15.08.2023 - Der Tagesbericht

Alle Jahre wieder treffen sich besonders ungeduldige Metaller*innen, Einhörner, Halbnackte, Kuttenträger*innen und bierbäuchige Bademantelfetischisten schon am Dienstag zur Warm-up-Sause des SUMMER BREEZE. Diesmal war die Motivation besonders hoch – und genau das sah, hörte, roch und fühlte man auf dem Campingground und an der Ficken Party Stage. Großartig! So entwickelte sich in den Umbaupausen zwischen den Bands flott eine amtliche Outdoor-Metaldisco, bei der die Hits nur so aus den Boxen knallten. METALLICA animierten mit „Master of Puppets“ zu flinken Luftgitarrenfingern, OFFSPRING und PANTERA weckten bei einigen Erinnerungen an erlebte 90er-Gigs, VOLBEAT würzten die Stimmung mit mehr als nur einer Prise Rock’n’Roll, von AMON AMARTH gab es – na, ratet mal: döp de döp döp döp – und wenn SYSTEM OF A DOWN nicht aus der Konserve dröhnen, ist eh irgendwas schiefgelaufen. Als sich „Ace of Spades“ und ein Song von TWISTED SISTER mit dem Soundcheck vermischten, entstanden interessante Remixe. LIQUIDO beendeten die Party, bevor es live weiterging. Lustig: Die zwei knochig maskierten Gestalten in Mönchskutten, die FINAL BREATH mitgebracht haben, standen schon seit einigen Minuten so statuenhaft wie die King’s Guard auf der Bühne.

DESPISE (17:00 Uhr, FPS)

Bei strahlendem Sonnenschein und auf deutlich vergrößerter Fläche vor der Bühne freute sich um 17 Uhr schon eine beachtliche Schar auf den offiziellen musikalischen Auftakt des SUMMER BREEZE 2023. Die Aalener Institution DESPISE gab sich die Ehre und manch einer hatte ein kleines Déjà-vu zum Vorjahr, denn mit Klaus Wieland und Martin Beuther standen da zwei Musiker auf der Bühne, die auch bei VODOO KISS aktiv sind. Sänger Tobi gab den Anheizer und powerte in bester Lemmy-Manier durch die halbe Stunde ihres Auftritts. Beim abschließenden „I Wanna Be Your Man“ gabs dann sogar erste Crowdsurfer! Und weil man ja nie ausgelernt und/oder alles gesehen hat: „Wenn Du in den Moshpit gehst, vergiss den ausgestopften Dachs nicht!“.

THORMESIS (18:10 Uhr, FPS)

Nach 40 Minuten Umbaupause prangte im Bühnenhintergrund unübersehbar das Backdrop der Rothenburger Band Thormesis. Die hatten eine ähnlich „weite“ Anreise wie ihre Vorgänger, gingen musikalisch aber um ein paar Schippen härter und düsterer ans Werk. Allesamt in schwarz gekleidet freuten sie sich über die enorm angewachsene Meute vor der Bühne und blasteten nach kurzem Intro mit ihrem melodischen Black Metal samt imposanten Nebelfontänen los. Trotzdem zwei Gitarristen an Bord waren wurde keine Zeit mit Sologegniedel verschwendet, stattdessen gabs zum genretypischen Gekeife ab und an auch melodische Vocals zu hören, was ebenso wie die Keyboardpassagen vom Band für angenehme Abwechslung sorgte. Das Publikum fraß den Franken vom Start weg aus der Hand und direkt beim Opener wurde sogar ein Rollstuhlfahrer auf den tobenden Massen gesichtet!

SKELETON PIT (19:35 Uhr, FPS)

Als SKELETON PIT mit „Skull Splitting Attack“ ihr Set eröffneten, war an den zahlreich vertretenen Bandshirts schon deutlich ablesbar, dass es sich für das Trio aus dem nahegelegenen Aalen um ein echtes Heimspiel handelte. Folgerichtig startete die Show direkt mit einem fetten Circle Pit, der über die gesamte Show hinweg am Laufen gehalten wurde. Dies war freilich nur möglich, da die Musiker auf der Bühne den Energielevel konstant extrem hoch hielten und jeden Moment ihrer 45-minütigen Spielzeit voll auskosteten. Eine kurze Verschnaufpause gabs nur, als SKELETON PIT einen langjährigen Fan auf der Bühne willkommen hießen, damit dieser seiner Herzdame einen Heiratsantrag machen konnte – die natürlich ja sagte! Wer nach dieser Einlage aber auf ein romantisches Verlobungslied spekulierte, wurde aufs angenehmste enttäuscht. SKELETON PIT machten genau da weiter, wo sie zuvor unterbrochen hatten. Mit ihrer neuen Single „Phantom Fire“ hatten sie dabei noch einen besonders starken Pfeil im Köcher, der große Hoffnungen auf ihr drittes Studioalbum weckte. Und während wenig später die Sonne hinter dem Horizont versank, neigte sich der Gig auch schon seinem Ende zu, das in Gestalt von „Tits To Die For“ die Partytauglichkeit dieser großartigen Old-School-Thrash-Metal-Truppe aufs Deutlichste unterstrich.

REVEL IN FLESH (21:00 Uhr, FPS)

Das SUMMER BREEZE 2023 lief vom Fleck weg so gut wie die Zapfhähne an den Bierständen! Waren jemals so viele Menschen bereits am Frühanreise-Tag da? Für die Dienstag-Bands war es fantastisch: Weil nur die Fickenstage bespielt wurde und etliche ihren musikalischen Heißhunger stillen wollten, blickten REVEL IN FLESH in eine beachtliche Zuschauermenge. Das inspirierte so sehr, dass sie fünf Minuten früher starteten. Sofort tanzten die Leute zu gutem Sound und Blastparts. Für Death-Metal-Maniacs war der Gig ein erstes echtes Highlight. Schön, dass die Funken auf die Bühne übersprangen, denn REVEL IN FLESH zockten ein heftiges Brett, in dem auch ein brandneuer Song-Nagel steckte: „The Flesh Priest“ kündigten die Baden-Württemberger als Tribute an den britischen Heavy Metal an. Ein anderes Lied bezeichneten sie im positiven Sinne treffend als „brutales Scheißstück“. „Bock auf Motörhead?“ leitete „Rock Out” ein – und einen bockstarken Auftritt aus.

FINAL BREATH (22:45 Uhr, FPS)

Die Stimmung war okkult: Kunstnebel, rotes Licht, zwei Kapuzenskelette links und rechts des Drumkits, eine bedrohliche Ruhe vor dem Sturm. Dann änderte sich die Atmosphäre schlagartig, denn FINAL BREATH ballerten uns begrüßungsfrei ihren todeslastigen Thrash um die Ohren – auch optisch ein cooler Kontrast, denn die mysteriös Vermummten blieben das gesamte Set über stehen. Nach kurzen Mikroproblemen ertönte auch die Stimme von Sänger Patrick Gajda. Ansonsten war der Sound im besten Sinne brachial, laut und druckvoll. Geile Mischung: Schneidende Riffs trafen auf eine klassische Leadgitarre und fetten Death-Metal-Sound. Da klappen nicht nur Kinnladen herunter, sondern auch die Animationsversuche des Fronters, der das Geschehen als „unfasslich“ beschreibt. Auf die Bitte, einen Circlepit zu starten, explodierten prompt gleich mehrere: ein großer mittig und hier und da ein paar kleine. Ganz ehrlich: Das war nicht nur ein Tageshighlight!