder eine Riege illustrer Gastmusiker an Bord, mit denen er durch ein bunt gemischtes Programm führte. Die als aufstrebenden Death Metaller vorgestellten Uncured gaben die Backing-Band zum Hatebreed-Abriss “Destroy Everything”, Howard Jones, den man sich bei dieser Gesangsleistung sofort zu Killswitch Engage zurück wünschte, lieh seine Stimme “Chasing Ghosts” sowie bei Fear Factorys “Body Hammer”, wobei sich sowohl hier als auch bei “Edgecrusher” und “Replica” Dino Cazares die Ehre an der Klampfe gab. Richtig dicke Eier wuchsen der Show und vor allem dem Sound aber erst, als der “Beard Of Doom” Kirk Windstein von Crowbar und Ex-Down ins Geschehen eingriff. Als müsste der Altmeister seine Gitarre nur angucken, trümmerten JASTA in der zweiten Hälfte ihres Sets mit Songs von Kingdom Of Sorrow, Crowbar und Down alles dem Erdboden gleich. Zum Abschluss hatte JASTA dann sogar noch eine Überraschung parat: Kyle Thomas, der mit seinen Thrashern EXHORDER wenige Minuten vorher die T-Stage bearbeitete, gab den Anselmo und übernahm den kompletten Vocal-Part von “Bury Me In Smoke”. Da blieb Jamey Jasta selbst nur die Rolle des Kameramanns, der mit Handy in der Hand und breitem Grinsen im Gesicht die letzten Minuten des Gigs dokumentierte.

15.15 Stillbirth

Mit quietsch grünen STILLBIRTH-Badeshorts enterte die gleichnamige Band ein einigermaßen schattiges Bühnenzelt. Jedes Fleckchen, das überdacht blieb, wurde dankbar angenommen und in der nachmittäglichen Bullenhitze regte sich noch einiges: Nachdem der Bassist der Gruppe das Wort an sich gerissen und zwischen den Songs jeweils drei CDs des neuen Albums “Annihilation Of Mankind“ ins Publikum geworfen hatte, verloren sich die Gesichter vor der Bühne im staubigen Circle Pit. Die musikalische Untermalung dazu lieferten STILLBIRTH mit einem langsamen massiven Beat und Grindcore-typischen gutturalen Vocals. Ergänzt wurde das Set später vom befreundetem Gastsänger Kevin Petersen (Acranius), der dem Auditorium noch mehr einheizte. Die Ansagen wechselten von Englisch zu Deutsch und zu “Beating Pacifists“ wurden stilecht schwarze Klobürsten in die Luft gereckt, als ein weiterer staubiger Pit losbrach. Alles in allem ein gelungener Auftritt!

 

15.45 Obscura

Betont schlicht in schwarzen Longsleeves gekleidet betraten OBSCURA die komplett im Artwork des neuen Albums „Diluvium“ dekorierte Bühne – ganz so, als lautete die Botschaft dahinter: „Unsere Musik steht im Vordergrund“. Dennoch wurden die vier Musiker der bayerischen Progressive/Tech Death-Institution bereits mit Jubel empfangen und revanchierten sich für diese Vorschusslorbeeren im Laufe des Gigs mit unerwarteter Lockerheit. Natürlich sind die Songs technisch versiert und keine einfache Kost, und während mancher Breaks verloren manche Zuschauer offenkundig die Übersicht. Die Band konterte dies aber in den passenden Momenten mit rhythmischen Anfeuerungen, und die Menge hatte sichtlich Bock auf die vertrackten und mit spieltechnischen Schmankerln garnierten Stücke. Vor allem bei den von Tappings durchsetzten Soli von Gitarrist Rafel Trujillo senkte sich bei vielen im Publikum die Kinnlade mächtig gen Boden. Mit „Anticosmic Overload“ hatten OBSCURA aber auch vergleichsweise eingängigen Stoff im Set. Und das abschließende „Centric Flow“ improvisierten die Bayern souverän bis zur letzten Minute des Sets, wobei Frontmann Steffen Kummerer und Bassist Linus Klausenitzer um die Wette posten. Übrigens: Die Jungs sind bei allem Erfolg auch noch Fans geblieben und kündigten an, beim Gig von CANNIBAL CORPSE im Publikum zu stehen. Sympathisch.

16.00 Tragedy Of Mine

Der glühenden Nachmittagshitze zum Trotz haben sich doch einige Fans an der Ficken Party Stage eingefunden, um einen der heißesten Newcomer der deutschen Melodic Death Metal-Szene zu bejubeln. TRAGEDY OF MINE kombinieren erbarmungslose Riffs, fettes Drumming und dunkle Growls mit ausgefeilten Melodien, schnellen Soli und einer ordentlichen Portion „Fuck it all“-Attitüde. Kein Wunder also, dass die fünf Jungs aus Osnabrück mit bösartig-brutalen Brettern wie „Warrior’s Curse“ und „My Own Hell“ die Bühne beinahe in Schutt und Asche legten. Gleichzeitig achtete das Quintett stets darauf, das Publikum immer und immer wieder zur gnadenlosen Eskalation zu animieren. Nahezu keine Mähne blieb an diesem Nachmittag ungeschüttelt, schließlich sind Songs wie „Built To Resist“ absolute Headbang-Hymnen, die nicht nur mächtig Lust auf mehr machten, sondern auch bewiesen, dass gerade kleinere Bands auf dem Summer Breeze immer einen Besuch wert sind.

16.05 Schandmaul

Für einen angenehmen Farbklecks am Nachmittag sorgten die deutschen Folk-Rock-Urgesteine SCHANDMAUL. Einen offiziellen Ersatz für Geigerin Anna Kränzlein hatte die Band zwar noch nicht gefunden, bildete jedoch auch mit den „Ersatzspielerinnen“ eine bestens aufeinander eingespielte Einheit, die ihren Spaß am eigenen musikalischen Wirken ungebremst an die treue Fanschar weitergab. Mit ihrer Version der Geschichte vom „Brandner Kaspar“ eröffnete die Band den illustren Liederreigen und zeigte eindrucksvoll, wie schön Volksmusik sein könnte, wenn man nur mal den ganzen schunkeligen Heimatkitsch über Bord wirft. Die weitere Setlist präsentierte einen Streifzug durch 20 Jahre Bandgeschichte, von Klassikern wie „Vogelfrei“ und „Walpurgisnacht“ bis hin zum Titelsong des jüngsten Albums „Leuchtfeuer“. Besonders bemerkenswert waren dabei sicherlich die leider auch anno 2018 nicht an Aktualität verlierende Anti-Nazi-Hymne „Bunt und nicht Braun“ und das den Härtegrad abrupt nach oben ziehende „Krieger“. Für ungebremsten Spaß sorgte dagegen das launige Trinklied „Der Teufel…“, bei dem die Aktivierspielchen des in Ehren ergrauten Frontmannes Thomas Lindner mit der „Zombieslowmotion“ ihren Höhepunkt erreichten. SCHANDMAULs romantische Seite kehrte dagegen die Rausschmeißer-Ballade „Dein Anblick“ nach außen, bei der sich sicherlich auch der ein oder andere harte Bursche verstohlen ein Tränchen aus den Augenwinkeln gewischt haben dürfte.

16.30 Necrotted

Wer trotz der sommerlichen Nachmittagshitze mächtig Lust auf brachialen Abriss hatte, der war bei NECROTTED aber sowas von richtig. Von der ersten Sekunde an ballerten die sechs Abtsgmünder ihren explosiven Mix aus brutalen Riffs, ohrenbetäubendem Drumming und bösartigen Vocals in Richtung der begeisterten Crowd. Death Metal-Enthusiasten und Freunde härterer Klänge kamen bei Nackenbrechern wie „Worldwide“ oder „No War But Class War“ gleichermaßen auf ihre Kosten und bedankten sich beim schwermetallischen Sextett, indem sie einen Circle Pit nach dem anderen eröffneten, ohne Rücksicht auf Verluste moshten und crowdsurften, als gäbe es kein Morgen. NECROTTED selber spielten sich unbeirrt in einen Rausch und setzen die Messlatte für nachfolgende Bands unglaublich hoch. Alle Anwesenden werden diese Grenzerfahrung wohl nicht so schnell vergessen und in den nächsten Tagen definitiv noch in den Knochen und vor allem im Nacken spüren. Dass die Camel Stage nach „Confiscation Day“ überhaupt noch stand, grenzt angesichts der gnadenlosen Death Metal-Zerstörung schon an ein Wunder.

17.00 Night Laser

Besuch aus dem hohen Norden kündigte sich in der vorabendlich dünn besetzten Party-Area rund um die Ficken Party Stage an. Wer jetzt an eine skandinavische Black Metal-Combo denkt, liegt ganz knapp daneben. Spandex, Cowboystiefel, Leder und Nieten dominierten das Bühnenbild als NIGHT LASER ihrem Publikum 80er Jahre Sleaze Rock zu Gehör brachten. Auch in den ersten Reihen waren Glitzer und Bandanas keine Seltenheit. Die Hamburger vollzogen mit ihrer klassischen Glam-Darbietung eine Zeitreise in ein Jahrzehnt, in der die Hosen so tight waren wie die Gesangsleistung der prägenden Bands im Allgemeinen. Nach einer kurzen Aufwärmphase taute auch die Zuhörerschaft auf und ließ die frisch frisierten Haare fliegen. Mit trockenen, typisch hanseatischen Ansagen forderte Frontmann Benno zwischendurch auch Vorbeiziehende auf, der Fete beizuwohnen. NIGHTLASER phaserten sich in einer halben Stunde quer durch ihr Debut “Laserhead“ und ließen dabei keinen Stiefel still stehen.

17.00 Municipal Waste

MUNICIPAL WASTE sind nicht gerade für langsame Songs bekannt. Trotzdem fragte Tony Foresta nach dem zweiten Song: „Do you want something faster?“ Anschließend trat die Band mit „You’re Cut Off“ das Gaspedal dann auch ordentlich durch. Neben solchen Partykrachern gaben sich MUNICIPAL WASTE aber auch wie gewohnt als politische Band. „Fuck Racism and fuck rich white people, who want to take over the world“, war die klare Ansage vor „I Want To Kill The President“. Doch auch den Rest der Zeit nutzte Foresta jede Chance, um mit den Fans zu kommunizieren. Überraschend war dafür der Titelsong des letzten Albums „Slime And Punishment“. Hier sollte das Publikum zum einzigen Mal während der Show explizit keinen Circle Pit starten. Stattdessen wurden Fäuste in die Luft gereckt und die Köpfe ordentlich durchgeschüttelt. Mit dem obligatorischen „Born To Party“ setzte die Band einen brachialen Schlusspunkt.

17.20 Alestorm

Oh Wow! ALESTORM hatten ihre Bananenente wohl satt, die ihr Backdrop seit einiger Zeit bestimmt hat. Stattdessen hat jetzt ein urlaubsreifes Krokodil vor tropischer Kulisse den Hintergrund der Schotten eingenommen, die sich diesbezüglich jedoch nichts anmerken ließen; nicht, dass die Scottish Pirate Metaller jemals großen Wert auf Theatralik gelegt hätten. Zwischen Drumkit und Keyboard nahm wie bereits bekannt eine riesige, aufblasbare Ente platz, die nur darauf wartete, bei „Drink“ ins Publikum geworfen zu werden. Doch schon weit vor Beginn der eigentlichen Show begann die  Crowd bereits, mächtig Stimmung zu machen. Und mit „Keelhauled“ schickten die Schotten nach Betreten der Bühne dann auch einen ihrer ganz großen Gassenhauer als Dosenöffner ins Publikum, mit dem sie dieses sogleich im Sturm eroberten. Von hier an gestaltete sich der Auftritt von ALESTORM im Grunde wie ein alter Piratenhut: bekannt und doch ikonisch und adrett, für das Publikum vor allem extrem spaßig und schweißtreibend. Und wer nicht mitmachte, wurde Kiel holen geschickt. Mit ’ner Buddel voll Rum und einem beherzten Yo-Ho-Ho auf den Lippen, versteht sich. Aber selbst das ist bei ALESTORM mittlerweile Standard. Die Piraten-Party kochte gewaltig, inklusive der Ruder-Choreo des Publikums zu „Nancy The Tavern Wench“ und den ubiquitären Crowdsurfern, die praktisch ständig in Richtung Bühne durchgereicht worden sind. Richtig viel Betrieb herrschte vor der Hauptbühne, ein für ALESTORM fast schon gewohntes Bild, dass die Schotten wie gewohnt mit einem unterhaltsamen Set einfingen. Sitzt, passt, wackelt, hat Luft. Und machte nicht zuletzt auch wegen der geißenden Hitze im Infield eine Menge Durst auf kühles Bier. Allein hierin enttäuschten ALESTORM, die ihrem buchstäblichen Namen nicht gerecht werden konnten, aber das ist nichts, was die mobilen Verkäufer von Hopfenkaltschalen nicht in den Griff bekommen hätten. Aber der musikalische Teil des Auftrittes war ein voller Piraten-Erfolg. In diesem Sinne ein dreifach donnerndes ARRRRRR.

17.45 Lüt

Lange Gesichter vor der Camel Stage: Die aus dem norwegischen Tromsø stammenden LÜT hatten mit Flugverspätung und Stau zu kämpfen und konnten erst eine Viertelstunde nach regulärem Showbeginn überhaupt die Bühne betreten – um in Windeseile ihr Equipment aufzubauen! Dankenswerterweise durften sie dafür unter Inkaufnahme einer kleinen Überschneidung mit dem Programm auf der T-Stage ihren Slot noch etwas verlängern, denn von dieser Wahnsinnsshow hätte man ohnehin gerne noch viel mehr gesehen. Obwohl nur wenige die punkig-wilde Rock-Melange des Sextetts auf dem Schirm hatten und sich der Publikumszuspruch daher in überschaubaren Grenzen hielt, zogen LÜT die Menge mühelos auf ihre Seite und hinterließen ausnahmslos begeisterte Gesichter. Möglicherweise hatten gerade die widrigen Umstände den Adrenalinlevel in die Höhe getrieben, in jedem Fall erspielten sich die Norweger mühelos den Titel des heißesten Newcomers auf dem diesjährigen SUMMER BREEZE. Bereits beim zweiten Song sprang Sänger Markus Danielsen Danjord von der Bühne hinab ins Publikum, wo er höchstpersönlich den sich bildenden Moshpit anführte und sich von Leuten, die von der Existenz seiner Band vermutlich erst anderthalb Songs zuvor erfahren hatten, auf Händen tragen ließ. So boten LÜT einem erlesenen Zuschauerkreis höchsten musikalischen Genuss und sollten hoffentlich nicht zum letzten Mal die Chance für einen Auftritt auf dem SUMMER BREEZE bekommen haben – das nächste Mal vielleicht ohne Verspätung auf der Main Stage?

18.00 Groovenom

Vor der Ficken Party Stage hatten sich noch keine riesigen Massen versammelt, als GROOVENOM am frühen Abend in ihr Set starteten. Obwohl sich gleichzeitig die ersten Headliner im Infield die Ehre gaben, verdreifachte sich das Publikum dann doch recht schnell, nachdem die Band ein paar Songs zum Besten gegeben hatte. Vielleicht lag es aber auch an der Abkühlung, die Sänger Sandro Geißler den Zuschauern mithilfe eines Super Soakers verpasste. Das sollte nicht der einzige Gag sein, den GROOVENOM sich für ihre Show ausgedacht hatten. Am besten kam zweifelsohne die Aktion an, bei der die Band mit vollen Händen Spielgeld ins Publikum warf. An sich nicht wirklich spektakulär, doch in diesem Fall gab es dafür am neben der Bühne gelegenen Merch eine CD für fünf „Dollar“. Mit ihrem Modern Death Pop animierten sie außerdem zu ausgiebigem Getanze. „Wo sind die Scooter-Fans?!“ war somit eine Ansage, die im Kontext der Show tatsächlich sehr viel Sinn ergab.

18.15 The Black Dahlia Murder

Gegen kurz nach sechs Uhr warf die T-Stage die ersten Schatten – höchste Zeit für überaus präzisen und bewegungsintensiven Melodic Death Metal US-amerikanischer Machart. THE BLACK DAHLIA MURDER gaben von der ersten Sekunde an Vollgas. Trevor Strnad, der wohl stolzeste Brillenträger des modernen Metals, machte den anfangs etwas schwach abgemischten Gesang einfach durch umso größeren Einsatz wett, während seine enorm tighte Instrumental-Truppe sich keine Verschnaufpause gönnte. Wenn es doch einmal langsamer wurde, waren die Crowdsurfer am Zug. Über weite Strecken machte jedoch ein beachtlicher Circle Pit den Bereich kurz vor dem Bühnengraben für solche nahezu unpassierbar. Zum vorletzten Song “Statutory Ape” forderte die Band allgemeines Muskel-Flexing in der Crowd, was zu einem so innovativen wie erheiternden Anblick inmitten des Geknüppels führte. Einziger Wermutstropfen blieb schließlich die Tatsache, dass THE BLACK DAHLIA MURDER die Bühne etwas zu vorzeitig verließen. Ein Zusatzsong wäre bei sechs verbleibenden Minuten sicherlich noch drin gewesen.

18.35 Eisbrecher

Auf der MAIN STAGE war nun Zeit für das Rundum-Sorglos-Paket in Sachen Entertainment, als Alexx „Der Checker“ Wesselsky und seine Mannen von EISBRECHER loslegten. Der charismatische Glatzkopf hatte seine Fans bereits nach wenigen Minuten im Griff. Als regelmäßiger SUMMER BREEZE-Gast hat sich zwischen Band und Festival mittlerweile eine innige Verbindung entwickelt. Dementsprechend textsicher zeigte sich das Publikum bei Songs aus allen Schaffensphasen der Band. Weiterhin bewies Wesselsky, dass er nicht auf auswendig gelerntes Gequatsche steht. Immer wieder griff er Situationen aus der Crowd auf. „Seht ihr den Rollstuhlfahrer hier vorne? Das ist Respekt! Davon könnten wir in unserer Gesellschaft viel mehr gebrauchen“, sagte er, als ein Rollstuhlfahrer bis zur letzten Barriere getragen wurde. Ein Fauxpas passierte dem gutgelaunten Sänger allerdings auch. In einem Song bezeichnete er die Anwesenden Damen als „Ladys of the Mera’Luna“. Einen Song später entschuldigte er sich für die Verwechslung: „Keine Sorge SUMMER BREEZE, ich weiß schon, wo wir hier sind. Die meiste Zeit über zumindest.“ Bei „1000 Nadeln“ stieg Wesselsky zu den Fans hinab in den Graben und ließ den Refrain von ihnen Singen. Eine Crowdsurferin konnte sich dann auch gleich noch eine innige Umarmung abholen. „Wir sehen uns dann gleich noch im Backstage“, scherzte der Checker. Hingucker der Show waren derweil die wechselnden Bühnenbilder. Für „Eiszeit“ schmissen sich EISBRECHER in dicke Wintermäntel. Zu „This Is Deutsch“ wiederum stellte sich Wesselsky hinter ein großes Rednerpult. Absolutes Highlight der Show war aber – wie immer bei EISBRECHER – der Überhit „Miststück“, den die Band heute in einer XXL-Version präsentierte.

19.00 Bloodred Hourglass

BLOODRED HOURGLASS sind so etwas wie die wilden, kleinen Brüder von Insomnium: Ihr Melodic Death Metal hat die melancholischen Momente, die wohl nur finnische Bands hervorbringen können. Gleichzeitig hat die Musik aber auch Thrash Metal- und Hardcore-Elemente, und das erklärt dann auch, warum die fünf Musiker das Publikum vor der Ficken Party Stage so heftig animieren konnten. Jedenfalls dauerte es nur bis zum dritten Song „The Last Of Us“, bis die Menge eine Wall Of Death mit anschließendem Moshpit bildete. Sänger Jarkko Koukonen war sichtlich beeindruckt, und als er auf seine Frage nach dem Befinden lauten Jubel erntete, fragte er erst einmal: „Wie viele von euch kennen uns?“ Als hier die Antwort fast einstimmig ausfiel, bekam der Sänger Plauderlaune und fragte die vielleicht 300 Köpfe zählende Menge nach jedem Song aus: „Wer hat ein Album von uns? Wer zwei? Wer alle drei?“ Die Anwesenden hatten jedenfalls Spaß bei den Songs der Finnen, ließen den Moshpit nicht mehr versiegen und feuerten die Band bis zum letzten Song an. Die musste heute übrigens beide Gitarristen ersetzen, und hätte es Sänger Jarkko nicht erzählt, hätte man das Fehlen der beiden etatmäßigen Sechssaiter kaum bemerkt. Beim letzten Song „Where The Sinners Crawl“ gab es vom Publikum noch einmal eine Wall Of Death-Zugabe, sogar ein paar Crowdsurfer und imposant laute Zugaberufe. BLOODRED HOURGLASS sind definitiv eine Band, die sich für größere Bühnen empfohlen hat.

19.00 Baest

BAEST trugen Shirts von Firespawn, Hecatomb und Death, also war von vornherein klar, wohin die Reise geht. Und wer nach den ersten Tönen von „Hecatomb“ immer noch eine Gedächtnisstütze brauchte, dem gab Fronter Simon Olsen mit dem Blow-Gedächtnisschnauzer freiwillig einen Tipp: „We are BAEST und we are here to kill you. This is your last concert. Ever!“. Sympathische Worte, denen die Dänen aber auch Taten folgen ließen. So unbekannt BAEST bisher auf dem Todesblei-Radar waren, so nachhaltig der Eindruck, den sie heute hinterließen. Zwischen klassischem HM2-Sound und abgrundtiefem Brutal Death standen da vier Jungs auf der Bühne, die einfach nur saumäßigen Spaß an der Sache hatten. Und gemessen an den Grimassen, die sie beim Malträtieren ihrer Instrumente beziehungsweise Stimmbänder zogen, leben, atmen und scheißen sie Death Metal. Insbesondere Johnny-Depp-Verschnitt Olsen, übrigens mit einer satten und tiefen Growl-Stimme ausgestattet, entpuppte sich als wahrer Entertainer und trotze dem Publikum nicht nur den wohl schnellsten Circle Pit des Tages nach nicht mal 30 Sekunden sondern auch eine Mini-Wall-Of-Death bei „Marie (Magdalene)“ ab. BAEST haben nicht weniger als richtig abgeräumt.

19.30 Comeback Kid

COMEBACK KID können es laut eigener Aussage immer noch nicht so ganz fassen, dass sie mittlerweile eine feste Konstante in der europäischen Metal-Festival-Landschaft darstellen. Für Schmunzeln sorgte die Ankündigung der kanadischen Hardcore-Punker, dass man nach Abschluss des diesjährigen T-Stage-Sets daher auch sofort zur Hauptbühne rennen wolle, um das restliche Set der dort aufspielenden BEHEMOTH zu verfolgen. Bis es soweit war, verwöhnte die Truppe die hochmotivierte Crowd vor der T-Stage aber eine knappe Stunde lang nach allen Regeln der Kunst. Vom Opener „GM, Vincent & I“ bis zum epischen Rausschmeißer „Wake The Dead“ tobte ein ansehnlicher Circle Pit, den Sänger Andrew Neufeld nach eigenem Bekunden auch jederzeit den Singalongs vorziehen würde. Zwischendurch holten die aufgedrehten Kanadier noch das Geburtstagskind Konan Hall von den befreundeten UK-Punkern von MALEVOLENCE auf die Bühne, um ihn vom Publikum feiern zu lassen. Ein spaßiger und enorm sportlicher Auftritt von COMEBACK KID. Fun-Fact: die vereinzelt gesichteten rosa Shirts der Band waren kein versehentlicher „Waschunfall“, die konnte man so am Merchstand kaufen!

20.10 Behemoth

Frenetischer Jubel erhob sich sobald das episch-düstere BEHEMOTH-Intro über das Infield schallte. Mit erhobenen Fackeln kam Fronter und Mastermind Nergal wenig später auf die Bühne. Die Freude, die das beim Publikum auslöste, stand im krassen Gegensatz zu dem martialischen Bild, das er auf diese Weise darbot. Mit „Ov Fire And The Void“ legten die Polen dann mit einer brachialen Gewalt los, die selbst in der Metalszene ihresgleichen sucht. Hoch professionell und zweifelsohne bis ins kleinste Detail durchgeplant, wirken ihre Auftritte doch trotzdem roh und immer wieder aufs Neue Respekt einflößend. Das SUMMER BREEZE-Publikum war von der ersten Sekunde an dabei und agierte mit seinen erhobenen Fäusten und Stimmen wie eine Einheit. Nicht nur musikalisch heizten BEHEMOTH allen Beteiligten ordentlich ein. Auch mit Pyros geizte die Band bei diesem Auftritt nicht. Neben Feuersäulen und Feuerbällen an der Bühnenkante gab es auch schiere Wände aus Flammen im hinteren Teil der Bühne. Zudem standen später, bei „O Father O Satan O Sun!“ auch die Mikroständer in Flammen. In das Flammenmeer hinein zog es immer wieder zahlreiche Crowdsurfer, die dafür sorgten, dass die Grabenschlampen ordentlich zu tun hatten. Ein Mädchen kam sogar derart oft angesurft, dass sie schnell zu einem bekannten Gesicht im kompletten Grabenschlampen-Team wurde. Mit „God = Dog“ und „Wolves Ov Siberia” spielten BEHEMOTH gleich zwei Stücke von ihrem neuen Album „I Loved You At Your Darkest“, das erst im Oktober veröffentlicht wird. Mit der bereits veröffentlichten Single „God = Dog“ hatten viele sicherlich schon gerechnet, doch das zweite Stück war eine echte Überraschung. Die zweite Hälfte des Sets gehörte allerdings den altbekannten Klassikern. „Blow Your Trumpets Gabriel“ sorgte schon beim ersten Takt für begeistertes Geschrei. Das Opus „O Father O Satan O Sun!“ wartete ganz zum Schluss noch mal mit allem auf, was man von einem BEHEMOTH-Auftritt erwartet. Geballer, ein fettes Solo, Kunstblut, gehörnte Masken, Feuer ohne Ende – dieses Finale war mal wieder äußerst fulminant.

 

20.30 Pallbearer

Während BEHEMOTH auf der Hauptbühne zur satanischen Knüppelmesse riefen, bewiesen PALLBEARER auf der Camel Stage eindrucksvoll, dass Härte sich nicht ausschließlich über gutturalen Gesang und Blastbeats definiert. Vor einer überschaubaren Ansammlung von Doom-Freunden walzten die US-Amerikaner in 45 Minuten zwar bloß fünf überlange Song-Monolithen ins Infield, die jedoch ein jeder deutlich in der Magengrube spüren konnte. Über dem äußerst basslastigen Sound thronte als Kontrast die fast schon fragil wirkende Stimme von Sänger Brett Campbell, immer wieder unterstützt von seinen Kollegen an der zweiten Gitarre und dem Bass. Im Publikum entzündete sich alsbald die eine oder andere Sportzigarette, so mancher Stoner schwelgte unter dem schattigen Dach der Camel Stage in knarzenden Basstiefen. Zwischen erwähnter Black Metal-Raserei und der parallel ihrem Ende entgegengehenden Power-Show von COMEBACK KID auf der T-Stage sorgten PALLBEARER insgesamt trotz eines suboptimalen Slots für ein sehr atmosphärisches Kontrastprogramm.

21.15 Eskimo Callboy

Der Begriff „Partyabriss“ wird ja mittlerweile recht inflationär verwendet, aber beim Konzert von ESKIMO CALLBOY traf er von der ersten Sekunde an mitten ins Schwarze. Als beim Opener „The Scene“ die Konfettikanonen gezündet wurden, waren schon die ersten Crowdsurfer auf dem Weg in Richtung Bühne. Der mechanisch harte und hochmelodische Trancecore der Band aus Castrop-Rauxel traf auf jeden Fall den Nerv des Publikums. Das war gemischt und überwiegend so jung, dass die Songs, die bereits beim ersten Auftritt der Band auf dem SUMMER BREEZE gespielt wurden, bei ihnen mittlerweile als „Old School“ durchgingen. Die Rede ist von laaangen vier Jahren. Die beiden Sänger Sebastian „Sushi“ Biesler und Kevin Ratajczak hatten aber bei aller Nostalgie auch das Hier und Jetzt im Blick: „Wir haben gelernt, dass je mehr Staub sich hier entwickelt, desto geiler die Party ist!“ Und so wehte stets eine nicht geringe Staubwolke durch die tanzenden, hüpfenden und jubelnden Reihen – die Menge war somit ähnlich agil, wie die beiden in knallenge Stretchjeans gezwängten Sänger, deren sorgsam frisierten Haare auch bei Höchstgeschwindigkeit nicht litten. Auch Drummer und Beau David Friedrich – neulich noch Absolvent der Trash-TV-Formate „Die Bachelorette“ und „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ wurde zentral in die Show und das aufwendig beleuchtete Backdrop einbezogen – die Jungs wissen halt, was bei den weiblichen Fans zieht. Pünktlich zum Track „Pitch Blease“ wurde sogar ein Circle Pit initiiert. Auch wenn sich im Verlauf des einstündigen Sets die hinteren Reihen etwas lichteten – sei es wegen akuter Erschöpfung oder Staublunge – so hatten doch alle Anwesenden großen Spaß mit einer perfekten und intensiven Show.

22.00 Powerwolf

Wenn POWERWOLF zur heiligen Heavy Metal-Messe rufen, eilt stets gefühlt das gesamte SUMMER BREEZE herbei, um den Hohepriestern der härteren Klänge zu lauschen. So dürfte es wenig überraschend sein, dass schon lange vor Konzertbeginn beinahe das komplette Gelände vor der Main Stage rappelvoll ist. Das saarländische Wolfsrudel hat über die Jahre eine unglaublich treue Anhängerschaft gesammelt und beweist mit dem Opener „Blessed & Possessed“ direkt, warum das Quintett zu den gefragtesten Live-Bands der Metalszene gehört. Musikalisch punkten die fünf Saarländer natürlich mit ihrem melodisch-eingängigen Power Metal-Sound, dem schon unfassbar viele ohrwurmlastige Hits entsprungen sind. Als dementsprechend textsicher erweist sich dann schließlich auch das Publikum, das sich sowohl über gestandene Klassiker wie „All We Need Is Blood“ als auch über brandneue Songs wie „Demons Are A Girl’s Best Friend“ freuen darf. Dirigiert und vor allem animiert wird die Menge wie gewohnt von einem bestens gelaunten Attila Dorn. Für nahezu jedes Lied hat sich der sympathische Frontmann einen neuen Scherz überlegt und fordert die euphorischen Fans immer wieder zum Mitmachen auf. So wird beim folkigen „Incense & Iron“ ausgelassen getanzt, beim schnellen „Armata Strigoi“ auf den Punkt genau mitgeklatscht und beim mitreißenden „All We Need Is Blood“ dem gewaltigen „Huh!“-Jubel der Isländischen Fußballnationalmannschaft mit lauten „Blut“-Rufen Tribut gezollt. Und wenn Attila einmal zu sehr mit Singen beschäftigt ist, eilt ihm stets Keyboarder Falk Maria Schlegel zu Hilfe, um die Stimmung weiter anzuheizen. Mit Feuereifer spielen sich POWERWOLF durch ihre, mit absoluten Hits gespickte, Setlist und überzeugen nicht nur musikalisch, sondern auch visuell. Neben dem opulenten, detailverliebten Bühnenbild punkten die Wölfe vor allem mit ihrer Vorliebe für Pyroeffekte. Bei „Fire & Forgive“ präsentiert Attila den begeisterten Zuschauern die bandeigenen Flammenwerfer, während sich im Hintergrund gleißende Feuersäulen in den dunklen Nachthimmel bohren. Mit „Lupus Dei“ liefern die Power Metal-Meister dann ein unvergessliches Finale. In einer letzten Ansprache an sein Rudel segnet Atilla alle Anwesenden, bedankt sich für die fantastische Unterstützung an diesem Abend und fordert zum Abschluss noch einen Circle Pit. Dass die POWERWOLF-Jünger auch dieser Forderung prompt nachkommen, versteht sich von selbst. Gemeinsam mit fast 40 000 Fans hat das Wolfsrudel eine Wahnsinnsshow hingelegt, die so schnell keiner toppen wird.

22.15 Celeste

Dass um 22.15 Uhr die Lichter auf der Camel Stage komplett ausgingen, hatte einen guten Grund und der hieß: CELESTE. Wer die Franzosen schon mal bei einer ihrer seltenen Shows in Deutschland erleben durfte, der weiß, dass das Quartett auf maximale Atmosphäre mit minimalsten Mitteln setzt. In fast kompletter Dunkelheit brauchte es nicht mehr als ein bisschen Nebel und vier rote Stirnlampen, die wie brennende Zyklopen-Augen die Nacht durchstachen und die Aufmerksamkeit auf das musikalische Äquivalent eines Malstroms aus Lava lenkten. So wirkte die Mischung aus Sludge, Doom, Black Metal und Hardcore noch bedrohlicher und vereinnahmender, was das Publikum entsprechend quittierte. Statt in wildes Moshen zu verfallen, wurde eher bedächtig gelauscht und die vereinnahmende Stimmung aufgesaugt. Mit brachialem Sound, der sowohl bei langsam mahlender Monotonie als auch Double-Bass-Teppichen richtig drückte, konzentrierten sich CELESTE vor allem auf ihr aktuelles Album „Infidèle(s)“, bedachten aber auch alle anderen Alben außer „Nihiliste(s)“ mit einem Song. Starker Auftritt, den man so schnell wohl leider nicht mehr auf dem SUMMER BREEZE erleben wird.

23.00 Cannibal Corpse

Es wurde brutal auf der T-Stage, als CANNIBAL CORPSE diese enterten und nach bester Art des Hauses sogleich mit der Zerlegung derselben begannen. Heftig krachte der Brutal Death Metal der legendären Band aus Florida in die Menge. Das Pubikum sammelte sich in enormer Anzahl vor der Bühne und versuchte vor allem eines: mit ihrem Headbanging mit George „Corpsegrinder“ Fisher mithalten – eine monumental schwierige Aufgabe, aber der Versuch zählt. Doch wie üblich konnte kaum jemand dem Mann mit dem Monsternacken das Wasser reichen, wenn es um das rhythmische Kopfschütteln und -drehen ging. Und ebenfalls wie gewohnt kommentierte Fisher dies vor bzw. während „I Cum Blood“ mit „Try to keep up“ und schließlich „I win“. Aber wer sollte dem Überschallpropeller des fast schon als Alleinunterhalter agierenden Muskelberges auch nur annähernd das Wasser reichen können? Im Grunde hätte man die Musik abstellen und einfach nur Fisher beobachten können, während dieser seine ikonische Matte kreisen ließ oder eben durch den Haarvorhang hindurch grunzte. Das wäre einerseits unterhaltsam genug gewesen, wäre andererseits Fishers Mitstreitern gegenüber jedoch etwas unfair gewesen, denn die lieferten erwartungsgemäß ebenfalls eine technisch hochwertige Show ab. Es gab vor allem eines: auf die Fresse. Und das richtig. Und so wie sich die Trackliste ihres Sets liest, konnte man das auch ungehört glauben. Neben besagtem Klassiker „I Cum Blood“ und dem obligatorischen Rausschmeißer „Hammer Smashed Face“ ballerten sich CANNIBAL CORPSE quer durch ihren Backkatalog, förderten das Nackenmuskel-Aufbautraining der Zuschauer und ließen sich während der fast schon zum Running-Gag gewordenen Ansagen von Fisher immer wieder gebührend feiern.

23.45 Suicidal Tendencies

Drei Dinge waren es, die vom SUICIDAL TENDENCIES-Gig besonders im Gedächtnis geblieben sind: Dass Sänger Mike Muir ständig unter Strom stand und ununterbrochen von links nach rechts über die Bühne tigerte, gehört ja eigentlich zum guten Ton eines jeden ST-Gigs. Ebenso dass seine Mitstreiter an den Instrumenten ihren Aktionsradius an die Laufwege des mittlerweile 55-jährigen Cyco Miko anpassen mussten. Dass die längeren Ansagen des Frontmanns an den inneren Schweinehund jedes Einzelnen appellierten, an das Leben an sich und Freiheit („Freedumb“) – das kennen wir. Dass sich das Publikum nicht nur beim Opener „You Can’t Bring Me Down“ textsicher zeigte und die wichtigen Textpassagen alleine grölen konnte – ein alter Hut. Und dass die Crowd zu Songs wie „I Shot Reagan“, „War Inside My Head“ und „Possessed To Skate“ abmoshte und einen großen Circle Pit initiierte – das ist bei SUICIDAL nichts Neues. So war es denn ein kurzer Moment der Unsicherheit bei Drummer-Gott Dave Lombardo, welchen Rhythmus er jetzt eigentlich spielen musste, der auffiel. Außerdem dass Bassist Ra Diaz bei seinem Basssolo in „Send Me Your Money“ so austickte, dass er ins Drumset von Lombardo krachte (das der, ganz Profi, ohne seine Miene zu verziehen wieder richtete). Und dann war es Cyco Mikos großzügige Einladung an die Fans, beim abschließenden „Pledge Your Allegiance“ doch auf die Bühne zu kommen: Das gab es nicht zuletzt beim letzten Auftritt der Band auf dem SUMMER BREEZE schon mal, war aber wieder grandios – so ging der Gig als große Party für Band und Fans zu Ende.

00.00 Ereb Altor

Für Fans von Viking/Epic Metal im Allgemeinen und Bathory im Besonderen gab es dieses Jahr bislang noch nicht allzuviel zu holen. Dem schufen EREB ALTOR mit ihrer zweiten Show auf dem SUMMER BREEZE Abhilfe. Wie schon vor vier Jahren spielten die Schweden des Nachts auf der Camel Stage, allerdings mit zwei entscheidenden Unterschieden: zum Einen boten die Vier erfrischender Weise eine zu damals bis auf „Myrding“ komplett andere Setlist, zum Anderen kamen die Fans heute in den Genuss des besten Sounds des Tages auf der drittkleinsten Bühne. Optimale Voraussetzungen also, den epischen, mit Dramatik gesättigten Hymnen zu lauschen, Quorthon zu huldigen und die Trinkhörner reihenweise in die Höhe zu recken. Sowohl die erhabenen, häufig von mehrstimmigem Gesang getragenen Momente als auch rasende Black Metal-Ausbrüche oder sauber perlende Leads und Soli vertonten EREB ALTOR mit Inbrunst. Der klar erzählerische Sagen-Charakter der Songs lud dabei eher zum Schwelgen denn Abgehen ein, was dem vom heißen Tag sichtbar gezeichneten Publikum aber auch deutlich entgegenkam. EREB ALTOR sahnten zu Recht reihenweise ausgestreckte Hörner ab.

00.45 Marduk

Ein tiefes sonores Brummen aus industriell maschinellen Klängen erfüllte die kühle Nachtluft. Eine Gestalt nach der anderen wurde vom dicken Nebel verschluckt und vor der Stage warteten die eingefleischten Black Metal-Fans schon ungeduldig. Hin und wieder reflektierte ein Corpse Paint in der Menge das Bühnenlicht. MARDUK testeten kurz an und stoppten dann abrupt – eine der sehr rar gesäten knappen und zugegebenermaßen unterkühlt und reserviert wirkenden Ansagen folgte. Dann fegten Sänger Daniel Rostén alias Mortuus neben seiner Gefolgschaft zu Stuka-Motoren und heulenden Sirenen über die Bühne. Mit verhältnismäßig leisen Vocals und einem Trommelfeuer aus wummerndem Doublebass peitschten die Schweden durch die Nacht und schufen zwischen den ersten Titeln immer wieder eine unheimliche düstere Atmosphäre – der Krieg schien in Reichweite zu sein. Vereinzelt sah man leicht irritierte Gesichter im Publikum, die aber alsbald verschwanden. Vorsichtiges Kopfnicken artete schnell in wildes Headbangen aus. In den Spielpausen war der Bass so drückend, dass das Atmen tatsächlich zur Herausforderung wurde. Rein optisch gaben sich MARDUK ähnlich wie ihre Black Metal Kollegen von Watain. Mit brachial anmutenden Springerstiefeln und in modriger Lederkluft ohne viel Schnickschnack hätten sie ebenso gut aus einer alten Gruft steigen können. Mortuus ließ sich nach einer halben Stunde zu einer weiteren kurzen Ansage in Richtung des Publiums hinreißen, bevor er mit rausgepresstem gutturalen Rotzgesang über ein von gewaltigen Drumsounds dominiertes Schlachtfeld fegte, das auch in den recht langen Pausen noch bedrohlich glühte. Nach einer Stunde Sperrfeuer verließen MARDUK ein regelrechtes Trümmerfeld – ein letzter grimmiger Blick galt der versammelten Crowd, die von Nackenschmerzen gebeutelt dennoch glücklich dreinschaute.

01.00 Die Apokalyptischen Reiter

DIE APOKALYPTISCHEN REITER luden auf der Main Stage zum letzten Ritt des Tages. Und wer die Thüringer kennt, der wusste auch, was ihn erwarten würde: Gleichermaßen exquisite wie pathosschwangere Dichtkunst, gehüllt in hart bratende Riffattacken und eine energiegeladene Bühnenshow. Dabei bestand die erste Hälfte des Sets nach dem vielsagenden Opener „Wir sind zurück“ vornehmlich aus alten Bandklassikern. Der Refrain des hymnischen „Der Adler“ wurde aus vielen Kehlen begeistert mitgesungen, während beim darauffolgenden „Seemann“ große, schwarze Bälle ins Publikum entlassen wurde. Solcherart angestachelt wurde natürlich auch das längst als fester Bestandteil eines Reiter-Sets etablierte Schlauchboot-Wettrennen dankbar angenommen und die absolute „Reitermania“ ausgerufen. In der zweiten Hälfte des Sets wurde dann mit Stücken vom jüngsten Studioalbum vor allem der Status Quo der Band unterstrichen. Moderner, harscher und weniger verträumt wirkten die „neuen“ Reiter beim Titeltrack „Der Rote Reiter“, „Hört mich an“ oder „Herz in Flammen“. Doch egal, wie es um die weitere Entwicklung der Band bestellt sein durfte, mit Sicherheit würde dies nicht der letzte Auftritt der bereits irgendwie zum festen Festival-Inventar gehörenden APOKALYPTISCHEN REITER auf dem UMMER BREEZE gewesen sein.

01.45 Wheel

Die finnischen Progressive-Metaller WHEEL haben sich zwar erst 2015 gegründet, sind damit noch relativ neu im Geschäft, konnten aber auf der Camel Stage direkt mühelos von ihren Fähigkeiten überzeugen. Im Publikum mögen sich um die späte Uhrzeit vielleicht 150 Zuschauer eingefunden haben; der Vierer aus Finnland hatte die Anwesenden mit seinem hypnotischen Zusammenspiel aus vertrackten Drumpatterns und Basslinien aber schnell am Wickel. Unterstützt wurde die Wirkung der Tracks, die bisweilen an Tool erinnerten, durch eine effektive Lichtshow mit weißem und blauem Licht. Trotz aller Ecken und Kanten trugen die Musiker ihre lediglich vier Songs so präzise und überzeugend vor, dass nicht wenige in der Menge mit voller Inbrunst mittanzten. Somit war es keine Frage, dass sich WHEEL heute neue Fans erspielt haben. Und in Zukunft dürfte man die Finnen eher auf größeren Bühnen sehen.

02.15 Heilung

Das Publikum sammelte sich bereits zeitig vor der T-Stage, um dem Auftritt von HEILUNG beizuwohnen. Verspätet betreten eine Reihe schamanisch anmutender Gestalten zusammen mit mehreren Crew-Mitgliedern zu nachtschlafender Zeit die T-Stage, sammelten sich im Kreis, um sich selbst auf ihren unmittelbar anstehenden Auftritt einzuschwören – der Anwesenheit des Publikums scheinbar vollkommen unbewusst. Eine Schande, denn vor der T-Stage war die Hölle los, besonders wenn man die späte Uhrzeit bedachte. Doch der Grund für den Andrang offenbarte sich, sobald das deutsch-dänische Neofolk-Ensemble HEILUNG begann, seine vor allem auf druckvolle Perkussion basierende Klangkunst bestimmt in Richtung Infield zu richten. Atmosphärische Lichtspiele, durch welche die Musiker gelegentlich nur wie Silhouetten in Erscheinung traten, untermalten den tribalen, irgendwie seltsam urzeitlich anmutenden Experimental Folk-Sound, der vor allem auf Stimmung und Theatralik setzte. In Ermangelung von Ansagen gestaltete sich der Auftritt von HEILUNG als höchst intensiv. Für „Alfadhirhaiti“ betraten eine Reihe Hopliten die Bühne, um mit ihrem Gesang noch einmal auszuhelfen. Diese warfen sich schließlich in die Menge, um diese noch zusätzlich anzuheizen. Ein einzigartiges Live-Erlebnis, wer das verpasst hat, ärgert sich zu Recht!